2017

Vorbeugende Eheberatung

Es deutet sich ein neuer Trend in der Paartherapie an. Immer häufiger besuchen junge Paare einen Therapeuten, um sich präventiv in Beziehungsfragen beraten zu lassen. Warum zweifeln so viele daran, dass ihr Glück dauerhaft Bestand hat?

Die Berliner Paartherapeutin Vera Matt meint in einem Interview mit der FAZ, dass der Einfluss der Popkultur nicht unterschätzt werden sollte:

Zunächst einmal ist es wichtig, dass man sich von Bildern freimacht, die man täglich über das Fernsehen bekommt. Da lernt man, dass Fremdgehen ganz normal ist und einer Beziehung guttut. Dass bizarre Sexualpraktiken das beste Mittel sind, um eine Beziehung in Schwung zu halten. Und dass kein Mensch für eine lang anhaltende und treue Partnerschaft gemacht ist.

Nach einem Tag vor dem Fernseher hat man mehr Unwahrheiten über die Liebe gelernt, als man in einem Monat wieder verlernen kann. Eigentlich müsste man vor manchen Sendungen einen Warnhinweis einblenden: Achtung, dieser Film gefährdet Ihre Beziehungsfähigkeit. Da die Jugendlichen dauernd Netflix und Co gucken, sind sie regelrecht geimpft mit solchen Vorannahmen. Und durch Online-Plattformen wie Facebook entsteht zusätzlich der Eindruck von Ersetzbarkeit. Da geht es nicht um den Aufbau von Beziehungen, sondern nur um den schnellen Konsum von Kontakten und Aufmerksamkeit.

Darüber hinaus suchen junge Paare eine „Gegenwelt“ zu dem, was sie in ihren eigenen Elternhäusern erlebt haben, nämlich abhängige Beziehungen und Scheidungen. Das wollen sie auf keinen Fall: „Es gibt beide Bewegungen: Weg von ‚So möchte ich das für mich auf gar keinen Fall‘ und hin zu einem besseren Modell: Wie kann unsere Liebe richtig groß werden? Wie können wir das, was wir jetzt haben, so und noch viel besser leben?“

Ein ehrliches und lesenswertes Interview. Lediglich mit dem Schlussstatement wird Vera Matt Menschen überfordern:  „Im Grunde geht es immer um das Gleiche: Anerkennung, Wertschätzung, sich gewollt und geliebt fühlen – und dafür nicht einen anderen Menschen verantwortlich zu machen, sondern das in sich selbst zu finden.“ Das, was Menschen in sich selbst finden, wird ihnen nicht die Sicherheit geben, die sie suchen. Menschen sind endliche Wesen.

Hier das Gespräch: www.faz.net.

Identität und das Woher

Im Nachtcafé hat Michael Steinbrecher Menschen eingeladen, die nicht genau wissen, woher sie kommen. Neben Adoptivkindern war auch die Schauspielerin Christiane Grams-Dollmann eingeladen. Mit neun Jahren erfuhr sie, dass sie durch eine anonyme Samenspende in einem Kinderwunschzentrum gezeugt wurde. Die Ungewissheit über ihre wahre Identität quält die 33-Jährige. Warum? Weil eben Identitätsentwicklung auch etwas mit den eigenen Wurzeln zu tun hat.

Was sie darüber – ganz ohne Bitterkeit – zu erzählen hat, ist in diesem Video ab 01:01 (also ca. ab der 1. Stunde) zu hören. Es sollte uns im Blick auf die Vertechnisierung der Reproduktionsmedizin nachdenklich stimmen.

