Theologie

»Nicht so einen stockfinsteren Glauben«

Der Fernsehpfarrer Burkhard Müller erklärt im Interview mit Till-Reimer Stoldt, weshalb er die traditionelle, und seiner Meinung nach perverse, Deutung des Kreuzestodes von Jesus Christus ablehnt.

Wer nach 200 Jahren aufgeklärten Christentums immer noch behauptet, man müsse die Bibel wörtlich nehmen und Gott habe Jesus mit dem Foltermord am Kreuz für unsere Sünden büßen lassen, um kurz darauf seine Leiche wieder zu beleben, der verdeckt die zeitlose Substanz des Glaubens.

Sogar an seinem Auferstehungsglauben lässt er uns teilhaben:

Die Auferstehung ist ein bildlicher Ausdruck für die Erfahrung der Jünger, dass mit dem Tod Jesu und mit unser aller Tod nicht alles vorbei ist, sondern dass der Schöpfer dieser Welt größer ist als der Tod und das Nichts. Darin besteht das Zentrum der christlichen Botschaft – nicht in der Fixierung auf einen schaurig-sinnlosen Mord am Kreuz, der uns angeblich erlöst.

Ich befürchte, Müller spricht nur offen aus, was viele Theologen unter dem Mantel frommer Wortspiele denken. Vergessen hat er, dass die Jünger keine Sophisten oder Bultmann-Schüler (siehe hier), sondern einfache Leute waren. Konsequent sollte er sein, die Kanzel meiden und von mir aus Humanist werden. Ihr Pfarrer und Theologen (Apg 20,28): »Gebt acht auf euch und auf die ganze Herde, in der euch der heilige Geist als fürsorgliche Hirten eingesetzt hat, zu weiden die Kirche Gottes, die er sich erworben hat durch sein eigenes Blut« (siehe auch Röm 3,25; 5,9; Eph 2,13).

Hier das Interview: www.politik.de.

Glauben und Denken heute – Ausgabe 1/2010 Nr. 5

gudh_005_kl.jpgDie Ausgabe 1/2010 von Glaube und Denken heute ist erschienen und enthält folgende Beiträge:

  1. Daniel Facius (Editorial): Das TINA-Prinzip
  2. Daniel Facius: Kirchenzucht bei Calvin
  3. Prof. Dr. Dr. Thomas Schirrmacher: Fundamentalismus: Wahrheitsanspruch mit Gewalt durchsetzen
  4. Theologische Arbeitsgruppe der Lausanner Bewegung: Eine Stellungnahme zur Wohlstandslehre
  5. Martin Bucer Seminar und L’Abri: Im Zweifel für den Zweifel? Eine Studienwoche
  6. Daniel Dangendorf: Rezension: Die Offenbarung des Johannes (G. Maier)
  7. Daniel Dangendorf: Rezension: Die Auferstehung Jesu in der Kontroverse (J. Thiesen)
  8. Johannes Otto: Rezension: Mit Ausharren laufen

Die Ausgabe 1/2010 Nr. 5 kann hier herunter geladen werden: gudh-005.pdf.

JETS Archiv ist online

33-1-Cover_JETS.jpgThe Journal of the Evangelical Theological Society (JETS) gibt es seit 1958 als eine Fachpublikation der Evangelical Theological Society. Zunächst hieß die Zeitschrift Bulletin of the Evangelical Theological Society (BETS), ab 1969 dann JETS.

Theologen dürften sich darüber freuen, dass fast alle Ausgaben ab Winter 1969 – Winter 2007 nun online verfügbar sind.

Hier geht es zum PDF-Archiv: www.etsjets.org. Der ATLA Suchalgorithmus steht nur ETS-Mitgliedern zur Verfügung.

Bonhoeffers Rechtfertigungslehre

Im NachfolgeBlog.de gibt es ein wunderschönes Zitat von Dietrich Bonhoeffer über die »iustitia externa«:

Christ ist der Mensch, der sein Heil, seine Rettung, seine Gerechtigkeit nicht mehr bei sich selbst sucht, sondern bei Jesus Christus allein. Er weiß, Gottes Wort in Jesus Christus spricht ihn schuldig, auch wenn er nichts von eigener Schuld spürt, und Gottes Wort in Jesus Christus spricht ihn frei und gerecht, auch wenn er nichts von eigener Gerechtigkeit fühlt. Der Christ lebt nicht mehr aus sich selbst, aus seiner eigenen Anklage und seiner eigenen Rechtfertigung, sondern aus Gottes Anklage und Gottes Rechtfertigung.

