Theologie

Jesus darf Vegetarier sein

Wer beim Lesen des Buches von Sebastian Moll aufgeatmet hat, wird durch die arrogante Replik von Johann Hinrich Claussen auf den Boden des Realo-Protestestantismus zurückgeholt. Evangelische Christen, so Claussen lapidar, sollten die kirchenamtlichen Erklärungen nicht so ernst nehmen. Anstatt sich mit den klaren Argumenten von Moll auseinanderzusetzen, wird – reflexartig und völlig zu Unrecht – ein Biblizismusvorwurf bemüht. Der protestantische »Bullshit« ist zurück:

Doch es ist keine große Leistung, die biblischen Begründungen mancher kirchenamtlicher Erklärung zu zerpflücken. Man muss bedenken, dass es sich bei ihnen meist um Verständigungsdokumente handelt, an denen viele Menschen in unterschiedlichsten Gremien mitgewirkt haben. Nicht selten enthalten sie das, was man in der Diplomatiegeschichte »dissimilierende Konsensformeln« nennt, also Formulierungen, die weit genug sind, um gravierende Differenzen so zu beschreiben, dass sie nicht zu Trennungen führen. Das ist keine Heuchelei, sondern schlicht diplomatisches Handwerk, das man in der Kirche eben auch manchmal braucht. Aber natürlich darf man diese Texte nicht überbewerten. Das eigentlich Entscheidende ist das freie Gespräch evangelischer Christen untereinander und die Art, wie sie ihr Zusammenleben gestalten. Aber für dieses bunte christliche Leben und die Natur kirchlicher Verständigungsprozesse hat Moll keinen Blick. Das mag an mangelnder Lebenserfahrung liegen, was man ihm nicht vorwerfen kann. Nur möchte man ihm raten, es mit der öffentlichen Zurschaustellung von Doktoranden-Dünkel und Habilitanden-Hoffart nicht zu übertreiben.

Hier: www.christundwelt.de.

Luther: Auf den Gerechten wartet das Gericht

Martin Luther sagte zur Disputionsfrage über die Kräfte und den Willen des Menschen ohne Gnade (1516):

Da die Gerechtigkeit der Gläubigen in Gott verborgen ist, ihre Sünde aber offenkundig in ihnen selbst, ist es wahr, dass nur die Gerechten verdammt werden, die Sünder und Dirnen aber gerettet werden. Das ergibt sich hinsichtlich des ersten, weil die Gerechtigkeit der Gläubigen allein aus der Zurechnung Gottes kommt, gemäß dem Spruch Ps 32: »Glückselig der Mann, dem Gott die Sünde nicht zugelechnet hat«, und in einem anderen Psalm: »Meine Hilfe [kommt] vom Herrn«, und Hos 13: »Du [bist] dein [eigenes] Verderben, Israel, aber in mir ist Hilfe.« Das zweite ergibt sich daraus, dass ein anderer Psalm die Sünde öffentlich bekennt, »die immer in mir ist«, das heißt, in meinen Augen bin ich immer Sünder. Und der Apostel Gal 3 [richtig: Kol 3]: »Ihr seid gestorben«, sagt er, »und euer Leben ist verborgen in Christus in Gott. Wenn aber Christus, euer Leben, erscheinen wird, dann werdet auch ihr erscheinen mit ihm in Herrlichkeit«. Folglich ist jeder Heilige bewusst Sünder, unbewusst aber ein Gerechter, Sünder der Tatsache nach, Gerechter der Hoffnung nach, Sünder tatsächlich, Gerechter jedoch durch die Zurechnung des sich erbarmenden Gottes. Also ist es wahr, dass nur die Gerechten, das heißt, die Gerechten, die sich selbst keine Sünde zurechnen, in ihren Übeltaten verdammt werden. Die Dirnen aber, oder diejenigen, die sich selbst Sünden zurechnen und in ihren eigenen Augen Dirnen und Sünder sind, aber ihre Gottlosigkeit dennoch GOTT bekennen und zur rechten Zeit dafür um Vergebung bitten, auf ihn und nicht auf sich selbst hoffen, werden gerettet. Dazu passt es, dass der Herr den Priestern und Schriftgelehrten sagte: »Wahrlich, ich sage euch, dass die Zöllner und Sünder vor euch in das Reich Gottes eingehen werden.« Ebenso: »Ich bin nicht gekommen, die Gerechten zu rufen, sondern die Sünder.« »Die Kranken bedürfen des Arztes.« »Es ist größere Freude über einen Sünder« usw.

