Calvinismus

War Augustinus der erste Calvinist?

Der Theologe Ken Wilson behauptet in seinem Buch War Augustinus der erste Calvinist?, dass Calvinisten einen heidnischen Gott anbeten. Können die Begründungen für diese steile These überzeugen? Mario Tafferner, Dozent für Altes Testament am Tyndale Theological Seminary in den Niederlanden, hat das Buch gelesen und dabei überraschendes zutage gefördert.

Hier ein Auszug: 

Die Frage ist nicht, welche frühchristlichen Theologen von den sie umgebenden Philosophien beeinflusst wurden und welche „sauber“ blieben. Die Frage ist viel mehr, welche frühchristlichen Theologen die Denkkategorien ihrer Zeit dem biblischen Befund entsprechend verwendet haben.

Aus dieser Perspektive wird auch Wilsons Karikatur des Augustinus als Stoiker oder Manichäer fragwürdig. Wie Origenes ist Augustinus kein heidnischer Philosoph, sondern ein christlicher Theologe, der damit ringt, die biblische Lehre in den ihm zur Verfügung stehenden Denkkategorien zu fassen. So schreibt z.B. Mark Edwards, Wilson’s Doktorvater an der Universität Oxford, dass Augustinus zwar die stoische Willenslehre in seiner Definition des freien Willens aufnimmt, diese aber in einen den Stoikern vollkommen fremden christlichen Denkrahmen einbettet:

„Das Fehlen einer Lehre vom Sündenfall bei den Stoikern muss jede Parallele, die zwischen dem stoischen und augustinischen Verständnis des Willens gezogen werden kann, qualifizieren … Die Stoiker haben kein Konzept eines ursprünglichen Fehlers, der die Macht der Vernunft, dass Gute zu erkennen, und die Macht des Willens, dass Gute zu tun, einschränkt, selbst wenn das Gute erkannt wird. Sie hätten Augustins Lehre, dass wir ohne Gnade zwischen einer oder der anderen Sünde wählen müssen, da keine Handlung, die nicht in Liebe gründet, nichts anderes als sündig sein kann, weder erwogen noch verstanden.“

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Mattson und Eglinton reden über Bavinck

51yRUcNPOiLWenn zwei ausgewiesene Bavinck-Experten wie Brian Mattson und James Eglinton sich unterhalten, lohnt es sich, mal „reinzuhören“. Evangelium21 hat ihr Gespräch in die deutsche Sprache übersetzt.

Wie wahr und hilfreich, was Eglinton hier über Bavincks späte überkonfessionelle Apologetik sagt:

In meiner Biografie wird dieser Wandel auf eine Gesinnungsänderung um 1900 zurückgeführt, das Jahr, in dem der deutsche Atheist und Philosoph Friedrich Nietzsche verstarb. Zu Lebzeiten war Nietzsche in den Niederlanden relativ unbekannt. Aus dem wenigen, was Bavinck damals über ihn schrieb, kann gefolgert werden, dass er kaum mehr als die Titel seiner Bücher gelesen, Nietzsche aber nicht studiert hatte. Nach seinem Tod wuchs Nietzsches Bekanntheit jedoch in den Niederlanden enorm. Neben Nietzsches offener Abscheu gegen Jesus (aufgrund seiner freiwilligen Schwäche und dienenden Haltung) war seine revolutionärste Idee, dass wir, wenn „Gott tot ist“, nicht zur Einhaltung der moralischen Werte des Theismus verpflichtet sind. Aus diesem Grund hatte diese neue Ausrichtung des Atheismus das Potential für drastische moralische Folgen.

Angesichts der plötzlichen Popularität Nietzsches nach seinem Tod realisierte Bavinck, dass die Verteidigung des Neo-Calvinismus allein nicht ausreicht, da die Anhänger Nietzsches jede Form des Christentums verabscheuten – sowohl liberal als auch orthodox – und dem Christentum an sich ein Ende bereiten wollten. In der Biografie beschreibe ich Bavincks Erkenntnis so, dass Nietzsche nicht mit einer Gartenschere zu dem Baum des Christentums gekommen war, sondern mit einer Axt. Für Nietzsche musste das ganze Ding weg, nicht nur einige Äste. Und damit standen Bavinck und seine theologischen Rivalen vor einer gemeinsamen existenziellen Bedrohung. In diesem Kontext begann Bavinck neben seiner ungebrochenen Unterstützung des Neo-Calvinismus, das Christentum allgemeiner zu verteidigen. Die Art, wie er die Balance hält zwischen seiner Förderung des Christentums allgemein und dem Festhalten an eigenen Traditionen, erinnert an C.S. Lewis’ Pardon, ich bin Christ oder als jüngeres Beispiel Tim Keller.

Welche Relevanz hat dieser Gesinnungswandel für uns heute? Wir leben immer noch in Nietzsches Schatten. Die westliche Kultur ist unersättlich hungrig nach Macht, getrieben von der Suche nach Vorherrschaft, verachtet das Schwache und Verletzliche und hat eine moralische Vorstellungskraft (wie Nietzsche selbst), die eher an Pontius Pilatus als an Jesus erinnert. Um dies zu verstehen und darauf reagieren zu können, brauchen wir gute Ressourcen. In den letzten zwanzig Jahren im Leben Bavincks war Nietzsche wahrscheinlich sein häufigster Opponent. Wir würden davon profitieren, hier von Bavinck zu lernen.

