Reform oder Anpassung?

51ikM39cjgL._SL160_.jpgDer Crossway Verlag hat im Herbst 2008 ein Buch über die post-konservativen Evangelikalen und die Emerging Church herausgegeben, dass ich empfehlen kann:

Besonders spannend finde ich den Aufsatz »No Easy Task: John R. Franke and the Charakter of Theology« von Paul Helm. Helm zeigt die Defizite der theologische Methode Franke’s deutlich auf und plädiert für das Ideal der Objektivität in der Theologie, auch wenn es derzeit in einigen Kreise populär ist, (objektiv) die Subjektivität aller Erkenntnis zu behaupten.

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Der Murks geht weiter

Hannes Hintermeier findet klare Worte für die deutsche Bildungskatastrophe. Wer in der Schule arbeitet oder selbst schulpflichtige Kinder hat, die eine öffentliche Schule besuchen, wird sich von ihm vielleicht verstanden fühlen.

Die längste Zeit des Tages werden die Kinder also künftig unter staatlicher Aufsicht stehen. Da die Familie in Zeiten des Turbokapitalismus von einer Keimzelle des Staates zu einer Keimzelle des Marktes mutiert, werden in der zwischenzeitlich halbverstaatlichten Wirtschaft erneute Anpassungsleistungen notwendig. Denn ganz intensiv will sich der Staat unter Berufung auf die Chancengleichheit um Kinder aus Zuwandererfamilien kümmern. Diese bedürften der besonderen Obhut des Staates, hat soeben der bayerische Unterrichtsminister Ludwig Spaenle erklärt. Bildungspolitik als Kompensation für versäumte Integrationspolitik?

Und die Allgemeinbildung? Kern- beziehungsweise Methodenkompetenz heißt das Zauberwort. Geschichtsunterricht setzt dann eben in der Römischen Republik ein: Was sich davor ereignet hat, findet fortan Google. Man müsse »nicht besonders schlau sein«, um das Abitur in acht Jahren zu schaffen, so Minister Banzer, die meisten europäischen Schüler schafften das auch. Dem Wähler schwant: Im Angesicht der bildungspolitischen Angebote kann er hü oder hott ankreuzen. Der Murks geht weiter.

Hier der vollständige Beitrag: www.faz.net.

Wie weit ist es doch!

Hier mein Lieblingszitat von Blaise Pascal aus den Pensées, Fragment 280:

Wie weit ist es von der Erkenntnis Gottes bis dahin, dass man ihn liebe.

Die Logik des Herzens – Blaise Pascal als Apologet

200px-Blaise_Pascal.jpgUnter dem umfangreichen apologetischen Schrifttum des 17. Jahrhunderts ist das Werk Blaise Pascals (1623–1662) herauszuheben. Pascal entdeckte als Naturwissenschaftler die Eigenschaften der Zykloide und das Gesetz der kommunizierenden Röhren. Er erweiterte die Wahrscheinlichkeitsrechnung, baute Rechenmaschinen und wies durch Messungen nach, dass mit steigender Höhe der Luftdruck abnimmt.

Sein weltmännisches Gelehrtenleben wurde 1654 überraschend durch ein ›Bekehrungserlebnis‹ durchbrochen. Im Futter eines Rocks fand sein Diener nach seinem Tod ein Mémorial eingenäht, in dem Blaise Pascals mit erregten Worten sein Leben Jesus Christus anvertraute. So lesen wir dort:

… Das ist aber das ewige Leben, dass sie dich, der du allein wahrer Gott bist, und den du gesandt hast, Jesum Christum, erkennen.

Jesus Christus!

Jesus Christus!

Ich habe mich von ihm getrennt, ich habe ihn geflohen, mich losgesagt von ihm, ihn gekreuzigt. Möge ich nie von ihm geschieden sein. Nur auf den Wegen, die das Evangelium lehrt, kann man ihn bewahren.

Vollkommene und liebevolle Entsagung. Vollkommene und liebevolle Unterwerfung unter Jesus Christus und meinen geistlichen Führer. Ewige Freude für einen Tag geistiger Übung auf Erden …

Pascal zog sich nach dem Erweckungserlebnis in das Kloster Port Royal zurück und widmete sich vornehmlich geistlich-theologischen Themen. Port Royal in der Nähe von Versailles war damals das Zentrum des Jansenismus, der auf den holländischen Bibelexegeten Cornelius Jansenius (1585–1638) zurückgeht. Obwohl eine katholische Bewegung, teilte der Jansenismus die protetantische Augustinusinterpretation, wonach die Erlösung des Menschen rein göttliches Gnadengeschenk ist. Port Royal wurde 1709 auf Geheiß von Ludwig XIV. zerstört. Der Jansenismus wurde 1719 päpstlich verboten.

