November 2018

Der christliche Glaube in Nordamerika

Was glauben die Menschen in den USA über Gott, Jesus Christus, Sünde und Ewigkeit? Ligonier’s „State of Theology“- Umfrage hilft, Antworten auf diese Fragen zu finden. Alle zwei Jahre messen Ligionier und LifeWay-Research die theologischen Überzeugungen in den Vereinigten Staaten, um Christen zu helfen, die heutige Kultur besser zu verstehen.

Die Ergebnisse der Umfrage 2018 wurde vor einigen Tagen veröffentlicht. Eine Zusammenfassung der Ergebnisse kann hier heruntergeladen werden: Ligonier-State-of-Theology-2018.pdf.

Stammen alle Menschen von einem Paar ab?

Die Zeitschrift DAILY MAIL berichtete online am 24. November 2018 von einer Studie, die ergeben habe, dass alle modernen Menschen von einem Paar abstammen. In dem Artikel heißt es:

Alle modernen Menschen stammten von einem einsamen Paar ab, das vor 100.000 bis 200.000 Jahren lebte, sagen Wissenschaftler.

Wissenschaftler untersuchten die genetischen „Strichcodes“ von fünf Millionen Tieren – einschließlich Menschen – von 100.000 verschiedenen Arten und folgerten, dass wir von einem einzigen Paar Erwachsener stammten, nachdem ein katastrophales Ereignis die Menschheit fast ausgelöscht hätte.

Diese Strichcodes oder DNA-Ausschnitte, die sich außerhalb der Kerne lebender Zellen befinden, deuten darauf hin, dass es nicht nur Menschen sind, die von einem einzigen Wesenspaar stammen, sondern auch neun von zehn Tierarten.

Stoeckle und Thaler, die Wissenschaftler, die die Studie leiteten, kamen zu dem Schluss, dass neunzig Prozent aller heute lebenden Tierarten von Eltern stammen, die alle etwa zur gleichen Zeit, vor weniger als 250.000 Jahren, mit der Geburt begannen und die Muster der menschlichen Evolution in Frage stellten.

Im Artikel wird allerdings auch darauf hingewiesen, dass dieser Befund nicht im Sinne einer klassischen Schöpfungslehre interpretiert werden solle. Es dürfte viele Diskussionen geben.

Hier: www.dailymail.co.uk.

Wie die Genderforschung Gewalt verharmlost

Einige Genderforscherinnen bringen die Gewalt durch Genitalverstümmelung oder Terrorismus mit ihren Sprachregelungen zum Verschwinden. Durch queere Rhetorik wird etwa der islamische Terrorismus verteidigt. Judith Basar schreibt für die FAZ am 22.11.2018 (im geschlossenen Bereich):

Auch Judith Butler legt sich in „Raster des Krieges“ mit der Moral an. Das Wort „Terrorist“ sei nur ein Produkt des westlichen Liberalismus, weswegen sie Wörter wie „terroristisch“ und „terroristische Gewalt“ konsequent in Anführungszeichen setzt. Auch die moralische Ablehnung des Terrors sieht Butler als Resultat unserer westlichen Überlegenheit an. Die Konsequenz: Nicht mehr islamistische Attentäter sind moralisch zu verurteilen, sondern die westliche Staatsgewalt. Sie schreibt: „Wenn wir erst einmal in der Lage sind, diese Formen der Gewalt vergleichend zu betrachten, das heißt sie als Bestandteil des heutigen Spektrums tödlicher Akte zu erkennen, wird auch sichtbar, dass die Zerstörungen und Übergriffe durch die Staatsgewalt weit schwerwiegender sind als die Wirkungen jener Akte, die in die Kategorie ‚terroristisch‘ fallen.“

„Wir haben geglaubt und erkannt“

Hans-Joachim Iwand (Nachgelassene Werke, Bd. 1, Glauben und Wissen, 1962, S. 24–25):

Lassen Sie mich nun noch zum Schluß ein weniges andeuten über den biblischen Sinn jener Formel: wir haben geglaubt und erkannt, so wie er sich mir zu erschließen scheint. Es ist auffällig, in welch betonter Weise das Wissen, das Erkennen neben den Glauben tritt. Dieser biblische Glaube ist gerade kein blinder Glaube, sondern es gehört zum Glauben, daß ihm die Gabe des Sehend-Werdens zuteil wird. Unwissenheit ist bereits im Alten Testament Sünde und Strafe zugleich. Die Leugnung Gottes ist nicht Sache des Erkennens, sondern im Gegenteil Zeichen der Torheit. Würde unser Erkennen wirklich das sein, was es zu sein bestimmt ist, nämlich Begreifen der Wahrheit, dann wäre es gar nicht denkbar, daß wir Gott leugnen. Die These: «es ist kein Gott» ist nicht das Ergebnis, sondern vielmehr die erste Setzung, durch die unser Erkennen sich um seine eigentliche, seine wahre Erleuchtung gebracht hat. Es ist — nach biblischer Meinung — doch nicht so, als ob der Satz, daß Gott ist, ein Satz subjektiver Setzung wäre, während der andere, daß kein Gott ist, sich auf allgemeingültige Erkenntnis, auf wissenschaftliche Einsicht berufen könnte. Würde der Satz, daß Gott ist, Ursprung und Ziel unseres Erkennens geblieben sein, dann — ja dann wäre es in der Tat nicht nötig, von Glauben und Erkennen zu sprechen. Dann wäre es nicht nötig, daß uns als Verkündigung — als moria tou kerygmatos (1 Kor 1,21; [dt. die Torheit der Predigt]) — begegnete, was uns als Einsicht je und je schon innewohnt.

