Denny Burke hat mit der Lektüre von N.T. Wright’s neuem Buch Justification: God’s Plan and Paul’s Vision begonnen. Das, was er bisher dazu in seinem Blog geschrieben hat, klingt überhaupt nicht lustig: www.dennyburk.com.
Jericho
Peter G. van der Veen, Gastdozent am Martin Bucer Seminar, hat für das »Wissenschaftliche Bibellexikon im Internet« einen lesenswerten Artikel über Jericho geschrieben.
Hier geht es direkt zum Eintrag: www.bibelwissenschaft.de.
Fortan wird Foucault die Wahrheit sagen
Vor 30 Jahren starb Michel Foucault. Jürg Altwegg hat für die FAZ die letzten Tage des französischen Philosophen nachgezeichnet sowie die merkwürdige Verdrängung seiner Fehlleistungen thematisiert.
Im Lob seiner intellektuellen Ethik und Philosophie der Sexualität, das jetzt angestimmt wird, erinnert aus Anlass von Foucaults Todestag wie des dreißigsten Jahrestags der islamischen Revolution in Iran kein Mensch an Foucaults Unterstützung der Ajatollahs. Das Buch von Janet Afary und Kevin B. Anderson über »Foucault and the Iranian Revolution« ist nie auf Französisch erschienen. Die Autoren erklären seine blinde Hymne auf Chomeini, der im Februar 1979 die Macht übernahm, mit dem Hass des Denkers auf die politischen und wirtschaftlichen Systeme, auf den Staat und den Kapitalismus. Sie wird bei den laufenden französischen Foucault-Fest-und-Trauerspielen genauso ausgeblendet wie die verschämte Verlogenheit, mit der nach seinem Tod um dessen Ursache herumgeredet wurde. Auch in den Debatten über die psychiatrischen Kliniken, die Sarkozy in Hochsicherheitstrakte verwandeln will, und die Gefängnisse, aus denen wöchentlich Selbstmorde gemeldet werden, ist er merkwürdigerweise überhaupt nicht präsent.
Hartnäckig wird Foucaults Faszination für Chomeinis Revolution verdrängt. Und fast ebenso systematisch die Reise der »Tel Quel«-Redaktion 1974 nach China verharmlost.
Über die zahlreichen Merkwürdigkeiten bei Foucault gäbe es so viel zu sagen.
Hier der vollständige Beitrag von Jürg Altwegg: www.faz.net.
Jonathan Edwards online
Das Jonathan Edwards Center an der Yale University (U.S.A.) hat mit der Veröffentlichung der Ressourcen zu Jonathan Edwards neue Maßstäbe gesetzt. Edwards ist nicht nur einer der großen Intellektuellen Amerikas, er ist ein geistlicher Gigant, beim dem jeder gute Theologe oder Prediger in die Schule gehen sollte.
Das digitale Archiv überzeugt: edwards.yale.edu.
VD: JP
Paulus und die Politik
Seyoon Kim ist einer der renommiertesten Kritiker der »Neuen Paulusperspektive«. Er studierte in Tübingen unter Peter Stuhlmacher und Martin Hengel und ist derzeit Professor für Neues Testament am Fuller Seminary in Pasadena (U.S.A.).
In seinem aktuellen Buch Christ and Caesar beschäftigt er sich mit dem verhältnismäßig jungen Trend innerhalb der Neutestamentlichen Wissenschaft (obwohl schon bei Adolf Deissmann erste Ansätze zu finden sind), die Verkündigung des Paulus vorrangig als Kritik an der Politik des Römischen Reiches zu interpretieren.
Lee Irons hat in einer kleinen Blogserie das Buch:
- Seyoon Kim: Christ and Caesar: The Gospel and the Roman Empire in the Writings of Paul and Luke, Eerdmans, 2008, 288 S.
rezensiert: www.upper-register.com.
iPod für Bücher?
Die amerikanische Firma Amazon möchte die Verbreitung von digitalen Büchern stärken und hat am Montag in New York die zweite Generation seines digitalen Lesegeräts Kindle vorgestellt. Der neue Kindle hat ein schickeres Design, ist dünner und bietet mehr Speicherplatz sowie eine längere Batterielaufzeit. Außerdem kann das Gerät Inhalte vorlesen und Bücher oder Zeitschriften direkt über eine Wireless-Verbindung kaufen bzw. installieren. Kindle 2 bietet zudem Zugriff auf (einige) Blogs und das Onlinelexikon wikipedia.com.
