Zeitgeist

Über Meerjungmänner und Gebärende

Der Sprachrevisionismus engagierter Gruppen mit Partikularinteressen ist salonfähig geworden. Verwaltung, Parlament und Universitäten, aber auch private Unternehmen huldigen ihm unreflektiert, weil niemand als Bösewicht dastehen will. Wohin führt die neue Pädagogik? Claudia Wirz hat für die NZZ einen starken Beitrag verfasst. 

Hier einige Zitate:

Das Gender-Mainstreaming ist auf einem beispiellosen Erfolgskurs. Schritt für Schritt erobert der aus Amerika importierte politisch korrekte Sprach- und Denkrevisionismus eine Bastion nach der anderen.

Im Staat hat er leichtes Spiel. Hier trifft er auf keinerlei Widerstand, sondern ganz im Gegenteil auf lauter vorauseilenden Gehorsam und nicht zuletzt auf einen grosszügigen Mäzen. Eine links-grün-feministisch-queere Menschenrechts-Vorhut, die mit den Gender-Wissenschaften und den Gleichstellungsfachstellen über eine solide Hausmacht verfügt, gibt dabei die Marschrichtung vor. Und die Hochschule ist ihr beliebtestes, aber beileibe nicht ihr einziges Exerzierfeld. Seit kurzem ist diese vermeintliche Gleichstellungssaga um eine Episode reicher. Im Gleichschritt wollen Universität und ETH Zürich geschlechtsneutrale Ausweise einführen.

Die neue Dogmatik trägt religiöse Züge. Alles Ketzerische, alles Kritische, ja sogar alles abtastend Fragende wird missbilligt und als menschenfeindlich taxiert oder sonst auf eine untere sittliche Stufe gestellt. Eine ernstzunehmende Auseinandersetzung mit der Kritik ist nicht vorgesehen. Es gibt nur das gute und das böse Lager, so wie früher beim Indianer-und-Cowboy-Spiel, das neuerdings auch seine Unschuld verloren hat. Kinder sollen heute «kultursensibel und diskriminierungsfrei» spielen, und da sind die Indianer eben unerwünscht. 

An dieser Stelle der vollständige Beitrag: www.nzz.ch.

Betreutes Denken

Die Kultur des politisch Korrekten treibt immer buntere Blüten. Jetzt wurde in den USA ein Sammelband, der die drei kritischen Werke des Philosophen Immanuel Kants enthält, mit folgendem Warnhinweis ausgestattet:

Dieses Buch ist das Produkt seiner Zeit und reflektiert nicht die gleichen Werte, die es reflektierte, würde es heute geschrieben. Eltern sollten mit ihren Kindern diskutieren, wie sich die Ansichten zu Rasse, Gender, Sexualität, Ethnizität und zwischenmenschlichen Beziehungen verändert haben, bevor sie ihnen erlauben, dieses klassische Werk zu lesen.

Ich kann nur hoffen, dass viele Studenten, Professoren und mündige Bürger diesen Freiheitsentzug und das Volkspädagogentum durchschauen und deutlich machen, dass sie bereit sind, selber zu denken und sie auch ihren Kindern dieses Vergnügen gönnen. Die Historiker werden eines Tages mit großem Unverständnis auf eine Epoche zurückschauen, in der den Menschen das eigenständige Denken abgewöhnt wurde. Eine kantische Portion Aufklärung könnte hier hilfreich sein: Habe den Mut, dich von den politisch-pädagogischen Gängelungen zu lösen und gebrauche deinen eigenen Verstand!

Hier mehr: www.nzz.ch.

VD: AW

Francis Schaeffer: Den Lauf der Geschichte ändern

Hier eine Rede von Francis Schaeffer, die er an Studenten der Liberty University am 23. Januar 1981 gerichtet hat. Er erläutert hier viele Grundeinsichten seiner Apologetik. Vor allem warnt er davor, sich von „Geist der Welt“ leiten zu lassen.

