Oktober 2010

Scrivener 2.0

Für Drehbuchautoren, Schriftsteller, Erzähler oder Journalisten gibt es gute Nachrichten: In wenigen Tagen erscheint die Schreibwerkstatt Scrivener in der Version 2.0 für Apple Macintosh (eine Version für Windows kommt 2011).Bildschirmfoto 2010-10-26 um 10.45.47.png

Ich nutze Scrivener seit ungefähr zwei Jahren und bin stellenweise von den Leistungsmerkmalen so beeindruckt gewesen, dass ich meine ebenfalls hervorragende Textverarbeitung Mellel schon links liegen lassen wollte. Der Umgang mit Scrivener war allerdings komplex, so dass ich längere Texte doch lieber mit einer vertrauten Textmaschine erstellt habe. Viele Einschränkungen entfallen in der Version 2 von Scrivener. Das »Handling« wurde deutlich vereinfacht. So lassen sich nun beispielsweise Fußnoten auch seitlich im »Inspektor« darstellen und bearbeiten. Ebenso wurden die Druckfunktionen stark überarbeitet.

Ein englischsprachiges Einführungsvideo gibt es hier:

Eine Demoversion von Scrivener 2 kann hier heruntergeladen werden: www.literatureandlatte.com.

Die Feminisierung der Theologie

Während einige Evangelikale über die Benachteiligung von Frauen im Raum der Kirche sinnieren (vgl. z.B. hier), spricht der evangelische Theologe Friedrich Wilhelm Graf (München) offen über die Konsequenzen einer einseitig verweiblichten Theologie.

Folgendes Zitat habe ich beim Deutschlandradio aufgeschnappt:

Sie sind zumeist weiblich und eher »Muttityp als wirklich intellektuell«. So hat der evangelische Theologe Friedrich Wilhelm Graf evangelische Theologiestundenten kritisiert. Auf einer Tagung in Dresden erklärte der Professor für Systematische Theologie, das evangelische Pfarramt werde zunehmend zu einem Frauenberuf. Besonders häufig entschieden sich Studentinnen aus nichtakademischen Haushalten für diesen Beruf. Sie verbänden zumeist eher schlichte Gedanken mit der Vorstellung von einem »Kuschelgott«. Das sei auf Dauer eine bedrohliche Entwicklung für die evangelische Theologie, sagte Graf.

Neue Internetseite des Instituts für Neutestamentliche Textforschung (INTF)

ECM.jpgDas Institut für Neutestamentliche Textforschung (INTF) in Münster präsentiert sich im Internet mit einer neuen Plattform. Im Zentrum der Arbeit des Instituts steht die Erforschung der Textgeschichte des Neuen Testaments und die Rekonstruktion seines griechischen Ausgangstextes auf der Basis der gesamten handschriftlichen Überlieferung, der frühen Übersetzungen und patristischen Zitate.

Hier geht es zur neuen Internetseite: egora.uni-muenster.de.

Live Aid und die Folgen für Afrika

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Hauptsache, es fließt Geld! Doch was geschah in Afrika wirklich nach Live Aid und Live 8? Der britische Autor Peter Gill gibt in seinem Buch Famine and Foreigners: Ethiopia Since Live Aid erschreckende Antworten.

20 Jahre später, 2005 auf dem Live-8-Event, wurden zwar keine Spenden eingesammelt. Der Super-Simultan-Gig mit Konzerten in weltweit neun Städten sollte Druck ausüben auf die G8, den dreißig ärmsten Ländern die Schulden zu erlassen. Was lief das gut rein, als Madonna von der Bühne rief: »Seid ihr bereit für eine Revolution? Seid ihr bereit, Geschichte zu schreiben?« Aber hallo, alle waren bereit, zumal es nur eine Konzertkarte dafür brauchte.

Das Bittere an dieser zweiten Hilfsaktion aber war, dass der äthiopische Präsident Meles Zenawi von Geldof, Bono und Tony Blair auf dem Edinburgher Gipfel hofiert wurde. Gill kann sich nur wundern, wie der Mann, der kurz zuvor die Wahlen in Äthiopien in einem Blutbad hatte enden lassen, als neues Role Model des afrikanischen Staatsführers auratisiert wurde. Bono schwärmte von seinen ökonomischen Kenntnissen, Blair feierte ihn als Vorzeigepolitiker. Seither durfte Meles, wie David Rieff in einer exzellenten Besprechung des Buches von Gill anmerkt, »Afrika auf einem nach dem anderen Panel vertreten, von G8 über G 20 bis Kopenhagen 2009.« Was bedeutet, das Live8 vor allem einem geholfen hat: Dem Despoten Meles Zenawi.

