Christliche Schulverweigerer kommen mit Geldstrafe davon

Das Landgericht Kassel hat am Mittwoch ein Elternpaar aus Nordhessen, das seine Kinder aus religiösen Gründen nicht auf eine staatliche Schule schickt, zu einer Geldstrafe verurteilt. Das Gericht befand die Eltern für schuldig, die dauernde Entziehung der Schulpflicht in drei Fällen missachtet zu haben.

SPIEGEL ONLINE schreibt:

Der Vater, 48, und die Mutter, 43, haben insgesamt sieben Kinder im Alter von zwei bis 17 Jahren. Sie sind Christen, die die Bibel nicht für ein historisches Dokument, sondern das buchgewordene Wort Gottes halten. Und dieses Wort gilt für sie vor jedem weltlichen Gesetz – und sei es die Schulpflicht.

Was in Ländern wie den USA oder Kanada kein Problem ist, verbietet in Deutschland das gesetz: Wer seine Kinder nicht zur Schule schickt, dem droht in den meisten Bundesländern eine Strafe von Bußgeld bis Erzwingungshaft. In manchen Ländern, wie in Hessen, kann die Verletzung der Schulpflicht gar als Straftat geahndet werden.

Die Eheleute gingen dieses Risiko ein. In ihren Augen sind öffentliche Schulen ein Ort der Versuchung und des Lasters; auch eine christliche Privatschule kommt für sie nicht in Frage. Die Eltern unterrichten ihre Kinder in allen Fächern außer Religion und Sport. Rosemarie Dudek übernimmt die Grundschuljahre, Vater Jürgen ab Klasse 5. Er schreibt den Kindern einmal im Jahr Zeugnisse, notiert den Inhalt jeder Unterrichtsstunde, lud auch schon das Schulamt ein, die Unterlagen zu prüfen. Doch es kam niemand.

»Unser Wertesystem ist der christliche Glaube«, sagte Jürgen Dudek vor Gericht. In staatlichen Schulen spiele Gott keine Rolle, dort werde den Kindern vermittelt, dass der Mensch das Maß aller Dinge sei. Für solch eine Erziehung könne er keine Verantwortung übernehmen: »Es kann nicht sein, dass wir unser elterliches Gewissen von der Gesetzeslage abhängig machen.«

Hier der vollständige Artikel: www.spiegel.de.

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5 Kommentare
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ernst
14 Jahre zuvor

Ein nicht gerade schönes Beispiel dafür, wie man sich (hier ist die Bezeichnung angebracht) fundamentalistisch verrennen kann: nicht einmal an eine christliche Privazschule sollen die Kinder!
Hier wird es wohl kein gutes Ende geben!

Dass ansonsten die prinzipielle Verweigerung des deutschen Staates im Hinblick auf den „Hausunterricht“ äußerst fragwürdig ist, noch dazu von einem BVG-Urteil abgesichert, das bedarf keiner Diskussion!

14 Jahre zuvor

Was mich interessiert:

1. Wie koennen sie sich das leisten? Sieben Kinder und beide Eltern sind zu Hause, um sie zu unterrichten.

2. Haben die Kinder eine Chance auf ein Studium, wenn sie kein anerkanntes Zeugnis haben? In dieser Hinsicht verbauen sie ihnen dann doch einiges.

Aber wie auch immer. Die Eltern muessen ganz schoen was draufhaben, wenn sie Lehrer fuer alles sind. Dazu wuerde ich nie im Stande sein!

Alexander
14 Jahre zuvor

Die Antwort steht im Spiegel-Artikel, liest Du das denn nicht, was Du hier verlinkst? 😉
„Die Familie lebt nach eigenen Angaben vom Kindergeld, der Vater arbeitet nachmittags als Nachhilfelehrer. Die Familie hat Anspruch auf Hartz IV, lehnt die Unterstützung aber ab, weil daran Ansprüche des Staates geknüpft seien, die sie nicht erfüllen möchte.“
Zu 2., ob die Kinder die Chance auf ein Studium haben: Ihre Schulausbildung ist etwa einem Realschulabschluss äquivalent. Der älteste Sohn, der während seines halben Jahres an der örtlichen Realschule als Klassenbester abschnitt, hat mittlerweile eine Lehrstelle als Tischler. Mehr hier: http://www.netzwerk-bildungsfreiheit.de.
Dass in D homeschooling unzulässig ist und kriminalisiert wird, ist im weltweiten Vergleich geradezu absurd, denn es ist durchaus nicht so, dass nur die traditionell staatskritischen Amerikaner homeschooling praktizieren.

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