Für wen lebst Du?

Johannes Calvin schrieb 1539 in seinem Brief an Sadolet:

Für Gott nämlich, nicht für uns selbst sind wir in erster Linie auf der Welt. Denn wie aus Gott alles hervorgegangen ist, und in ihm seinen Bestand hat, so muss auf ihn hin, wie Paulus sagt (Röm 11,36), auch alles bezogen werden.

Wo ist die tragende Säule im Philistertempel?

180px-SamsonHalberstadt.jpgDer deutschen Lutheraner Hans Joachim Iwand (1899–1960) widmete sich in seinen letzten Lebensjahren leidenschaftlich der Erneuerung der evangelischen Theologie, die seiner Meinung nach die verhängnisvolle Aufspaltung von Glauben und Wissen verinnerlicht hatte. Er suchte eine Theologie, die der »Theokratie des Atheismus« etwas Wirkliches und Wirksames entgegenzusetzen hatte und dazu verhilft, alle Bereiche des Lebens für Gottes Offenbarung in Christus zu öffnen. In einem Brief an G. Eichholz schrieb er 1953 dazu:

Reform ist gar kein Ausdruck für das, was wir brauchen. Uns tut not ein Ereignis im Raume der Theologie, es gilt, die Säule zu finden in diesem Philistertempel, die dieses ganze Gebäude trägt, um sie mit der Kraft der letzten Verzweiflung – geblendeten Angesichts – wegzureißen, damit das Allotria, das die Philister auf dem Söller treiben, endlich aufhört.

Tim Keller: Falsche Götter

51G1PN9DwzL._SL160_.jpgWährend der Brunnen Verlag erfreulicherweise an der Übersetzung des Buches The Reason for God: Belief in an Age of Skepticism arbeitet und wahrscheinlich 2010 herausgeben wird, erscheint im Oktober 2009 ein neues Buch von Tim Keller:

beschäftigt sich mit den leeren Versprechungen der Götter von heute: Geld, Sex und Macht.

Das Buch kann vorbestellt werden:

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VD: HB

Waren die Muslime die größten Sklavenhalter?

410GiiN1Z6L._SL160_.jpgEin neuer Historikerstreit bahnt sich an. In seinem Buch Weltgeschichte der Sklaverei stellt der Historiker Egon Flaig die These auf, dass islamische Länder die Sklaverei noch übler betrieben als christliche Eroberer. Viele wittern schon einen Skandal. Berthold Seewald verteidigt Flaig vorsichtig:

Das klingt mehr nach Diffamierung denn nach Argumentation. Denn Flaig ist Historiker genug, um seine Zahlen durchaus mit Literatur zu untermauern – gegenüber rund elf Millionen Menschen, die von Afrika aus nach Amerika verkauft wurden, hält er es allerdings mit der umstrittenen Maximalschätzung, die von 17 Millionen Verschleppten in die Kernländer des Islams ausgeht. Dass »die einheimische Sklaverei in Afrika und Asien allmählich von den Kolonialmächten zerstört« wurde, kann man schon bei dem großen Übersee-Historiker Jürgen Osterhammel nachlesen. Und um die komplizierte Frontlage in der aktuellen Sklaverei-Debatte zu skizzieren, bräuchte man, wie der schwelende Streit in Frankreich und jüngst erst Wolf Lepenies (WELT v. 13.7.) gezeigt haben, ein ganzes Buch.
Die ganze Aufregung dient also wohl dem Ziel, eine zentrale Aussage Flaigs kleinzureden: Die Sklaverei sei bis in die Gegenwart hinein ein integraler Bestandteil muslimischer Gesellschaften.

Hier der vollständige Beitrag: www.welt.de.

Brutale Übergriffe auf vietnamesische Christen

RTEmagicC_Vietnam-Tran-Van-Ky-pastor.jpg.jpgDie Regierung Vietnams geht zunehmend vehement gegen Religionsgemeinschaften im Land vor. Dabei setzt sie wiederholt Schlägertrupps ein, die als »Volkszorn« kaschiert werden, kritisiert die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM). Die Gewalt gegen Christen und Buddhisten läuft stets nach gleichem Schema ab. Beispielhaft dafür ist das Vorgehen gegen eine Hausgemeinde der evangelischen Full Gospel Church in der nordvietnamesischen Provinz Thanh Hoa.