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Der vergessene Wegbereiter der „Neuen Calvinisten“

Wenn du Kenner der Evangelikalen danach fragst, wer in den 70er und 80er-Jahren des 20. Jahrhunderts den reformierten Flügel dieser großen Bewegung geprägt hat, wirst du Namen wie J.I. Packer, Martyn Lloyd-Jones, John Stott, Francis Schaeffer, R.C. Sproul oder James Montgomery Boice hören. Ihre Predigten, Vorträge und Bücher konnten eine beachtliche Wirkung entfalten und werden heute noch gern gelesen. Von David F. Wells haben – besonders in Europa – nur sehr wenige etwas gehört. Es wird also Zeit, dass Sarah Eekhoff Zylstras Artikel über diesen beeindrucken Mann in der deutschen Sprache erscheint. Vielen Dank an die Mitarbeiter von Evangelium21 für die Übertragungsarbeit!

Wells Buch No Place for Truth kann ich herzlich empfehlen. Wells beschreibt dort ein sich wandelndes Wahrheitsverständnis der Frommen in den Vereinigten Staaten. Dazu schreibt Sarah Eekhoff Zylstra:

Amerikaner begannen damit, Medikamente, Selbsthilfebücher und Therapeuten zu suchen, um mit dieser Scham fertig zu werden. Und Christen, die dieselben öffentlichen Schulen besuchten und dieselben Fernsehprogramme sahen, waren dieser Veränderung gegenüber nicht immun.

Anstatt das Leben an der Bibel auszurichten, begannen Christen, sich an ihren Gefühlen, Gedanken und Erfahrungen zu orientieren, wofür sie dann entsprechende Bibelstellen heraussuchten. Pastoren fokussierten sich nicht mehr darauf, biblische Lehre zu studieren und zu erklären, sondern begannen, den Menschen zu helfen, sich in ihrem Leben zurechtzufinden. Die Gemeinden gaben schwierigere Lehren zugunsten von besucherfreundlichem Marketing auf. Die Emerging Church interpretierte Anbetung, Evangelisation und was es bedeutet, Pastor zu sein, um.

Zunehmend verlagerte sich auch der Unterricht in den theologischen Seminaren von systematischer Theologie oder hebräischer Exegese zu Kursen wie „Geistliches Wachstum“ oder zu Themen wie Theologie und die Künste. Christliche Buchläden, die einst vor Theologiebüchern strotzten, tauschten diese langsam gegen weniger ernsthafte Bücher aus, bevor sie selbst diese gegen Poster und Potpourri eintauschten, bemerkte der Präsident des Southern Baptist Theological Seminary, Al Mohler.

„Wenn man seinen geistlichen Dienst beginnt, sind diese Einsichten, wie das Evangelium auf die Gemeinschaft und die Kultur einwirkt, sehr wichtig“, sagt Pastor Chris Castaldo, der kurz nach dem Erscheinen von No Place am Moody Bible Institute und anschließend bei Wells am Gordon-Conwell studierte. „Wells war eine der Stimmen, die das auf eine Art und Weise angesprochen haben, die durchdacht und klar war. Er hatte keine Angst, Dinge zu benennen und zu sagen: ‚Das ist so nicht richtig‘“.

Wells geht in No Place nicht so sehr auf die Lösung ein, was bei einigen Lesern Kritik hervorgerufen hat. Der Grund hierfür war aber schlicht, dass er noch nicht fertig war (No Place wurde zu einer Reihe ausgebaut) und weil er dachte, die Antwort sei selbstverständlich: Kehre zurück zum Evangelium. Lebe ein gottzentriertes, durch die Gnade und das Opfer Christi bestimmtes Leben.

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Hat Augustinus die abendländische „Ursünde“ erfunden?

Wilson AugustinusMit Interesse habe ich das Buch War Augustin der erste Calvinist? gelesen. Autor ist der Nordamerikaner Ken Wilson. Arzt von Beruf, begeistert er sich gleichermaßen für theologische Fragen und studierte deshalb obendrein Theologie. Im Jahr 2012 wurde er von der Theologischen Fakultät Oxford (England) mit der Untersuchung Augustines Conversion from Traditional Free Choice to „Non-free Free Will“, A Comprehensive Methodology promoviert. Inzwischen lehrt Wilson als Professor für Kirchengeschichte und Systematische Theologie an der Grace School of Theology in The Woodlands (Texas, USA).