Jeff Bezos, Vorstandsvorsitzender von Amazon, teilte auf der Pressekonferenz am Montag mit, dass mittlerweile 10 Prozent aller auf Amazon.com verkauften Bücher digitale Versionen sind.
Amazon hat das Gerät 2008 in Deutschland auf der Frankfurter Buchmesse vorgestellt, nennt aber nach wie vor keinen Verkaufsstart außerhalb der Vereinigten Staaten. In den U.S.A. kann man bei Amazon Kindle 2 für stolze US$ 359,00 erwerben.
In einem kurzen Videoclip stellte Amazon den Kindle 2 vor: www.youtube.com.
Spiderman war da!
Vergangenes Wochenende erhielten wir hohen Besuch aus Brasilien. Cristiano Silva, presbyterianischer Christ, Softwareentwickler und Betreiber des Blogs Nerd-Protestante, konnte im Rahmen einer Dienstreise für einen halben Tag bei uns Halt machen.
Wir sprachen angeregt über Theologie, C.S. Lewis und Friedrich Nietzsche. Cristiano liest gern Francis Schaeffer und weiß um die Bedeutung eines biblischen und zugleich kulturrelevanten Christseins. Beeindruckt und erfreut hat mich sein Bericht über das brasilianische L’Abri. Die Brasilianer scheinen eine solide Arbeit zu machen und in segnender Weise auf das Land »auszustrahlen«.
Cristiano ist übrigens Experte für Comics und Science Fiction sowie die dazugehörigen Filme (sehr zur Freude unserer Teenager). Da ich mich selbst für Filme interessiere, hatte ich ein unglaublichen Spaß und habe von Cristiano jede Menge lernen können. Gern würde ich ihn ins Kino begleiten und anschließend zusammen mit ihm den geschauten Film auswerten. Es wäre sicher sehr unterhaltsam und lehrreich. (Nebenbemerkung: CT hat letzte Woche den Artikel »Sci-Fi’s Brave New World« von James A. Herrick veröffentlicht).
Das Treffen hat große Freude bereitet und ich hoffe, Cristiano wird irgendwann wieder in Deutschland vorbeischaun.
Jetzt sind wir Großen dran
Da ich ungefähr zehn Jahre regelmäßig das Magazin DER SPIEGEL gelesen habe, wurde ich kürzlich mit einem freien Kurzabo belohnt.
(Nebenbemerkung: Natürlich war es keine Belohnung. Der Verlag wollte mich durch diese kleine Aufmerksamkeit »zurückholen«. Allerdings habe ich dem Anrufer aus Hamburg, der mich nach der Aktion kontaktierte, mitgeteilt, dass mir das MAGAZIN zu ›links‹ sei und ich inzwischen lieber CICERO lese.
Der nette Mann – nicht vergleichbar mit einem klassischen Telefonwerber – reagierte hörbar irritiert und erklärte, dass er über meine Aussage überrascht sei. Die meisten Leser würden sich darüber beschweren, dass das MAGAZIN inzwischen nicht mehr ›links‹ genug sei. Aber der Verlag habe reagiert und erste Schritte unternommen, um diesem Bedürfnis der Leserschaft entgegen zu kommen.)
Jedenfalls las ich vergnügt meinen SPIEGEL und entdeckte dabei, dass zwei Bücher des Facharztes für Kinder- und Jugendpsychiatrie Michael Winterhoff auf der Bestsellerliste ›Sachbuch‹ stehen.
Kurz:
Der postmoderne Mensch hat mit seiner strategischen Entgrenzung ein Identitätsproblem. Er weiß nicht, wer er eigentlich ist. Der Bonner Psychotherapeut hat erkannt, dass diese »Sinnlosigkeit« auf den Erziehungsalltag durchschlägt und Eltern vermehrt ihre Kinder als Kompensation für ihr eigenes Sinn-Defizit wahrnehmen und benutzen. Mit schwerwiegenden Folgen.
Vergangenes Jahr habe ich für das Journal factum das erste Buch Winterhoffs rezensiert. Freundlicherweise hat mir der Verlag erlaubt, den Text hier im Blog zu veröffentlichen.