In seinem Mémorial finden wir den Satz: »Gott Abrahams, Gott Isaaks, Gott Jakobs. Nicht der Philosophen und Gelehrten.« Der Mathematiker erkannte bereits den Zwiespalt von Glaube und neuzeitlichem Wissenschaftsideal und fordert in seiner unvollendeten und nur fragmen­tarisch überlieferten Apologie Pensées (Gedanken) die Unterwerfung der Vernunft unter die ›Logik des Herzens‹. Pascal verneint die tra­ditionellen Gottesbeweise und betont, dass persönliche Beziehungs­aspekte eine beachtliche Rolle spielen, wenn jemand zum Glauben an Jesus Christus kommt.

Pascal entwickelte damit als einer der ersten neuzeitlichen Apologeten so etwas wie einen pers­pektivialistischen Zugang zur Apologetik. Es geht bei der Apologetik nicht nur um Methoden und Argumente, sondern um Menschen, die oft sehr verschieden sind. Das Argument, dass den einen Zweifler über­zeugt, kann einen anderen verwirren. Pascal, der jung im Alter von 39 Jahren verstarb, wollte sowohl Rationalismus als auch Irrationalis­mus vermeiden.

Boa und Bowman fassen in ihren Buch Faith has its Reasons: An Integrative Approach to Defending Christianity (2005, S. 22) den Ansatz von Pascal wie folgt zusammen:

Gott hat genug Evidenz für die Wahrheit des Christen­tums gegeben, damit die, welche die Wahrheit kennen möchten, sie sehen können, aber er hat sich nicht in einer Weise gezeigt, dass bei denen Glaube erzwungen wird, die sich nicht dafür interessieren oder nicht glauben wollen.

Eine günstige Ausgabe der Pensées stammt übrigens von Reclam (568 S., € 11,60).

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N.T. Wright’s neues Buch über die Rechtfertigungslehre

wright_justification.jpgViele Theologen warten gespannt auf N.T. Wright’s neues Buch Justification: God’s Plan and Paul’s Vision. Nutzt Wright die Gelegenheit, seine Sicht der Rechtfertigungslehre zu präzisieren?

Das Buch, als Antwort auf John Pipers The Future of Justification konzipiert, soll im Februar (U.K.) bzw. Mai (U.S.A.) erscheinen.

Für alle, die nicht warten können: Trevin Wax hat mit N.T. Wright über sein neues Werk gesprochen. Eine erste Reaktion von Denny Burke liegt auch schon vor.

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Die Geschichte der Wahrheit

Blaise Pascal (1623–1662) in seinen Pensées, Fragment 858.

Die Geschichte der Kirche muss recht eigentlich die Geschichte der Wahrheit heißen.

D.A. Carson: Ist die »Emergent Church« biblisch?

D.A. Carson hat einen Vortrag über die »Emerging Church« gehalten, der auf der Website des Carl F. H. Henry Center for Theological Understanding bei der Trinity Evangelical Divinity School (Deerfield, U.S.A.) als Stream zur Verfügung gestellt wird. Achtung: D.A. Carson redet meist sehr schnell, so auch bei diesem Vortrag.

Hier der Link: www.henrycenter.org.

Die einfachste Frage der Welt

wenders.jpgWim Wenders (geb. 1945 in Düsseldorf) zählt zu den einflussreichen und erfolgreichen Regisseuren der Gegenwart. Kürzlich wurde er von der Zeitschrift chrismon gefragt: »Welche Liebe macht Sie glücklich?«

Hier seine Antwort:

Das ist bei mir die einfachste Frage der Welt geworden, seit ich mit meiner Frau Donata verheiratet bin, 16 Jahre schon, und wir mit jedem Jahr froher zusammen sind. Einfach alles zu teilen, das Gute und das Schlechte, jeden Frust, jede Angst, jede Freude, aber auch das Beten, das ist tausendmal besser als jeder Sex. Wo doch viele Leute Ehe und Liebe daran messen, ob ein Paar guten Sex hat. Wichtiger ist, dass man ein bedingungsloses Vertrauen zueinander findet, dass man immer noch offener sein kann …

Um Gottes willen!