Schwächt Achtsamkeit die moralische Urteilskraft?

Während die aus dem Schmalspur-Buddismus importierte Kultur der Achtsamkeit weiter in christliche Kreise einzieht (hier ein aktuelles Beispiel), mehren sich außerhalb der Wellness-Zirkel kritische Stimmen. Mark Siemons verweist heute in der FAZ Online auf eine aktuelle Studie, die die Annahme prüft, dass Meditation und Achtsamkeit eine individualistische und elitäre Kultur fördern. Die These, dass Achtsamkeitsübungen eine abschwächende Wirkung auf moralische Urteilskraft und Handlungen haben, lässt sich – so viel kann man sagen – nicht einfach von der Hand weisen. Siemons fragt sogar: „Hilft die Achtsamkeit womöglich auch dem Bösen dabei, seine dunklen Geschäfte stressfreier, gelassener und von Gewissensbissen unangefochtener zu betreiben?“

Im „European Journal of Social Psychology“ erschien kürzlich ein Aufsatz, der einem überraschenden Verdacht nachging: Schwächt die „Achtsamkeit“, diese auch über Wellnesszirkel hinaus in westlichen Gesellschaften so weit verbreitete Meditationsübung, deren wohlklingender Name Sensibilität, Umweltbewusstsein und Empathie auf unbestimmte Weise zu einer Art Super-Ethik zusammenfasst, schwächt eben diese Achtsamkeit in Wirklichkeit das moralische Empfinden? Die Hypothese von Simon Schindler, Marc-André Reinhard (beide Kassel) und Stefan Pfattheicher (Aarhus) fußt darauf, dass es bei der aus dem Buddhismus abgeleiteten Meditationsform um eine „nicht urteilende“ Konzentration auf die Erfahrung jedes einzelnen Augenblicks geht. Hat diese Art Entleerung nun nicht nur die in vielen Studien belegte Wirkung, von Stress und anderen destruktiven Emotionen zu befreien, sondern auch von Schuldgefühlen und schlechtem Gewissen, selbst wenn diese durchaus angebracht wären?

Hier der Beitrag (allerdings hinter der Bezahlschranke): www.faz.net.

Ungeliebter Stern

In Behörden und Politik wird die gendergerechte Sprache immer häufiger angewandt. Neue Umfragen ergeben allerdings, dass sich die Mehrheit der Deutschen von dem Neusprech regelrecht belästigt fühlt.

Heiko Schmoll schreibt in ihrem Artikel „Gendersprache: Ungeliebter Stern“ (www.faz.net, jedoch hinter der Bezahlschranke) unter anderem:

„Die meisten Menschen wollen nicht von einer fanatischen Minderheit in Universitäten und Rathäusern gezwungen werden, in einer verunstalteten, mit unaussprechbaren Sternchen dekorierten und sogar falschen Sprache zu sprechen“, sagte die Schriftstellerin Monika Maron zu den Ergebnissen der Umfrage. Anfang März hatte Maron zusammen mit dem Ökonomen Walter Krämer, dem Journalisten Wolf Schneider und dem früheren Präsidenten des Deutschen Lehrerverbandes Josef Kraus einen Aufruf zum Widerstand gegen die Auswüchse der sogenannten geschlechterneutralen Sprache veröffentlicht.

Darin heißt es, die gendergerechte Sprache beruhe auf einem Generalirrtum, wonach zwischen natürlichem und grammatischem Geschlecht ein fester Zusammenhang bestehe. Den gebe es aber nicht, wie man an „der Löwe, die Giraffe, das Pferd“ sehen könne. Es störe ja auch niemanden, dass sich alles Weibliche von dem Wort „das Weib“ ableite. Außerdem erzeuge die Gendersprache eine Fülle lächerlicher Sprachgebilde, sei nicht konsequent durchzuhalten und außerdem kein Beitrag zur Besserstellung der Frau in der Gesellschaft.