Jetzt sind wir Großen dran
Ein befreundeter Familientherapeut aus der Schweiz weihte mich im vergangenen Jahr in eine interessante Beobachtungen ein. »In immer mehr Familien«, so sagte er, »werden die Eltern von ihren Kindern erzogen«.
Für den jungen Herbert Grönemeyer, der sich 1986 »Kinder an die Macht« wünschte, mögen das paradiesische Verhältnisse sein. Für die Gesellschaft ist das ein Alptraum. Was Kinder nämlich brauchen, sind starke Eltern, die Geborgenheit vermitteln und Grenzen aufzeigen. Was Kinder vielerorts haben, sind überforderte Eltern, die nicht mehr erziehen können oder wollen. Pädagogen treffen so in den Klassenzimmern auf Schüler mit belastenden Konzentrationsschwächen und Verhaltensstörungen. Lehrkräfte in den Betrieben müssen Auszubildende mit ausgeprägter Anspruchshaltung und ohne Frustrationstoleranz bemuttern. Die Ich- und lustbezogene Lebenseinstellung macht viele Jugendliche praktisch arbeitsunfähig.
Wie erschöpft die Gesellschaft ist, kann man im Fernsehen bestaunen. In den allgegenwärtigen TV- und Reality-Shows sehen wir hochdosiert, was sich in vielen Häusern tatsächlich abspielt: kreischende Mütter, lethargische Väter, schlagende Kinder. Die Internetseite von »Teenager aus Kontrolle« beschreibt es so: »Sie saufen, sie kiffen, sie klauen und machen auch sonst alles, was der liebe Gott verboten hat.«
Was macht Kinder zu solchen Tyrannen? Der Bonner Facharzt für Kinder- und Jugendpsychatrie, Michael Winterhoff, macht in einem viel beachteten Buch verunsicherte Erwachsene für die gesellschaftliche Fehlentwicklung verantwortlich. Demnach haben die Eltern selbst so zahlreiche Probleme, dass sie ihre Kinder nicht als Kinder, sondern wie ebenbürtige Partner behandeln. Die Erwachsenen kompensieren unbewusst eigene Defizite über Kinder und verhindern so, dass diese sich als zur Reife geführte Persönlichkeiten verantwortlich in die Gesellschaft einordnen können.
Winterhoff ist vor ungefähr 10 Jahren aufgewacht. Gab es früher pro Schulklasse 2 bis 3 auffällige Kinder, so findet er inzwischen bei einem Drittel der Schüler Auffälligkeiten in den Bereichen Motorik, Wahrnehmung, Sozialverhalten sowie Sprach- und Lernfähigkeit. Die zu Grunde liegende Störung ist dabei fast immer der Narzissmus. Selbstverliebte Kinder meinen, Mittelpunkt der Welt zu sein. Eltern nehmen die Verhaltensprobleme oft gar nicht wahr. Im Gegenteil: übertriebene Selbstgefälligkeit und mangelnde soziale Anpassungsfähigkeit werden als »Ich-Stärke« ausgelegt. Hauptsache, das Kind hat seinen Spaß.
Kleine Kinder leben mit der Annahme, sie seien allein auf der Welt und könnten rein lustbetont ihren Willen ausleben. Mit der Zeit müssen sie jedoch lernen, die Außenwelt und andere Menschen als Begrenzungen ihres eigenen Ichs zu respektieren. Da heute das Autoritätsgefälle zwischen Eltern und ihren Kindern weitgehend verschwunden ist, fehlen diejenigen, die helfen, diese Grenzen zu vermitteln. »Das Problem besteht darin, dass viele Eltern, aber auch Erzieher und Lehrer, das Gefühl dafür verloren haben, den Kindern diese Begrenzung zu vermitteln. Sie nehmen das Kind in seiner vermeintlichen Persönlichkeit wahr und bestärken es eher noch in den angenommenen Merkmalen. Damit wird eine altersgerechte Weiterentwicklung des Kindes verhindert, es verbleibt in einer frühkindlichen psychischen Phase und wird immer Schwierigkeiten haben, sich im Alltag zurechtzufinden, der ständig das Anerkennen von Grenzen fordert« (28–29).