Am Sonntag, dem 16. August, führte der örtliche KP-Parteisekretär, Nguyen Viet Bo, zum wiederholten Mal den Angriff von Sicherheitskräften und Schlägertrupps auf den Gottesdienst der Full Gospel Church von Thanh Hoa. Pastor Nguyen Trung Ton und sechs weitere Christen – darunter ein Baby, ein 15jähriges Kind und ein 83jähriger Mann – wurden dabei schwer verletzt. Die Schläger zerstörten Hausgegenstände, Glühbirnen, konfiszierten Handys. Nach gleichem Schema liefen die Übergriffe unter Bo’s Anleitung am 26. und 31. Juli sowie am 9. August. Unbekannte Schläger griffen die friedlichen Christen unter den Augen lokaler Gesetzesvertreter an und die Polizei weigerte sich daraufhin, dagegen vorzugehen. Eine Beschwerde der Gemeinde, in der sie den Übergriff am 9. August 2009 schildert, liegt der IGFM vor.

Die vietnamesische Zentralregierung zeigt keinerlei Interesse, den Opfern Schutz zukommen zu lassen und die Täter zu Verantwortung zu ziehen. Mehr noch. Der IGFM liegen geheime Instruktionen der Regierung an Parteikader vor, die für Religionsangelegenheiten vor Ort zuständig sind. Darin werden sie aufgefordert, gegen diese so genannten »Neuchristen«, die von der Regierung als »inakzeptabel« bezeichnet, entsprechende Maßnahmen zu ergreifen.

Betroffen von den Maßnahmen sind selbst zugelassene Religionsgemeinschaften, wie die Katholische Kirche in Hanoi, Thai Ha und Vinh sowie die Buddhistische Kirche in Bao Loc (das Kloster des Zen-Meisters Thich Nhat Hanh). Auch in diesen Fällen bediente sich die Regierung der Schlägertrupps als Mittel zur Lösung ihrer Konflikte mit den religiösen Gemeinschaften.

Das Foto (Quelle: IGFM) zeigt Pastor Nguyen Trung Ton.

Zahlreiche evangelikale Christen im Iran verhaftet

iran.jpgUnter Berufung auf die Presseagentur APA berichtet die Kleine Zeitung über eine Verhaftungswelle im Iran:

Insgesamt wurden mehr als 30 Christen verhaftet, die meisten wurden nach langdauernden Verhören wieder freigelassen, sieben sind aber weiterhin in Haft. Die erste Verhaftungswelle erfolgte am 31. Juli in dem kleinen Ort Amameh, 25 Kilometer nördlich von Teheran. 24 evangelikale Christen – alle Konvertiten – hatten sich dort zum Bibelstudium versammelt. Am Nachmittag stürmten Polizisten unter dem Kommando von »Vevak« (geheime Staatspolizei)-Agenten die Villa. Alle Anwesenden wurden festgenommen und in nicht als Polizeifahrzeugen kenntlichen Autos zu ihren Wohnungen gebracht, wo die Polizisten wieder auf Anweisung der »Vevak«-Leute Pässe, Personaldokumente, Bücher, CDs, Computer und Handys beschlagnahmten.

Hier der vollständige Beitrag: www.kleinezeitung.at.

Wallace will die spielerische Postmoderne überwinden

Morgen erscheint Unendlicher Spaß, das Hauptwerk des amerikanischen Schriftstellers David Foster Wallace, auf Deutsch. In seiner oszillierenden Sprachvielfalt ist das Werk eine Herausforderung für jede Übersetzung. Der deutsche Übersetzer Ulrich Blumenbach, dem für seine Übertragung von Infinite Jest der diesjährige Heinrich-Maria-Ledig-Rowohlt-Preis zugesprochen wurde, gewährt heute in einem FAZ-Artikel Einblick in seine mehrjährige Übersetzungsarbeit.