Luther: Gnade ist notwendig unverdient

Martin Luther sagte zur Disputionsfrage über die Kräfte und den Willen des Menschen ohne Gnade (1516):

Joh 15: »Ohne mich könnt ihr nichts tun.« Desgleichen: »Niemand kann zu mir kommen, wenn es ihm nicht von meinem Vater gegeben wird.« Der Apostel [sagt] 1Kor 4: »Was hast du denn, das du nicht empfangen hast?« Und durch viele andere [Stellen] des Neuen und Alten Testaments wird schlüssig so gelehrt, am meisten durch den Propheten Hesekiel, wo Gott geradezu sagt, er lasse sich durch keine guten Verdienste der Menschen veranlassen, sie gut zu machen, als gehorchten sie seinen Geboten; sondern vielmehr vergelte er ihnen Gutes für Böses und tue dies um seiner selbst willen, nicht um ihretwillen. Er sagt nämlich: »Das sagt der Herr dein Gott: ›Das werde ich dem Haus Israel um meines heiligen Namens willen tun, den ihr entheiligt habt unter den Heiden‹.« Und nach vielen Worten des Propheten folgt: »Nicht euretwegen tue ich das, spricht Gott der Herr, damit ihr es nur wisst.« Aus diesen [Aussagen] allen [folgert] St. Augustinus, der Verteidiger der Gnade, zusammen mit dem heiligsten Apostel, dem Prediger der Gnade, dass es nicht an des Menschen Wollen und Laufen liege, sondern am Erbarmen GOTTES, der Strafe nur auferlegt, wenn sie verdient ist, Erbarmen hingegen nur, wenn es unverdient ist. Folglich werden Verdienste, die der Gnade vorangehen, hinfällig und nichts sein. Notwendigerweise bleibt also der Mensch ohne Gnade ein Sohn des Zornes, weil es allein die Söhne GOTTES sind, die vom Geist GOTTES getrieben werden.

Gott 9.0

Wer neugierig in der Literatur der emergenten Christenheit stöbert, wird früher oder später darauf stoßen, dass Clare W. Graves und Ken Wilber zu den einflussreichen Impulsgebern der Emerging Church-Bewegung gehören (siehe a. hier). Jüngst haben Tilmann Haberer sowie Marion und Tiki Küstenmacher (beide sind Herausgeber des Beratungsdienstes »simplify your life«) in ihrem Buch Gott 9.0 versucht, die Entwicklungstheorien dieser Autoren mit der christlichen Tradition zu verbinden.

Viele Menschen sind begeistert von Gott 9.0. Auf www.evangelisch.de ist zu lesen: »Seit langem hat mich kein Buch mehr so fasziniert wie dieses … Am liebsten würde ich dieses Buch zur Pflichtlektüre machen für alle, die sich in irgend einer Weise mit Glauben beschäftigen. Prädikat: Unbedingt lesen!« Jesus.de empfiehlt das Buch mit der Note 1.5: »Dieses Buch empfehle ich allen, die sich um ihre Zukunft sorgen und die an einem guten Verhältnis zum lieben Gott interessiert sind.«