Die Grace School of Theology hat in ihrer theologischen Erklärung ausdrücklich den Passus aufgenommen, dass „der anfängliche Glaube, der zur Rechtfertigung und Erneuerung führt“, „kein Geschenk Gottes“ ist. Der Mensch kann nach Wilson aus eigenem Vermögen glauben. In dieser theologischen Schule stehend, bemüht er sich beharrlich darum, die Freiheit des Menschen zu schützen. Seine besondere Wertschätzung für die griechischen Kirchenväter überrascht daher nicht. Mehrfach würdigt er Origenes (185–ca. 254 n. Chr.), der wie manch anderer klar erkannt habe, dass Glaube menschlich sei: „Der erste Glaube kommt vom Menschen, er ist nicht göttliche Gabe. ‚Die Apostel, nachdem sie einmal verstanden haben, dass der Glaube, der nur vom Menschen kommt, nicht vollendet werden kann, es sei denn, dass das, was von Gott kommt, hinzugefügt wird, sagen zu ihrem Erlöser: ‚Mehre unseren Glauben!‘ (Com. Rom. 4.5.3)“ (S. 54).

Das Buch bietet dementsprechend allen, die noch immer Glaube als Geschenk verstehen, eine Ausfahrt an: „Es gibt Alternativen. Alle anderen Hauptzweige der Christenheit – der römische Katholizismus, die östliche Orthodoxie und alle nicht-calvinistischen Protestanten [wirklich?] – halten sich an die Perspektive der Willensfreiheit, so wie sie in den ersten vierhundert Jahren der Christenheit einstimmig und einmütig vertreten wurde“ (S. 148). Deshalb der abschließende Appell: „Folgen Sie bitte nicht einem heidnischen Gott, der Sie erst hypnotisiert und dann Ihren Geist manipuliert, sondern schließen Sie sich stattdessen dem liebenden Gott der Christen an, der Sie einlädt, eine freie Wahl zu treffen“ (S. 150).

Falls jemand mit Epheser 2,8–9 dagegenhält, wo Paulus davon spricht, dass die Errettung durch Glauben eine Gabe Gottes ist, steht er nach Wilson unter dem Einfluss des gnostischen Manichäismus. Der manichäische Priester Fortunatus habe diesen Text in dem Sinn verstanden, dass der Glaube ein göttliches Geschenk sei. Das aber könne so nicht sein, da ja dann die Antwort des Menschen auf den göttlichen Ruf etwas wäre, was Gott selbst schenkt. Die Errettung, nicht der Glaube, ist für Wilson Gottes Geschenk. „Sie geschah aus der Gnade Gottes durch den Glauben der Menschen (vgl. Eph 2,8)“ (S. 62).

Wie aber fand der Gnostizismus Eingang in die abendländische Theologie? Für Wilson liegt es auf der Hand. Der Kirchenvater Aurelius Augustinus (354–430 n. Chr.) habe die christliche Theologie mit heidnischen Glaubensvorstellungen korrumpiert und auf diese Weise der gesamten westliche Theologie eine verhängnisvolle Ausrichtung gegeben. Die reformatorische Theologie, die bekanntlich in weiten Teilen Augustinus für sich in Anspruch nimmt, sei diesem groben Missverständnis besonders drakonisch auf den Leim gegangen.

Die Fragen, die Ken Wilson diskutiert, sind keine einfachen. Ich habe viel Verständnis dafür, dass sie gestellt werden. Vielleicht kann ich in den nächsten Monaten eine ausführliche Besprechung des Buches ausfertigen und der Grundthese, dass nämlich der „augustinische Calvinismus“ ein Synkretismus aus Stoizismus, Neuplatonismus und Manichäismus sei, genauer nachgehen. Dafür ist allerdings viel zu lesen und es braucht Zeit. 

Eine Behauptung Wilsons möchte ich freilich schon jetzt hinterfragen. Er behauptet wiederholt, dass sich die Kirchenväter bei den Themen rund um Erbsünde, Vorsehung und Vorherbestimmung sowie Willensfreiheit weitgehend einig waren. Erst mit Augustinus (354–430 n. Chr.) seien heidnischen Ideen von Erbsünde, Determinismus und dem unfreien Willen in die christliche Theologie eingedrungen. Das klingt dann etwa so (S. 62):

In einer scheinbar seltenen theologischen Einstimmigkeit, über Hunderte von Jahren hinweg und durch den gesamten Mittelmeerraum hindurch, herrschte eine christliche regula fidei der Willensfreiheit. Origenes plädierte dafür, diese nicht als eine Regel des Glaubens zu betrachten, sondern als die Regel des Glaubens schlechthin.

Ich wähle noch ein weiteres Zitat (S. 138–139): 

Augustins einzigartige und völlig überzogene Reaktion auf den Pelagianismus setzte erst im Jahre 412 n. Chr. ein und ließ ihn in ein Fahrtwasser geraten, das dem Christentum bis dahin unbekannt gewesen war. Er fügte die verdammenswerte Schuld zur Erbsünde hinzu und verlangte, dass eine radikale manichäische Gnade die tote Seele mittels göttlich eingeflößtem Glauben zum Leben erwecken müsse. Nicht ein einziger Autor vor Augustin hatte gelehrt, dass die Menschen bereits in einem verdammten Zustand geboren wurden und es deshalb nötig war, dass Gott zuerst die gefallene Natur einer Person verändern und mittels Glauben und Gnade erneuern müsse, bevor dieses Individuum in der Lage war, auf Gott zu reagieren. Alle vorherigen Autoren hatten gelehrt, dass Gott allen hilflosen Menschen in der Person Christi bereits ausreichend Gnade zur Verfügung gestellt hatte. Die Menschen mussten nur Gottes Geschenk der Errettung in Christus annehmen, und dies konnten sie mit Hilfe ihres eigenen ihnen verbliebenen Anteils an gottgegebener Gottesebenbildlichkeit, der Willensfreiheit.