Winterhoff diagnostiziert drei typischen Beziehungsstörungen zwischen Eltern und ihrem Kind. Die erste Form der Beziehungsstörung ist heute ein Regelfall und wird von ihm als Partnerschaftlichkeit bezeichnet (113). Kinder und Erwachsene begegnen sich vermeintlich auf Augenhöhe. Durch eine falsche Zurückweisung von Autorität und Hierarchie wird hierbei den Kindern das natürliche Recht auf Orientierung und Halt verweigert. Die zweite Beziehungsstörung nennt Winterhoff Projektion. Da die heutige Gesellschaft den Erwachsenen kaum noch Orientierung, Anerkennung und Sicherheit vermittelt, stellt sich bei vielen Menschen ein »Verlorenheits- und Isolationsgefühl« ein. Eltern, die eigentlich die Projektionsfläche für die Liebe ihrer Kinder darstellen sollten, missbrauchen deshalb das Kind für die Abdeckung der eigenen emotionalen Bedürftigkeit. Kurz: Da die Eltern von ihren Kindern geliebt werden wollen, kommt es im Rahmen der Projektion zu einer Machtumkehr. Der Erwachsene wird bedürftig und ordnet sich dem Kind unter. Eltern, die dieser Projektion unterliegen, »geben ihre Steuerungsfunktion weitgehend auf«, weil sie die normale Gegenreaktion ihres Kindes als unerträglichen Liebesentzug deuten (118). Die folgenschwerste Beziehungsstörung wird von Winterhoff als Symbiose bezeichnet, da hier die Seelen von Eltern und Kind verschmelzen. Das Glück des Kindes ist das Glück des Erwachsenen. Das Kind kann seinerseits durch diese Verschmelzung nicht lernen, sich selbst und ein menschliches Gegenüber als Person wahrzunehmen. Symbiotische Beziehungen können ausgesprochen destruktiv sein.
Mit konkreten Lösungsvorschlägen hält sich Winterhoff zurück. Für ihn liegt das Hauptproblem darin, dass wir in einer weitgehend »Sinn freien« Welt leben, die uns keine ernst zu nehmende Perspektive für unser Leben eröffnet (182). »Wir müssen uns endlich wieder mit der Sinnfrage auseinandersetzen, nicht vor ihr davonlaufen und Kinder dann als Kompensation für unser Sinn-Defizit wahrnehmen und benutzen. Erst, wenn wir als Erwachsene in der Lage sind, zu erkennen, dass die kindliche Psyche der Formung durch ein älteres Gegenüber bedarf, versetzen wir uns wieder in die Lage, für eine zukunftsweisende Gesellschaft zu sorgen, …« (184–185). Biblisch. Wir Großen sind jetzt dran!
- Michael Winterhoff, Warum unsere Kinder Tyrannen werden. Oder: Die Abschaffung der Kindheit, Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus, 2008
- Michael Winterhoff, Tyrannen müssen nicht sein: Warum Erziehung nicht reicht – Auswege, Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus, 2008
– – –
Die Rezension kann hier als PDF-Datei herunter geladen werden: jetzt-sind-wir-grossen-dran.pdf
Leerformel
Der Präses des Evangelischen Gnadauer Gemeinschaftsverbandes erörterte auf der Mitgliederversammlung des Dachverbandes die »Bibelkritik von rechts«:
Nach Ansicht Morgners drücken Begriffe wie bibelgläubig, bibeltreu und schriftgläubig nicht nur hohen Respekt gegenüber der Heiligen Schrift aus, sondern signalisieren auch eine Schwerpunktverlagerung: Die Bibel bekomme für den Glauben denselben Stellenwert wie Jesus Christus. Die Vertreter dieser Überzeugung konzentrierten sich auf den Nachweis, dass die Bibel keine Fehler und Widersprüche enthalte. Damit werde die Bibel zu einem Buch degradiert, dessen Geheimnisse man mit Hilfe der Vernunft entschlüsseln könne. »Das ist Bibelkritik von rechts«, so Morgner.
Ob er sich wohl selbst verstanden hat?
Hier der vollständige Beitrag: www.idea.de.
