Geschleifte Bastionen

Kaum jemand traut sich noch zu sagen, er sei gegen ein Adoptionsrecht für Lebenspartner. Oder ist einfach fast niemand mehr dagegen? Florentine Fritzen kommentiert das Bundesverfassungsgerichts-Urteil zu Zweitadoptionen in Lebenspartnerschaften.

Da fällt mir wieder die „Schweigespirale“ ein:

Am 31. Mai 2011 forderte das Gericht 14 Verbände zur Stellungnahme auf. Neun Verbände verfassten daraufhin ein Gutachten zur Sukzessivadoption, darunter der Lesben- und Schwulenverband, die Bundesarbeitsgemeinschaft Schwule und Lesbische Paare, die Ökumenische Arbeitsgruppe Homosexuelle und Kirche, der Deutsche Familiengerichtstag, Berufsverbände von Psychologen und Kinderpsychotherapeuten. Dass nicht alle dazu aufgeforderten Verbände eine Stellungnahme abgeben, ist normal. Organisationen, die kein Gutachten schrieben, verweisen auf praktische Gründe. Der Juristinnenbund hat es versucht, aber innerhalb der Frist nicht geschafft, stattdessen freuten sich die Juristinnen jetzt in gleich zwei Pressemitteilungen über die Vorgänge in Karlsruhe. Beim Kinderschutzbund sagt eine Mitarbeiterin, wahrscheinlich habe der Vizepräsident ein Gutachten schreiben wollen, er sei aber krank geworden und gestorben. Die Geschäftsführerin des Kinderschutzbundes Paula Honkanen-Schoberth lobte das Urteil: „Haben beide Eltern das Adoptionsrecht, wirkt das stabilisierend für das Kind, das damit schwarz auf weiß die Gewissheit hat, zwei Elternteile zu haben, ganz offiziell.“

Mehr: www.faz.net.

Kirche hoch zwei

Der DLF hat einen Kurzbeitrag über den Ökumenischen Kongress „Kirche hoch zwei“, der vom 14.–16. Februar in Hannover veranstaltet wurde, gesendet. Im Beitrag ist auch Michael Herbst zu hören, der 2004 zusammen mit Jörg Ohlemacher das Institut zur Erforschung von Evangelisation und Gemeindeentwicklung begründete. Der Trend ist klar: Nicht Kirche für die Menschen, sondern Kirche gemeinsam mit den Menschen. Das kann nur eine Perspektive sein.

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Wer sich mit den Überlegungen von Prof. Herbst vertrauter machen möchte, kann sich auch ein ERF-Interview anschauen:

Sophie Scholl: „Harter Geist, weiches Herz“

Am 22. Februar 1943 starb Sophie Scholl unter dem Fallbeil. 70 Jahre später tauchen bislang verborgene kleine Erinnerungen an die letzten Stunden der Widerstandskämpferin auf. Tim Pröse hat für das Magazin Focus den Nachlassfund ausgewertet. Wirklich Überraschendes war nicht dabei. Und doch gibt es eine Absatz, der es in sich hat:

Vielleicht haderte sie mit ihren Gefühlen, weil sie frei sein wollte für ihre lebensgefährliche Mission. Vielleicht, weil die Protestantin „die selbstlose Liebe zu Gott“ ebenso oder noch mehr suchte als jene zu Fritz Hartnagel. „Mein Gott, ich kann nichts anderes, als Dir mein Herz hinhalten“, schrieb sie am 29. Juni 1942, „denn ich weiß, daß ich nur bei Dir glücklich bin.“

Hier mehr: www.focus.de.

