Der DLF hat mit Dr. Alexander Fink über das Verhältnis Glaube und Wissenschaft gesprochen und dabei werden auch der christliche Glaube und insbesondere die Auferstehung thematisiert.
Blaise Pascal über die die These, die ersten Jünger hätten die Auferstehung ihres Herrn nur erfunden, um sich selbst und ihrer christlichen Mission eine Legitimation zu geben (Gedanken, 2016, Fragment 344, S. 194):
Die Annahme schurkischer Apostel ist reichlich absurd. Man denke das zu Ende, man stelle sich diese zwölf Männer vor, wie sie sich nach dem Tode Jesu Christi versammeln und sich verschwören zu behaupten, er sei auferstanden! Sie fechten damit alle Gewalten an. Das Herz der Menschen hat einen seltsamen Hang zur Leichtigkeit, zur Veränderung, zu Versprechen, zu Gütern. Wenn auch nur einer von ihnen all dieser Verlockungen wegen widerrufen hätte, und mehr noch, der Gefängnisse, der Qualen und des Todes wegen, wären sie verloren gewesen.
Am 12. Oktober 1964 ereignete sich in Sittensen bei Hamburg eine bemerkenswerte Disputation über das richtige Verständnis der Auferstehung Jesu Christi von den Toten. Mehr als 2000 Zuhörer, unter ihnen Lehrer, Pfarrer, Ärzte, Bischöfe und Studenten, verfolgten den ganzen Tag lang in der Kirche das Streitgespräch zwischen zwei renommierten Theologen und die sich anschließende Plenumsdiskussion.
Der Neutestamentler Ernst Fuchs (1903–1983) vertrat die sogenannte „hermeneutische Theologie“ des 20. Jahrhunderts. In Marburg hatte er Vorlesungen von Martin Heidegger und Rudolf Bultmann gehört und wurde schließlich mit einer von Bultmann begleiteten Dissertation über Das Verhältnis des Glaubens zur Tat im Hermasbuch von der Theologischen Fakultät 1929 promoviert. (Über die Hintergründe informiert detailliert: Konrad Hammann, Rudolf Bultmann: Eine Biographie, 2012, S. 232–233. Bultmann hielt Fuchs für sehr begabt, beklagte sich aber darüber, dass er sich sprachlich und stilistisch zu sehr von der existentialanalytischen Begrifflichkeit Heideggers abhängig gemacht habe.) Fuchs plädierte für eine existenzialistische Interpretation des Auferstehungsgeschehens.
Der Systematiker Walter Künneth (1901–1997) verteidigte in der Diskussion um das Entmythologisierungsprogramm Bultmanns eine wortlautorientierte Bibelauslegung und hielt mit Nachdruck an einer leibhaftigen Auferstehung Jesu fest. Künneth vertrat in der Debatte die Anliegen einer „bekenntnisorientierte Theologie“ (Künneth war 1966 neben Peter Beyerhaus, Paul Deitenbeck, Rudolf Bäumer, Gerhard Bergmann und Wilhelm Busch Mitbegründer der Bekenntnisbewegung „Kein anderes Evangelium“).
Die Debatte wurde damals als Tonbandaufzeichnung mitgeschnitten. Der Mittschnitt ist Grundlage für die im Jahr 1973 erschienene Dokumentation Die Auferstehung Jesu Christi von den Toten (Dokumentation eines Streitgesprächs. Nach einer Tonbandaufzeichnung hrsg. von Christian Möller, 1973). Im Vorwort dieser Dokumentation schrieb der Herausgeber Christian Möller Folgendes:
So genau und umfassend die Disputation von Sittensen auch dokumentiert sein mag, so wenig darf doch verschwiegen werden, wieviel Unmittelbarkeit, Bewegung und Farbigkeit gerade diesem Streitgespräch durch die Übertragung aus der Mündlichkeit in die Schriftlichkeit verloren gegangen ist. Das gilt zuerst für die Argumentation von Ernst Fuchs, die ganz auf Mündlichkeit, auf die konkrete Situation, auf das Gegenüber und auf die Gegenwart der Teilnehmer bezogen ist. Das gilt aber auch für das Engagement von Walter Künneth und das lebendige Mitgehen der Zuhörer während des ganzen Tages. Immerhin hat die Tonbandniederschrift einige besonders auffällige Reaktionen der Zuhörer mit knappen Angaben wie etwa „Lachen in der Gemeinde“ oder „Zischen in der Gemeinde“ wiederzugeben versucht … Eine Bewegung der Teilnehmer ist in der Disputation von Sittensen besonders an den Stellen zu bemerken, an denen die Frage nach der Auferstehung Jesu Christi nicht nur im Horizont richtiger Formeln, sondern im Blick auf lebendige Erfahrung und konkrete Wahrheit vorangetrieben wird. Da entdeckt der Zuhörer, daß er mit seiner eigenen Erfahrung in die Frage nach der Auferstehung Jesu Christi einbezogen wird und von der Wahrheit der Auferstehung selbst betroffen ist. (S. 6)
Die Tonbandaufzeichnungen gelangten über Johann Martens aus Sittensen an Pastor Peter Heinrich. Dieser hat die Aufnahmen digitalisiert und tontechnisch so bearbeitet, dass sie angenehm hörbar sind.
