Es wird nie wieder gut

Wie gehen Menschen mit Schuld um, die keinen vergebenden Gott kennen? Dieser bedrückende Artikel aus der FAZ zeigt auf indirekte Weise, wie arm eine schuldverstrickte Welt ist, die keine Vergebung kennt. Da, wo jemand wirklich schuldig wird, stößt die Ratgeberkultur an ihre Grenzen.

Die Psychologin sagt, die Frau müsse sich selbst verzeihen. Aber die Frau weiß nicht, wie das geht. Sie kennt keinen Gott, den sie um Vergebung bitten könnte. Sie hat keine Religion, die festlegen würde, wann es genug wäre mit der Buße. Ihre Blumenerde kauft sie inzwischen im Supermarkt. Die Boss- Hoss-CD hat sie verbannt. Eine Zeitlang dachte sie, sie dürfe nie wieder in den Urlaub fahren. Nicht lachen, wenn jemand einen Witz erzählt. Sie hat aufgehört, sich die Fingernägel zu lackieren. Als habe sie jedes Recht auf Glück verwirkt.

Die Schuld klebt an ihr, sagt die Frau. Die Psychologin widerspricht: „Das ist ein Teil von Ihnen, Sie tragen das. Und Sie dürfen sich ruhig eine Kerze anzünden und es sich daheim gemütlich machen.“ Die Frau spult Ratgebersätze herunter: „Jeder hat sein Päckchen zu tragen. Ich muss das akzeptieren. Ich muss mich trotzdem lieben. Es hilft niemanden, wenn ich wie ein Trauerklops herumlaufe.“

Neulich hat sie sich einen neuen Rock gekauft. Dann ein Armband. Sie hat es getan, ganz bewusst, obwohl ihr das passiert ist. Die Schuld hat sich nicht gerührt. Manchmal stellt sie fest, dass sie ein paar Stunden lang überhaupt nicht an den Unfall gedacht hat, und die Freude darüber ist größer als das schlechte Gewissen. Manchmal schreckt sie nachts nur noch zweimal hoch. „Es wird nie wieder gut“, sagt die Frau. Aber vielleicht wird es eines Tages besser.

Mehr: www.faz.net.

VD: WH

Ähnliche Beiträge:

Abonnieren
Benachrichtige mich bei

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

9 Kommentare
Inline Feedbacks
View all comments
11 Jahre zuvor

Ron schrieb:
Dieser bedrückende Artikel aus der FAZ zeigt auf indirekte Weise, wie arm eine schuldverstrickte Welt ist, die keine Vergebung kennt.

@ Ron: Danke, wirklich ein interessanter Artikel. Mein Frage an dich: Wo liegt der Schwachpunkt, der die Frau nicht aus dem Dilemma finden lässt? Auf welche Weise könnte der Frau wirklich vergeben werden? Welche Antwort – welchen konkreten Rat würdest du ihr persönlich geben?

Tobias
11 Jahre zuvor

Sehr empfehlenswert dazu: Raphael M. Bonelli „Selber schuld!: Ein Wegweiser aus seelischen Sackgassen“, Pattloch (Erscheinungstermin: 1. März 2013)

Wolfgang Haede
11 Jahre zuvor

Natürlich leidet nicht jeder in gleicher Weise. Aber biblisch gesehen ist „Blutschuld“ sehr real. Wenn das die Frau im Artikel schon so empfindet, die versehentlich einen Mann überfahren hat – wieviel schlimmer für Totschlag, Mord… „Das Blut schreit“ (wie es nach dem ersten Mord in der Menschheitsgeschichte heißt: 1. Mose 4) wirklich zu Gott – auch wenn wir es oft nicht hören. Nur das Blut Jesu kann wirklich helfen, „das da besser redet als das Blut Abels“ (Hebräer 12,24).

11 Jahre zuvor

Wolfgang Haede meint:
„Nur das Blut Jesu kann wirklich helfen…“

Und was hieße das konkret für Betroffene?

Jürgen
11 Jahre zuvor

@Elmar

Sie darf sich der Vergebung ihrer Schuld im Allgemeinen und in diesem Einzelfall gewiss sein, wenn sie denn Gottes Versöhnungsangebot in Christus hört und annimmt. Das befreit und sollte sie in die Lage versetzen ihre Last in einem ganz anderem Licht zu betrachten, zu reflektieren und somit auch zur Ruhe zu kommen. Es bleiben sicherlich Narben, aber entscheidend ist, dass sie mit Gottes Hilfe gut verheilt sind.

Das ist sehr, sehr knapp beschrieben und jeder geht damit anders um. Fakt ist und bleibt, dass Gott Frieden denen zusichert die ihn suchen. Man muss ihn dann aber auch annehmen.

Reply to  Jürgen
11 Jahre zuvor

Jürgen meint:
Sie darf sich der Vergebung ihrer Schuld im Allgemeinen und in diesem Einzelfall gewiss sein, wenn sie denn Gottes Versöhnungsangebot in Christus hört und annimmt.

@Jürgen: Ja, aber WAS beinhaltet dieses Versöhnungsangebot konkret? In der von dir dargestellten Form unterscheidet sich dein Rat nicht wesentlich von dem des Psychologen, der ihr sagt, dass sie sich nicht zu Grunde richten soll, da es ja nicht ihre Absicht, sondern ein Unfall war. Die Erklärung des Pysychologen entspricht ja voll und ganz der Wahrheit und doch bleibt die innere Selbstanklage bestehen. In deinen Ausführugen sehe ich keinen Ansatz der die Schuldenlast verringern könnte.
Denn einfach zu sagen, Gott vergibt dir, wenn du ihn darum bittest erscheint mir sehr billig insbesondere vor dem Hintergrund, dass das Leid, dass jemand verursacht hat auch andere Menschen (Angehörige) betrifft.

Jürgen
11 Jahre zuvor

@Elmar Ich denke zunächst, dass Gottes Vergebung alles andere als billig ist. Wenn der Schöpfer des Universums ihr vergeben kann und zugesagt hat, dass er ihrer Verfehlungen nie mehr gedenken wird, weil er sie durch Christus sieht, dann ist das befreiende Gnade. Wenn Gott ihr gnädig sein kann, dann kann sie sich selbst gegenüber erst recht gnädig sein. Das befreit sie von ihrer Last, sich selbst zu verurteilen, so sie es denn annimmt. Ich bin überzeugt das ist der entscheidende Punkt. Ein gottesferner Mensch, der nur sich selbst hat, verharrt im Selbstzweifel. Diese Frau hat nicht nur etwas Schreckliches erlebt, sie ist die Verursacherin und das Geschehene hat sie aus der Bahn geworfen. Damit es weitergeht ist ihr zu wünschen, dass sie eine Begegnung mit Gott hat, dann kann sie bestimmt bald mit Paulus sagen, der sich auch als Täter sah: „Denn ich bin der geringste unter den Aposteln, der ich nicht wert bin, dass ich ein Apostel heiße, weil… Weiterlesen »

11 Jahre zuvor

[…] verwies Ron Kubsch vom TheoBlog auf einen Artikel der FAZ und […]

11 Jahre zuvor

[…] Es wird nie wieder gut – “Dieser bedrückende Artikel aus der FAZ zeigt auf indirekte Weise, wie arm eine […]

DSGVO Cookie Consent mit Real Cookie Banner