Hier mehr: www.nachfolgeblog.de.

ZDF nachtstudio: Der Mann Jesus

Die Figur Jesus beschäftigt die Theologen unterschiedlicher Couleur seit fast 2000 Jahren: war er ein Rebell, ein Revolutionär, war er ein Aufrührer oder eher ein Träumer – was für ein Mensch verbirgt sich hinter der historischen Gestalt? Und welche Menschen sind ihm nachgefolgt?

Über diese und andere Fragen diskutierte Volker Panzer anlässlich der Passionsspiele in Oberammergau mit seinen Gästen dem Rabbiner Walter Homolka, dem diesjährigen Jesus-Darsteller Frederik Mayet, dem Theologen Wolfgang Stegemann, dem Regisseur der Passionsspiele Oberammergau Christian Stückl und dem Religionsphilosophen Christoph Türcke im ZDF-nachtstudio am Sonntag, den 30. Mai 2010 um 0.25 Uhr.

Der Zuschauer sollte nicht zu viel erwarten.

Hier der Mitschnitt: www.zdf.de.

Die Gesellschaft transformieren?

Die Zeitschrift Christianity Today hat mit James Davison Hunter gesprochen. Wie bereits an anderer Stelle erwähnt (siehe hier), unterstellt Hunter einer Theologie, die meint, durch ›Relevanz‹ die Gesellschaft transformieren zu können, ein naives Kulturverständnis. »Populismus bestimmt das amerikanische Christentum, besonders innerhalb des Evangelikalismus.«

Hunter fordert die Christen auf, treu in der Welt ›anwesend‹ zu sein.

All the paradigms speak to authentic biblical concerns. Yet the desire to be relevant to the world has come at the cost of abandoning distinctiveness. The desire to be defensive against the world is rooted in a desire to retain distinctiveness, but this has been manifested in ways that are, on one hand, aggressive and confrontational, and, on the other, culturally trivial and inconsequential. And the desire to be pure from the world entails a withdrawal from active presence in huge areas of social life. In contrast to these paradigms, the desire for faithful presence in the world calls on the entire laity, in all vocations—ordinary and extraordinary, »common« and rarefied—to enact the shalom of God in the world. Christians need to abandon talk about »redeeming the culture,« »advancing the kingdom,« and »changing the world.«

Such talk carries too much weight, implying conquest and domination. If there is a possibility for human flourishing in our world, it does not begin when we win the culture wars but when God’s word of love becomes flesh in us, reaching every sphere of social life. When faithful presence existed in church history, it manifested itself in the creation of hospitals and the flourishing of art, the best scholarship, the most profound and world-changing kind of service and care—again, not only for the household of faith but for everyone. Faithful presence isn’t new; it’s just something we need to recover.

Hier das interessante Interview: www.christianitytoday.com.

Mit dem »Playboy« aus dem Gottesdienst

Der Nachrichtendienst kath.net schreibt über den GoSpecial Gottesdienst der evangelischen Andreasgemeinde (und zitiert dabei wohl eine Meldung von idea spektrum):

»Der GoSpecial ist ein Gottesdienst für Playboy-Leser – nicht für idea-Leser.« Mit diesen Worten hat der Pastor der evangelischen Andreasgemeinde in Eschborn-Niederhöchstadt bei Frankfurt am Main, Kai S. Scheunemann, die Zielgruppe des einmal im Monat stattfindenden GoSpecial-Gottesdienstes verdeutlicht.

Der Gottesdienst am 11. April zum Thema »Reges Verkehrsaufkommen – ein total unverkrampfter GoSpecial über Sex« hatte zu kritischen Rückfragen auch von idea-Lesern geführt, weil nach dem Gottesdienst unter den 400 Besuchern 120 Exemplare der Männerzeitschrift »Playboy« verteilt worden waren. Diese Idee sei von Kirchendistanzierten gekommen, und man habe sie gerne aufgegriffen, schreibt Scheunemann in einem Antwortschreiben an Freunde und Kritiker. »Wir haben mit diesem Gottesdienst vor allem ein Ziel: Menschen, die nie auf die Idee kämen, in eine Kirche zu gehen, mit der Schönheit und Liebe Gottes zu überraschen, zu zeigen, dass Gott so ganz anders ist, als sie bislang gedacht haben«, erläutert der Theologe.