Im Herzen der Spiritualität

51q6Zv9cuxL SX303 BO1 204 203 200Anselm Grün hat zusammen mit Ahmad Milad Karimi ein Buch geschrieben, um den Dialog zwischen Muslimen und Christen voranzubringen. Wolfgang Schäuble oder Nikolaus Schneider sind begeistert. Im Herzen der Spiritualität wird wieder ein Bestseller. Margot Käßmann wird Anselm-Botschafterin werden.

Zu den Leuten, die von diesem Buch beeindruckt sind, werden auch viele Evangelikale gehören. In ihren Bücherstuben, Versandhäusern und Regalen wimmelt es von Werken, die der freundliche Mönch verfasst hat. Klarer formuliert: Viele, die sich als Evangelikale verstehen, deuten den christlichen Glauben ähnlich wie Anselm. Mystisch.

Hier einige Zitate von Anselm Grün aus dem neuen Buch. Kommentare kann ich mir bei diesem Geschwurbel sparen.

Die Bibel als Wort Gottes (S. 73)

„Auch wenn wir die Heilige Schrift als Wort Gottes verstehen, das für uns bindend ist, weil es vom Heiligen Geist inspiriert ist, wissen wir doch um die verschiedenen Formen, in denen die Bibel uns das Wort Gottes verkündet. Da gibt es mythologische Erzählungen wie etwa die Erzählung von der Entstehung der Welt und des Menschen. Wir interpretieren diese biblischen Schöpfungsberichte nicht naturwissenschaftlich. Sie beschreiben vielmehr in Bildern den inneren Kern, die Schönheit und das Geheimnis der Schöpfung. Die Bibel kennt geschichtliche Erzählungen, sie kennt Gleichnisse, Berufungsgeschichten, gesetzliche Texte, prophetische Texte, Trostworte und Mahnworte. Es gibt hymnische Texte, Loblieder und Gebete wie etwa die Psalmen. Jede Form hat ihre eigene Wahrheit. Manche Fundamentalisten wollen die Bibel wörtlich auslegen. Aber sie werden damit der eigentlichen Aussageabsicht der Bibel nicht gerecht. Jede Form hat ihre eigene Wahrheit.“

Von Lesen der Bibel (S. 75–76)

„Die Bibel lesen heißt: mit den Worten solange ringen, bis wir sie verstehen. Und wir verstehen sie richtig, wenn wir freundlich mit uns umgehen, wenn wir unser eigener Freund werden. Dann erleben wir auch das Wort Gottes als unseren Freund, der uns zeigt, wie unser Leben gelingt. Wir werden nie damit fertig, die Bibel zu meditieren. Und jede Zeit legt sie immer wieder neu aus. Denn die Worte, die damals geschrieben worden sind, legen unser Leben heute aus und wollen uns Wege aufzeigen, wie unser Leben von Gott her und von Jesus Christus her gelingen kann. Entscheidend ist, dass die Worte der Bibel immer Worte des Lebens sind, Worte, die zu einem authentischen Leben nach dem Geist Jesu führen. Immer wenn uns die Worte Angst machen oder wenn wir die Worte so auslegen, dass wir anderen damit Angst machen, verstehen wir sie nicht im Sinne Jesu, sondern benutzen sie, um unsere eigenen Vorurteile zu verstärken.“

Das Dogma der Uneindeutigkeit (S. 36–37)

„Dogmen sind wahr im Sinn des griechischen Begriff von Wahrheit, aletheia, und das meint, wie Martin Heidegger dieses Wort übersetzt: Unverborgenheit. Dieser Wahrheitsbegriff meint nicht wahre Sätze. Wahrheit bedeutet vielmehr: Der Schleier, der über aller Wirklichkeit liegt, wird gelüftet, und wir erkennen etwas von der tiefsten Wirklichkeit. Wir schauen auf den Grund des Seins. Es wird uns etwas klar, ohne dass wir das in sozusagen mathematisch klare Sätze kleiden könnten. Die Wahrheit ist auch nicht etwas, was ich habe oder besitzen kann. Die Wahrheit kann einem aufgehen. Dogmen sind also keine Festschreibungen, nicht Ausdruck von Rechthaberei, sondern der Versuch, einen Rahmen zu geben, innerhalb dessen die Wahrheit aufleuchtet. Dogmen sind Auslegungen und bedürfen zudem selbst der Auslegung. Für mich ist Dogmatik die Kunst, das Geheimnis offenzuhalten.“