Obwohl ich infrage stelle, dass die Einigkeit unter den Kirchenvätern in diesen Dingen so überwältigend war, wie Wilson das vorgibt (siehe dazu weiter unten), bin ich von der Einsicht, dass die Alte Kirche darum bemüht war, die natürliche Freiheit des Menschen zu verteidigen, nicht sonderlich überrascht. Die Alte Kirche hatte anderes im Blick als der späte Augustinus in seinem Konflikt mit Pelagius (ca. 350–418 n. Chr.). Otto Hermann Pesch, ein großer Kenner der Gnadentheologie, schreibt in der Theologischen Realenzyklopädie

Die Schriften der griechischen Kirchenväter sind zur Frage der Willensfreiheit nicht ergiebig, was neue Gesichtspunkte angeht. Der einfache Grund: Die Theologen verarbeiten das paulinische Erbe nicht, weil sie andere Probleme haben und in anderen Auseinandersetzungen stehen. … Wenn dennoch die Willensfreiheit einmal thematisiert, gar als wichtiges Problem wahrgenommen wird (s. o. I.1.1.), so sind die Gegner nicht eine Lehre von der Vorherbestimmung auf der Linie des Paulus, sondern gnostische und manichäische Lehren, die das Böse nicht auf die Wahlentscheidungen des Menschen, sondern auf ein widergöttliches böses Prinzip zurückführen.

Lassen wir noch einen großen reformierten Theologen zu Wort kommen. Bei Herman Bavinck ist nachzulesen: 

In der frühen Kirche, zu einer Zeit, als sie mit heidnischem Fatalismus und gnostischem Naturalismus zu kämpfen hatte, konzentrierten sich ihre Vertreter ausschließlich auf die moralische Natur, Freiheit und Verantwortung des Menschen und konnten daher der Lehre der Schrift über den Ratschluss Gottes nicht gerecht werden. Obwohl die Menschen mehr oder weniger durch die Sünde korrumpiert worden waren, blieben sie frei und konnten die angebotene Gnade Gottes annehmen. Die Lehre der Kirche enthielt keine Lehre von umfassender Prädestination und unwiderstehlicher Gnade. Der Ratschluss Gottes bestand in Vorauswissen und der Festlegung von Belohnung oder Strafe, die von diesem Vorauswissen abhing. Gott überlässt diejenigen, von denen er im Voraus weiß, dass sie nicht glauben werden, ihrem Unglauben und wählt diejenigen aus, deren Verdienste er vorhergesehen hat. Im Wesentlichen ist dies die Position der orthodoxen Kirche geblieben. Die Menschheit ist durch die Sünde geschwächt und sterblich geworden. Dennoch kann der Mensch immer noch das natürlich Gute wählen und die im Evangelium angebotene Gnade annehmen oder ablehnen (vorauslaufende Gnade). Wenn Menschen sie annehmen, werden sie von dieser Gnade unterstützt (kooperative Gnade) und müssen bis zum Ende durchhalten, denn sie können immer noch abfallen. Diejenigen, die diese Gnade annehmen und ausharren, sind für die Erlösung vorhergesehen und vorherbestimmt. Die anderen – auch wenn Gott durch einen vorausgegangenen Willen die Errettung aller will – sind in ihrem gefallenen Zustand belassen und zum Verderben vorherbestimmt.

Einer der letzten bedeutenden reformierten Theologen, der in Deutschland gewirkt hat, sah sehr klar, dass die patristischen Quellen trübe sind. Er behauptet im Grunde das Gegenteil von dem, wofür Ken Wilson steht. Nicht Augustinus habe die paganen Einflüsse in die Theologie hineingetragen. Umgekehrt habe er (unvollkommen) dazu beigetragen, die Theologie von den schon vorliegenden paganen Beeinflussungen zu befreien. Adolph Zahn (1834–1900) schrieb: 

Im großen und ganzen ist die Theologie der Kirchenväter ein mit christlichen Fetzen geschmücktes Heidentum, aus dem sich durch Gottes Providenz dennoch die vielen großen Wahrheiten Augustins von Prädestination, Sünde und Gnade und die logisch wahren Bestimmungen über die beiden Naturen in Christus herausgerettet haben: brauchbare Grundsäulen für die Zukunft.