Matthew Barrett über aktuelle Herausforderungen im Blick auf die Glaubensrechtfertigung

Matthew Barrett, der derzeit an einem Buchprojekt zur Rechtfertigungslehre arbeitet (vgl. hier), hat sich in diesem kurzen Beitrag zu aktuellen Herausforderungen im Blick auf die Glaubensrechtfertigung geäußert. Zu den Herausforderungen gehört neben Karl Barth oder der Finnischen (lutherischen) Schule auch die Neue Paulusperspektive.

Hier das Video:

Vom Ideal der reinen Vernunft

Hans-Joachim Iwand (Nachgelassene Werke, Bd. 1, Glauben und Wissen, 1962, S. 21): 

Nie wird das Erkennen so frei, so autoritätslos sein, wie es dem Ideal der reinen Vernunft entspricht, nie wird es aus seinem eigenen Prinzip leben können, sondern es wird die Autorschaft des Wortes Gottes in allen seinen Sätzen und Aussagen an der Stirn tragen, und das Leben, dem dies Erkennen gilt, wird immer verborgen bleiben: „meditatio vitae futurae“ [dt. Meditation über das Leben zu kommen].

Matthew Barrett über Glaubensrechtfertigung

Matthew Barrett arbeitet derzeit an einem gigantischen Buchprojekt zur Rechtfertigungslehre. Das Werk mit ca. 900 Seiten soll im April 2019 erscheinen. Zu den Autoren gehören Robert J. Cara, Leonardo De Chirico, J. V. Fesko, Jason C. Meyer, Andy Naselli, Sam Storms, Mark D. Thompson oder David VanDrunen (mehr Informationen dazu hier).

In diesem kleinen Video erklärt Matthew Barrett, warum auch heute gründlich über die Glaubensrechtfertigung nachgedacht werden muss:

Digitales Erziehungsversagen ist zum Lifestyle geworden

Milosz Matuschek hat bei der NZZ einen deftigen Beitrag zum Thema „Kinder und Smartphones“ veröffentlicht:

Machen wir uns nichts vor: Hinter der digitalen Erziehungsverweigerung steht letztlich der Komfortwunsch der Eltern. Konsum und Unterhaltung zu Pädagogik umzulabeln, wird jedoch ebenso wenig funktionieren, wie das früher bei der Debatte um Fernsehkonsum oder Computerspiele funktioniert hat. Techniknostalgie («wir haben damals auch bis zum Sendeschluss TV geguckt»), Technikignoranz («ist doch nur ein Kommunikationstool wie das Telefon») und der Verweis auf das Erziehungsversagen der anderen («die Hälfte der Klasse hat auch ein Smartphone») sollte niemandem mehr zur Gewissensberuhigung reichen.

Das Gerede vom Anschluss an die Welt von morgen, den man angeblich nicht verpassen darf, ist pure Augenwischerei. Das Smartphone bereitet Kinder nicht aufs Leben vor, es lenkt eher davon ab; die Benutzung von Siri, Google Maps oder Candy Crush kann man später immer noch lernen. Verträge dürfen Minderjährige ohnehin noch nicht abschliessen. Unbemerkt entäussern sie sich jedoch ihrer Daten, lassen sich tracken und erstellen spielerisch nebenbei eine digitale Akte von sich. Viele Kinder isolieren sich, sehen weniger Sinn in Gemeinschaftserlebnissen, schliesslich schickt man sich ja den ganzen Tag schon Emojis, Gifs und amputierte Sätze.

Mehr: www.nzz.ch.

Der Gottesdienst und die Psalmen

Dietrich Bonhoeffer schreibt (Gemeinsames Leben; Das Gebetbuch der Bibel, Werkausgabe, Bd. 5, S. 115–116, unter Logos):

In vielen Kirchen werden sonntäglich oder sogar täglich Psalmen im Wechsel gelesen oder gesungen. Diese Kirchen haben sich einen unermeßlichen Reichtum bewahrt, denn nur im täglichen Gebrauch wächst man in jenes göttliche Gebetbuch hinein. Bei nur gelegentlichem Lesen sind uns diese Gebete zu übermächtig in Gedanken und Kraft, als daß wir uns nicht immer wieder zu leichterer Kost wendeten. Wer aber den Psalter ernstlich und regelmäßig zu beten angefangen hat, der wird den anderen, leichten, eigenen „andächtigen Gebetlein bald Urlaub geben und sagen: ach, es ist nicht der Saft, Kraft, Brunst und Feuer, die ich im Psalter finde, es schmeckt mir zu kalt und zu hart“ (Luther).