Die Zeit ist kurz

Dietrich Bonhoeffer (Nachfolge, 2013, S. 209):

Die Zeit ist kurz. Die Ewigkeit ist lang. Es ist Entscheidungszeit. Wer hier am Wort und am Bekenntnis bleibt, bei dem wird in der Stunde des Gerichts Jesus Christus stehen. Er wird ihn kennen und sich zu ihm stellen, wenn der Verkläger sein Recht fordern wird. Alle Welt wird Zeuge sein, wenn Jesus unsern Namen nennen wird vor seinem himmlischen Vater. Wer sich im Leben zu Jesus gehalten hat, zu dem wird sich Jesus in der Ewigkeit halten. Wer sich aber dieses Herrn und dieses Namens schämt, wer ihn verleugnet, dessen wird sich auch Jesus in der Ewigkeit schämen, den wird er verleugnen.

Diese letzte Scheidung muß schon auf Erden anheben. Der Friede Jesu Christi ist das Kreuz. Das Kreuz aber ist Gottes Schwert auf dieser Erde. Es schafft Entzweiung. Der Sohn gegen den Vater, die Tochter gegen die Mutter, die Hausgenossen gegen den Hausvater, und das alles um des Reiches Gottes und seines Friedens willen, das ist Christi Werk auf Erden! Ist es verwunderlich, daß die Welt ihn, der die Liebe Gottes den Menschen brachte, des Menschenhasses schuldig spricht? Wer darf denn über Vater- und Mutterliebe, über die Liebe zum Sohn und zur Tochter so sprechen, wenn nicht entweder der Zerstörer alles Lebens oder aber der Schöpfer eines neuen Lebens? Wer kann die Liebe und das Opfer der Menschen so für sich allein in Anspruch nehmen, als der Menschenfeind oder aber der Menschenheiland? Wer wird das Schwert in die Häuser tragen als der Teufel oder Christus, der Friedefürst? Gottes Liebe zum Menschen und der Menschen Liebe zu ihrem eigenen Geschlecht sind gar zu verschieden. Gottes Liebe zum Menschen heißt Kreuz und Nachfolge, aber eben darin Leben und Auferstehung. „Wer sein Leben verliert um meinetwillen, der wird’s finden“. In dieser Zusage spricht der, der die Macht hat über den Tod, der Sohn Gottes, der zum Kreuz und zur Auferstehung geht und die Seinen mitnimmt.

Bevölkerungspyramiden

Auf der Internetseite Populationpyramid kann man sich Bevölkerungspyramiden anschauen und erkennt aufgrund der optischen Aufbereitung schnell globale Bedeutungsverschiebungen.

Folgende Grafik ordnet Länder gemäß der Bevölkerungszahl. Deutschland ist rechts oben zu finden:

VD: WH

20.000 Euro für ein Baby

Der SPIEGEL hat einen Beitrag über Leihmutterschaft mit dem Ziel veröffentlicht, für die Adoption von Kindern durch gleichgeschlechtliche Paare mehr Verständnis zu wecken. Ich halte es für falsch, dass die Adoption im Rahmen der „Ehe für alle“ solchen Paaren grundsätzlich offen steht. Eltern-Kind-Beziehungen sind viel älter als menschengemachte Gesetze. Es ist meiner Meinung nach das natürliche und unverbrüchliche Geburtsrecht eines jeden Kindes, Mutter und Vater zu haben und von ihnen umsorgt zu werden. Geht das nicht, sollten möglichst nach „verwandten“ Alternativen gesucht werden.

Trotzdem verweise ich gern auf den Artikel „20.000 Euro für ein Baby“, da er Einblicke in die Szenarien rund um die Leihmutterschaft gibt.

Also vier Eltern für ein Kind:

Die Embryos sind zu diesem Zeitpunkt bereits einen Tag alt und wachsen in einem Embryoneninkubator vor sich hin. Die beiden Eltern in spe gehen essen.

Das Kind wird insgesamt vier Eltern haben. Pia als Leihmutter, Vladan als biologischen Vater und Peter als sozialen Vater. Die vierte im Bunde ist eine Eizellspenderin. Es war Pia wichtig, dass die Eizelle nicht von ihr kommt. Zu verstörend die Vorstellung, das Baby käme aus dem Bauch, sie sähe es an und es habe ihre Augen. Sie weiß nicht, ob sie es dann noch weggeben kann. Und das müsste sie auch nicht. Nach deutschem Recht gilt die austragende Frau als Mutter, sie dürfte es behalten und Vladan könnte nichts dagegen tun.