Ich habe bei Peter Heinrich angefragt, ob er einer Veröffentlichung der Aufnahmen im Internet zustimmen kann. Erfreulicherweise hat er dies bejaht, insofern keine Rechte anderer verletzt werden. Johann Martens konnte ich nicht mehr fragen, da er am 10. März 2019 heimgegangen ist. Andreas Späth, der den Nachlass von Walter Künneth verwaltet, hat einer Veröffentlichung zugestimmt. Sollte trotz bestmöglicher Prüfung dennoch Rechte anderer verletzt werden, bitte ich darum, sich mit mir in Verbindung zu setzen, um eine Lösung zu finden.
Ich glaube, diese Disputation sollte als theologiegeschichtliches Ereignis interessierten Laien und Theologen zugänglich gemacht werden. Die Aufnahmen nehmen den Hörer mit hinein in die damals leidenschaftlich geführte Auseinandersetzung um die Entmythologisierung der biblischen Botschaft. Ich danke allen, die das möglich gemacht haben, besonders Peter Heinrich für die aufwendige Bearbeitung.
Die vorgelegten Thesen
Die zur Disputation vorgelegten Thesen werden hier anhand der schriftlichen Dokumentation wiedergeben (S. 12–13):
Professor D. Dr. Walter Künneth
Die apostolische Botschaft bezeugt die „Auferstehung Jesu Christi von den Toten“ (1. Kor. 15, 3-7) als die Erscheinung der neuen pneumatisch-leibhaften Wirklichkeit des gekreuzigten und begrabenen Jesus von Nazareth (1. Kor. 15,8; 1. Kor. 9, 1; Gal. 1,16; 1. Kor. 15, 42–53), in welcher eine neue Schöpfungswelt ihren Anfang genommen hat (2. Kor. 5,17; Röm. 8,1; Gal. 6,15; 1. Petr. 1, 3).
Die Auferstehung Jesu Christi stellt das grundlegende Heilsereignis dar (1. Kor. 3,11; 1. Petr. 2,4.7–8; Röm. 9,33), so dass sowohl die christliche Verkündigung zentral durch dieses vorausgegebene Geschehen bestimmt wird (1. Kor. 15,2.14) als auch christlicher Glaube sich wesensmäßig als „Osterglaube“ versteht (1. Kor. 15,17; Röm. 10,9).
Die Auferstehung Jesu Christi ist Ermöglichungsgrund und Realgrund der christlichen Gemeinde und damit der einzelnen christlichen Existenz als einer Gemeinschaft mit dem erhöhten lebendigen Herrn (Gal. 2,22; Phil. 1,21; 3,20; Kol. 3,1-3), die konsekutiv sich in „Glaube, Liebe, Hoffnung“ (1. Kor. 13,13) manifestiert.
Professor Dr. Ernst Fuchs
Die paulinischen Aussagen in 1. Kor. 15 sind die im Neuen Testament ältesten authentischen Aussagen über das Thema „Die Auferstehung Jesu Christi von den Toten“ und von Paulus selbst durch 1. Kor. 13 ausgelegt: Wer von Auferstehung spricht, der muß sich an die Einheit von Leben und Tod in der Liebe halten.