Wo wir also in unseren Kirchen die Psalmen nicht mehr beten, da müssen wir den Psalter um so mehr in unsere täglichen Morgen- und Abendandachten aufnehmen, jeden Tag mehrere Psalmen möglichst gemeinsam lesen und beten, damit wir mehrmals im Jahr durch dieses Buch hindurchkommen und immer tiefer eindringen. Wir dürfen dann auch keine Auswahl nach eigenem Gutdünken vornehmen, damit tun wir dem Gebetbuch der Bibel Unehre und meinen besser zu wissen, was wir beten sollen, als Gott selbst. In der alten Kirche war es nichts Ungewöhnliches, „den ganzen David“ auswendig zu können. In einer orientalischen Kirche war dies Voraussetzung für das kirchliche Amt. Der Kirchenvater Hieronymus erzählt, daß man zu seiner Zeit in Feldern und Gärten Psalmen singen hörte. Der Psalter erfüllte das Leben der jungen Christenheit. Wichtiger als dies alles aber ist, daß Jesus mit Worten der Psalmen auf den Lippen am Kreuz gestorben ist.

Karl Barths verlorener Kampf gegen die Frauenordination

Barth 1956 in Wuppertal (Bild CC BY-SA).

Karl Barth engagierte sich in den Nachkriegsjahren vielfältig ökumenisch. Als 1948 die konstituierende Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen stattfand, hielt er sogar am 23. August den Eröffnungsvortrag.

Auch in der ökumenischen Kommission „Leben und Arbeit der Frauen in der Kirche“, die überwiegend von Frauen besetzt war und für die Frauenordination kämpfte, wirkte er mit. Barth lehnte jedoch die Frauenordination auf Grundlage des biblischen Befundes ab. Christiane Tietz schreibt in ihrer Barth-Biographie dazu:

Außer Barth arbeiteten in dieser Kommission nur wenige Männer mit, unter ihnen der amerikanische Theologe Reinhold Niebuhr (1892–1971) und Martin Niemöller. Die Frauen in der Kommission setzten sich für die generelle Zulassung von Frauen zum Pfarramt und zu anderen Führungsämtern ein. Barth sah in ihren Argumenten eine Tendenz wirksam, die er in seinem Einleitungsreferat kritisiert hatte: dass man nicht von biblischen Texten, sondern von humanistischen Gedanken aus argumentiere. Er habe, so erklärte er bei jenem Treffen der Reformierten, „aufrichtige … Sympathie“ für die Sache der Frauen. Aber die biblischen Texte sprächen von einer „Unterordnung der Frau unter den Mann, die Paulus der Unterordnung der Gemeinde unter Christus zur Seite stellt“. Bei Paulus sei nicht nur der Satz „in Christus ist nicht Mann noch Weib“ (Galater 3,27) zu finden, auf den sich die Frauen in der Kommission beriefen, sondern auch manches andere, das eben von diesen Ordnungsstrukturen spreche. Gegen das Argument, Paulus rede hier zeitgebunden und man müsse die Texte im „Geiste Jesu“ verstehen, polemisierte Barth heftig: „Wer sich wirklich und mit Recht auf den Geist Jesu beruft, darf sich keine Freiballonfahrten in den Himmel einer humanistischen Theologie gestatten. Der wirkliche Geist Jesu ist vom Wort der Apostel und Propheten nicht zu trennen.“

Freilich kommentiert Prof. Tietz diesen Vorfall eindeutig:

Man wird sich hier kritisch fragen müssen, ob Barth an dieser Stelle nicht doch der Vorstellung von einer wortwörtlichen Autorität der Bibel verfällt, die seine Schrifthermeneutik eigentlich zu vermeiden hilft. Wie wenig Barth die Anliegen der Frauen damals überhaupt nachvollziehen konnte, belegt ein Brief an Charlotte von Kirschbaum [Barths Sekretärin und Geliebte, Anm. von mir] vom 31. August 1948 über seine Teilnahme in dieser Kommission: „Ich habe mir die Lippen franzig geredet, um ihne um ihnen Gen. 1–2, 1.Kor. 11, Eph 5 etc. einleuchtend und annehmbar zu machen … Aber die women fallen immer noch zähnefletschend auf ihre equality zurück, wollen für Alles und Jedes ‚ordiniert‘ werden, auf Münsterkanzeln predigen und was noch Alles.“

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