Was ist „Biblische Theologie?“

51JiyE86nPLDie neue Ausgabe des Magazins Credo (11/2013) enthält ein Interview mit James Hamilton über das Buch:

Zur Frage: Was ist eigentlich „Biblische Theologie“?, sagt Hamilton:

I define biblical theology as the attempt to understand and embrace the interpretive perspective of the biblical authors. It’s not systematic theology, which organizes what the Bible teaches by topics (and can be more philosophical, depending on who is doing it). It’s not Theological Interpretation of Scripture, which, it seems to me, is the attempt to read every passage of Scripture from the perspective of one’s Systematic conclusions (in some ways TIS seems to be a move toward Biblical Theology from the Systematic wing).

The attempt to understand and embrace the interpretive perspective of the biblical authors is the attempt to understand the hermeneutical world-view the biblical authors used to interpret earlier Scripture and their own circumstances. It is based squarely on the inspired intention of the human authors (authorial intent), and it cannot be divorced from understanding the grammatical meaning that the human authors communicated in their historical contexts (grammatical- historical exegesis).

Die Credo-Ausgabe kann hier heruntergeladen werden: What’s%20the%20Big%20Story.pdf.

Ich empfehle außerdem noch eine Vorlesung von Greg Beale zum Thema:

Warum Kirche?

Sigmar Gabriel sagt in der heutigen WamS:

„Wir sind nicht in der SPD, damit wir uns wohlfühlen“

Das münze ich am Gebetstag für verfolgte Christen gern mal um:

„Wir sind nicht in der Kirche, damit wir uns wohlfühlen.“

Das Land des Paulus verliert seine Christen

In Syrien wird noch das Aramäische, die Sprache Jesu, gesprochen, doch fürchtet jetzt die christlich geprägte Bevölkerung, von der politischen Krise zerrieben zu werden. Der Jurist und Schriftsteller Fawwaz Haddad schildert in einem Beitrag für die FAZ die komplizierte Situation im Land:

Die meisten Kirchenführer unterstützten schon im ersten Jahr des Aufstandes öffentlich die Repressionspolitik des Präsidenten. Sie warnten ihre Gläubigen davor, sich der Revolution anzuschließen, wobei sie die Sicherheit hervorhoben, in der sie seit Hafiz al-Assad, dem Vater des heutigen Präsidenten, gelebt hätten. Syrische Christen stellen Minister und Abgeordnete, sie haben Posten in Staat und Militär. Viele glauben, es sei das Assad-Regime, das sie vor der muslimischen Mehrheit schützt und ihnen die freie Ausübung ihres Glaubens garantiert. Die offiziellen syrischen Kirchen erklären zudem, ihre Haltung sei der Furcht vor Chaos geschuldet. Sie hielten nicht zu Baschar al-Assad als Person, sondern wollten nur ihre gesellschaftliche Gleichberechtigung sowie Recht und Ordnung bewahren. Zwar sei das heutige Regime nicht demokratisch, doch man könne Demokratie nicht mit Gewalt und Waffen erlangen. Sie seien nicht gegen ihre muslimischen Mitbürger, nur gegen Extremisten in der Opposition.

Manche syrischen Kleriker unterstützen das Regime freilich nicht nur verbal, sondern tragen Assads gewalttätige Repressionspolitik gegen die Opposition förmlich mit. Besonders eifrige Kirchenführer drohten einzelnen Christen, die sich auf die Seite der Revolution gestellt hatten, über soziale Netzwerke. Selbsternannte „Shabbiha des Messias“ schickten Todesdrohungen an oppositionelle Christen. In Marmarita hängten sie, um die dort ansässigen Sunniten zu provozieren, in der ganzen Stadt Assad-Bilder auf. Im Wadi an-Nasara westlich von Homs schmückten Bewohner christlicher Dörfer ihre Häuser mit weißen Seidentüchern, womit man traditionell der Toten gedenkt, und beschrieben sie mit Segenswünschen für die syrische Armee im Kampf gegen ihre Feinde. Auch sponserten christliche Unternehmer, in der Hoffnung auf Gegenleistungen, Propagandaaktionen des Regimes. Andere beteiligten sich an der gewaltsamen Auflösung von Protestdemonstrationen, indem sie mit dem Segen ihrer Kirchenführung Kampfverbände gründeten, die im Wadi an-Nasara „Nationale Verteidigungstruppe“ hießen, anderswo „Marias Armee“.

Hier der vollständige Beitrag: www.faz.net.

Moo kommentiert N.T. Wrights Paulinische Theologie

NewImageDer Neutestamentler Douglas Moo (Wheaton College, USA) hat N.T. Wrights neues voluminöses Werk über die Theologie des Paulus:

gelesen und für TGC rezensiert.