Die Einheit von Leben und Tod in der Liebe ist der Welt in der Liebe Jesu erschienen und wird vom Glauben an Jesus als Gottes Herrschaft erfahren und erwartet (Röm. 4,25).
Gottes Herrschaft bedient sich des Todes, der Leiden und der Schwachheit als ihrer Mittel und des Glaubens als Arznei und Teilgabe an einem Dasein vor Gott, in Gott und aus Gott (Röm. 8).
Leo Scheffczyks Bewertung des Disputs
Sowohl Fuchs als auch Künneth erhielten erwartungsgemäß während und nach dem Gespräch Zuspruch und Kritik. Ich schließe mich dem Urteil von Prof. Dr. Leo Scheffczyks an, der in der Münchner Theologische Zeitschrift sagte (Nr. 24/4 (1973), S. 372–374, hier S. 373):
Gegenüber den eindeutigen Aussagen Künneths muten die Ausführungen von E. Fuchs merkwürdig fließend und schwebend an. Die einleitenden Hinweiseauf die zwischen den theologischen Disziplinen obwaltenden Sprachschwierigkeiten, die Ablehnung der Rede von einer „apostolischen Botschaft“ (wo es sich beim ältesten Zeugnis angeblich nur um „paulinische Aussagen“ handele) und die Unzuständigkeitserklärungan die Adresse der Versammlung, die die Rede von der Auferstehung nicht erfassen könne, weil sie nicht in der Situation des Todes stehe: das alles ist mehr der fromme Ausdruck einer unbestimmten „Gläubigkeit“ als die denkerische Auslegung eines kernhaften „Glaubens“. So kommt es dann auch nicht zu einer genaueren Erklärungder vorangestellten These, sondernes wird nur wiederholt, daß die Rede von der Auferstehung die „Einheitvon Leben und Tod in der Liebe“ meine. Die Behauptung, daß das 15. Kapitel von 1 Kor nach dem Maßstab von 1 Kor 13 (das Hohelied der Liebe) erklärt werden müsse, kann auch exegetisch nicht anders denn als gewaltsam angesehen werden.
In der Diskussion stellte Künneth u.a. die Frage, ob das von Fuchs Gesagte nicht auch Goethe oder Jaspers hättensagen können. Auf diese mehr vorbereitende Frage gibt Fuchs genausowenig eine Antwort wie auf die zentralere,ob die Auferstehung als eigene Wirklichkeit dem Glauben und der Liebe vorausgehe oder ob sie eine Folgedes Glaubens sei. Fuchs hält die Feststellung einer solchen „Reihenfolge“ für „juristisch“, „philosophisch“ und dogmatisch. Er gibt zwar zu, daß er keine Schwierigkeit hätte, diese vorausgehende Wirklichkeit anzuerkennen. Aber als wirklich Glaubender könne er nicht nach ihr fragen, sondern eben nur in der „Selbstvergessenheit des Kindes“ glauben und lieben. Die Frage nach der dahinterliegenden Wirklichkeit ginge den Glauben nichts an, denn „was braucht der Glaube noch von Kreuzund Auferstehung zu reden“, wenn er ohnehin, „voll davon“ sei (95). Demgegenüber repliziert Künneth zu recht,daß das ganze Neue Testament geradeso rede, d.h. daß es den Glauben auf diese anderen Wirklichkeiten des Kreuzes und der Auferstehung gründe.