Jesu Gottheit (S. 97):

„Für mich als Theologen ist klar: Dogma heißt nicht, dass ich alles ganz genau erklären kann. Dogma ist für mich vielmehr die Kunst, das Geheimnis offenzuhalten. Auch Dogmen sind letztlich bildhafte Annäherungen an das Geheimnis Gottes und das Geheimnis Jesu. Was die dogmatische Aussage, dass Gott und Mensch in Jesus eins sind, bedeutet, das kann also niemand letztlich ganz verstehen und erschöpfend beschreiben. Unsere Aussagen bleiben offen für das Geheimnis. Ich wehre mich auch gegen Aussagen, die reduzieren. Wenn ich sage: Jesus war nichts als ein religiös besonders begabter Mensch, dann kann ich mich von ihm distanzieren und mich über ihn stellen. Wenn ich aber sage: Jesus ist Gottes Sohn, dann weiß ich zwar auch noch lange nicht, was es wirklich bedeutet. Aber diese Formulierung sagt: Jesus steht mir gegenüber mit einem Anspruch, der dem Anspruch Gottes gleichkommt. Ich erinnere an Paul Tillichs Aussage: „Gott ist das, was uns unbedingt angeht.“ Wenn ich sage, Jesus sei Gottes Sohn, so geht mich dieser Jesus an. Ich nehme seine Worte ernst. Ich ringe mit ihnen. Ich stelle mich nicht über seine Worte. Ich kritisiere Jesus nicht als eine geschichtlich bedingte und beschränkte Persönlichkeit, sondern ich stelle mich seinem göttlichen Anspruch.“

Der Weg der Mystik (S. 222)

„Die Mystiker, die Gott erfahren haben, nageln Gott nicht fest auf starre Dogmen. Sie beschreiben die Erfahrung Gottes in Bildern, die für alle offen sind, die sich auf den Weg zu Gott gemacht haben. Die mystischen Wege aller Religionen verstehen einander, weil sie von ähnlichen Erfahrungen sprechen. Sie deuten diese Erfahrungen nur jeweils auf dem Hintergrund ihrer eigenen theologischen Tradition.“

Sexualethik (S. 207)

„Die Kirche kann die Sexualmoral nicht festschreiben. Sie kann nur im Dialog mit der heutigen Psychologie und Genderforschung theologische Grundsätze aufstellen. Aber gerade in moraltheologischen Fragen gibt es keine festen Dogmen, sondern eine Entwicklung im Dialog mit der jeweiligen Zeit.“

Allerlösung (S. 259)

„Im Tod werden wir Menschen, Christen wie Muslime, Juden, Buddhisten oder Hindus, in die Liebe Gottes hineinsterben. Es ist der eine Gott, der uns alle erwartet. Wenn wir Gott schauen, dann hören unsere Bilder und Vorstellungen, dann hören unsere theologischen Lehren auf. Und wir schauen gemeinsam auf den Gott jenseits aller Bilder, auf den Gott des absoluten Geheimnisses. Aber in diesem Gott werden wir alle eins werden, wenn wir uns von Gott richten, ausrichten lassen auf ihn hin und auf die absolute Liebe hin, in der wir eins werden miteinander und mit Gott. So ist der Blick auf das, was uns erwartet, auch ein Weg, uns schon jetzt miteinander auf Gott hin auszurichten, nicht gegeneinander zu kämpfen, sondern uns darauf vorzubereiten, dass es im Tod keine Differenzen mehr gibt, sondern wir alle in Gott eins werden.“