Und:

Es ist eine verdammt bittere Medizin, die Gill seinen Lesern verabreicht, am Ende gibt es keine Patentrezepte, im Gegenteil. Projekte wie das von Bono und Jeffrey Sachs vollmundig mitpropagierte »Millenium Development Project«, das verspricht, bis 2025 die Armut weltweit auszurotten, wenn nur die Geberländer weiter kräftig ihre Gießkanne über Afrika halten, erscheinen einem nach der Lektüre beeindruckend weltfremd. Oder verantwortungslos.

Hier der Artikel von Alex Rühle in der SZ: www.sueddeutsche.de.

Abraham und seinem Nachkommen

Im Galatherbrief 3,16 heißt es:

Abraham nun und seinem Nachkommen (griech. spérmati) wurden die Verheissungen zugesprochen. Es heisst nicht: und seinen Nachkommen, als handle es sich um viele, nein, es geht um einen einzigen: und deinem Nachkommen — das ist Christus.

N.T. Wright, ein in evangelikalen Kreisen bekannter Vertreter der Neuen Paulusperspektive, sagt nun, dass der Begriff spérmati (dt. Nachkomme o. Same) sich nicht explizit auf den Messias, sondern sich auf die eine Familie Gottes bezieht, die durch den Messias präsentiert wird.

Die Professoren Jason S. DeRouchie und Jason C. Meyer haben sich in einem Aufsatz eingehend mit Wright’s Interpretation auseinandergesetzt und schreiben:

This paper seeks to expose the unlikelihood of Wright’s reading of Gal 3:16, both from the internal logic of Paul’s argument in Galatians and from the Old Testament redemptive-historical trajectory that informs that logic. While Wright provides support for his reading, we believe the evidence below both counters Wright’s claims and justifies our interpretation. As will be shown, Wright does not appreciate enough Paul’s proper stress on the coming of Christ as Abraham’s “seed” (v. 16) in order to enable Gentile individuals to be granted the same title (v. 29).

Ihr Aufsatz:

  • “Christ or Family as the ‚Seed‘ of Promise? An Evaluation of N.T. Wright on Galatians 3:16”, SBJT 14.3 (2010): 36–48

kann hier heruntergeladen werden: sbjt-v14-n3_deroache_meyer.pdf.

Archbishop Kwashi: Zeugnis geben in der Kraft des Heiligen Geistes

Archbishop Benjamin Kwashi aus Nigeria hat mit seiner Familie schon Verfolgung erlebt. Sein Haus wurde vollständig niedergebrannt. In seinem Vortrag auf dem Lausanner Kongress spricht er über Evangelisation in der Kraft des Heiligen Geistes und äussert sich, meines Erachtens völlig zu Recht, deutlich zur Kraftlosigkeit im Evangelikalismus des Westens. Wenn wir über Fußball sprechen, sind wir europäischen Christen überzeugte und entschiedene Menschen, reden wir über das Evangelium, sind wir zurückhaltend und meiden das klare Bekenntnis.

Was ist nur los mit uns? Wir sollten uns schämen! Hören wir auf unsere afrikanischen Brüder, wenn sie über das Kreuz und ein Leben in der Kraft der Auferstehung sprechen. Lernen wir von ihnen!

ADHS: Versteckte Depression

Der Erziehungswissenschaftler Wolfgang Bergmann schreibt in der FR:

Eigentlich hätte es ein Erschrecken geben müssen, quer durch die Kinderpsychiatrie, die Therapieforen und die Schulen: Nach einer gründlichen Studie der Michigan State University stellt sich heraus, dass etwa die Hälfte aller ADHS-Diagnosen (Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung) unzureichend bis unzutreffend sind. Eine der Ursachen für eine voreilige Diagnose beruhte schlicht darauf, dass diese Kinder zu früh eingeschult worden waren. Sie waren unruhig, konnten sich nicht konzentrieren – und entsprechend der oberflächlichen Symptom-Diagnostik klebte ihnen das Etikett ADHS auf der Stirn.

Und:

Die amerikanischen Studien sollten zu einem konsequenten Umdenken ermutigen. Konsequent heißt zuerst, die Ergebnisse verschiedener Denkschulen nicht nur nebeneinander zu dulden, sondern zu einer differenzierenden Gesamtschau zu erweitern. Wir müssen die Medizingläubigkeit und besonders den sorglosen Umgang damit zurückstellen.

ADHS – das ist eine reine Symptombeschreibung, die den Mädchen und Jungen lediglich ein Abweichen vom statistischen Durchschnittsverhalten testiert. Wir erleben hilflose und oft unerbittliche Reaktion von Schulen und Psychiatrien auf diese von der »Norm« abweichenden Kinder – zumeist Jungen. Die Diagnose ADHS entlastet vielleicht, hilft aber nicht, die Betroffenen zu verstehen.

Spannend! Hier geht es weiter: www.fr-online.de.

VD: EP

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