Doch das ist der Deal: 20.000 Euro dafür, dass sie das Baby hergibt. Behalten wäre nicht fair, dafür hat Vladan nicht 100.000 Euro ausgegeben. Und so muss eine Eizellspenderin her: Es ist einfacher, sich von diesem Kind zu distanzieren, wenn es genetisch vollkommen fremd ist.Und unter zypriotischen Studentinnen finden sich zahlreiche Eizellspenderinnen.

So auch die Mutter von Vladans und Peters Kind: Informatikstudentin, 22 Jahre jung, braune Augen, braune Haare, türkisch-britische Abstammung. Im Feld „persönliche Nachricht“ hat sie geschrieben: „Enjoy every moment.“ Das ist alles, was er von ihr weiß. Eine Informatikstudentin in dieser doch recht kleinen Stadt müsste leicht zu finden sein. Ob Vladan das interessieren würde? Nein. Er winkt ab. Nein. Schwamm drüber, er ist froh, dass er das Baby von ihr haben wird, mehr will er nicht. Und sie wird außer dem schnell verdienten Geld auch nichts davon wissen wollen, sonst hätte sie nicht diesen anonymen Weg gewählt.

Mehr: www.spiegel.de.

Lesen am Bildschirm

Immer höre ich Leute sagen: „Ich lese meine Bibel lieber analog auf Papier gedruckt!“ Dafür kann es gute Gründe geben. Schon im März berichtete Fridtjof Küchemann über Vor- und Nachteile der digitalen Lesegeräte. Jetzt hat er mit der Psychologin Rakete Ackerman vom Israel Institut of Technology über das Lesen am Bildschirm gesprochen.

Unsere Untersuchungen legen nahe, dass die Menschen digitale Geräte mit oberflächlichem Lesen verbinden. Grundsätzlich sehen wir eine Unterlegenheit von Bildschirmen bei Lern- und Problemlöseergebnissen, bei der Selbsteinschätzung der Leistung und der Effektivität im Umgang mit Zeit. Interessanterweise ist das allerdings nicht durchgehend der Fall.

Heißt das nun, dass wir die Tablets lieber beiseitelegen sollen? Nein! Jüngste Untersuchungen deuten an, dass man mit der richtigen Einstellung auch auf digitalen Lesegeräten vertieft studieren kann:

Unsere jüngste Untersuchung zeigt, dass es am Bildschirm ganz besonderer Aufgabenstellungen bedarf, damit Menschen effektive Problemlösung betreiben, während es auf Papier ihre grundsätzliche Vorgehensweise ist. Wenn eine Aufgabe zum Beispiel als das eigentliche Ziel und nicht als Training zur Vorbereitung auf eine andere Aufgabe vorgestellt wird, erreichen die Menschen am Bildschirm und auf Papier gleiche Werte. In einer früheren Studie konnten wir zeigen, dass die Aufgabe, beim Lesen den Inhalt eines Textes mit Stichwörtern zusammenzufassen, die gleiche Wirkung hat. Es gibt also ganz einfache Verfahren, um die Unterlegenheit des Bildschirmlesens auszugleichen. Allerdings stammen unsere Erkenntnisse aus Untersuchungen mit Studienanfängern im Labor. Sie sind also nur ein erster Schritt. Wir müssen die Bedingungen erforschen, wie solche Verbesserungen auch in alltäglichen Lebenssituationen möglich werden.

Ich finde es gut, dass die Untersuchungen zum digitalen Leseverhalten Schwung aufnehmen.

Hier: www.faz.net.