Mehr noch: Wer den Autoren von Gott 9.0 folgt, ist »religiös aufgeklärt dank Stufen [und] spirituell erfahren dank Zuständen. So könnte man ein Ziel unseres Buches beschreiben. Wer die Bewusstseinsstufen kennt, hat damit Kriterien an der Hand, um sich mit den inhaltlichen Aussagen seiner spirituellen Lehrer, Theologen oder Gurus kritisch auseinanderzusetzen und hier die Spreu vom Weizen zu trennen. Es geht darum, beide Stränge, die historische Bewusstseinsevolution und die kontemplative Tradition gleichzeitig zusammenzuhalten und unterscheiden zu können« (S. 238). Das Modell vermittelt nicht weniger als den Gottesstandpunkt: »Der Mensch wird Gottes Augenblick … indem er das sich stufenweise entwickelnde gesellschaftliche Bewusstsein wahrnimmt und anfängt, die Welt mit den Augen Gottes zu sehen. Gott wohnt in unserem Menschsein – in allen seinen evolutionären Entfaltungen« (S. 294). »Marion, Tiki und Tilmann zeigen und in diesem Buch«, schreibt Richard Rohr im Vorwort, »wie wir wachsen: in Richtung Mitgefühl, Inklusivität, Weisheit, Geduld, Nondualität. Wir werden immer weniger Antworten brauchen und immer weniger Kontrolle. So entfaltet sich die Seele stufenweise auf ihrem Weg. So werden wir erwachsener« (S. 11).

Wirklich? Falko Hornschuch hat Gott 9.0 studiert und freundlicherweise TheoBlog.de erlaubt, seine Eindrücke zu publizieren. Vielen Dank!

Wer lesen möchte, wie sehr sich das emergente Denken in den evolutionären Panentheismus verstrickt hat und wie zurückgeblieben sein Erkenntnisstand ist, falls er noch an einen personalen Gott glaubt, sollte sich diese hilfreiche Buchbesprechung zu Gemüte führen.

Hier: Gott9.0_Buch.pdf.

Os Guinness, der Kultur-Apologet

Stefan Loss hat für den ERF Os Guinness kurz vorgestellt:

Der Missionarssohn und Nachkomme des berühmten Bierbrauers Arthur Guinness wurde in China geboren und verbrachte dort die ersten zehn Jahre seines Lebens. Später studierte Guinness Philosophie und Theologie in London und promovierte schließlich in Oxford im Fach Soziologie. Dort – ebenso wie in Cambridge, Princeton und Stanford – war er auch Dozent. Guinness nennt den amerikanischen Theologen Francis Schaeffer einen seiner wichtigsten Mentoren. Von ihm habe er gelernt, seinen Glauben ganzheitlich zu leben.

Os Guinness gilt als einer der größten Apologeten unserer Zeit. Er ist also jemand, der sich der Verteidigung des christlichen Glaubens durch logische Argumente und wissenschaftliche Beweise verschrieben hat. Dabei folgt er einer ganz besonderen Linie: der Kultur-Apologetik. Als Vertreter dieser Form ist er der Ansicht, dass gesellschaftliche und kulturelle Trends mit ihren Fragen und Themen nur vom Evangelium adäquat beantwortet werden können. Seiner Auffassung ist es die Aufgabe der Kultur-Apologetik, die Zeichen der Zeit zu erkennen und zu thematisieren, um so mit Menschen in den Dialog zu treten.

Hier mehr: www.erf.de.

Drei Tage »Evangelium 21«-Konferenz

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Der Eingang zur »Arche« mit dem Banner.

In der Nacht von Samstag auf Sonntag bin ich von der »Evangelium 21«-Konferenz aus Hamburg zurückgekehrt. In den schnell vergehenden Stunden zwischen Mittwoch und Samstag durfte ich inspirierende Referate hören, viele nette Leute treffen und neue Freundschaften schließen. Eine wunderbare Zeit, provozierend, ermutigend und wegweisend.

Die Referate widmeten sich vor allem dem Thema »Evangelium«. Was ist Evangelium? Was bedeutet es, die gute Nachricht von Jesus Christus in das Zentrum von Gemeinde, Mission, Seelsorge und Ausbildung zu stellen. Matt Schmucker von den »9Marks Ministries« und Matthias Lohmann von der Freien evangelischen Gemeinde München Mitte haben durch ihre Vorträge die Grundlagen für die Referate von Michael Martens, Andre Bay und Christian Wegert gelegt. Jeder Referent war auf seine Weise originell, es gab viel zu lernen und zu debattieren. Besonders knifflige Themen wurden in den drei »Frage & Antwort«-Einheiten besprochen. Die Referate und Diskussionen können bereits hier gehört oder heruntergeladen werden.

