Das ist Gott!
	
 DIE ZEIT hat einen Auszug aus dem Buch Die Verteidigung des Menschen: Warum Gott gebraucht wird von Jan Roß abgedruckt. Bezeichnenderweise spürt man dem Text ab, dass er nicht von einem Theologen, sondern von einem klassischen Philologen geschrieben wurde. Roß nimmt den „Befund“ und die Radikalität der Kreuzesbotschaft ernst. Für viele Verteidiger des Kruzifixes und Theologen ist das Kreuz dagegen nicht mehr als ein Kultursymbol.
Hier ein Zitat aus dem „Anti-Nietzsche“:
Der gekreuzigte Christus steht für einen Alternativentwurf. Die Gegner des Christentums halten das für eine Perversion. In ihren Augen ist das Kreuz ein Symbol des Masochismus. Die ganze Kritik am Christentum als einer welt- und sinnenfeindlichen Veranstaltung, sexuell verklemmt und in dunklen Katakomben zu Hause, hat ihr Zentrum in der Empörung über das Kreuz. Das Hässliche auf Kosten des Schönen zu verherrlichen, das Schwache lieber als das Starke, das Nein statt des Ja, das hat nur das Christentum gewagt.
Das Kreuz, eine Perversion? Eine Werteumkehr bedeutet es in der Tat. Es stellt die Werte des Erfolgsmenschentums infrage, und wenn solche Werte »natürlich« sind, dann ist das Christentum »unnatürlich«. Nur ist dieses Unnatürliche zugleich das Humane; es ist der diametrale Gegensatz zum Recht des Stärkeren und zur Tyrannei der Normalität. »Was ihr dem geringsten unter meinen Brüdern getan habt, das habt ihr mir getan«, erklärt Jesus seinen Jüngern, als er ihnen die Idee der Nächstenliebe beibringt. Selbst Kirchenfeinde bestreiten nicht, dass das Christentum eine Geschichte der Güte und Menschlichkeit hat, des Engagements für die Bedürftigen. Man muss sich allerdings klarmachen, dass dahinter mehr als nur eine Moral steht.
Mehr: Gottesbuch-Abdruck.pdf.
VD: CF
Folgt man dem Alltagsgeschwätz, verbreiteten Lehrbüchern der Philosophie oder der Demagogie des »Neuen Atheismus«, sind seit Immanuel Kant die theoretischen Gottesbeweise erledigt. Kant hatte Gottesbeweise als ehrsüchtige Absichten eingestuft und in den Bereich der über die Grenzen aller Erfahrung hinausgehenden spekulativen Vernunft verwiesen (I. Kant, Kant-W., Bd. 4, S. 693). Niemand, so der akademische Standpunkt mit und nach Kant, würde sich mehr »rühmen können: er wisse, dass ein Gott« sei ( I. Kant, Kant-W, Bd. 4, S. 693.). »Wer die Theologie, sowohl diejenige des christlichen Glaubens als auch diejenige der Philosophie, aus gewachsener Herkunft erfahren hat, zieht es heute vor, im Bereich des Denkens von Gott zu schweigen«, hat uns Martin Heidegger gesagt (zitiert nach Wilhelm Weischedel, Der Gott der Philosophen, Bd. 2, S. 280). Selbst der durchaus »offene« Logiker Franz von Kutschera kommt nach ausführlicher Analyse der bekannten Gottesbeweise zu dem Resümee: »Es gibt zumindest gegenwärtig keinen brauchbaren rationalen Gottesbeweis« (Franz von Kutschera, Vernunft und Glaube, Berlin; New York: de Gruyter, 1991, S. 41).