Hier ein Auszug:

God’s people are reconfigured around Messiah, who, by virtue of his faithfulness, accomplishes the task of rectifying the sin of Adam—a task first given to Abraham and one Abraham’s descendants failed to carry out. Paul’s reconfiguring of the Jewish concept of election is the way into his soteriology (912). Among the various elements of soteriology, Wright gives particular attention to justification: both because he views the juridical language of justification as “basic and nonnegotiable” (1039; incontrast to “subsidiary crater” views) and because it’s been controversial (e.g., the debate with John Piper). I strongly endorse Wright’s clear and convincing case for a strictly forensic sense of justification against those who would expand the concept to include transformation or (the more recent buzz word) “theosis” (956-59). Wright forthrightly argues a “Reformation-style” “faith alone” view of initial justification, claiming it’s the basis for our assurance and arguing the verdict announced now by faith will be confirmed on the last day (954-55; 1031-32). He also continues to stress a future justification that will be “according to the fullness of the life that has been led” (941; formally about “judgment,” but Wright clearly sees judgment and future justification as interchangeable) or “on the basis of the totality of the life led” (1028). I sympathize with Wright’s desire to accommodate the emphasis Paul puts on obedience, and I think he’s right to find a future aspect of justification in Paul. But little words are very important here; I agree future justification is “according to” the life lived but not “on the basis” of the life lived. I also continue to think Wright puts too much emphasis on the “covenant” side of justification at the expense of the forensic (he emphatically includes both in his view) and shifts the emphasis in Paul a bit by tying justification to the question of “How can we tell who are God’s people?” rather than “How can we become God’s people?”

Wright’s treatment of Paul’s eschatology is in keeping with his concern to read the apostle in terms of the Old Testament/Jewish “story.” He therefore stresses again the “return to Zion” theme and focuses special attention on Israel’s role in the eschaton, devoting more than a hundred pages to a careful, step-by-step interpretation of Romans 9-11 (1156-1258). In addition to a lot of good exegesis, there’s much to like here. Noting the climactic nature of 10:1-13 for the whole section, with its clear claim that salvation is tied to Christ, Wright convincingly rebuts the “two-covenant,” “post-supercessionist” reading that’s gaining currencytoday: “A moment’s reflection on the central passage 10:5-13, with its statement about Jesus and about faith and salvation, will reveal that it is straightforwardly impossible to read Romans 9-11 as anything other than a statement firmly and deeply grounded in christology (in the sense of Paul’s belief about the Messiah)” (1163). Much of Wright’s energy is directed toward defending his controversial claim that “Israel” in 11:26 refers to all Messiah’s people; and, while I am not convinced, I can identify with Wright’s admission to considerable wrestling over these chapters and acknowledge the strength of the case he makes.

Es freut mich, dass Wright (laut Moo) diesmal klarer zum Thema „Glaubensgerechtigkeit“ Stellung genommen hat. Es überrascht, dass er sich erneut für eine futuristische Rechtfertigung „nach der Fülle des Lebens, das geführt worden ist“ oder „auf der Grundlage der Gesamtheit des gelebten Lebens“, ausspricht. Wie in den Kommentaren zur Buchbesprechung vermerkt, distanzierte sich Wrigth auf der ETS Jahreskonferenz 2010 von seiner eigenen Formulierung: „Rechtfertigung auf Grundlage des Lebens“. Da nun eine ähnliche Formulierung in seinem Opus magnum zu finden ist, werden die Diskussionen weitergehen.

Hier die vollständige Rezension: thegospelcoalition.org.

Illustrationen zur Bibel

Mark Barry hat ansprechende Diagramme, Illustrationen und Infografiken rund um die Bibel erstellt. Die Abbildungen dürfen für den persönlichen Gebrauch gern genutzt werden. Hier ein Beispiel zu den Interpretationsansätzen zum Buch der Offenbarung:

Weiteres Material hier:  visualunit.me.

VD: JO

Das wahre Drama des begabten Kindes

Ich erinnere mich noch an lebhafte Diskussionen über Alice Millers Buch Das Drama des begabten Kindes in den 80er Jahren. Das Werk über die narzisstische Störung, das inzwischen in der 28. Auflage erschienen ist, gilt als ein Schlüsselwerk der Erziehungsliteratur, prägte eine ganze Generation von Eltern und Therapeuten.

Das Drama des begabten und sensiblen Kindes bestehe laut Miller darin, dass es schon früh die Bedürfnisse seiner Eltern spüre und sich ihnen anpasse. Es lerne, seine intensivsten aber unerwünschten Gefühle nicht zu fühlen. Das führe zur Abspaltung von starken Emotionen. Der vitalste Teil des „wahren Selbst“ werde nicht in die Persönlichkeit integriert, was den Selbstverlust zur Folge hat, der sich in Depressionen ausdrücke oder aber durch Grandiosität abgewehrt werde.