Die Werteumkehr in den 1960er-Jahren

Michaela Huber weist auf folgende Analogie hin (Trauma und die Folgen, 2009, S. 180–181):

Anton LaVeys in den 1960er-Jahren verfasste „Satanische Bibel“ machte die Runde, viele interessierten sich seither für seine „Church of Satan“ (die auch in Deutschland Ableger hat); gleichzeitig stieg die Faszination für faschistisches Gedankengut. (Bücher wie „The Occult Reich“ oder „Hitler: The Occult Messiah“ wurden in den USA Bestseller.) Ebenfalls im gleichen Zeitraum veränderte sich die gesellschaftliche Akzeptanz nicht nur von Softporno, sondern auch von Kinderpornografie, Sadomasochismus, Horror- bis hin zu Snuff-Filmen – und alle, die sich dagegen wehren wollten, wurden massiv diffamiert. Plötzlich galt zum Beispiel die POR-NO!-Kampagne von EMMA (seit den 1990er-Jahren immer wiederholt) auch in der „linken“ und „alternativen“ Presse als „spießig“, ja es wurde den Aktivistinnen der Antiporno-Kampagne rechte Gesinnung unterstellt, sie wollten Zensur und einen Law-und-Order-Staat etc.

Niall Ferguson: Die Exklusion Andersdenkender

Niall Ferguson zählt zu den wichtigsten Historikern der Gegenwart. Im grossen Gespräch rechnet Niall Ferguson mit dem Wohlfühldenken vieler Kollegen ab und er legt offen, wie die Linke die angelsächsischen Universitäten gekapert hat. Jene, die ständig von Inklusion sprechen, exkludieren Andersdenkende konsequent.

Die konservativen und liberalen Akademiker sind chaotische Zeitgenossen und ziemlich mies in der akademischen Folgeplanung. Sie sind mit ihren Studien beschäftigt, schreiben Bücher und kümmern sich kaum um Machtpolitik. Anders die sogenannt Progressiven – sie sind oftmals die eigentlichen Karrieristen, und ihre Schriften dienen ihnen bloss als Mittel zum Zweck. Darum legen sie oftmals auch wirklich lausige Aufsätze und Bücher vor. Aber das spielt keine Rolle, denn auf die richtige Herkunft kommt es an. Wenn heute ein Professor für moderne deutsche Geschichte an einer amerikanischen Fakultät emeritiert wird, nun, dann wird er eben durch eine junge Professorin mit Schwerpunkt Geschichte der amerikanischen Ureinwohner ersetzt. Und es ist ja nicht so, dass ich mir das irgendwie zusammenreime – ich habe dreissig Jahre lang aus nächster Nähe beobachtet, was geschah. Der Begriff der Diversität hat sich fundamental gewandelt und in sein Gegenteil verkehrt.

Ich hege kein Ressentiment. Was mir Sorgen macht, ist die Verarmung des intellektuellen Diskurses. Nicht mehr die Geschichte der Eliten war seit den 1980er Jahren von Interesse, sondern nur noch die Geschichte der Unterdrückten oder jener, die sich selber dazu stilisierten. Und die neuen Akademiker verfolgten – machtpolitisch klug und sehr erfolgreich – ihren Eigennutz und ihre Karriere konsequent. Wer sich weiterhin für die Geschichte des Kanons interessierte, wurde ausgebootet.

Der Rahmen des Sagbaren im akademischen und öffentlichen Raum hat sich in den letzten Jahren drastisch verengt. Evidenzbasierte Argumente spielen keine Rolle mehr. Es gewinnt, wer die lautesten Unterstützer hat, und es verliert, wer um seine Reputation fürchten muss.

Ein starker Text! Unbedingt lesen: www.nzz.ch.

Wenn die Wölfin mit der Schaf*in …

Thomas Schmid nahm in seinen Zwanzigern an der Studentenbewegung in Frankfurt teil, was ihn später gegenüber politischen Heilslehren misstrauisch machte.