Ein erstes Hufeisen, das ich in der Übersetzung nachschmieden musste, war die Ästhetik des Autors: Wallace will die spielerische Postmoderne überwinden und sich mit realen Gesellschaftsproblemen auseinandersetzen, ohne auf Ironie zu verzichten. Das findet seine stilistische Umsetzung in einer Art Doppelcodierung: Ein und derselbe Erzähler kann im Roman zwischen verschiedenen Ausdrucksweisen pendeln und plötzlich aus einem wissenschaftlichen Duktus in die flapsige Umgangssprache eines kleinkriminellen Exjunkies verfallen: »Als eine Substanz, deren zufällige Synthese den Sandoz-Chemiker in den vorzeitigen Ruhestand versetzte und zu anhaltend starren Wandbetrachtungen verführte, steht das unglaublich starke DMZ in weiten Kreisen chemischer Untergrundlaien im Ruf, der schlimmste Stoff zu sein, der je in einem Reagenzglas gezeugt wurde. Es ist heute außerdem die härteste Freizeitdroge, die in Nordamerika zu kriegen ist, abgesehen von vietnamesischem Rohopium, das, ach vergiss es.«

Hier der Artikel: www.faz.net.

Warum Brian McLaren am Ramadan teilnimmt

Brian McLaren, Vaterfigur der Emerging Church-Bewegung, wird in diesem Jahr zusammen mit einigen anderen Christen am Ramadan teilnehmen. Er zitiert auf seiner Internetseite dazu aus einer gemeinsamen Erklärung:

Our main purpose for participating will be our own spiritual growth, health, learning, and maturity, but we also hope that our experience will inspire others to pray and work for peace and the common good, together with people of other faith traditions. May God bless all people, and teach us to love God and love one another, and so fulfill our calling as human beings.

Ich weiß nicht, ob gläubige Muslime das wirklich so gut finden. Der Ramadan ist eine Vorschrift für (geistig reife) Muslime, denen in Sure 2,183 befohlen wird: »Ihr, die ihr glaubt, euch ist das Fasten vorgeschrieben wie es denen vorgeschrieben war, die vor euch waren, damit ihr vielleicht gottesfürchtig werdet.«

Das Fest des Fastenbrechens ist damit eines der beiden islamischen Hauptfeste (Idul-Fitr und Idul-Adha) und hat für unsere muslimischen Freunde ungefähr die gleiche Bedeutung wie Weihnachten für Christen. Das Fasten im Ramadan ist eine unmittelbare Angelegenheit zwischen dem Einzelnen und seinem Schöpfer, also ein Gottesdienst. Die Seele des Fastenden wird nach muslimischem Glauben dabei gereinigt und geläutert und seine Beziehung zu Gott und seinen Mitmenschen gefestigt. Sehr wichtig ist bei diesem Fest, dass ein Gläubiger nicht heuchelt, also irgend etwas vorspielt.

Während Muslime sehr wohl den Respekt vor den heiligen Festen anderer Religionen kennen, feiern sie selbst keine religiösen Feste anderer Religionen. Die aktive Teilnahme an solch einem Fest kann für sie nur Heuchelei oder Apostasie bedeuten. So wie sie nicht darüber begeistert sind, wenn ein Muslime an christlichen Festen teilnimmt, wird es sie nicht beeindrucken, wenn ein Christ den Anweisungen der Sunna zu folgen versucht. Sie vermissen die Authentizität. Ich auch.

Die Mars Hill Church veröffentlicht iPhone App

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Man muss seine derbe Sprache nicht mögen (und über Lobpreismusik lässt sich eh gut streiten). Aber die Predigten von Mark Driscoll und seinen Mitarbeitern und Freunden sind oft kraftvoll und klar.

Jetzt hat die Mars Hill Church eine kleine Anwendung für das iPhone (iPod Touch) herausgeben. Das kostenlose Programm, das Zugriff auf die Mediadatenbank der Mars Hill Church gewährt, ist im iTunes Store über das Stichwort »Mars Hill Church« schnell gefunden. Die Installation ist wie gewohnt einfach. Auf meinem iPod Touch läuft es wunderbar.

Hier mehr Informationen: blog.marshillchurch.org.

Is There a Meaning in This Text?

0310324696.jpgAls ich vor ungefähr acht Jahren das Buch Is There a Meaning in This Text? von Kevin J. Vanhoozer bekam, war ich tief beeindruckt von der Gründlichkeit und Sachlichkeit, mit der Vanhoozer die Herausforderungen der postmodernen Hermeneutik darstellt und bearbeitet.