Die Audiodateien
Nachfolgend die Aufnahmen im mp3-Format:
Teil 1: Morgenandacht und Begrüßung durch Pastor Hartig. Eröffnung durch Landessuperintendent Hoyer. Prof. Dr. W. Künneth und Prof. D.E. Fuchs erläutern jeweils ihre Thesen:
Teil 2: Disputation Teil 1:
Teil 3: Disputation Teil 2 und Diskussion im Plenum:
Teil 4: Disputation im Plenum sowie Schlusswort von Prof. D.E. Fuchs:
Teil 5: Schlusswort von Prof. Dr. W. Künneth und Fazit durch Landesbischof D. Dr. H. Lilje:
Für Luther war der Glaube an die Auferstehung Jesu nicht einfach ein weiterer Artikel seines Bekenntnisses als christlicher Theologe. Die Auferstehung Jesu änderte alles für ihn. Sie war der Grund für seine Hoffnung und seinen Mut. Sie trieb ihn an, nicht aufzugeben und sich nicht zu fürchten. So formulierte er es selbst: „Wenn mein Erlöser lebt, dann habe ich Grund zu hoffen, dann habe ich Grund zu glauben, dann habe ich Grund zu jubeln, dann habe ich Grund alle Angst und Furcht hinter mir zu lassen.“
Die leibhaftige Auferstehung unseres Erlösers verändert alles. Das sehen wir auch in dem Bericht, den uns der Jünger Johannes von der Auferstehung Jesu gibt (Joh 20). Ich finde dieses Kapitel deshalb so spannend, weil es uns die Relevanz des Auferstehungsglaubens auf mindestens zwei Ebenen deutlich macht: für unser persönliches Leben und für die Heilsgeschichte.
Das Kreuz ist, wo Jesus wirkmächtig für unsere Erlösung starb. Das Begräbnis beweist, dass Jesus wirklich tot war – dass sein Tod ein echter Tod für uns war, statt nur ein Phantom oder eine Erscheinung. Und seine Auferstehung ist das endgültige Ausrufezeichen in der Geschichte. Die Auferstehung ist das, was der Evangelist Johannes als Jesu „Verherrlichung“ bezeichnet – sein erstaunlicher Sieg über den Tod, das größte aller Wunder, das absolut einzigartig ist in der Menschheitsgeschichte ist.
Manche Leser des TheoBlogs haben nie einen postmodernen Theologen im O-Ton gehört. Hier gibt es nun die Möglichkeit, diese Erfahrung nachzuholen. Der Fundamentaltheologe Magnus Striet (Universität Freiburg) hat im DLF-Gespräch mit Andreas Main die Ungewissheiten des christlichen Glaubens offengelegt. Das Zuhören ist kein Vergnügen, aber in mancherlei Hinsicht hilfreich. Es zeigt vor allem, dass die universitäre Theologie in Europa nicht tiefer sinken kann. Anti-Theologie. Wir sind im Tal angekommen, es kann – sollte sich noch etwas bewegen – nur bergauf gehen.
Ein Höhepunkt: Professor Striet erklärt uns – ganz vom Standpunkt des (post)modernen Menschen aus – wie Gott zu sein hat, damit wir es mit ihm aushalten können:
Ich empfehle an dieser Stelle tatsächlich theologische Aufräumarbeit. Nur ein Gott ist akzeptabel für den Menschen, der tatsächlich sich durch Großzügigkeit, Barmherzigkeit und einen Gerechtigkeitswillen auszeichnet. Das bedeutet aber, dieser Gott darf kein verurteilender Gott sein, sondern muss ein Gott sein, der in seiner Liebe dem Menschen so entgegenkommt, dass er tatsächlich zu seiner Geschichte stehen kann – damit meine ich jetzt die Täter der Geschichte.
Wer also mal wissen möchte, was viele Theologen „aus ihrer wissenschaftlichen Perspektive“ heraus so denken, sollte sich die Zeit zum Zuhören nehmen:
Kevin DeYoung und Greg Gilbert schreiben in ihrem Buch Was ist der Missions-Auftrag der Gemeinde Jesu? (3L Verlag, 2015, S. 72–73) zum Osterereignis:
Wenn man die Geschichte der Bibel von Anfang bis Ende verstehen will, sollte man eigentlich in der Mitte anfangen: beim Tod und der Auferstehung Jesu. Ist Ihnen aufgefallen, dass alle Evangelisten, auch wenn sie die Geschichte von Jesu Leben und Lehren anhand unterschiedlicher Ereignisse und aus unterschiedlichen Perspektiven erzählen, ihren Bericht darin gipfeln lassen, dass Jesus am Kreuz hängt, stirbt und dann von den Toten aufersteht? Jemand hat einmal gesagt, alle vier Evangelien seien in Wirklichkeit Passionsgeschichten mit einer längeren Einleitung! Das ist vielleicht eine leichte Übertreibung, doch es ist eine zutreffende Beobachtung. Die Kreuzigung und Auferstehung Jesu Christi bilden unbestreitbar den Höhepunkt aller vier Evangelien.
