Juli 2010

Männerrechte

Ob Parkplätze, Scheidung oder Kanzlerposten – fragt man Dr. Eugen Maus, ziehen Männer immer den Kürzeren.

Seit 18 Jahren ist er mit derselben Frau zusammen. In einigen seiner Ansichten unterstützt sie ihn sogar. Geheiratet haben die beiden jedoch nicht. »Die Ehe ist keine Beziehungsform, die ich bedingungslos empfehlen würde«, so Maus. Immerhin werden 75 Prozent aller Scheidungen von Frauen eingereicht. Außerdem hätten es Männer in Sachen Familiengründung sowieso schon nicht leicht: Einerseits sollen sie sich mehr Zeit für ihre Kinder nehmen, um ihrer Frau unter die Arme zu greifen. Andererseits verkörpere der Mann auch heute noch den Ernährer der Familie, da sich viele Frauen im traditionellen Rollenbild sehr wohl fühlten und sich nicht täglich auch noch durch den Karriere-Dschungel schlagen wollten.

Die stellvertretende FDP-Vorsitzende Cornelia Pieper sagte einmal, dass »Männer von der Evolution und dem weiblichen Geschlecht überholt worden sind«. Über diesen »populistischen Blödsinn« kann Eugen Maus nur lachen, schließlich sei das keine Kunst, wenn man dazu mit Milliarden-Beiträgen gefördert werde. Allein in Deutschland gebe es jede Menge Frauenförderprogramme und so gut wie nichts Entsprechendes für Männer. Und das, obwohl die Frauen dem Mann durchaus viel zu verdanken hätten. Für Maus offenbart sich das beispielsweise bei den Werken der klassischen Musik, die nun mal überwiegend von Männern geschaffen wurden.

Tja, auf solche Machtkämpfe läuft eine Politik hinaus, die alle und alles gleich berechtigen möchte. Ich vermute, der Verein wird Zulauf bekommen. Hier der Artikel: www.welt.de.

Deutsche Bibeln vor Luther

Dass Luther für die große deutschsprachige Bibelübersetzung verantwortlich ist, wissen auch Gelegenheitsleser. Weniger bekannt ist, dass bereits vor Luther mehr als 70 verschiedene Bibelverdeutscher tätig waren und 18 Drucke vollständiger deutscher Bibeln existierten.

Hier mehr: books.google.de.

Das Spiel mit den Geschlechterrollen (im Theater)

Die amerikanische Philosophin Judith Butler, die das Unbehagen der Geschlechter als »Gender Trouble« diskursfähig gemacht hat und Geschlecht wie Identität bloß als Rollen definiert, auf die niemand festgelegt ist, weil man sie wählen und wechseln kann, wäre begeistert gewesen. Die Schauspielerin Jana Schulz spielt mit den Geschlechterrollen. Sie ist damit eine Schauspielerin für das 21. Jahrhundert:

Nach über drei Stunden, in denen Jana Schulz fast durchweg in schmutziger Männerunterwäsche und desolater Gemütsverfassung auf der Bühne gerackert hatte, war zwar nicht klar geworden, was der Geschlechterwechsel eigentlich bezwecken sollte, da er dem Stück keinerlei inhaltlichen Mehrwert brachte. Aber es kann sein, dass die Regisseurin in erster Linie einer extrem plausiblen Überlegung gefolgt war: Dass sie für dieses Crossover-Experiment nie wieder eine bessere Schauspielerin finden würde. Das Verfahren ist freilich nicht ganz neu: Griechische Männer übernahmen in der Antike die Frauenrollen, und auch Frauen schlüpften irgendwann in Männerrollen – man denke an Angela Winkler als Prinz Hamlet bei Peter Zadek. Derlei Manöver ließen sich indes stets durch soziale Gepflogenheiten oder konzeptuelle Überlegungen erklären. Bei Jana Schulz hingegen wurde daraus ein irrwitziger Balanceakt, getragen vom reinen Spaß an der Freud‘ gestalterischer Herausforderungen. „Corriger la fortune“, wie es in „Minna“ heißt, und wer im Publikum bereit war, diesem schönen Schwindel auf den Leim zu gehen, konnte eine atemberaubende Grenzwanderung nicht nur zwischen realer Person und literarischer Figur erleben, sondern überdies zwischen Rolle und Klischee, zwischen Geschlecht und Bild.

Hier: www.welt.de.

Die Kraft des Buches

Es reicht schon, ein paar Bücher im Regal stehen zu haben. Bücher bilden. David Brooks erklärt, warum die Internetnutzung das Lesen von Büchern nicht ersetzen sollte (und geht dabei auch auf das neue Buch von Nicholas Carr ein).