Die toleranteste Stadt Deutschlands

Berlin gilt als die toleranteste Stadt Deutschlands. Aber wie tolerant ist man gegenüber Leuten, die ihren christlichen Glauben dort ausleben möchten? Der katholische Glaube der Mutter, die der FAZ ihre Erfahrungen geschildert hat, ist sicher streitbar. Was sie allerdings erlebt hat, sollte uns zu denken geben:

Vor knapp vier Jahren bin ich nach Berlin gezogen. Ich mag die Stadt, und ich schätze die Toleranz, mit der sie sich so gerne schmückt. Nur: Wem gegenüber gilt das eigentlich? Wir sind tolerant gegenüber Frauen, die Kopftücher tragen. Endlich dürfen gleichgeschlechtliche Paare heiraten. Im Berliner Alltag sieht man buddhistische Mönche und trifft auf totale Freizügigkeit. Ganz bewusst habe ich für meine Kinder eine Kita ausgesucht, in der sämtliche Religionen und Nationen vertreten sind. Ich möchte, dass meine Kinder mit einem Gefühl für Vielfalt aufwachsen.

Aber ich sage auch: Gleiches Recht für alle. Auch als Christin kann man eine gewisse Toleranz erwarten. Ich finde aber, das fehlt. Dabei leben wir in einem christlich geprägten Land. Was ist so abwegig daran, dass jemand diesen Glauben in seinen Alltag integriert? Dass jemand nicht nur in die Kirche geht, um das schöne Gebäude zu betrachten? Dass jemand Feiertage nicht nur genießt, weil frei ist? Wie kann die toleranteste Stadt Deutschlands so intolerant sein?

Hier: www.faz.net.

VD: JO

10 Jahre TheoBlog und die Weihnachtsaktion 2017

Wir sind in der Adventszeit angekommen. Bald feiern wir wieder Weihnachten, erinnern uns gegenseitig daran, dass Gott in dem Menschen Jesus Christus zu uns gekommen ist. In meiner Kindheit und Jugend war die Weihnachtszeit keine ersehnte Zeit. Weihnachten war nichts los, in der Familie gab es oft Stress und Freunde waren nicht erreichbar. Erst als ich verstand, worum es zu Weihnachten wirklich geht, konnte ich mich diesen Feiertagen innerlich nähern. Heute freue ich mich sogar auf die Tage im Kreis der Familie. Weihnachten erinnert mich daran, wie gut es Gott mit seiner Welt meint, wie sehr er uns liebt. Obwohl wir als Sünder nichts von ihm wissen wollten, ist er zu uns gekommen, hat uns gesucht. Dass er mich gefunden und mit seinem Evangelium beschenkt hat, überwältigt mich immer wieder neu.

Der TheoBlog ist 2017 übrigens 10 Jahre alt geworden. Ich habe mir in den letzten Tagen angeschaut, worüber ich vor 10 Jahren an dieser Stelle berichtet und geschrieben habe. Viel Aufmerksamkeit absorbierte damals die Emergente Bewegung. Etliche Beiträge drehten sich um die Postmoderne oder die Kontextualisierung des Evangeliums. Obwohl die Emergente Bewegung als Bewegung inzwischen keine große Rolle mehr spielt, muss ich feststellen, dass viele ihrer Ideen und Ansätze inzwischen Mainstream geworden sind. Ich zitiere mal aus einem Vortrag, den ich ziemlich genau vor 10 Jahren an der FTH in Gießen anläßlich einer Deutschlandtournee des emergenten Brian McLaren gehalten hatte:

Doch unter der scheinbar so beschaulich ruhigen Oberfläche brodelt es. Ich sehe an Bibelschulen und theologischen Seminaren eine wachsende Zahl von Studierenden, die der evangelikalen Theologie innerlich bereits aufgekündigt haben und mit Begeisterung Bücher von Brian McLaren, Dan Kimball, Frost & Herbst oder Rob Bell durcharbeiten. So manch junger Christ, der sich auf geistliche Leitungsaufgaben vorbereitet, scheint davon überzeugt zu ein, ein neues kirchengeschichtliches Kapitel sei angebrochen und die Versöhnung von liberalem und evangelikalem Christentum stünde bevor.