C.J. Mahaney trifft Wayne Grudem
C.J. Mahaney hat kürzlich Wayne Grudem interviewt. Grudem ist zur Zeit Professor für Bibelwissenschaft und Theologie am Phoenix Seminary (U.S.A.) und Autor einer sehr weit verbreiteten und gut lesbaren (reformiert-charismatischen) Systematischen Theologie.
Wayne Grudem ist – wie das Gespräch zeigt – sehr besorgt über die ›Feminisierung‹ der Theologie.
Hier geht es zum Teil 1: www.sovereigngraceministries.org. Die Teile 2–4 können über die Sidebar oder den Link im letzten Absatz abgerufen werden.
Eine neue Umwelt des Neuen Testamentes
Der Verlag Zondervan hat eine neue »Umwelt« zum Neuen Testament veröffentlicht. Das Buch wurde von Gary M. Burge, Lynn H. Cohick und Gene L. Green vom Wheaton College erarbeitet.
Wegen der guten didaktischen und gestalterischen Aufmachung wird das Buch von NT-Experten bereits geschätzt.
Craig L. Blomberg vom Denver Seminary schreibt:
… one of the best introductions and surveys in recent times. Remarkably attractive in its layout, with color pictures, color pictures, charts, diagrams and sidebars galore … If it’s backgrounds you want to highlight in a one-semester introduction to the New Testament, this is the text to assign.
Scot McKnight von der North Park University und Betreiber des Blogs Jesus Creed, bekennt:
… for years I have searched in vain for a book that would introduce students to the New Testament – with clear outlines, graphic images, historical contexts, timelines, maps, and bibliographies. My search is over; this is that book.
Eine PDF-Datei, die Titelei, Inhaltsverzeichnis und einen Beispieltext enthält, kann hier herunter geladen werden: www.zondervan.com.
Das Buch:
- Gary M. Burge, Lynn H. Cohick u. Gene L. Green: The New Testament in Antiquity: A Survey of the New Testament Within Its Cultural Context, Zondervan, 2009, 480 S.
wird nach Angaben des Verlages ab März ausgeliefert.
Auch (gerade) fromme Bücher kritisch lesen?
Nachdem Hitsch schon einen hilfreichen Beitrag über das neue Buch von Franz Graf-Stuhlhofer veröffentlicht hat (siehe: »Hauptsache die wesentlichen Aussagen stimmen«), publiziere ich an dieser Stelle ein kurzes Interview mit dem Autor.
– – –
Interview mit Dr. Franz Graf Stuhlhofer
TheoBlog: Herr Dr. Graf-Stuhlhofer, wie kommt ein Historiker dazu, ein so ungewöhnliches Buch zu schreiben?
Graf-Stuhlhofer: Ich bin zwar Historiker (habe auch in Geschichte promoviert), aber ich bin vielseitig interessiert; ich habe auch in den Naturwissenschaften einen Abschluss, und meine Forschungen im Bereich der Theologie publizierte ich in anerkannten theologischen Reihen und Fachzeitschriften. Dementsprechend fallen mir Mängel in Sachbüchern verschiedener Bereiche auf.
TheoBlog: Könnten Sie Ihr Anliegen kurz in zwei Sätzen zusammenfassen? Was wünschen Sie, was der Leser hinterher gelernt hat?
Graf-Stuhlhofer: Der Leser soll – vorerst unter meiner Anleitung – beim Bücherlesen ein kritisches Mitdenken einüben. Er wird dann eher imstande sein, schwache Bücher als solche zu erkennen, und wird seine Zeit eher für die Lektüre von „starken Büchern“ investieren.
TheoBlog: Die Lektüre Ihres Buches wirkt beim ersten Hineinsehen etwas mühsam. Es werden Aufgaben gestellt, die dazugehörigen Lösungen findet man erst später. Aus welchen Büchern Sie Ihre Beispiele entnommen haben, kann man dann überhaupt erst ganz am Ende Ihres Buches eruieren …
Graf-Stuhlhofer: Ja, zuerst kommt die Aufgabe – der Leser soll versuchen, selbst die Antwort zu finden, bevor er liest, was ich ihm als „Lösung“ präsentiere. Man liest also nicht so glatt dahin wie in einem Roman. Aber es ist auch spannend, seine eigenen Fähigkeiten beim Hinterfragen des Gelesenen zu entdecken! Dass die Namen der teilweise kritisierten christlichen Autoren erst am Buch-Ende zu erkennen sind, hatte einen einfachen Grund: Ich wollte verhindern, dass der Leser primär darauf achtet, wer da jetzt kritisiert wird. Es war ja nicht mein Anliegen, bestimmte Christen zu kritisieren.
