Rechtfertigungslehre

Schreiner zur Rechtfertigungslehre von N.T. Wright

Thomas Schreiner sagte bei seinem ETS-Vortrag zur Rechtfertigungslehre von N.T. Wright:

We can be grateful on so many fronts for the scholarship of Tom Wright. His innovative scholarship has helped clarify biblical teachings and rectified wrong notions. My hope is that this paper will be received in the spirit in which it is intended, for like so many I stand in debt to his outstanding scholarship. Nevertheless, in my judgment Tom’s view of justification needs to be both clarified and corrected, for our sure hope for eternal life is the righteousness of God which belongs to us through our union with Jesus Christ.

Hier mehr: thegospelcoalition.org.

John Piper: Rechtfertigung und Heiligung

John Piper hat sich für acht Monate aus dem öffentlichen Dienst zurückgezogen. Kurz bevor er seinen Urlaub antrat, produzierte er drei Videoclips. Das erste Video ist der Rechtfertigungslehre gewidmet. Ausgezeichnet!

Hier:

»Werke des Gesetzes« im Galaterbrief

Joseph B. Tyson hat Anfang der 70er Jahre, also lange vor dem Rummel um die »Neue Paulusperspektive«, einen Aufsatz über die Werke des Gesetzes (griech. erga nomou) im Galaterbrief publiziert. Tyson nimmt die Forschungsarbeiten von Ernst Lohmeyer auf. Rob Bradshaw hat den Beitrag digitalisiert. Also kann:

  • Joseph B. Tyson, »Works of law‘ in Galatians,« Journal of Biblical Literature 92.3 (Sept. 1973): 423–431

hier gratis heruntergeladen werden kann: 1973_tyson.pdf.

VD: RB

Bonhoeffers Rechtfertigungslehre

Im NachfolgeBlog.de gibt es ein wunderschönes Zitat von Dietrich Bonhoeffer über die »iustitia externa«:

Christ ist der Mensch, der sein Heil, seine Rettung, seine Gerechtigkeit nicht mehr bei sich selbst sucht, sondern bei Jesus Christus allein. Er weiß, Gottes Wort in Jesus Christus spricht ihn schuldig, auch wenn er nichts von eigener Schuld spürt, und Gottes Wort in Jesus Christus spricht ihn frei und gerecht, auch wenn er nichts von eigener Gerechtigkeit fühlt. Der Christ lebt nicht mehr aus sich selbst, aus seiner eigenen Anklage und seiner eigenen Rechtfertigung, sondern aus Gottes Anklage und Gottes Rechtfertigung.

Hier mehr: www.nachfolgeblog.de.

Thema der ETS-Tagung 2010: Die Glaubensgerechtigkeit

Das Thema der nächsten großen ETS-Tagung (17.–19. November in Atlanta, U.S.A.) lautet »Justification by Faith«. Als Hauptredner werden erwartet: John Piper (Pastor of Bethlehem Baptist Church, Minneappolis), N.T. Wright (Bishop of Durham) und Frank Thielman (Presbyterian Professor of Divinity, Beeson Divinity School).

Wer auch gern einen Vortrag halten möchte, kann sich hier bewerben: www.etsjets.org.

Rechtfertigung als das letzte Wort

Was bin ich doch für ein glücklicher Mensch. Heute durfte ich aus beruflichen Gründen mehrere Stunden Dietrich Bonhoeffer lesen. Wie fast immer, wenn ich ihn lese, staune ich über die Tiefe seiner Ausführungen und die außergewöhnlich kraftvolle Sprache. Wunderbar. Wohl dem, der während der Arbeitszeit ab und an Bonhoeffer lesen darf!

Ein sicher auch bei Bonhoeffer herausragender Text sei hier wiedergegeben. Er beginnt in seiner Ethik den berühmten Teil über »Die letzten und die vorletzten Dinge« mit einer Erklärung zur reformatorischen Rechtfertigungslehre (Ethik, München, 1958, S. 75):