Das Gleiche könnte man über die Bibel als Ganzes sagen. Die Kreuzigung und Auferstehung ist immerhin in Jesu Leben nicht einfach ein Ereignis unter vielen. Es ist das Ereignis, dem das gesamte Alte Testament entgegenblickt. Angefangen damit, dass Gott für Adam und Eva Kleidung aus Tierhäuten macht, über das Opfersystem unter dem mosaischen Gesetz, das stellvertretende Leiden von Israels König und Jesajas Prophezeiung von einem leidenden Gottesknecht, bis hin zu Sacharjas Prophezeiung eines geschlagenen Hirten sehnt sich das Alte Testament nach seiner Erfüllung in einem König, der leiden, sterben und triumphieren würde.
Doch warum? Warum konzentrieren sich die Evangelien so direkt auf Jesu Tod und seine anschließende Auferstehung? Warum deuten das Gesetz und die Propheten so unnachgiebig auf den Tod des Messias hin? Und warum sagen die Apostel solche der Logik zuwiderlaufenden und gefährlichen Dinge wie: „Denn ich hatte mir vorgenommen, unter euch nichts anderes zu wissen als nur Jesus Christus, und zwar als Gekreuzigten“ (1.Kor 2,2)?
Die Antwort auf diese Frage, meinen wir, erschließt sich, wenn wir die eine Frage verstehen, die ganz im Kern der Gesamtgeschichte der Bibel steht: Wie können hoffnungslos rebellische, sündige Menschen in der Gegenwart eines vollkommen gerechten Gottes leben? Die Frage: „Wie können gerechte Menschen in der Gegenwart eines gerechten Gottes leben?“, oder auch: „Wie können sündige Menschen in der Gegenwart eines gleichgültigen Gottes leben?“, wäre leicht zu beantworten. Doch die Frage, wie sündige Menschen in der Gegenwart eines gerechten Gottes leben können, ist keineswegs einfach – insbesondere, wenn die Bibel selbst uns sagt: „Wer den Gottlosen gerechtspricht …, [ist] dem Herrn ein Gräuel“ (Spr 17,15; siehe auch 24,24). In der Tat sind wir der Ansicht, dass diese Frage die gesamte biblische Geschichte von Anfang bis Ende vorantreibt. Sie definiert den ursprünglichen Sinn der Schöpfung, sie beschreibt das Problem, das uns alle zu zerstören droht, sie ruft nach dem Heilmittel des Evangeliums, und sie deutet voraus auf das große Finale, wenn das Rätsel endgültig und restlos aufgelöst und Gottes Volk für immer in Gottes Gegenwart leben wird.
Wie wir mit dem Sterben fertigwerden, ist uns wichtiger, als wie wir den Tod besiegen. Sokrates überwand das Sterben. Christus überwand den Tod als ἔσχατος ἐχθρὸς (1. Kor 15, 26; Anm.: „der letzte Feind“). Mit dem Sterben fertigwerden bedeutet noch nicht mit dem Tod fertigwerden. Die Überwindung des Sterbens ist im Bereich menschlicher Möglichkeiten, die Überwindung des Todes heißt Auferstehung.
Das Buch Evidence for the Historical Jesus von Gary Habermas kann derzeit auf der Internetseite des Professors heruntergeladen werden. Um was geht es in dem Buch?
The search for the historical Jesus is a hot topic in both popular and academic circles today and has drawn a lot of attention from national magazines, such as Time, Newsweek, and U.S. News & World Report. Further, the media has given an undue amount of attention to the outlandish statements of the Jesus Seminar, a self-selected liberal group representing a very small percentage of New Testament scholarship. This book addresses the questions surrounding the debate over the historical Jesus and shows that there are a significant number of historical facts about Jesus in secular and non-New Testament sources which prove that the Jesus of history is the same Jesus of the Christian faith.