VD: BK

Warum Abraham uns vor dem Töten unserer Kinder bewahrt

Die Berliner Morgenpost hat heute ein Essay von Hannes Stein veröffentlicht, das es wirklich in sich hat. Die Römer töteten neugeborene Babys. Es geschehen Mädchenmorde in Indien und China. Dass wir das nicht tun, verdanken wir Abraham, Judentum und dem Verhältnis zwischen Monotheismus und Gewalt, schreibt Hannes Stein in „Abraham bewahrt uns vor dem Töten unserer Kinder“. Da jedoch der jüdisch-christliche Glaube als Quelle für moralische Autorität mehr und mehr aus dem öffentlichen Leben verdrängt wird, sich also der Rahmen auflöst, ändert sich das. Nehmen wir als Beispiel Peter Singer: „Singer ist also dafür, Schimpansen aus den Zoos zu befreien und ihnen Menschenrechte zu geben; gleichzeitig spricht er sich für die Euthanasie von Schwerbehinderten aus. Die Tötung von Neugeborenen, schreibt Singer, sei „mit einer stabilen, gut organisierten menschlichen Gesellschaft … vereinbar“.

Der Zivilisationsforscher Gunnar Heinsohn hat uns daran erinnert, wie radikal diese Distanzierung vom Menschenopfer ausfiel: Die Juden waren das einzige Volk der Antike, das keine Geburtenkontrolle durch Infantizid praktizierte.

Der Ritus bei den Römern war so: Wenn ein neues Kind geboren worden war, wurde es dem pater familias, dem Familienvorstand, vor die Füße gelegt. Entweder der pater familias nahm das Kind auf, dann wurde es aufgezogen. Oder er ließ es liegen, dann wurde das Kind getötet. Dies war die potestas vitae necisque, die Macht über Leben und Tod, das Menschenrecht des freien römischen Bürgers.

Eines der größten Dramen der Literaturgeschichte handelt in seinem Kern von nichts anderem: „Oidipous Tyrannos“ von Sophokles. Wie kam Ödipus, dessen Name „Lahmfuß“ bedeutet, dazu, seine eigene Mutter zu heiraten und seinen Vater zu erschlagen? Weil er als Baby einer ungünstigen Prophezeiung wegen mit durchbohrten Fußknöcheln ausgesetzt worden war, damit die wilden Tiere ihn fressen sollten. Die Tragödie kommt durch einen Akt der Barmherzigkeit in Gang: Ein Schäfer findet den Kleinen, nimmt ihn mit nach Hause und zieht ihn auf.

Nota bene: Die Römer waren kein unkultiviertes Volk. Auch die Griechen, alten Perser, Skythen und Babylonier waren keine Barbaren. Sie teilten nur die jüdische Überzeugung nicht, dass menschliches Leben heilig sei und dass es darum schon verboten sein soll, Neugeborene zu töten. Die jüdische Weigerung, Geburtenkontrolle durch Infantizid zu praktizieren, haben sie darum mit großem Staunen wahrgenommen. Diese Juden zogen ja sogar Krüppel auf, statt sie gleich nach der Geburt umzubringen! Dafür konnten heidnische Schriftsteller der Antike sich eigentlich nur einen rationalen Grund denken: Offenbar wollten die Juden mit allen Mitteln ganz viele werden. Jede andere Erklärung wäre ihnen absurd vorgekommen.

Ein wunderbarer Text. Ein herzliches Dankeschön an Hannes Stein (und die Berliner Morgenpost)!

Hier: www.morgenpost.de.

VD: AV

Warum Drogen günstiger werden sollten

Sollten alle Drogen legalisiert  werden? Der liberale Ökonom Jeffrey Miron hat keine Zweifel: Er hält die Freigabe für den absolut richtigen Weg.

Miron:

Mal angenommen, der Konsum von Drogen würde durch eine Legalisierung steigen, wäre das schlecht? Wenn wir die Standards der Volkswirtschaftslehre anwenden, ist das zumindest teilweise eine gute Sache, weil es Menschen, die gern Drogen nehmen, ermöglicht, das leichter zu tun. Jede Politik, die mir verbietet, etwas zu tun, was ich tun möchte, schadet meinem Lebensglück.