Die zum Teil maßlose Kritik an dem Aufruf gegen die sogenannte gendergerechte Sprache kehrt er in einem Beitrag um: „Welchen Grund mag es wohl haben, dass sich Schriftsteller, Intellektuelle und Wissenschaftler, die dem Neuen, dem Wandel gegenüber stets aufgeschlossen waren, die den Stillstand nicht mögen und Experimente schätzen, auf einmal zusammentun, um der Genderisierung der Sprache Einhalt zu gebieten und das gute Alte gegen ein Schlechtes Neues verteidigen? Wohl den, dass sie wirklich besorgt sind.“

Er schreibt:

Das zähe Ringen um die Genderisierung der Sprache ist indes nur Teil einer weitergreifenden Entwicklung. Dass sich Studentinnen und Studenten in Berlin ganz selbstverständlich befugt fühlen, ein wunderbares konkretes Gedicht Eugen Gomringers im Namen des Feminismus von einer Hauswand zu verbannen, gehört ebenso hierher wie das beharrliche Bemühen einer winzigen Gruppe an der Berliner Humboldt-Universität, den prominenten Politikwissenschaftler Herfried Münkler als „Rechten“ abzustempeln oder den Historiker Jörg Baberowski zum Rechtsradikalen zu erklären. Man kann gut über Baberowskis Thesen zur Gewalt oder über seine Kritik an der deutschen Flüchtlingspolitik streiten. Es ist aber ein Skandal, dass das studentische Bemühen, dem Professor eine rechtsradikale Schelle umzuhängen, durchaus von Erfolg gekrönt ist: Wenn in der Öffentlichkeit von Baberowski – immerhin Träger des Preises der Leipziger Buchmesse – die Rede ist, fehlt nur noch selten das Adjektiv „umstritten“. Will sagen: bitte unbedingt Abstand halten!

Es weht ein muffiger Wind der Unfreiheit, des geistigen Zwangs und einer unbelehrbaren Engstirnigkeit. Nicht ein paar Trotzkisten sind das Problem. Das Problem ist der Resonanzraum und sogar die Unterstützung, die sie bekommen. Zum Beispiel, wenn ein Rechtsprofessor ernsthaft behauptet, bei Baberowski „verschmelzen wissenschaftliches Œuvre und tagespolitische Äußerungen zu einem Amalgam rechtsradikaler Kritik“. Und harmlos ist das ganz und gar nicht. Denn paradoxerweise sind heute winzige, sich selbst ermächtigende Minderheiten in der Lage, der Mehrheit, den Institutionen und dem Staat ihre Sichtweise aufzuzwingen. Nichts Anderes bedeutet es, wenn die Stadt Hannover die gendergerechte Sprache für ihre öffentlichen Verlautbarungen sowie ihren Schilderwald für verbindlich erklärt hat.

Hier mehr: schmid.welt.de.

Jamie Shupe: Ich möchte wieder als Mann leben

Den Artikel von Jamie Shupe sollte man lesen:

Vor vier Jahren schrieb ich in der New York Times über meine Entscheidung, als Frau zu leben; und schrieb, dass ich „authentisch als die Frau leben wollte, die ich immer war“ …

Vor drei Jahren entschied ich, dass ich weder männlich noch weiblich, sondern nicht-binär war – und machte Schlagzeilen, nachdem ein Richter aus Oregon zugestimmt hatte, mich als drittes Geschlecht identifizieren zu lassen, weder männlich noch weiblich.

Jetzt will ich wieder als der Mann leben, der ich bin.

Ich bin eine der Glücklichen. Obwohl ich sechs Jahre lang am medizinischen Transgenderismus teilgenommen habe, ist mein Körper noch intakt. Die meisten Menschen, die nach Geschlechtsumwandlungen auf Transgender-Identitäten verzichten, können nicht dasselbe sagen.

Hier: www.dailysignal.com.

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