TheoBlog: Sie betonen – schon in Ihrem Buchtitel – die Notwendigkeit, christliche Bücher kritisch zu lesen. Also meinen Sie offenbar, in manchen oder vielen Büchern Mängel zu erkennen. Handelt es sich dabei um schwerwiegende Mängel oder eher um Irrtümer in den Einzelheiten?
Graf-Stuhlhofer: Häufiger findet sich sicherlich das zuletzt Genannte. Aber ein Autor, der durch eine Mehrzahl von Irrtümern in den Einzelheiten zeigt, dass er sich in dem behandelten Gebiet nicht gut auskennt, ist wohl nicht der Richtige, um anderen Christen auf diesem Gebiet eine Orientierung zu geben. Insofern sind also auch solche Irrtümer in „nebensächlichen Einzelheiten“ aufschlussreich.
TheoBlog: Sie widmen also Ihre Anleitung zum kritischen Lesen speziell den christlichen Büchern, insbesondere konservativen evangelischen. Sind diese Bücher besonders schwach?
Graf-Stuhlhofer: Nein, ich entdecke auch in Publikationen von Universitätsprofessoren – unabhängig von deren jeweiliger persönlicher Weltanschauung – ähnliche Mängel. Das fiel mir früher nur selten auf, allmählich aber häufiger. Dieses nun verstärkte Wahrnehmen ist vielleicht ein Ergebnis zunehmender Übung im kritisch-lesen, vielleicht hängt es auch damit zusammen, ob ich das Buch eines Autors – etwa aufgrund von dessen Status – eher bewundernd lese oder eher mit einer prüfenden Haltung.
TheoBlog: Dann wird es von Ihnen vielleicht eines Tages noch ein weiteres Buch geben, eine Anleitung zum kritischen Lesen von Sachbüchern im Allgemeinen, ohne Einschränkung auf christliche?
Graf-Stuhlhofer: Das kann sein. Aber die Hilfestellung für Christen hat Priorität. Mir war es vor allem wichtig, dass wir Christen darauf achten, dass wir von fachlich guten Büchern lernen, und dass wir auch beim Weitergeben von christlicher Literatur mit evangelistischen Absichten solche Bücher wählen, die auch für Andersdenkende überzeugend sind. 1. Thessalonicher 5,21 (»prüft alles …«) gilt sicherlich auch hier, im Hinblick auf Bücher als Hilfsmittel zur Hinführung zum christlichen Glauben, und zur Vertiefung darin.
TheoBlog: Wir danken Ihnen für dieses Interview!
Das Buch ist fast überall im Buchhandel erhältlich oder kann hier über Amazon bestellt werden:
- Franz Graf-Stuhlhofer: Christliche Bücher kritisch lesen – Ein Lehr- und Arbeitsbuch zum Trainieren der eigenen Urteilsfähigkeit, Theologisches Lehr- und Studienmaterial (MBS) Band 26. Verlag für Kultur und Wissenschaft: Bonn, 2008. ISBN 978-3-938116-59-3. Pb. 87 S., 12.00 EUR
Der Evangelikalismus und die Schrift
Greg Beale’s neues Buch The Erosion of Inerrancy in Evangelicalism ist vor wenigen Wochen bei Crossway erschienen.
Beale ist Professor für Neues Testament am Wheaton College. Als exzellenter Exeget und reformierter Theologe weiß er um die Bedeutung einer belastbaren »Lehre von der Heiligen Schrift« und untersucht die aktuellen Trends in den evangelikalen Kreisen.
Der Verlag schreibt über das Buch:
Examines recent postmodern efforts to redefine the traditional evangelical view of scriptural authority and counters with sound logic that supports inerrancy.
Due to recent popular challenges to evangelical doctrine, biblical inerrancy is a topic receiving an increasing amount of attention among theologians and other scholars. Here G. K. Beale attempts vigorously and even-handedly to examine the writings of one leading postmodernist, Peter Enns, whose writings challenge biblical authority. In support of inerrancy, Beale presents his own set of challenges to the postmodern suppositions of Enns and others.