Noch etwas: Augustinus ist schon zu seinen Lebzeiten mit den Vorwürfen konfrontiert worden, die Ken Wilson vorträgt. Dem afrikanischen Bischof wurde vorgehalten, dass seine Sichtweise den Lehren der Väter widerspreche. Augustinus reagierte gescheit darauf. Er zeigte nämlich zunächst, dass sich die Väter hinten anzustellen haben, da es vor allem auf das ankommt, was in der Heiligen Schrift steht. Gleichwohl hat er sich dann die Mühe gemacht, akribisch Väterzitate zusammenzustellen, die die seiner Meinung nach biblische Auffassung stützen. Sicher, er hat sich dabei durchaus hin und wieder vertan. Er war eben ein Mensch. Wie sorgfältig er jedoch aufs Ganze gesehen gearbeitet hat, wird m. E. aus dem folgenden Zitat des Kirchenhistorikers Michael Fiedrowicz ersichtlich:

Hatte Augustinus bislang also primär die Väterzeugnisse seiner Gegner zu widerlegen versucht, ohne das patristische Argument selber voll zu entfalten, so fand dieses nun auch bei ihm reiche Anwendung in der Kontroverse mit Julian von Eclanum, der nicht nur Vernunftargumente und Schriftbeweise, sondern insbesondere die griechische Vätertradition gegen Augustinus (c. Jul. 1,29) ins Feld zu führen suchte. Prägnant fasste Augustinus (c. ep. Pel. 4,20) die Intention seines eigenen Väterbeweises zusammen: „Es sollen solche, die an den Wert der Worte dieser Männer glauben, darauf hingewiesen werden, wie in diesen Dingen schon vor jenem leeren Gerede katholische Bischöfe den göttlichen Worten folgten. Sie sollen wissen, dass von uns der rechte und von alters her grundgelegte katholische Glaube gegen die neue verhängnisvolle Anmaßung der häretischen Pelagianer verteidigt wird.“ Hatte Julian von Eclanum Augustinus der Erfindung der Erbsünde bezichtigt, so hielt ihm der Bischof von Hippo (c. Jul. 1,5–35; c. Jul. imp. 1,52) die Autorität acht abendländischer Väter (Irenäus, Cyprian, Reticius, Olympius, Hilarius, Ambrosius, Innozenz I., Hieronymus) und mehrerer Vertreter der griechischen Kirche (Basilius, Gregor von Nazianz, Johannes Chrysostomus) entgegen. Selbstbewusst konnte Augustinus (c. Jul. 1,30; 2,37) darauf verweisen, dass seine Ansichten nicht, wie Julian es hinzustellen versuchte, auf einem „Komplott verrufener Männer“ und einer unbewältigten manichäischen Vergangenheit beruhten, sondern in völligem Einklang mit den Überzeugungen jener waren, „die in der katholischen Kirche durch ihre Bemühungen um die gesunde Lehre hervorleuchteten“ und die universale Kirche sowohl chronologisch wie geographisch zu repräsentieren vermochten. Im einhelligen Zeugnis der Väter artikulierte sich also der Glaube der Kirche selbst (c. Jul. 1,34). Augustinus bemühte sich, die von ihm zitierten Autoren durch jeweilige Angabe ihres Bischofssitzes als authentische Glaubenslehrer zu erweisen, insofern sie als Amtsträger zeitlebens in Gemeinschaft mit der Kirche standen und diese repräsentierten. Dass diese Väter vor dem Aufkommen der aktuellen Kontroverse lebten, qualifizierte sie in besonderer Weise, da „sie über die Sache zu einem Zeitpunkt entschieden, wo niemand behaupten kann, sie hätten die eine Partei benachteiligt, die andere begünstigt“ (c. Jul. 2,34). Augustins Väterbeweis ist nicht nur durch ein klares Methodenbewusstsein gekennzeichnet, das verifizierbare, objektiv-korrekte und eindeutige Belege verlangte. Darüber hinaus ist auch das Verhältnis zwischen Schriftautorität und Väterargument von ihm bedacht worden. Als Ausleger der Bibel (divinarum scripturarum tractatores: Aug., pecc. mer. 3,12) werden die Theologen dieser untergeordnet. Allein ihr kommt die canonica auctoritas (pecc. mer. 3,14) mit dem Anspruch der Irrtumslosigkeit zu.

Schließlich soll ein konkretes Beispiel belegen, dass Wilson in dem patristischen Befund eine Übereinkunft sieht, die es so nicht gegeben hat. Es ist nur ein kleines Beispiel und es greift sein Hauptargument allein nicht an. Aber es zeigt, dass auch er nur ein Mensch ist. 

Wilson schreibt: „Kein anderer Autor vor ihm hatte gelehrt, dass Säuglinge aufgrund von Adams erster Sünde schuldig und verdammt waren und die Wassertaufe zur Errettung benötigten“ (S. 86). Das Thema „notwendige Taufe“ klammern wir hier mal aus. Ich selbst bin ein Kritiker der augustinischen Tauftheologie. Aber stimmt es, dass die christliche Theologie bis zu Augustinus keine strenge Lehre von der Ursünde kannte, nach der die Menschen unter dem Fall verloren waren? Ich denke, so einfach ist das nicht und kann mit mindestens einem Zitat belegen, dass der patristische Befund mehrdeutiger ist als Wilson das suggeriert. Melito von Sardes (gest. Um 180 n. Chr.) schrieb in seiner heilsgeschichtlichen Osterpredigt Vom Passa:

Dieser aber [gemeint ist Adam], nachdem er sehr zahlreich und alt geworden war, dadurch, daß er vom Baume gekostet und sich ausgebreitet hatte auf Erden – von ihm wurde ein Erbe hinterlassen seinen Kindern; er hinterließ nämlich seinen Kindern nicht Züchtigkeit, sondern Unzucht; nicht Unvergänglichkeit, sondern Vergängnis; nicht Ehre, sondern Unehre; nicht Freiheit, sondern Knechtschaft; nicht Königsherrschaft, sondern Tyrannei; nicht Leben, sondern Tod; nicht Heil, sondern Verderben. Unerhört und schrecklich wurde auf Erden das Verderben der Menschen. Dieses nämlich fiel ihnen zu: Von der tyrannischen Sünde wurden sie unterjocht und wurden in die Wogen der Begierden geführt, in die sie von den unersättlichen Lüsten hineingetaucht wurden durch Ehebruch, durch Hurerei, durch Schwelgerei, durch Geiz, durch Morden, durch Blutschuld, durch Tyrannei der Schlechtigkeit, durch Tyrannei der Gesetzlosigkeit; der Vater zog gegen den Sohn den Dolch und der Sohn legte Hand an den Vater; und der Frevler schlug die nährenden Brüste, und Bruder tötete den Bruder, und Gast tat dem Gaste Unrecht und Freund mordete den Freund und Mensch schlachtete den Menschen mit tyrannischer Rechten hin; alle waren sie entweder Menschenmörder oder Brudermörder auf Erden geworden. Aber noch schlimmere und schrecklichere Dinge wurden erfunden: Ein Vater legte Hand an sein eigenes, von ihm gezeugtes Fleisch; eine Mutter legte Hand an jene, die sie mit ihren Brüsten genährt; sie vergrub die Frucht ihres Schoßes im Schoße und die unglückliche Mutter wurde ein schreckliches Grab, da sie das Kind verschlang, das sie getragen hatte.

Diese Schilderung des Lebens unter dem Fall erinnert doch stark an das, was der Apostel Paulus über die Herrschaft der Sünde geschrieben hat. Nicht die Tatsünden machen uns zu Sündern, sie sind Ausdruck der über den Menschen herrschenden tyrannischen Sünde. Nachfolger Adams sind keine unschuldigen Menschen mit dem Potential zur Sünde. Nein, sie haben den Zustand der Verdorbenheit geerbt.

Nun weiß ich, dass Ken Wilson in seinem großen Buch Melitos Sichtweise kurz erörtert und sich dort der Deutung von Stuart G. Hall anschließt, der Melito so versteht:

Einmal im Gefängnis, ist der Mensch der Tyrannei der Sünde und seinem Kollegen, dem Tod, ausgesetzt, beides höchst personifizierte Figuren. Auf diese Weise hinterlässt Adam seinen Nachkommen ein unangenehmes Erbe, aber obwohl Paulus die Verbindung des Todes mit der Sünde verfolgt, gibt es keinen Hinweis darauf, dass die Sündhaftigkeit selbst den Nachkommen Adams weitergegeben wird, wie in der späteren augustinischen Lehre.

Handfeste Begründungen für diese Interpretation fehlen. Dass es hingegen gute Indizien dafür gibt, Melito anders zu verstehen, ist beispielsweise bei dem katholischen Dogmatiker Leo Scheffczyk nachzulesen:

Melito sieht die Wirkung des Todes Christi in der Befreiung der Menschheit von dem durch Adam verursachten Verderben, der „hinausgeworfen wurde in diese Welt wie ein Verurteilter ins Gefängnis“ (§ 48). Im Lichte der Erlösungstat Christi beurteilt er nun auch den vorhergehenden Zustand der Menschheit und schildert ihn sehr drastisch und in dunklen Farben. Bemerkenswert ist an der Formulierung, daß hier erstmals die Folgen der Adamstat als Erbe (κληρονομια) bezeichnet werden, […]. Hiernach ist Adam offensichtlich der Stammvater aller Menschen, dessen Tat eine universale Unheilswirkung verursachte. Daß die Tat eines einzelnen am Anfang der Geschichte solches vermochte, wird genau so wenig als problematisch empfunden wie auf der Gegenseite die universale Effizienz der Heilstat Christi.

Ganz zum Schluss: Wer nicht durch Gott von der Herrschaft der Sünde befreit und in den Dienst gestellt wird, mag in der Lage sein, zivil zu leben. Gott lieben und zu seiner Ehre leben kann nur, wer erkannt hat, dass in seiner eigenen Natur nichts Gutes wohnt, noch nicht einmal das Vermögen, zu glauben. Wer nicht von Gott berufen wird, kann die Freude, die der Heiligen Geist jenen schenkt, die sich von ihm regieren lassen, nicht finden. Gott hat uns die Gnade erwiesen, dass wir an Christus glauben (vgl. Phil 1,29). Jesus ist der Anfänger und Vollender des Glaubens (vgl. Hebr 12,2). Der kostbare Glaube wird – wie ein Geschenk – empfangen (vgl. 2Petr 1,1). Apostelgeschichte 3,16 spricht sogar davon, dass der Glaube an Christus ein Glaube ist, der durch Christus selbst gewirkt wird (δίδωμι = gegeben, gewährt).