Noch vor wenigen Jahren hätte ich mir nicht vorstellen können, mit evangelikalen Freunden z.B. über folgende Fragen zu diskutieren:

  • Können wir wirklich behaupten: alle Menschen sind böse von Jugend auf?
  • Unterscheidet die Bibel zwischen einem DRIN und einem DRAUSSEN? Schafft dieses Denken nicht trennende und diskriminierende Barrieren?
  • Gibt es so etwas wie eine verbindliche biblische Sexualethik?
  • Ist nicht der Zweifel höchste Form des Glaubens und sind Wissen und Gewissheiten nicht Symptome für Selbstüberschätzung und Arroganz?
  • Ist Gott wirklich personal? Selbst wenn er es ist, müssten wir nicht unsere Gottesvorstellungen von Konzepten wie „Allwissenheit“ oder „Allmacht“ reinigen? Lernt nicht auch Gott aus seinen Fehlern?

Mein damaliges Unbehagen hat sich bestätigt. Diese und ähnliche Fragen prägen inzwischen nicht mehr nur die Diskussionen auf emergenten Foren, sondern sind in der Mitte der evangelikalen Bewegung angekommen und in gewisser Weise sogar schon zugunsten einer postmodernen Methodologie und Kultur entschieden worden. Ich sage das nicht nur, weil ich allerlei Blogs oder Zeitschriften studiere. Gespräche und ein intensiver brieflicher Austausch haben meine Wahrnehmung oft bestätigt. Die Botschaft der Kirche ist heute die eigene Relevanz. Wir wollen uns selbst als für die Welt bedeutsam und attraktiv darstellen. Und wir merken dabei nicht, dass das, was wir der Welt bieten können, ziemlich überschaubar ist. Und: Das einzige, was die Welt sich nicht selbst geben und sagen kann, wird längst unscharf oder überhaupt nicht mehr verkündigt.

Der Geist der Wahrheit redet aber nicht von sich und verherrlich auch nicht die Träume und Taten der Frommen. Der Heilige Geist leitet uns in alle Wahrheit, redet, was er vom Vater empfängt und verherrlicht Christus (vgl. Joh 16). Es geht um den Retter der Welt angesichts eines drohenden Gerichts. Paulus wusste genau, warum er den Korinthern schrieb (2Kor 4,6–6): „Denn wir predigen nicht uns selbst, sondern Jesus Christus, dass er der Herr ist, wir aber eure Knechte um Jesu willen. Denn Gott, der sprach: Licht soll aus der Finsternis hervorleuchten, der hat einen hellen Schein in unsre Herzen gegeben, dass durch uns entstünde die Erleuchtung zur Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes in dem Angesicht Jesu Christi.“

Was können wir angesichts dieser geistlichen Armut in Europa noch tun? Ich stehe zu dem, was ich vor 10 Jahren in dem oben erwähnten Vortrag gesagt habe:

Lernen wir von den Reformatoren und den klugen geistlichen Leitern der lebendigen Kirche! Was haben Luther, Bucer, Calvin, Jonathan Edwards oder Francis Schaeffer gemacht? Der Segen kam nicht dadurch, dass sie sich gegenüber dem Geist der Zeit geöffnet haben. Die erwecklichen Bewegungen, die wir natürlich nie produzieren können, sondern immer Gnadenakt Gottes sind, wurden durch etwas entfacht, was John Stott das „doppelte Hören“ genannt hat. Das Hören auf das, was Gott in seinem Wort sagt, und das Hören auf das, was in dieser Welt passiert. Wenn wir mit beiden Ohren hören, können wir den Menschen Gottes Interessen kommunizieren. Die Erweckungen kamen durch eine neue Hinwendung zur Selbstoffenbarung Gottes in der Heiligen Schrift und durch eine tiefe Liebe für die Not der Menschen in dieser Welt.

