Seit Jahren gibt es den Girls Day, um möglichst vielen Schülerinnen die Arbeitswelt klassischer Männerberufe schmackhaft zu machen. Mit Hilfe entsprechender Förderprogramme (und einem Mensaessen gratis) sollen junge Frauen dazu motiviert werden, Ausbildungsgänge in Technik, Handwerk, Ingenieur- oder Naturwissenschaften zu wählen. Wenn trotzdem wenig Frauen mathematische Fächer wie Physik, Informatik oder Ingenieurwissenschaften wählen, so kann das in den Köpfen vieler Meinungsproduzenten nur an Benachteiligungen liegen, die durch probate staatliche Interventionen aufzubrechen sind.
Also alles eine Frage von Diskriminierungen? Zwei Psychologen haben die Gründe für den Frauenmangel in technischen Fachrichtungen genauer unter die Lupe genommen. Ihr Fazit: Diskriminierung ist passé.
Für ihre Arbeit werteten Wendy Williams und Stephen Ceci von der Cornell University über 400 Studien zum Thema aus. »Statt selbst in Polemik zu verfallen, halten wir uns lieber an die Daten«, sagt Ceci. Das Resultat ihrer Analyse haben sie vergangenes Jahr in einem lesenswerten Buch dargelegt; eine kurze Zusammenfassung ist soeben in den »Proceedings of the National Academy of Sciences« erschienen.
Es gebe tatsächlich mehr mathematisch hochbegabte Männer als Frauen, schreiben Ceci und Williams. Das allein erkläre aber nicht, weshalb Frauen in mathematikintensiven Fächern so deutlich unterrepräsentiert seien. Und auch die Diskriminierung sei – anders als früher – nicht mehr ausschlaggebend. Sie könne heute in Studien nicht oder kaum mehr nachgewiesen werden. Frauen werden also nicht weniger oft an Hochschulen berufen, bekommen nicht weniger Fördergelder, und ihre wissenschaftlichen Artikel werden nicht schlechter bewertet, nur weil sie Frauen sind.
Warum Mädchen eher Berufe mit Menschen in Betracht ziehen, z.B. Medizin, Psychologie oder Pädagogik, und eine Genderforscherin mit Rang und Namen mit den Ergebnisse von Williams und Ceci nicht ganz glücklich ist, kann hier nachgelesen werden: www.nzz.ch.