Auch wenn ich ihm nicht in allen Schlussfolgerungen folge, möchte ich sein Buch, das im September 2009 in einer Jubiläumsausgabe erscheint, sehr empfehlen.

D.A. Carson sagt zum Buch:

What starts off as contemporary hermeneutics to justify the move from biblical text to systematic theology becomes full-blown, highly sophisticated, theological hermeneutics in Is There a Meaning in This Text?. The decade this book has been in print has not diminished my enthusiasm for it. Vanhoozer is one of the few contemporary scholars who takes a balanced measure of postmodern thought within an unflinching Christian confessionalism. Here is neither mere traditionalism nor ephemeral faddishness. If in certain respects the discussion has moved on since Vanhoozer authored this book, that is merely a way of saying that his contribution toward pointing the way forward—the Christian way forward—out of several interpretive morasses has been seminal.

Hier eine Leseprobe mit Inhaltsverzeichnis. Das Buch:

kann hier bestellt werden:

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Der Mythos kehrt zurück

Vor 125 Jahren wurde der Ausnahmeforscher Rudolf Bultmann geboren. Er hielt den Geister- und Wunderkosmos der Bibel für unvereinbar mit modernen Erkenntnissen der Naturwissenschaften. Inzwischen hat der Fortschritt der Wissenschaften das Weltbild des Theologieprofessors als zu einseitig hinter sich gelassen. Werner Thiede, außerplanmäßiger Professor für Systematische Theologie an der Universität Erlangen-Nürnberg, hat für den Rheinischen Merkur einen Artikel über den Marburger Neutestamentler geschrieben.

Er ist selber so etwas wie ein Mythos geworden: der große Entmythologisierer Rudolf Bultmann (1884–1976). Die zahlreichen Anstöße, durch die der protestantische Neutestamentler sein Fach bereichert und auch verändert hat, sind inzwischen fortgeschrieben oder widerrufen, aber allesamt überboten durch die Wirkungsgeschichte seines viel diskutierten Programms der »Entmythologisierung« des Neuen Testaments. Diese seine Sache geht weiter.

Der eigentliche Sinn des Mythos bestehe nicht darin, ein objektives Weltbild zu liefern, erklärte Bultmann 1941 in seiner Schrift »Neues Testament und Mythologie«. Vielmehr habe sich im Mythos das jeweilige Selbstverständnis der Menschen in ihrer Welt ausgesprochen. Deshalb wolle der Mythos nicht kosmologisch, sondern anthropologisch – besser: existenzial – interpretiert werden. Es ging Bultmann also keineswegs um ein Ent-Mythologisieren im Sinne einer Beseitigung alles Mythischen schlechthin, sondern um dessen Uminterpretation in existenzielle Verstehenskategorien.

Der Artikel, der zum Weiterdenken anstößt, kann hier gelesen und (unten rechts) als PDF-Datei herunter geladen werden: www.merkur.de.

Der codierte Mann

4120b2HyOtL._SL160_.jpgMaxi Leinkauf hat für die Süddeutsche Zeitung die Psychologin Susan Pinker interviewt, die sich trotz unbequemer Fragen nicht unterkriegen lies (»Verschließen Sie sich doch nicht so.«). Die Botschaft:

Wir sind biologisch vorcodiert. Diese anfänglichen natürlichen Prozesse werden später durch soziale Einflüsse, Umwelt und Normen verstärkt. Jungs und Mädchen unterscheiden sich schon von Geburt an. Ihre Hormone entwickeln sich bereits im dritten Monat der Schwangerschaft. Sobald sie reden können, erzählen Jungs die meiste Zeit aggressive Geschichten, Mädchen dagegen kaum. Jungs, die im Alter von zwei bis vier Jahren eine Aufgabe lösen sollen, wenden doppelt so häufig physische Taktiken an wie Mädchen. Andererseits sind sie in der Kindheit anfälliger für Krankheiten oder Depressionen, weil bei ihnen die XY-Chromosomen nicht doppelt vorhanden sind. Männer sind biologische Spätentwickler.

Das Interview, bei dem der obligatorische Seitenhieb auf Eva Hermann nicht fehlt, kann hier eingesehen werden: www.sueddeutsche.de. Das passende Buch:

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