Was mich bei aller berechtigen Sorge und Klage fröhlicher stimmt als vor 10 Jahren, ist die Tatsache, dass immer mehr junge Christen genau die Sackgasse, in die wir uns hineingefahren haben, durchschauen. Bei verschiedenen Gelegenheiten habe ich Menschen getroffen, die längt bemerkt haben, dass das Japsen nach Relevanz, Transformation oder Unterhaltung nicht in den Aufbruch, sondern in die Bedeutungslosigkeit und in eine – ich formuliere bewusst dialektisch – „betörende Funkstille“ geführt hat. Die Welt wird nicht besser, indem wir uns ihr verschenken. Die Welt braucht etwas, was nicht von der Welt ist. Wenn wir nicht von der Quelle her leben und verkündigen, fehlen Würz- und Leuchtkraft. Genau deshalb ist es ja unser Auftrag, das Wort des Christus, das schriftgemäße Evangelium von der freien Rechtfertigung des Sünders, weiterzugeben (vgl. Röm 10,17). So entsteht Glaube. So werden Menschen gerettet. So werden Menschen verändert. So ziehen Menschen mit einer Botschaft in die Welt.

Es gibt also kleine Zeichen geistlichen Aufbruchs. Auch das neue Interesse an textauslegenden Predigten deutet darauf hin, dass dem Wort Gottes etwas zugetraut wird. Der Umfang ist zwar bescheiden, aber es zeigt, dass die Gemeinde lebt.

So sehr ich mich darüber freue, so sehr bin ich allerdings davon überzeugt, dass es weiter gehen muss. Ich habe in dem Beitrag „Wie Weltanschauungen Christen heute beeinflussen“ einige Anregungen dazu formuliert. Wir brauchen:

  • eine vertiefte Beschäftigung mit der (heute so unbeliebten) biblisch-christlichen Dogmatik;
  • eine apologetisch-konfrontative Auseinandersetzung mit nicht-christlichen Weltanschauungen, zu der auch die Schulung im philosophischen Denken und die Kulturapologetik gehören (z.B. Medienkritik);
  • eine Kampfansage an das Wohlfühlchristentum, welches meint, mit Entertainment, versöhnter Verschiedenheit, populistischem Lobpreis und Lebenshilfepredigten erfülle Gemeinde ihre Berufung;
  • eine Wiederbelebung der Katechese unter Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen im Familien- und Gemeindeumfeld;
  • radikale und greifbare Modelle einer schöpferischen Gegenkultur, die die Wahrheit und Schönheit des evangelischen Glaubens gerade auch für junge Menschen greifbar werden lässt;
  • ein Jüngerschaftstraining, welches Nachfolge nicht auf Fragen persönlicher Frömmigkeit reduziert.

In diese Richtung sollten wir betend und mutig gehen!

10 Jahre TheoBlog. Tatsächlich kenne ich Freunde, die seit 10 Jahren immer mal wieder hier vorbeischauen, kommentieren oder mir Empfehlungen zusenden. Bei Vorträgen oder nach Predigten werde ich hin und wieder von Leuten angesprochen, die mir sagen, dass sie durch Beiträge des TheoBlogs inspiriert, korrigiert oder ermutigt worden sind. Das stimmt mich sehr dankbar!

Ich möchte mich auch diesmal bei allen TheoBlog-Lesern herzlich für das Interesse und die Diskussionsbeiträge bedanken.

Etliche Besucher haben in diesem Jahr wieder Bücher, DVD’s oder Elektroartikel über TheoBlog bei Amazon bestellt (mehr dazu hier) oder über den Buchladen geordert. Mehrere Spenden zur Unterstützung des Blogs habe ich ebenfalls erhalten. Vielen herzlichen Dank dafür! Das ist eine großartige Unterstützung!

