Abraham Kuyper sagt über das Zeugnis des Heiligen Geistes (Calvinismus, 2021 [1898], S. 63):
Die Notwendigkeit des Glaubens an die Heilige Schrift beruht darum für den Calvinisten nicht auf logischen Erwägungen, sondern auf dem immittelbaren Zeugnis des Heiligen Geistes, auf dem „testimonium Spiritus Sancti“. Seine Einsicht in die Inspiration ist abgeleitet, und abgeleitet ist jede kanonische Erklärung der Schrift, aber nicht abgeleitet, sondern unmittelbar wirkt die magnetische Kraft, womit die Schrift seine Seele wie der Magnet den Stahl anzieht und festhält. Und dies geht weder magisch noch unergründlich mystisch zu, sondern so, dass Gott zuerst sein Herz wiedergebiert, durch diese Wiedergeburt einen unversöhnlichen Streit zwischen seinem Herzen und der lügnerischen Welt um ihn her entfacht, und dann ihm in dieser Schrift eine Welt der Gedanken, eine Welt der Kraft und eine Welt des Lebens erschließt, wie sie auf sein wiedergeborenes Herz passt, damit übereinstimmt und als wahre, wesentliche Welt dazu gehört. Dass er diese Identität, die das wiedergeborene Leben seines eigenen Herzens mit der Welt der Heiligen Schrift aufweist, sehen und tasten kann, das ist dasjenige, was dieses „testimonium Spiritus Sancti“ in seinem Herzen zustande bringt. Er will seinen Gott wieder besitzen, er sucht den Heiligen, alles, was in ihm ist, dürstet nach dem Unendlichen, nun wohl, außer dieser Schrift gewährt er nur Schattenlinien, erst wenn er durch das Prisma dieser Schrift in die Höhe emporschaut, entdeckt er seinen Gott wieder wirklich. Darum legt er aber der Wissenschaft keine Fessel an: mag kritisieren, wer kritisieren will; auch die Kritik trägt in sich die Verheißung der Vertiefung unserer Einsicht in die Schrift.