Nun folgt im Glaubensbekenntnis: „Am dritten Tage wieder auferstanden von den Toten …“ Ohne die Auferstehung wäre alles, was wir bisher gesagt haben, eitel Stückwerk. Denn in der Kreuzigung, im Tode, im Begräbnis Christi wird ja lauter Schwachheit offenbar, und der Glaube muss also über das alles hinwegkommen, um zu rechter Kraft zu gelangen. Wir haben in seinem Tode wahrhaftig bereits die ganze Erfüllung des Heilswerks, weil wir durch ihn mit Gott versöhnt sind, weil durch ihn Gottes gerechtem Urteil genuggetan, der Fluch aufgehoben, die Strafe getragen ist. Und doch heißt es in der Schrift nicht, dass wir durch seinen Tod, sondern „durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten“ „wiedergeboren“ sind „zu einer lebendigen Hoffnung!“ (1Petr. 1,3). Denn wie er in seiner Auferstehung als der Sieger über den Tod hervorkam, so beruht auch der Sieg unseres Glaubens letztlich auf seiner Auferstehung. Wie das zugeht, lässt sich besser mit den Worten des Paulus ausdrücken: „Er ist um unserer Sünden willen dahingegeben und um unserer Gerechtigkeit willen auferweckt“ (Röm. 4,25). Damit will er doch wohl sagen: Durch seinen Tod ist die Sünde abgetan, aber durch seine Auferstehung ist die Gerechtigkeit uns erworben und wiederhergestellt. Wie aber hätte er uns im Tode vom Tode freimachen können, wenn er ihm selbst unterlegen wäre? Wie hätte er uns den Sieg erringen können, wenn er selbst den Kampf verloren hätte? Unser Heil ist also auf Tod und Auferstehung Christi gleichermaßen begründet, und zwar so: Durch den Tod ist die Sünde abgetan und der Tod überwunden, durch die Auferstehung ist uns die Gerechtigkeit wiedererworben und das Leben geschenkt. Dabei ist aber zu beachten, dass uns erst durch die Gabe der Auferstehung die Kraft und Wirkung seines Todes zukommt. Deshalb betont auch Paulus, dass Christus durch seine Auferstehung „kräftig erwiesen“ sei als „Sohn Gottes“ (Röm. 1,4); denn erst da hat er erstmalig seine himmlische Macht bewiesen, die der klare Spiegel seiner Gottheit ist und auf der unser Glaube sicher ruhen kann. Auch an anderer Stelle lehrt Paulus: „Und ob er wohl gekreuzigt ist in der Schwachheit, so ist er doch auferstanden in der Kraft des Geistes“ (2. Kor. 13,4; nicht Luthertext). Im gleichen Sinne redet er an anderer Stelle von der Vollkommenheit: „… zu erkennen ihn und die Kraft seiner Auferstehung.“ Da schließt er denn freilich gleich an: „… und die Gemeinschaft seiner Leiden, auf dass ich seinem Tode ähnlich werde“ (Phil. 3,10). Dazu passt ganz ausgezeichnet das Wort des Petrus: „Gott hat ihn auferweckt von den Toten und ihm die Herrlichkeit gegeben, auf dass ihr Glauben und Hoffnung an Gott haben möchtet“ (1Petr. 1,21); das bedeutet nicht, dass der Glaube, der sich auf Christi Tod verlässt, etwa wanke, sondern es hat seinen Grund darin, dass die Kraft Gottes, die uns im Glauben bewahrt, sich in der Auferstehung am deutlichsten geoffenbart hat. Deshalb müssen wir im Auge behalten: Wo vom Tode allein die Rede ist, da ist zugleich auch die Kraft der Auferstehung mit einbegriffen; dieses gleiche Miteinbegreifen findet statt, wo von der Auferstehung ohne ausdrückliche Nennung des Todes gesprochen wird: Auch da sind die Wirkungen des Todes mit bedacht. Aber in der Auferstehung hat er die Palme erstritten, so dass er „die Auferstehung und das Leben“ geworden ist; deshalb sagt Paulus, der Glaube sei abgetan, eitel und trügerisch sei das Evangelium, wenn wir die Gewissheit der Auferstehung nicht fest im Herzen tragen dürften (1. Kor. 15,17). An anderer Stelle preist er den Tod Christi als festes Bollwerk gegen alle Schrecken der Verdammnis, und fährt dann doch, um den Lobpreis zu erhöhen, fort: „der gestorben ist, ja vielmehr, welcher auch auferweckt ist, welcher ist zur Rechten Gottes und vertritt uns“ (Röm. 8,34).