Falls jemand mit einer Weihnachtsspende über Paypal oder die angegebene Bankverbindung TheoBlog.de unter die Arme greifen möchte, kann er das über das Formular hier tun.

Wie üblich will ich mich durch eine kleine Aufmerksamkeit erkenntlich zeigen. Anläßlich des Jubiläums wird die Aktion diesmal etwas umfangreicher ausfallen. Wieder hat jeder Blog-Leser die Chance, in der Weihnachtszeit ein Päckchen zu empfangen. Allerdings verlose ich diesmal drei Bücher. Und zwar: 

Erster Preis: Johannes Calvin, Unterricht in der Christlichen Religion – Institutio Christianae Religionis, Neukirchen-Vluyn: Neukirchener Verlag, 3. Aufl., 2008, 860 S.

Die Institutio christianae religionis ist das theologische Hauptwerk Johannes Calvins. Sie ist 1536 zum ersten Mal in Basel erschienen. In der endgültigen Fassung liegt der „Unterricht in der christlichen Religion” seit 1559 in vier Teilbüchern mit insgesamt 80 Kapiteln vor.

Calvins Hauptwerk gehört zu den zehn wichtigsten Schriften der Christenheit. Durch das aufmerksame Studieren biblischer Aussagen gelangt Calvin zu einer umfassenden theologischen Gesamtsicht des christlichen Glaubens und seiner praktischen Verantwortung.

Übrigens treffe ich immer wieder auf sendungsbewusste Calvin-Kritiker, die nicht eine Seite der Institutio gelesen haben und imprägniert sind von einem Calvin-Bild, wie es etwa der Schriftsteller Stefan Zweig vermittelt hat.

Die zu gewinnende Ausgabe gibt die hervorragende Übersetzung von Otto Weber sprachlich leicht modernisiert in lateinischer Schrift wieder.

Zweiter Preis: Berthold Schwarz (Hg.), Martin Luther – Aus Liebe zur Wahrheit, Christliche Verlagsgesellschaft, 2016, 499 S.

Martin Luther hat bereits zu seinen Lebzeiten polarisiert. Die einen waren fasziniert von ihm und von der Wiederentdeckung des biblischen Evangeliums von der Gnade. Sie ließen sich von ihm zu neuer Christus- und Glaubenstreue einladen. Die Entdeckung der Bibel als Lebens- und Glaubensbuch sowie die anbetende Anschauung des Gekreuzigten faszinierte viele. Andere waren ihm weniger wohlgesonnen. Sie wünschten ihm die Pest an den Hals, weil er mit seinen an der Bibel orientierten „Reformen“ ganz Europa in Aufruhr versetzte und die gewohnten Ordnungen von Kirche und Obrigkeit zu gefährden drohte.

Luther selbst blieb zeitlebens der „Liebe zur Wahrheit“ verpflichtet, so wie er sie verstand. Was diese Liebe zur Wahrheit bei ihm bedeutete, das will dieses Buch 500 Jahre nach dem Bekanntwerden der 95 Thesen gegen den Ablasshandel im Jahre 1517 in Erinnerung rufen und auf die eine und die andere Weise neu zur Sprache bringen.

22 Autoren haben in unterschiedlich gewichteten Beiträgen die Vielfalt der Gedanken Luthers zur Reform der Kirche „an Haupt und Gliedern“ oder Aspekte ihrer Wirkungsgeschichte ausformuliert. Dadurch können auch heute wieder interessierte Christen Luthers Bemühungen um ein an Christus (solus Christus), an der Bibel (Sola scriptura), an der Gnade (sola gratia) und am Glauben (sola fide) orientiertes Christenleben erstmals oder vertieft kennen lernen, und dabei auch wahrnehmen, was es in der Konsequenz heißen kann, zur Ehre Gottes zu leben (soli Deo gloria). Deshalb ist das Buch auch in diese fünf Kategorien nach den „sola-Begriffen“ unterteilt, die klassisch das reformatorische Erbe zusammenfassen. Diesen Oberbegriffen sind die Einzelbeiträge thematisch zugeordnet.