Martin Miller, der Sohn von Alice Miller, hat nun in seinem Buch Das wahre ‚Drama des begabten Kindes‘: Die Tragödie Alice Millers die eigene wie auch die Geschichte seiner Mutter schonungslos offenlegt. Die Kulturzeit von 3sat hat einen Beitrag über Miller produziert und schreibt dazu:

Von Martin Miller gibt es keine Kindheitsfotos. Die Mutter hat sie vor ihrem Tod vernichtet. Sie hat größtmögliche Kontrolle ausgeübt: über Bilder und über das, was die Öffentlichkeit von ihrem Privatleben und über ihren Sohn erfahren durfte. „Dass für mich das Weggehen von Zuhause in ein katholisches, strenges Internat eine Befreiung war, lässt tief blicken“, sagt Martin Miller. Jetzt hat sich Martin Miller losgeschrieben, seine Wahrheit über eine Frau verfasst, die sein Leben zeitweise unerträglich gemacht hat. „Mit dem wahren Drama meine ich das Drama, wenn man die Diskrepanz realisiert: Da ist jemand, der einerseits Theorien beschreiben kann, die auf der ganzen Welt stimmen und beliebt sind, und andererseits tritt er sämtliche dieser theoretischen Prinzipienmit Füßen. Man sagt und macht das Gegenteil.“

1979 erscheint das Buch, das Alice Miller mit einem Schlag berühmt macht. „Das Drama des begabten Kindes“ ist ein kluges, radikales Plädoyer gegen körperliche und psychische Gewalt an Kindern. Gerade sensible, begabte Kinder, würden besonders unter dem Missbrauch von elterlicher Macht leiden. Kinder müssten stattdessen in ihrer Eigenart gestärkt und ernstgenommen werden. Auf den eigenen Sohn jedoch überträgt sie ihr Gift – so die These von Martin Miller. Doch er klagt nicht einfach nur an. Er sucht nachErklärungen und findet sie in ihrer Vergangenheit. „Sie hat nie gesagt: ‚Schau, du bist jüdisch und ich habe dies erlebt und das.‘ Es gab diese Vulkanausbrüche“, erinnert sich Martin Miller. „Und gleichzeitig spürte man unbewusst, da hat jemand eine grauenhafte Geschichte erlebt.“

Hier geht es zu den Filmaufnahmen in der Mediathek (ab 00:30):  www.3sat.de.

Verdrehtes Lutherbild

Der emeritierte Professor für Kirchengeschichte Johannes Wallmann hat der Evangelischen Kirche in Deutschland vorgeworfen, in der Auseinandersetzung über die Judenfeindlichkeit Martin Luthers und des Protestantismus ihre eigene Geschichte zu verleugnen.  In einem Gastbeitrag zum Reformationstag tadelt er in der FAZ insbesondere die von der EKD-Lutherbotschafterin Margot Käßmann vertretene Auffassung, die evangelische Kirche habe erst nach 1945 ihren Antijudaismus überwunden. „Die Ansicht, dass die evangelische Kirche bis 1945 unter dem Einfluss der antijudaistischen Spätschriften Luthers stand, ist weit verbreitet“, jedoch fragwürdig, schreibt Wallmann. Durch solche Äußerungen sei die EKD „drauf und dran, dem erinnerungspolitischen Programm der Nationalsozialisten zu einem späten Sieg zu verhelfen“.

Der Kirchenhistoriker schreibt:

Dass die evangelische Kirche der Reformation neben Schätzen auch beschämende Erbschaften verdankt, ist ein Gemeinplatz. Doch wie die Freude verlangt auch die Scham sorgfältige Rechenschaft. Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) auf dem Weg zum Reformationsjubiläum von 2017 scheint an solcher Sorgfalt wenig interessiert. Das zeigt etwa ihr Umgang mit dem belastendsten Erbe, dem Antijudaismus, wie ihn in besonderer Weise der alte Martin Luther in seiner Schrift „Von den Juden und ihren Lügen“ von 1543 zum Ausdruck brachte. Auf sie hat vor einem Jahr die „Jubiläumsbotschafterin“ der EKD, Margot Käßmann, hingewiesen. Denn den verhängnisvollen Antijudaismus dieser Schrift habe der Protestantismus erst nach 1945 verlassen.

Weiter heißt es:

Die Ansicht, dass die evangelische Kirche bis 1945 unter dem Einfluss der antijudaistischen Spätschriften Luthers stand, ist weit verbreitet. Doch sie ist fragwürdig. Aufschlussreich ist die Feststellung des nationalsozialistischen Historikers Karl Grunsky aus dem Jahr 1933: „Vergebens blättert man in volkstümlichen Lutherausgaben nach dem, was etwa gegen die Juden gesagt sein könnte. Während die Angriffe auf das Papsttum des 16. Jahrhunderts ruhig weitertönen dürfen, sind die Stimmen, die Juda gelten, verhallt und verschollen.“ Es ließen sich noch mehr Autoren derselben Zeit anführen, die der evangelischen Kirche vorwarfen, sie habe Luthers antijüdische Schriften unterschlagen. Erst sie selbst, die völkischen Antisemiten, hätten sie wiederentdeckt.

Den Wandel herbeigeführt habe bereits der nach dem Dreißigjährigen Krieg entstandene Pietismus. Seitdem setzte sich in der protestantischen Christenheit die Überzeugung durch, dass für Luthers Haltung zu den Juden nicht seine Spätschriften, sondern seine judenfreundliche Schrift von 1523 maßgebend sei.

Der vollständige Beitrag von Professor Wallmann ist in der heutigen Ausgabe der FAZ zu lesen (Nr. 253, S. 8).

Nach oben scrollen
DSGVO Cookie Consent mit Real Cookie Banner