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Bei den Mahlzeiten gab es viel zu besprechen

Noch einige Anmerkungen:

  • Ich möchte der »Arche Gemeinde« ganz herzlich dafür danken, dass sie ihre Räume und Infrastrukturen zur Verfügung gestellt hat. Die vielen Mitarbeiter im Hintergrund haben hervorragende Arbeit geleistet. Die Pastoren haben das Anliegen von »Evangelium 21« (E21) von Herzen unterstützt. Etliche Gemeindemitglieder stellten private Quartiere zur Verfügung.
  • Die Zusammenarbeit im Trägerkreis hat erwartungsgemäß viel Freude gemacht. Ich danke meinen lieben Brüdern für die sehr schöne Zeit und die vielen kleinen und großen Glaubensschritte.
  • Es freut mich, so viele junge Leute gesehen zu haben. Wunderbar! Dankbar bin ich aber auch für die älteren Geschwister, die die Veranstaltungen besucht haben. Wer es wagte, bei E21 aufzutauchen, hat bewiesen, dass er im Geist frisch und neugierig geblieben ist.
  • Etwas leid tut es mir, dass während der Konferenz oft von Pastoren, aber selten von Gemeindemitgliedern gesprochen wurde. Ich kann es verstehen, dass so mancher Teilnehmer ab und an den Eindruck bekam, auf einer reinen Pastorenkonferenz gelandet zu sein (was nicht der Fall war).
  • Enttäuscht bin ich von der idea-Berichterstattung. Die Nachrichtenagentur hat durch einige pointierte Formulierungen den Eindruck erweckt, die Konferenz hätte im Zeichen eines bürgerlichen Moralismus und der Kritiksucht gestanden. Dies geht an der Konferenz vorbei. E21 lebt nicht vom Geist eines falschen Pharisäertums. Matthias Lohmann bekräftigte im Gegenteil, dass E21 zuallererst die frohe Botschaft positiv formulieren und betonen will. Es geht nicht darum, Protestbewegung gegen etwas zu sein. »Wir wollen nicht negativ abgegrenzt arbeiten. Wir wollen positiv und froh die Gute Nachricht verkündigen!«, so Lohmann wörtlich. Die Mitarbeiter von E21 wollen nicht leichtfertig urteilen. In einer Selbstverpflichtung heißt es deshalb: »In dem Ringen um die rechte Erkenntnis der Offenbarung Gottes ist uns wichtig, dass Diskussionen in einer Art und Weise geführt werden, die dem Wesen Jesu angemessenen ist. Deshalb streben wir in persönlichenwie öffentlichen Verlautbarungen und Diskussionen – bei aller inhaltlichen Klarheit und Direktheit von Formulierungen – einen christusgemäßen Umgang im Miteinander an und distanzieren uns von unsachlichen Verallgemeinerungen, polemischem Stil und persönlichem Streit.« Die Aufforderung von Petrus, Gespräche über den Glauben in einem Geist der »Sanftmut und Ehrerbietung« zu führen (1Petr 3,15–16), wollen wir »sehr ernst« nehmen.

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    Matthias Lohmann bei einem seiner leidenschaftlichen Vorträge

Alles in allem habe ich die Tage genossen und freue mich sehr auf die Konferenz im Jahr 2012, für die John Piper und Donald Carson als Referenten zugesagt haben. Ich hoffe, dann viele nette Leute wieder zu treffen.

Die Christen sind hungrig, verlangen nach kräftiger geistlicher Nahrung. Ich hoffe und bete, dass die Prediger des Evangeliums diesen Hunger spüren und Gottes Wort mit Liebe und Sorgfalt auslegen. Bekennen wir wie Paulus: »Denn ich schäme mich des Evangeliums nicht; eine Kraft Gottes ist es zur Rettung für jeden, der glaubt …« (Rom 1,16).