War Harvard nicht mal eine Elite-Uni? Oder liegt genau darin das Problem?

Hier das Interview mit dem Elite-Ökonom: www.spiegel.de.

Aufbaukurs: Seelsorge I

Seminar AufbauI 3 2013 V 1 2Der „Seelsorge Aufbaukurs I“ bietet auch in diesem Jahr interessante Themen an:

    • Seelsorge und Gesprächsführung (Ron Kubsch)
    • Die Heilung verwundeter Sexualität (Richard u. Andrea Yates)
    • Eheseelsorge (Richard u. Andrea Yates)
    • Paarbegleitung mit EBK: (Die erfolgreiche Teilnahme führt zur Lizenz für das EBK-Beratermaterial, Referenten: Ernst u. Brigitte Prugger).

Diesmal treffen wir uns in der Nähe von Salzburg. Richard und Andrea Yates kommen übrigens extra aus Nordamerika zur Seminarwoche nach Österreich. Richard studierte Biblische Seelsorge am Westminster Theological Seminary (Philadelphia, USA). Von 1997–2004 arbeitete er als Seelsorger auf den Gebieten Elternberatung und Sexsucht. Gern wird er als Referent von Jugend-, Studenten- und Erwachsenengruppen eingeladen, um über Fragen zur Sexualität zu sprechen. Seine Frau Andrea Yates studierte Seelsorge, Psychologie sowie Bildung und Forschung an der Hofstra University (Long Island, New York, USA). Andrea hat bis zu ihrer Heirat mit Richard als unabhängige christliche Beraterin für Gruppen und Kirchengemeinden gearbeitet. Heute ist sie zusammen mit ihrem Mann als Seelsorgerin im Bereich Sexsucht tätig.

Noch sind einige wenige Plätze frei!

Weiterführende Informationen und eine Möglichkeit zur Anmeldung sind in diesem Folder zu finden: seminar_AufbauI_3_2013_V.1.2.pdf.

Die Fratze der „Neuen Toleranz“

In dem Beitrag „Die Schweigespirale“ habe ich auf zwei Ausführungen zur „Neuen Toleranz“ verwiesen. Jene – so die Behauptung – die eine vom Mainstream abweichende Sichtweise vertreten, kann es heute hart treffen. Gewöhnt haben sie sich an soziale Ausgrenzung und mediale Ächtung. Es kann schlimmer kommen: Der australischen Musikwissenschaftler Richard Parncutt, der in Graz lehrt, plädierte vor einigen Monaten dafür, Gegner der These von der globalen Erwärmung mit der Todesstrafe zu belegen. Inzwischen hat Parncutt unter dem Druck des Rektorats seinen Text zurückgezogen (hier ist er noch zu finden), aber der Vorfall bleibt symptomatisch für eine Gesellschaft, die mit dem dümmlichen „Fundamentalismusvorwurf“ Gleichdenkerei rechtlich einfordert.

Ich habe lange darüber nachgedacht, ob ich das Video „No Pressure“ bewerben soll. Aus zwei Gründen. Erstens bin ich selbst für den realitätsbezogenen Umweltschutz. Mir liegt wenig daran, mich über Leute lustig zu machen, die sich für die Bewahrung der Schöpfung einsetzen. (Das der Umweltschutz inzwischen so etwas wie ein neuer „Meganarrativ“ geworden ist, ist eine anderes Thema.) Zweitens ist das Video nicht gewaltfrei. Ich kann es nur Leuten mit starken Nerven empfehlen.

Da es insgesamt ungewollt auf eine gesellschaftliche Neigung aufmerksam macht, nehme ich den Protest in Kauf. Warum ungewollt? Nach allem, was ich weiß, handelt es sich um eine Produktion der Umweltorganisation 1010global.org. No pressure!