Dritter Preis: James I. Packer, Gott erkennen, Heroldverlag, 2014, 375 S.

James I. Packers Buch ‚Gott erkennen‘ wurde in den vergangenen Jahrzehnten zu einem Klassiker des christlichen Glaubens. Erstanden ist es aus eine Reihe von Artikeln, die der Theologe geschrieben hatte. Der Grund für den Erfolg des Buches liegt darin, dass es eine Fülle von Informationen über Gott und Sein Wesen vermittelt – und das mit großer Klarheit, Tiefe und Verständlichkeit. Aber es kann noch mehr. Es hilft uns dabei, Gott wirklich zu erkennen, indem es unsere Beziehung zu ihm fördert, indem es uns in Liebe und Anbetung ihm näher bringt.

Diese Neuauflage, herausgegeben vom Herold Verlag, enthält einen Studienführer mit Fragen zu jedem Kapitel.

Um Empfänger eines dieser Bücher werden zu können, sind folgende drei Punkte zu beachten:

  • Sie müssen TheoBlog regelmäßig lesen (Vertrauenssache).
  • Sie müssen mir über das Kontaktformular Ihre E-Mail-Adresse mitteilen (und dabei unbedingt das Stichwort: „Weihnachtspäckchen 2017“ erwähnen).
  • Am 20. Dezember werde ich von meiner jüngsten Tochter unter allen übersandten Adressen die drei Empfänger über ein Losverfahren auswählen lassen und die gewählten Personen kontaktieren (Vertrauenssache). Dabei gewinnt das erste gezogene Los den ersten, das zweite den zweiten und das dritte Los den dritten Preis. Nach Übersendung der Postanschrift schicke ich das Päckchen an den Gewinner.

Vielen Dank fürs Mitmachen!

Ich wünsche eine besinnliche Adventszeit.

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Hier noch die 8 Beiträge, die in den 10 Jahren am häufigsten gelesen wurden:

  1. Das Leben in zwei Reichen
  2. Die Radikalisierung der »Wort+Geist«-Bewegung
  3. Cindy Sherman – Meisterin der Verfremdung und Irritation
  4. Das Sühneopfer von Jesus Christus
  5. Die Liebe siegt? Eine Buchbesprechung über »Love Wins« von Rob Bell
  6. Drei Tipps für das Hörende Gebet
  7. Die Lutherstube auf der Wartburg
  8. Verwinkelte (kostspielige) Postmoderne

C.S. Lewis: Das Gift des Subjektivismus

In diesem Video werden Argumente gegen den Subjektivismus vorgetragen, wie sie C.S. Lewis in seinem Buch The Abolition of Man/Humanity (dt. Die Abschaffung des Menschen) vorgetragen hat:

Themelios Vol. 42 2/2017

Die Ausgabe der Zeitschrift Themelios (Vol 42, Issue 2, August 2017) ist bereits im Sommer erschienen. Hier der Inhalt:

  1. EDITORIAL: On Knowing When to Resign – D. A. Carson
  2. STRANGE TIMES: The ‘Only’ Option – Daniel Strange
  3. Confession of a Reformed Philosopher: Why I Am a Compatibilist about Determinism and Moral Responsibility – John C. Wingard Jr.
  4. Natural Selection and an Epistemology of Evil: An Incompatible Pair – J. Daniel McDonald
  5. Wendell Berry’s “Risk”: In the Middle on Gay Marriage? – Jacob Shatzer
  6. The Preeminence of Knowledge in John Calvin’s Doctrine of Conversion and Its Influence Upon His Ministry in Geneva – Obbie Tyler Todd
  7. Redeeming Edwards’s Doctrine of Hell: An “Edwardsean” Account – Christopher Woznicki
  8. A Missiology of Excluded Middles: An Analysis of the T4T Scheme for Evangelism and Discipleship – George A. Terry
  9. Book Reviews

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