 

Gottesbeweise

29546.jpgFolgt man dem Alltagsgeschwätz, verbreiteten Lehrbüchern der Philosophie oder der Demagogie des »Neuen Atheismus«, sind seit Immanuel Kant die theoretischen Gottesbeweise erledigt. Kant hatte Gottesbeweise als ehrsüchtige Absichten eingestuft und in den Bereich der über die Grenzen aller Erfahrung hinausgehenden spekulativen Vernunft verwiesen (I. Kant, Kant-W., Bd. 4, S. 693). Niemand, so der akademische Standpunkt mit und nach Kant, würde sich mehr »rühmen können: er wisse, dass ein Gott« sei ( I. Kant, Kant-W, Bd. 4, S. 693.). »Wer die Theologie, sowohl diejenige des christlichen Glaubens als auch diejenige der Philosophie, aus gewachsener Herkunft erfahren hat, zieht es heute vor, im Bereich des Denkens von Gott zu schweigen«, hat uns Martin Heidegger gesagt (zitiert nach Wilhelm Weischedel, Der Gott der Philosophen, Bd. 2, S. 280). Selbst der durchaus »offene« Logiker Franz von Kutschera kommt nach ausführlicher Analyse der bekannten Gottesbeweise zu dem Resümee: »Es gibt zumindest gegenwärtig keinen brauchbaren rationalen Gottesbeweis« (Franz von Kutschera, Vernunft und Glaube, Berlin; New York: de Gruyter, 1991, S. 41).

Hinter den Kulissen steigt allerdings das Interesse an der Gottesfrage (vgl. auch hier). Zwei Beispiele: Erst kürzlich veranstaltete die Universität Tübingen eine Tagung zum Thema »Gottesbeweise als Herausforderung für die moderne Vernunft« mit sehr honorigen Referenten wie Peter van Inwagen, Armin Kreiner, Richard Swinburne oder Robert Spaemann (hier das Programm). Außerdem ist kürzlich eine umfängliche Darstellung der Gottesbeweise von Joachim Bromand und Guido Kreis beim Suhrkamp Verlag herausgegeben worden. Das Buch:

  • Joachim Bromand und Guido Kreis (Hg.): Gottesbeweise von Anselm bis Gödel, Berlin: Suhrkamp Verlag 2011, 20 Euro

versammelt die großen Gottesbeweise des Mittelalters und der Neuzeit ebenso wie die klassischen Einwände von Hume und Kant. Einleitende Essays führen in die Problematik ein und bieten gut verständliche Rekonstruktionen der jeweiligen Argumentationen. Auch die sprachanalytische Debatte wird ausführlich dokumentiert. Dem Mathematiker Kurt Gödel, dessen ontologischer Gottesbeweis bis heute nicht überzeugend widerlegt worden ist (vgl. dazu auch hier), wurde ein ausführliches Kapitel gewidmet (S. 381487). Sogar der Kalām-Beweis von William L. Craig wird eingehend behandelt (S. 564–598). Im Vorwort schreiben die Bonner Autoren:

Hatte Adorno in der Negativen Dialektik noch generalisierend vermutet, daß »übrigens wohl eine jede [Philosophie] um den ontologischen Gottesbeweis [kreist]«, so scheint sich demgegenüber im nachmetaphysischen Zeitalter jeder ernsthafte Versuch eines Gottesbeweises von selbst zu verbieten. Aber das Gegenteil ist der Fall. Die philosophische Debatte über Gott ist seit einigen Jahren wiedereröffnet und aktueller denn je. Einer der Hauptbeiträge der Philosophie zu dieser Debatte liegt im Projekt der Gottesbeweise. In der sprachanalytischen Metaphysik und Logik werden sie seit Jahrzehnten ausführlich diskutiert. Es ist an der Zeit, die entscheidenden Fragen erneut zu stellen: Was sind eigentlich Gottesbeweise, und wozu sollen sie gut sein?

Obwohl die Verfasser sehr viel wert auf Verständlichkeit legen, ist das Buch keine Profanlektüre, teilweise werden Grundkenntnisse der formalen Logik vorausgesetzt. Aber für Philosophen, Theologen und interessierte Laien ist Gottesbeweise von nun an ein unentbehrliches Nachschlagewerk.

Hier eine Leseprobe mit dem Inhaltsverzeichnis.