Ursprung und Wesen alles christlichen Lebens liegen beschlossen in dem einen Geschehen, das die Reformation Rechtfertigung des Sünders aus Gnade allein genannt hat. Nicht was der Mensch an sich ist, sondern was der Mensch in diesem Geschehnis ist, gibt uns Aufschluß über das christliche Leben. Hier ist die Länge und die Breite des menschlichen Lebens in einen Augenblick, in einen Punkt zusammengefaßt, die Ganzheit des Lebens ist in diesem Ereignis umschlossen. Was geschieht hier? Ein letztes, von keinem menschlichen Sein, Tun oder Leiden zu Ergreifendes. Der finstere, von innen und außen verriegelte, immer tiefer in Abgrund und Ausweglosigkeit sich verlierende Schacht des menschlichen Lebens wird mit Macht aufgerissen, das Wort Gottes bricht herein; der Mensch erkennt zum ersten Mal in rettendem Licht Gott und den Nächsten. Das Labyrinth seines bisherigen Lebens stürzt zusammen. Der Mensch ist frei für Gott und seine Brüder. Er wird inne, daß ein Gott ist, der ihn liebt und annimmt, daß ein Bruder neben ihm steht, den Gott liebt wie ihn selbst, daß eine Zukunft ist bei dem dreieinigen Gott mit seiner Gemeinde. Er glaubt, er liebt, er hofft. Vergangenheit und Zukunft des ganzen Lebens fließen in der Gegenwart Gottes in eines zusammen. Die ganze Vergangenheit ist umschlossen von dem Wort Vergebung, die ganze Zukunft ist aufgehoben in der Treue Gottes. Die vergangene Sünde ist in den Abgrund der Liebe Gottes in Jesus Christus gesenkt und überwunden, die Zukunft — wird ohne Sünde ein Leben aus Gott sein (1. Joh. 3, 9). Das Leben erkennt sich ausgespannt und gehalten von einem Grund der Ewigkeit zum anderen, von der Erwählung vor der Zeit der Welt bis zum ewigen Heil, es erkennt sich als Glied einer Gemeinde und einer Schöpfung, die das Lob des dreieinigen Gottes singt. Dies alles geschieht, wenn Christus zu den Menschen tritt. In Christus ist dieses alles Wahrheit und Wirklichkeit, und eben weil es kein Traum ist, darum ist das Leben des Menschen, dem die Gegenwart Christi widerfährt, von nun an nicht mehr ein verlorenes, sondern ein gerechtfertigtes Leben geworden, gerechtfertigt aus Gnade allein.

Ist Christus in dein Leben getreten?

Paul Washer: Das vergessene Evangelium

Paul Washer hat vor einigen Wochen in Wales auf einer Konferenz die reformatorische Rechtfertigungslehre verteidigt. Ganz unzeitgemäß fordert Washer, klarer über das Thema »Sünde« und die Gerechtigkeit von Jesus Christus zu sprechen.

Ein Mittschnitt seiner Predigt kann hier eingesehen werden (Ton- und Qualität sind allerdings nicht besonders gut):

Calvin über Glauben und Werke

Calvin bestreitet, dass Werke irgendeinen Anteil an der Rechtfertigung des Menschen haben (vgl. hier). Aber ist der Glaube nicht ohne Werke tot (vgl. Jak 2,17)? Calvin: Da wo Christus ist, »da ist der Geist der Heiligung, der die Herzen zu neuem Leben umschafft«.

Johannes Calvin schreibt 1539 in seinem Brief an Kardinal Sadolet:

Gleichwohl tut man Christus Unrecht, wenn man unter dem Vorwand seiner Gnade gute Werke verwirft, ist er doch gekommen, das Volk »angenehm zu machen für Gott, eifrig zu guten Werken«. Und ähnliche Zeugnisse dafür gibt es in Fülle, aus denen hervorgeht, Christus sei deshalb erschienen, damit wir durch ihn als Menschen, die recht handeln, Gott angenehm sein sollen. Unsere Gegner führen freilich stets die Schmähung im Munde, daß wir mit dem Hinweis auf die Rechtfertigung aus Gnaden den Eifer nach guten Werken im christlichen Leben ersticken. Doch das ist zu lächerlich, als daß es uns ernsthaft beschweren könnte. Daß gute Werke an der Rechtfertigung des Menschen irgendeinen Anteil haben, bestreiten wir allerdings; im Leben der Gerechtfertigten aber beanspruchen wir für sie das ganze Feld. Denn wer Gerechtigkeit erlangt hat, besitzt Christus, Christus aber kann nirgends ohne seinen Geist sein. Daraus geht klar hervor, daß die Gerechtigkeit aus Gnaden notwendig mit der Wiedergeburt verbunden ist. Wenn man also genau verstehen will, wie unzertrennlich Glaube und Werke zusammengehören, muß man auf Christus sehen, der uns, wie der Apostel lehrt, zur Gerechtigkeit und Heiligung gegeben ist (1Kor 1,30). Wo immer sich also diese Glaubensgerechtigkeit findet, die wir als ein Geschenk der Gnade verkündigen, dort ist auch Christus. Wo aber Christus ist, da ist der Geist der Heiligung, der die Herzen zu neuem Leben umschafft. Und umgekehrt: Wo sich der Eifer nach Uneigennützigkeit und Heiligung nicht regt, dort ist auch weder Christi Geist noch Christus selbst. Wo aber Christus nicht ist, da gibt es auch keine Gerechtigkeit, ja nicht einmal Glaube, kann doch ohne den Geist der Heiligung der Glaube Christus nicht als [Unterpfand der] Gerechtigkeit ergreifen. Wenn also Christus nach unserer Predigt zu einem geistlichen Leben erneuert, welche er rechtfertigt, wenn er sie der Gewalt der Sünde entreißt und in das Reich seiner Gerechtigkeit versetzt28, wenn er sie in das Ebenbild Gottes verwandelt und sie schließlich durch seinen Geist zum Gehorsam gegen seinen Willen umgestaltet: dann bleibt Euch keine Möglichkeit mehr zur Klage, unsere Lehre lasse fleischlichen Begierden die Zügel schießen. Etwas anderes aber wollten die von Euch angeführten Schriftstellen doch nicht bezwecken. Wenn Ihr sie also dazu mißbrauchen wollt, die Rechtfertigung aus Gnaden niederzureißen, dann habt Ihr Euch verrechnet!

Calvin über die Glaubensgerechtigkeit

Kardinal Sadolet forderte 1539 den Stadtrat und die Bürgerschaft von Genf auf, in die Arme der Katholischen Kirche zurückzukehren. Der Antwortbrief von Johannes Calvin zählt zu den beeindruckendsten Streitschriften, die der Reformator geschrieben hat. Calvin stellt klar, dass mit dem Verschwinden der Glaubengerechtigkeit auch Christi Herrlichkeit erlischt, die Kirche zerstört wird und die Hoffnung auf unser Heil scheitert.

Hier der entsprechende Abschnitt aus dem Brief von 1539:

Im übrigen sprecht Ihr uns selbst durch Euer Zeugnis frei. Denn unter unseren Glaubenssätzen, die Ihr genau meintet durchnehmen zu müssen, führt Ihr keinen an, dessen Kenntnis für den Aufbau der Kirche nicht höchst notwendig wäre. Die Rechtfertigung aus Glauben berührt Ihr an erster Stelle. Darüber führen wir ja auch den ersten und härtesten Streit mit Euch. Gehört sie etwa zu jenen spitzfindigen und unnützen Fragen? Nein, wenn ihre Erkenntnis verschwindet, ist Christi Herrlichkeit erloschen, die Religion abgeschafft, die Kirche zerstört und die Hoffnung auf unser Heil völlig gescheitert. Diese Lehre also, behaupten wir, die das Herzstück der Religion war, ist von Euch wider göttliches Recht aus dem Bewußtsein der Menschen getilgt worden. Den klaren Beweis in dieser Sache führen unsere Bücher. Und die haarsträubende Unwissenheit, die darüber bis heute noch in allen Euren Gemeinden herrscht, zeigt, daß wir keineswegs fälschlich Klage erheben. Ihr aber hängt uns aus schierer Boshaftigkeit die üble Nachrede an, wir machten alles vom Glauben abhängig und ließen so keinen Raum mehr übrig für die Werke. Ich will mich an dieser Stelle auf keinen ordentlichen Disput einlassen, den man ja nur in einem umfangreichen Buch zu Ende führen könnte. Wenn Ihr aber in den Katechismus hineinsehen würdet, den ich selbst für die Genfer zusammengestellt habe, während ich bei ihnen als Pastor tätig war, so würden drei Worte genügen, um Euch, besiegt, verstummen zu lassen. Gleichwohl will ich Euch hier in Kürze darlegen, wie wir darüber reden.