Wolf Schmidt, Redakteur im Inlands-Ressort der taz, hat die Evangelikalen »auf’s Korn« genommen. Seiner Meinung nach kämpfen sie gegen Emanzipation und Evolutionslehre, Pornografie, Homosexualität und den Islam.

In den USA wird am Ende der Ära Bush ein Viertel der Bevölkerung den Evangelikalen zugerechnet, das wären mehr als 70 Millionen ultrakonservative Protestanten, die auf einer wörtlichen Auslegung der Bibel bestehen. Selbst der neue Präsident Barack Obama kommt offenbar nicht an ihnen vorbei: Bei seiner Amtseinsetzung am 20. Januar wird der evangelikale Pastor Rick Warren – ein erbitterter Gegner von Homoehe und Abtreibung – um Gottes Beistand bitten. In Deutschland dagegen haben sich die evangelikalen Christen lange abgeschottet und öffentlich wenig eingemischt – ganz im Sinne von Luthers Zwei-Reiche-Lehre, die politische Zurückhaltung nahe legt. Sie kuschelten sich in ihren frommen Ghettos ein, kritisierten selbst die Vertreter der Evangelikalen die eigenen Schäfchen immer wieder. Inzwischen ist aber von politischer Zurückhaltung nichts mehr zu spüren. Wenn von diesem Sonntag an rund 350.000 deutsche Evangelikale an ihrer jährlichen Gebetswoche teilnehmen, beten sie auch »für Christen in Schlüsselpositionen von Politik, Kultur, Medien und Wirtschaft«; »für unsere Regierung im Land bei der Beurteilung des Islam«; und dafür, »dass unser Land und die Gesellschaft wieder mehr von christlichen Werten und der christlichen Botschaft geprägt werden«.

Hier der ganze Artikel: www.taz.de, der übrigens auf der Seite der taz kommentiert werden darf.

Das Jesusbild des Nietzsche

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Friedrich Nietzsche

Heinzpeter Hempelmann, Daniel Renz und ich ringen um eine angemessene Deutung des nietzscheanischen Jesusbildes. Während für Heinzpeter bei Nietzsche dort das Evangelium aufblitzt, wo er von Jesus fasziniert ist, vermute ich, dass der Jesus des Nietzsche mit dem Christus der Evangelien nicht viel zu tun hat.

Wer sich für das Thema interessiert oder sich konstruktiv am Gespräch beteiligen möchte, ist gewiss bei Daniel en blog herzlich willkommen: www.daniel-renz.de.

Brief des Athanasius über die Psalmen (Teil 10 (Schluss): Die Psalmen beim Wort nehmen)

31. Man umhülle es [d.h. das Buch der Psalmen] aber nicht in gefälliger Weise mit weltlichen Worten, noch versuche man die Ausdrücke umzugestalten oder ganz zu verändern, sondern man trage in ganz ungekünstelter Weise das Geschriebene vor und singe es, wie es ausgesprochen ist, damit die heiligen Männer, die es uns verschafft haben, in dem sie ihr Eigentum erkennen, mit uns beten, … Denn um wie viel das Leben der Heiligen besser ist als das der Übrigen, für so viel besser und kräftiger wird man auch mit Recht ihre Worte halten, als die, welche wir zusammenfügen. Denn in diesen gefielen sie Gott, und in dem sie das alles sagten, haben sie, wie der Apostel sagt, Königreiche bezwungen, Gerechtigkeit geübt, Verheißungen empfangen, Löwenrachen verstopft, die Gewalt des Feuers gedämpft, sind der Schärfe des Schwertes entronnen, haben sich von Krankheit erholt, sind stark geworden im Kriege, haben die Heere der Feinde um Weichen gebracht, haben Weiber ihre Toten durch die Auferstehung wieder bekommen.

Gender Neutralität im U.S. Kongress

Das U.S. Repräsentantenhaus hat per Resolution erlassen, dass im Kongress von nun an geschlechtsneutral (gender neutral) gesprochen wird. Aus »his« wird »such« und selbst dann, wenn von männlichen und weiblichen Mitgliedern die Rede ist, wird jetzt »he« und »she« ganz offiziell durch »such individual« ersetzt.

Diese Maßnahme soll der Tatsache Rechnung tragen, dass im Kongress immer mehr Frauen mitarbeiten. Die sprachliche Neutralisierung der Geschlechter, die durch diese Sprachregelung eingeführt wird, scheint kaum jemand zu stören.

Hier die Resolution und die Quelle: thinkprogress.org.