How can the Bible be historically inaccurate while still serving as the authoritative word on morality and salvation? Beale concludes that it cannot, and his work will aid all who support biblical inerrancy in defending their position against postmodern attacks. This is an issue that affects the entire body of Christ.
Das Reformed Forum hat eine Gesprächsrunde zum Buch aufgezeichnet. Beale erklärt dort, warum er das Buch geschrieben hat und weshalb es wichtig ist, sich mit dem Thema auseinander zu setzen. Die mp3-Datei mit dem ca. 42 Minuten-Gespräch kann hier herunter geladen werden: www.reformedforum.org.
Vor allem lege ich evangelikalen (und reformierten) Theologen nahe, das Buch von Greg Beale selbst zu lesen:
- Greg K. Beale: The Erosion of Inerrancy in Evangelicalism: Responding to New Challenges to Biblical Authority, Crossway Book, 2008, ISBN: 9781433502033, 256 Seiten
Why We’re Not Emergent
Kevin DeYoung, Pastor an der »University Reformed Church« und Co-Autor des Buches Why We’re Not Emergent, hat einen eigenen Blog eröffnet: www.revkevindeyoung.com.
Das Buch von Kevin DeYoung und Ted Kluck gehört zu den den Top 10 beim Christianity Today Book-Award 2009. Christianity Today schreibt dazu:
DeYoung and Kluck use Scripture carefully and even mix in some humor in this thoughtful critique. They also manage to express what is attractive about the emerging movement in a way an older generation can understand!
Die Literaturangaben zum Buch:
- Kevin DeYoung u. Ted Kluck: Why We’re Not Emergent: (By Two Guys Who Should Be) , Moody Press, 2008, 251 S.
VD: JT
Adversus turcas et turcarum Deum
Welche Beurteilungskriterien benutzte der Reformator Martin Luther, um den Islam und die Türkenkriege seiner Zeit zu beurteilen? Wo sah er die Hauptunterschiede zwischen den von ihm entdeckten Wahrheiten und einer Religion, die die Christenheit im Glauben und das Heilige Römische Reich militärisch zu bedrohen schien?
Und welche der von Luther genannten Kriterien sind heute für Christen noch bedeutsam und welche sind nur zeitgeschichtlich verständlich? Kann man unterscheiden zwischen denjenigen Positionen Luthers, die heute noch Relevanz besitzen im christlich-islamischen Dialog, und zwischen jenen, die aus fehlendem Wissen oder zeitgenössischer Polemik heraus entstanden sind?
Johannes Kritzel, der katholische Theologie sowie Geschichte in Salzburg, Florenz und Wien studierte und 2005 den Magister der Theologie erwarb, hat Luthers Position gründlich untersucht und auf ihre Relevanz befragt.
Kritzel schreibt:
Eingedenk der veränderten Situation von einst und jetzt sei es erlaubt, nachdenken zu dürfen, ob Luthers Unterscheidung der zwei Reiche nicht jenen bahnbrechenden Hinweis gelegt hat, der für zahlreiche Probleme im Bereich der Konflikte zwischen Religionen dienlich sein könnte. Luther verwarf jeden Krieg in Christi Namen, und es tut gut, in dieser Zeit erneut daran zu erinnern: Einen Glaubenskrieg lehnt Luther aus seinem Verständnis der Lehre Christi heraus strikt ab. Dennoch ist Luther kein Pazifist schlechthin: Wenngleich er jeden »Kreuzzug« verwirft, so sieht er dennoch die weltliche Obrigkeit berechtigt, einen Krieg zum Schutz und zur Verteidigung der Untertanen – heute würde man sagen Bürger – zu führen. Ein ungerechtfertigter Angriffskrieg wird von Luther gleich wie ein Glaubenskrieg verworfen.
Hier die Literaturangaben:
- Johannes Kritzl: »Adversus turcas et turcarum Deum«: Beurteilungskriterien des Türkenkrieges und des Islam in den Werken Martin Luthers , Verlag für Kultur und Wissenschaft, Orient et occident Band 4: Bonn, 2008. ISBN: 978-3-938116-50-0. Pb. 114 S., 12,00 EUR