Zunächst lassen wir den Menschen mit seiner Selbsterkenntnis den Anfang machen, und das nicht leichtfertig oder oberflächlich, vielmehr soll er sich mit seinem Gewissen vor Gottes Richterstuhl stellen. Und wenn er dann vom Zustand seiner Ungerechtigkeit sattsam überführt ist, soll er zugleich auch die Strenge des Urteilsspruchs bedenken, der über alle Sünder ergeht. So wirft er sich, durch sein Elend aus der Fassung gebracht und zu Boden geschlagen, vor Gott nieder und demütigt sich: Er läßt alles Selbstvertrauen fahren und seufzt, als wäre er dem äußersten Verderben preisgegeben. Dann zeigen wir ihm den einzigen Ankergrund seines Heils, die Barmherzigkeit Gottes, die uns in Christus dargeboten wird, ist doch in ihm alles erfüllt, was zu unserem Heil gehört. Weil also alle Sterblichen vor Gott als Sünder verloren sind, nennen wir Christus unsere einzige Gerechtigkeit: Er hat mit seinem Gehorsam unsere Übertretungen getilgt, mit seinem Opfer Gottes Zorn besänftigt, mit seinem Blut unsere Flecken abgewaschen, durch sein Kreuz unseren Fluch aufgehoben, mit seinem Tod für uns alles beglichen. Auf diese Weise also, lehren wir, wird in Christus der Mensch mit Gott, dem Vater versöhnt: nicht durch irgendein Verdienst, nicht durch die Würdigkeit seiner Werke, sondern allein durch unverdiente Gnade. Weil wir aber im Glauben Christus umfassen und gleichsam in Gemeinschaft mit ihm eintreten, nennen wir diesen Glauben nach der Weise der Schrift Glaubensgerechtigkeit.

Was habt Ihr da zu beißen und auseinanderzupflücken, Sadolet? Etwa, daß wir für die Werke keinen Raum lassen? In der Tat, wenn es um die Rechtfertigung des Menschen geht, bestreiten wir ihnen auch nur ein Haar breit Geltung. Denn überall redet die Schrift unüberhörbar davon, daß alle verloren sind, und es klagt einen jeden sein eigenes Gewissen schwer genug an. Keine Hoffnung bleibt uns übrig als allein Gottes Güte, die uns die Sünden vergibt und Gerechtigkeit zuspricht: so lehrt es dieselbe Schrift. Und beides, erklärt sie, geschieht umsonst: so kann sie am Ende verkünden, der Mensch sei ohne Werke selig (Röm 4,7). Was aber bringt uns denn dann das Wort Gerechtigkeit zur Kenntnis, wenn es auf gute Werke keinerlei Rücksicht nimmt? Ja, wenn Ihr darauf achten wolltet, was die Schrift mit dem Wort »rechtfertigen« bezeichnet, würdet Ihr an dieser Stelle nicht stecken bleiben. Sie bezieht es nämlich nicht auf die eigene Gerechtigkeit des Menschen, sondern auf Gottes Güte, die den Sünder gegen sein Verdienst annimmt und ihm Gerechtigkeit verschafft und zwar dadurch, daß sie is ihm seine Ungerechtigkeit nicht anrechnet. Darin, sage ich, besteht unsere Gerechtigkeit, wie sie Paulus beschreibt, daß Gott uns mit sich selbst in Christus versöhnt hat (2Kor 5,19). Auf welche Weise das geschehen ist, folgt gleich darauf: »indem er ihnen ihre Übertretungen nicht anrechnete«. Daß wir durch den Glauben dieses Gutes teilhaftig werden, zeigt er schließlich, indem er feststellt, daß der Dienst dieser Versöhnung im Evangelium beschlossen liegt. Doch ein »weiter Begriff«, sagt Ihr, ist das Wort Glaube, und seine Bedeutung liege noch tiefer verborgen. Aber doch verbindet ihn Paulus, sooft er ihm das Vermögen unserer Rechtfertigung zuschreibt, alsbald mit der unverdienten Verheißung göttlicher Zuwendung, hält ihn aber von jeder Beziehung auf die Werke fern. Daher der ihm vertraute Schluß: »Wenn aus Glauben, dann nicht aus den Werken«, und umgekehrt: »Wenn aus den Werken, dann nicht aus Glauben«.

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