R. Scott Clark bloggt live von der Calvin-Konferenz am WSC

banner.jpgDas Westminster Seminary (Kalifornien, U.S.A.) veranstaltet am nächsten Wochenende eine Konferenz anlässlich des Calvinjahres 2009. R. Scott Clark, Professor für Historische und Systematische Theologie, wird in seinem Blog live von der Konferenz berichten. Hier einige Programmbeiträge:

  • W. Robert Godfrey – Calvin: Why He Still Matters
  • S.M. Baugh – Calvin as Bible Interpreter
  • R. Scott Clark – Calvin and the Reform of Worship
  • Michael S. Horton – Calvin on Law and Gospel
  • Hywel R. Jones – Calvin and Preaching
  • W. Robert Godfrey – Calvin: The Friendly Reformer

Das Konferenzprogramm startet 7:00 PM in der Kalifornischen Zeitzone (PST). Wer also samstags gern früh aufsteht, kann ab 4:00 Uhr morgens dabei sein.

Hier weitere Informationen: www.wscal.edu.

Brief des Athanasius über die Psalmen (Teil 9: Das rechte Lesen der Psalmen)

30. Es muss also, mein Sohn, jeder, der dieses Buch liest, mit reinem Herzen alles lesen, was in demselben von Gott eingeben ist, und es dann wie aus dem Paradies als Gewinn hinnehmen, wozu er es brauchen zu können glaubt. Ich glaube nämlich, dass in diesen Worten des Buches das ganze Leben der Menschen und die Stimmungen der Seele und die Bewegungen der Gedanken umfangen und umschlossen sind, und dass unter den Menschen darüber hinaus sich nichts mehr findet. Denn bedarf es der Reue oder des Bekenntnisses, oder hat Trübsal oder eine Versuchung uns erfasst, oder hat jemand Verfolgung gelitten, und ist er den Machtstellungen entronnen, oder hat ihn Schmerz oder Verwirrung erfasst, und hat er so ein Leiden, wie deren im Vorhergehenden angegeben sind, oder sieht er auch, dass er selbst fortschreite, der Feind aber aufgehalten werde, oder will er den Herrn loben, ihm Dank sagen, ihn preisen, so findet er die Unterweisung hierin in den göttlichen Psalmen. Denn er kann sie, da sie für das alles ausgesprochen sind, auswählen und das Geschriebene so vortragen, wie wenn es von ihm handelte, und indem er sich in die Stimmung versetzt, in der es geschrieben ist, es an Gott richten.

Überraschend friedliche Weihnachten in Orissa

indien2Nach Monaten ständiger Angriffe auf Christen und trotz Drohungen radikaler Hindus, Weihnachten durch Gewaltaktionen zu stören, konnten die Christen in Orissa Christi Geburt in Frieden feiern. Sowohl die Regierung des Bundesstaates Orissa als auch die indischen Bundesbehörden haben dafür gesorgt, dass die Christen die Feiertage in Sicherheit genießen konnten. Korrespondenten von Gospel for Asia berichten, dass die mitternächtlichen Gottesdienste unter den wachsamen Augen der von der Regierung aufgebotenen Sicherheitskräfte stattfanden. Auch die Christen in den Flüchtlingslagern konnten Weihnachten feiern.

Die friedlichen Weihnachten waren eine angenehme Überraschung für die Christen, die seit August Angriffen von Extremisten ausgesetzt waren. Die Gewaltausbrüche begannen nach der Ermordung eines Hinduführers. Obwohl sich maoistischen Rebellen zu seiner Ermordung bekannt haben, nahmen seine Anhänger seinen Tod zum Vorwand zur Gewalttätigkeit gegen Christen. Schätzungen zufolge kamen etwa 500 Menschen ums Leben, Tauende wurden obdachlos, weil Extremisten ihre Häuser niedergebrannt haben. Auch Dutzende Kirchen und Gebetsräume wurden zerstört. Eine allgemein bekannte Extremistengruppe hatte angekündigt, Kirchen bzw. christliche Gemeinden anzugreifen, die Weihnachtsgottesdienste durchführen.

Christen in Indien und in vielen anderen Ländern haben für die indischen Christen gebetet, als die Drohungen bekannt wurden und der Herr hat diese Gebete erhört. Lob und Dank sei Ihm. Die einheimischen Missionare und Christen in Orissa bitten weiterhin um Gebet. Sie sind besorgt, dass die radikalen Gruppen ihre Angriffe auf Christen wieder aufnehmen werden, sobald die Sicherheitskräfte das Gebiet verlassen haben.

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