The Internet-versus-books debate is conducted on the supposition that the medium is the message. But sometimes the medium is just the medium. What matters is the way people think about themselves while engaged in the two activities. A person who becomes a citizen of the literary world enters a hierarchical universe. There are classic works of literature at the top and beach reading at the bottom.

A person enters this world as a novice, and slowly studies the works of great writers and scholars. Readers immerse themselves in deep, alternative worlds and hope to gain some lasting wisdom. Respect is paid to the writers who transmit that wisdom.

A citizen of the Internet has a very different experience. The Internet smashes hierarchy and is not marked by deference. Maybe it would be different if it had been invented in Victorian England, but Internet culture is set in contemporary America. Internet culture is egalitarian. The young are more accomplished than the old. The new media is supposedly savvier than the old media. The dominant activity is free-wheeling, disrespectful, antiauthority disputation.

These different cultures foster different types of learning. The great essayist Joseph Epstein once distinguished between being well informed, being hip and being cultivated. The Internet helps you become well informed — knowledgeable about current events, the latest controversies and important trends. The Internet also helps you become hip — to learn about what’s going on, as Epstein writes, “in those lively waters outside the boring mainstream.”

Hier: www.nytimes.com.

So tickt die Generation Porno

Die WELT Online hat Anfang Juli zwei interessante Beiträge zum Thema Pornographie veröffentlicht. Kirsten Schiekiera gewährt Einblicke in die Konsumhaltung von Teenagern:

Bis vor gut zwei Monaten war Inga Schäller noch ahnungslos. »Ich wusste überhaupt nicht, dass man sich im Internet Pornovideos kostenlos ansehen kann! Ich dachte, das sei ein teures Vergnügen, das sich nur Erwachsene leisten können«, sagt die alleinerziehende Mutter. Als sie schnell eine dringende Überweisung vom Computer ihres Sohnes machen wollte, entdeckte sie, dass der 15-Jährige regelmäßig auf einschlägigen Seiten surft. Als sie ihn darauf ansprach, wiegelte er ab. Eine peinliche Situation für Mutter und Kind. »Ich finde es wirklich besorgniserregend, dass Kinder sich problemlos Bilder angucken, bei denen unsereins rot vor Scham wird. Wie sollen Teenager denn so etwas verarbeiten?«, fragt sich die Krankenschwester aus Berlin-Charlottenburg. Darüber machen sich die Teenager keine Gedanken. »Alle Jugendlichen gucken Pornos. Wirklich!«, meint Patrick (15) aus Berlin-Hellersdorf. Sein Freund Denis (18) nickt und erzählt, dass er »ein paar sehr schöne Filme« auf der Festplatte seiner »Playstation 3« gespeichert habe. Auch auf seinem Handy könne man diverse Clips betrachten. Auf die Frage, wie häufig die beiden Pornos sehen würden, zucken beide mit den Schultern. Einmal pro Woche? Zweimal pro Woche? »Viel häufiger, ich zumindest«, meint Denis. »Manchmal gucken wir in der Gruppe, manchmal alleine.« Dirk, ebenfalls 15, schüttelt den Kopf. Pornos würde er sich nur am Wochenende ansehen. » Sonst bin ich am nächsten Tag in der Schule nicht ausgeschlafen.«

Klaus Beier vom Institut für Sexualmedizin der Berliner Charité erklärt im Gespräch:

Es wäre naiv zu glauben, dass sich diese Darstellungen nicht auf das sexuelle Selbstbild der Jugendlichen auswirken. In der Pubertät, wenn die Sexualhormone einschießen, sind Jugendliche besonders empfänglich für sexuelle Signale. Dann bilden sich bei den Mädchen und Jungen, deren Gehirne noch in der Entwicklung sind, die sexuellen Präferenzstrukturen aus. Das sind irreversible Vorgänge, und bis zum Beleg des Gegenteils ist davon auszugehen, dass Bildinhalte, die im Internet gesehen und mit sexueller Erregung verknüpft werden, sich in dieser sensiblen Phase in die Präferenzstruktur einschleusen könnten.

Hier die Beiträge:

VD: CU

Was Not tut

Es gibt in der dynamischen christlichen Szene einen Leiterwahn. Durch Schulungen von Leitern sollen Gemeinden auf eine neue, auf eine höhere Ebene geführt werden (siehe auch hier). Die armen Leiter. Können sie diese Lasten wirklich tragen?

Leiterausbildung ist wichtig. Aber Programme, Leitbilder, Persönlichkeitsentwicklung, Visionen und allerlei »Tools« werden nicht weiterhelfen, solange geistliche Leiter das Anliegen der ersten Jünger in Jerusalem vernachlässigen. Die Jünger bekannten in Apg 6,4:

Wir aber werden festhalten am Gebet und am Dienst des Wortes.

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