Das Abkürzungsverzeichnis des RGG

Jeder Bibelschüler oder Theologiestudent muss eine Fülle von wissenschaftlichen Ausarbeitungen verfassen. Dabei soll er unter Beweis stellen, dass er sich in das zu behandelnde Thema eingearbeitet hat und die wichtigsten Techniken wissenschaftlichen Arbeitens beherrscht.

Das Erstellen akademischer Texte erfordert nicht nur Kreativität und Eigenständigkeit, sondern auch Sorgfalt im Umgang mit den verarbeiteten Quellen. Fremder Stoff, der in einer eigenen Arbeit referiert und ausgewertet wird, muss gewissenhaft zitiert und belegt werden. Für Theologen ist das eine oft sehr mühevolle Arbeit, da bereits bei kleineren Hausarbeiten eine Fülle von Quellen zu kennzeichnen sind. Biblische Bücher, außerkanonische Schriften, jüdisches Schrifttum, antike Schriftsteller, Lexika und Wörterbücher und natürlich zahlreiche Fachzeitschriften sind zu benennen.

Damit der wissenschaftliche Apparat nicht zu umfangreich ausfällt, greifen Theologen gern auf Abkürzungen zurück. Das funktioniert allerdings nur, wenn nicht jeder Autor seine eigenen Abkürzungen erfindet. Also haben sich Verzeichnisse etabliert, die das Abkürzen von Titeln vereinheitlichen.

Das bekannteste Verzeichnis ist das Internationales Abkürzungsverzeichnis für Theologie und Grenzgebiete (IATG). Das von Siegfried Schwertner herausgegeben Werk macht schon in der ersten Ausgabe von 1974 für 7500 Titel von Zeitschriften, Serien, Lexika und Quellenverweisen normative Abkürzungsvorschläge. In der zweiten Auflage von 1992 werden noch mehr Werke berücksichtigt. Besitzt jemand dieses Register, kann er z. B. bei Zitaten aus Zeitschriften komfortabel auf entsprechende Abkürzungen zurückgreifen. Für die Zeitschrift für Kulturgeschichte wäre das beispielsweise das Sigel ZKuG. Natürlich wird in dem Verzeichnis auch umgekehrt jede Abkürzung mit dem vollen Titel aufgelöst.

201105240451.jpgDas ITAG kostet jedoch stolze 129,95 Euro. Bevor sich ein Student das Verzeichnis zulegt, wird er wahrscheinlich lieber »nur« 99,00 Euro ausgeben und dafür das neun Bände umfassende Handwörterbuch Religion in Geschichte und Gegenwart (RGG4) in vierter Auflage erwerben (siehe dazu hier).

Erfreulicherweise hat die Redaktion des RGG4 2006 ein separates Abkürzungsverzeichnis vorgelegt. Bei der Festlegung der Siglen wurde in den meisten Fällen auf das IATG zurückgegriffen. Für Abkürzungen, die dort nicht zu finden sind, wurden die Verzeichnisse des Der neue Pauly (DNP) und des Lexikon für Theologie und Kirche (LThK) eingearbeitet. Die Redaktion von Abkürzungen Theologie und Religionswissenschaften nach RGG schreibt im Vorwort:

Für die biblischen Bücher, die außerkanonischen Schriften, die Handschriften aus Qumran, die rabbinischen Schriften und diejenigen aus Nag Hammadi bietet dieses Verzeichnis einen weitgehend vollständigen Überblick über das vorhandene Schrifttum. Die Abkürzungen der Lexika, Quellenwerke, Serien und Zeitschriften sind sukzessive aus den in der RGG verwendeten Abkürzungen entstanden und wurden Band für Band ergänzt. Dieser Entstehungsprozeß bedingt, daß sie nicht den Anspruch auf Vollständigkeit erheben können. Wenn auch keine anderweitigen Quellen zur Ergänzung ausgewertet wurden, so umfaßt das Verzeichnis doch einen Großteil der heute in der Theologie verwendeten Literatur dieser Gattungen.

Ich kann das handliche Buch für 12,90 Euro wärmstens empfehlen. Das Schreiben von Arbeiten macht damit gleich mehr Spass.

 

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