Führt der Glaube, dass der Glaube ein göttliches Geschenk ist, in den Fatalismus oder in die Passivität? Der Kompatibilismus, die Annahme also, dass Gott souverän regiert und der Mensch zugleich für sein Handeln verantwortlich ist, hat diesen Verdacht vehement zurückgewiesen. Ich behaupte nicht, dass dies einfach zu verstehen ist. Der kürzlich verstorbene Althistoriker Albrecht Dihle hat es nüchtern einmal so gesagt: „Im ganzen Alten Testament ist der Glaube an die Macht Jahwes, der alles Geschehen bestimmt und lenkt, ebenso lebendig wie die Überzeugung, daß der Mensch in seinem Tun und für sein Tun darum verantwortlich sei.“

So viel dazu von mir in aller Kürze und unsortiert. Vielleicht melde ich mich ja noch einmal sortiert zu Wort. 

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Als PDF-Datei gibt es diesen Text auch mit Fußnoten: Wilson_Augustinus.pdf.

Mark Dever in der New York Times

IMG 1515Mark Dever, 2013 Dozent am MBS-Studienzentrum und Referent der E21-Regionalkonferenz in München, ist in der New York Times zur Renaissance des Calvinismus befragt worden:

Calvinism is a theological orientation, not a denomination or organization. The Puritans were Calvinist. Presbyterians descend from Scottish Calvinists. Many early Baptists were Calvinist. But in the 19th century, Protestantism moved toward the non-Calvinist belief that humans must consent to their own salvation — an optimistic, quintessentially American belief. In the United States today, one large denomination, the Presbyterian Church in America, is unapologetically Calvinist.

But in the last 30 years or so, Calvinists have gained prominence in other branches of Protestantism, and at churches that used to worry little about theology. In 1994, when Mark Dever interviewed at Capitol Hill Baptist Church, a Southern Baptist church in Washington, the hiring committee didn’t even ask him about his theology.

“So I said, ‘Let me think about what you wouldn’t like about me, if you knew,’ ” Mr. Dever recalled. And he told them that he was a Calvinist. “And I had to explain to them what that meant. I didn’t want to move my wife and children here and lose the job.”

Mr. Dever, 53, said that when he took over in 1994, about 130 members attended on Sundays, and their average age was 70. Today, the church gets about 1,000 worshipers, with an average age of 30. And while Mr. Dever tends not to mention Calvin in his sermons, his educated audience, many of whom work in politics, knows, and likes, what it is hearing.

Hier mehr: www.nytimes.com.

5 Jahre „Jung, rastlos und reformiert“

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Collin Hansen

Vor 5 Jahren hat Collin Hansen das Buch Young, Restless, and Reformed herausgegeben. Tony Reinke mit ihm über das Buch gesprochen. Wer mehr über die Bewegung des so genannten „Neue Calvinismus“ wissen möchte, sollte sich das Interview anhören. DG schreibt:

Five years ago this month journalist Collin Hansen published his first book: Young, Restless, Reformed: A Journalist’s Journey with the New Calvinists (Crossway, 2008). True to its title, the book is a travelogue of Collin’s journey across the country documenting a surging movement called New Calvinism by some, and Young, Restless and Reformed (YRR) by others, a title he coined himself. Collin’s hunches about the new movement were confirmed in 2009 when Time Magazine named “New Calvinism” as one of its “10 Ideas Changing the World Right Now.”

But it’s been five years since the release of his book, and YRR has changed in that time. What have been the biggest changes and the biggest surprises? Where is the movement now? And what dangers lie ahead for the movement?

We put Collin Hansen on the line to ask him those questions and more. He lives in Birmingham and serves as the editorial director for The Gospel Coalition. In the midst of preparing for the TGC National Conference in Orlando this month, he took time for this 30-minute interview for Authors on the Line.

Hier: www.desiringgod.org.

Abraham Kuyper (Teil 3)

 