Also hier das Video in englischer Sprache:

Zur Entstehung gendergerechter Schreibweisen

SchülerInnen, Studierende, Professor_Innen, Absolvent*Innen – es gibt eine Menge Vorschläge, wie man gendergerecht schreiben kann. Warum das sinnvoll sein soll und doch sinnlos sein kann, dazu informiert ungewollt der ausführliche Artikel „Die Entstehung von gendergerechten Schreibweisen“.

Im Trend liegt das  „gender-gap_ “ als neue Strategie der Aneignung zur Infragestellung des binären Geschlechtersystems. Das „gender-gap_ “ schreibt _ als Leerstelle_ in Form eines Unterstrichs.

Der Unterstrich, später gender_gap (soziales Geschlecht_Leerstelle) genannt, soll alle Menschen mit einschließen, auch diejenigen, die sich nicht als vermeintliche Frauen oder Männer definieren. Er soll das zwei-Geschlechtersystem in Frage stellen, weil es einige Transgender (Transsexuelle, die das Geschlecht wechseln wollen oder sich keinem Geschlecht zugehörig fühlen) und intersexuelle Menschen (Menschen deren biologische Geschlechtsmerkmale sich nicht eindeutig einem der beiden Geschlechter zuordnen lassen) nicht einschließt.

In den letzten Jahren verbreitet sich das gender-gap mehr und mehr. Wurde es am Anfang vor allem von queer-feministischen Kreisen verwendet, adaptieren es mehr und mehr Linke und selbst an Universitäten findet sich sein Gebrauch mittlerweile sporadisch wieder.19 Kritik an dieser Schreibweise gibt es derweil z.B. aus feministischer Ecke. Luise Pusch findet heute, dass das Binnen-I zur Aufnahme von Frauen eine bessere Alternative als ein angehängtes Suffix wie beim Schrägstrich/- oder Unterstrich_ ist. Den Unterstrich für Menschen, die sich nicht einem der beiden anerkannten Geschlechter zugehörig fühlen, zu verwenden, findet sie entwürdigend. Außerdem funktioniert diese Schreibweise nicht in allen Sprachen, z.B. dem Englischen, wo es gar keine männlichen und weiblichen Endungen gibt. Deshalb plädiert sie wie viele Andere für eine Entsexualisierung der Sprache durch Verwendung von Formen wie Studierende, Angestellte und Lehrbeauftragte.

Die FAZ hat gestern den Aufsatz „Unbeschreiblich weiblich und männlich“ von Emanuel Derman publiziert (FAZ vom 18.02.2013, Nr. 41, S. 30). Da Geschlechterzuschreibungen – so Derman – immer schwieriger werden, müssen wir „befreite Sexkimos“ neue Wege gehen und Schemen entwickeln, in denen sich alle – ich nenne es: „wiederfühlen“. Derman verweist auf Studenten, die von sich sagen, „ihre Identität variiere in der Zeit“, also „von Tag zu Tag oder von Woche zu Woche“. Bei so viel Bewegung ist der Vorschlag, in Zukunft das Geschlecht mit einer Leerstelle zu kennzeichnen, vielleicht gar nicht grotesk. So bleiben die Publikationen immer authentisch.

Hier der Beitrag über gendergerechtes Schreiben von Studis Online: www.studis-online.de.

Christenverfolgung im Irak

Die christlichen Gemeinden im Nahen Osten hatten eine grosse Vergangenheit. Eine Zukunft scheinen sie nicht mehr zu haben: Im Irak, in Ägypten, in Syrien geraten sie unter Druck und sehen sie sich von radikalen Islamisten bedroht, verfolgt, verjagt.

Vor allem im Irak fallen Christen gezieltem Terrorismus zum Opfer. In der Al Qaida Hochburg Mossul im Irak lebten vor Jahren noch 100.000 Christen. Heute sind es noch 5.000.

Das SRF hat eine halbstündige Sendung über den Exodus der Christen im Nahen Osten produziert.

VD: CM

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