Abraham Kuyper: Der Wissenschaftler

Zurück in Holland, geht er weder in die Politik noch in den Pfarrdienst, sondern widmet sich zwei anderen immensen Herausforderungen: „Einerseits die Entwicklung des Calvinismus sowohl als Theologie wie als Lebensanschauung in einem System, das in den neuen Kontext des 19. Jahrhunderts paßt, und andererseits die Ausbildung junger Menschen, die dieses Programm theoretisch auszubauen und in die Praxis umzusetzen gewillt sind“ (C. Augustijn, „Abraham Kuyper“, S. 296). Er sah kaum Chancen, diese ambitionierten Pläne an bestehenden Universitäten umzusetzen, da er sich dort hätte mit dem akademischen Establishment arrangieren müssen. Er griff den bereits 1875 geäußerten Gedanken einer Universitätsgründung wieder auf und beabsichtigte die Bildung einer Lehrstätte auf Grundlage einer reformierten Weltanschauung. Kuyper wollte nicht nur das reformierte Bekenntnis gegenüber Liberalismus, Modernismus und Vermittlungstheologie behaupten, sondern offensiv den „christlichen Glauben für alle Fakultäten fruchtbar machen“ (Johannes Schick, Das Denken des Ganzen: Eine vergleichende Studie zu den Wirklichkeitsanschauungen Karl Heims und Herman Dooyeweerds angesichts der Herausforderungen durch Postmoderne und neue Metaphysik, Göttingen: Vandehoeck & Ruprecht, S. 89). 1880 wurde die Freie Universität Amsterdam (holländ. „Vrije Universiteit Amsterdam“, abgekürzt VU) eröffnet. „Frei“ bedeutet in diesem Fall, dass die Hochschule „frei“ von Kirche und Staat arbeitet und ausschließlich von privaten Trägern finanziert wird. Die Hochschule verfolgte das erklärte Ziel, „die reformierten Studenten zur Übernahme verantwortlicher gesellschaftlicher Positionen vorzubereiten“ (D. van Keulen, „Der niederländische Neucalvinismus Abraham Kuypers“, S. 34). „Hier kommt das Ideal einer Wissenschaft zum Ausdruck, die ‚souverän im eigenen Bereich‘ bleibt und weder unter der Vormundschaft des Staates noch unter kirchlichem Kuratel sich ihrer eigenen Art entfremdet‘. Im Jahre 1880 hatte sie 5 Studenten, 1885 zählte sie 50 und 1900 126, davon studierten 76 Theologie. Sie hat ihrer Aufgabe jedoch erfüllt, zur Entwicklung einer einheitlichen Geistesart der reformierten Volksschicht beigetragen und die nötigen führenden Köpfe geliefert“ (C. Augustijn, „Abraham Kuyper“, S. 296).

Kuyper wird Professor an der VU und lehrt vor allem Dogmatik, Enzyklopädie der Theologie, niederländische Sprachwissenschaft, Linguistik und Ästhetik. In dieser Zeit schreibt er seine größten theologischen Bücher (Eine umfassende Bibliographie ist 2011 erschienen als: Kuipers, Tjitze, Abraham Kuyper: An Annotated Bibliography 1857–2010, Leiden : Brill ; Biggleswade: Extenza Turpin, 2011). Das einzige wissenschaftliche Werk im engeren Sinn bildet seine drei Bände umfassende Enzyklopädie der Theologie. Schon im Vorwort dieser Schrift macht er deutlich, dass er eine Wiederbelebung des reformierten Glaubens beabsichtigt. Kuyper will den kraftlos gewordenen Calvinismus, der teilweise sektiererische Züge mit starken Absonderungstendenzen aufwies, aus seiner Enge herausführen und für einen lebendigen Dialog mit der Gegenwartskultur zurüsten. Er beabsichtigt keine „Repristination des ursprünglichen Calvinismus. Vielmehr gelte es, diesen ‚in Berührung [zu] bringen mit dem menschlichen Bewusstsein, wie sich dieses am Ende des 19. Jahrhunderts entwickelt hat‘“ (D. van Keulen, „Der niederländische Neucalvinismus Abraham Kuypers“, S. 345–346). Zu seinen anderen bedeutenden Werken gehören seine Pneumatologie (3 Bde.), die Erklärungen zum Heidelberger Katechismus (4 Bde.), eine Ausarbeitung zur Allgemeinen Gnade (3 Bde.) sowie eine Veröffentlichung zur reformierten Liturgie. All diese Publikationen sind Sammlungen von Aufsätzen, die ursprünglich in der Wochenzeitschrift „Der Herold“ erschienen sind.

Edwards: Ein Lehrer der Gnade und die größte Erweckung

201103171309.jpgErfreulicherweise ist Murrays‘ Biographie über Jonothan Edwards nun auch auf deutscher Sprache erschienen. Über das Buch:

  • Jonathan Edwards: Ein Lehrer der Gnade und die Große Erweckung, Bielefeld, CLV, 2011, 576 S., 12,90 Euro

schreibt der Verlag:

Diese gut lesbare, sorgfältig recherchierte Biografie über Jonathan Edwards, der mitunter als größte intellektuelle Gestalt des 18. Jahrhunderts in Amerika wahrgenommen wird, baut auf älteren Lebensbeschreibungen des berühmten Predigers auf, benutzt aber auch Material aus neueren Studien. Edwards´ Theologie wird mit seinem täglichen Leben, sowohl in der Öffentlichkeit als auch im privaten Umfeld, in Beziehung gesetzt. Seine familiären Beziehungen durchziehen die geschichtliche Darstellung, wobei sie gleichzeitig Spannung erzeugen und Mitgefühl wecken. Diese hervorragende Arbeit ist nicht nur eine außergewöhnliche Biografie, sondern dient gleichzeitig als Veranschaulichung dafür, wie die Gemeinde heute aus ihrer Geschichte lernen kann und was sie darüber hinaus tun sollte.

Ich rate sehr zum Kauf des Buches. Wer sich die außergewöhnlich preiswerte Ausgabe nicht leisten kann, darf sich hier die PDF-Datei herunterladen: 256306.pdf.

Ein großes Dankeschön an den Verlag!

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