Dies gelinge immer wieder. So habe sich ein Besucher des jüngsten Gottesdienstes zu einem Glaubensgrundkurs angemeldet. Der GoSpecial-Gottesdienst werde nicht nur für, sondern auch von kirchendistanzierten Mitarbeitern gestaltet.

Und weiter:

In dem Antwortbrief heißt es weiter, dass die Andreasgemeinde durchaus Grenzen habe, auch wenn sie »überzeugt liberale Standpunkte« vertrete. Sie verstehe sich als »leidenschaftlich missionarische« Gemeinde. Sie vertrete jedoch kein statistisches Verständnis des Christseins, das festlege, wer Christ sei und wer nicht. Da gebe es von Gemeinde zu Gemeinde unterschiedliche Auffassungen. Das Spektrum reiche von »kein Sex vor der Ehe« oder »kein Rauchen, kein Alkohol« bis zu »keiner Atomkraft« oder »kein Fleisch aus Massentierhaltung«. Die Andreasgemeinde propagiere dagegen ein dynamisches Verständnis des Christseins. Die Grenze werde allein von der Frage bestimmt: »Ist mein Leben auf Jesus hin ausgerichtet?« Nicht ein Verhalten mache Menschen zu Christen, sondern ihr Verhältnis zu Jesus Christus. Hier gelte das Wort des Kirchenvaters Augustinus: »Liebe, und tu was du willst!«

Der »Offene Brief« von Kai S. Scheunemann, übrigens Mitarbeiter bei »Kirche mit Vision« (Rick Warren) und verantwortlich für die »Willow Creek Edition«, kann hier herunter geladen werden: Offener_Brief_KS_zum_GS_Sex_01.pdf.

In einem Leserbrief bin ich auf das Erklärungssschreiben von Kai. S. Scheunemann eingegangen. Ich gebe meine Reaktion hier wieder, da die Angelegenheit die Aufmerksamkeit achtsam lebender Christen verdient:

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Leserbrief zum Beitrag: »Pastor rechtfertigt ›Playboy‹-Verteilung«

»Alles, was aufgenommen wird, wird auf die Weise des Aufnehmenden aufgenommen«, sagten schon die mittelalterlichen Gelehrten. Diese Einsicht lässt sich wunderbar daran demonstrieren, wie Kai S. Scheunemann Luther, Bonhoeffer und Augustinus für die Rechtfertigung seiner sexualethischen Positionen in Anspruch nimmt. Auf Augustins »Liebe und tue, was du willst«-Zitat möchte ich kurz eingehen.

Augustinus von Hippo (354–430 n.Chr. ) schrieb auf Lateinisch. Das Zitat entstammt seinem Kommentar zum 1. Johannesbrief (In epistulam Ioannis ad Parthos, tractatus VII, 8). Er gebraucht dort für die Benennung der Liebe weder »amor« noch »caritas«, sondern »dilectio«. Die damit bezeichnete Liebe meint keine Gefühlsregung oder gar Sinnlichkeit, sondern die vernünftig ausgewählte Liebe (vgl. die etymologische Verwandtschaft zu »electio«). Augustinus fokussiert mit »dilectio« auf die Liebe, die den Menschen freisetzt, mit Freude das zu tun, was Gott gefällt, ganz im Sinne von Joh 14,15, wo Jesus sagt: »Wenn ihr mich liebt, werdet ihr meine Gebote halten.« Gemeint ist also die Liebe, die dem Glaubenden durch den Heiligen Geist gegeben ist und die den Willen des Vaters im Himmel sucht (vgl. Röm 5,5). Der Kirchenvater kannte gar keine »wahre Liebe«, die sich über die von Gott geforderte Gerechtigkeit und die uns geschenkten Gebote hinwegsetzen könnte.

Es gibt in der Geistesgeschichte noch einen anderen »Großen«, der sich das »Tu, was du willst, soll sein das ganze Gesetz. Liebe ist das Gesetz, Liebe unter Willen«, auf die Fahne geschrieben hatte, nämlich Aleister Crowley (1875–1947). Crowley verlegte den Schwerpunkt auf den »wahren Willen« des Menschen, wir könnten auch sagen: auf den Willen des Fleisches. Etwa so: »Wenn du tust, was du wirklich und bewusst willst, wirst du magische Macht (über andere) besitzen.«

Christen tun gut daran, Gottesliebe nicht mit Selbstliebe zu verwechseln.

Grudem über das Stellvertretende Sühneopfer, Einheit und die Warren-Piper-Debatte

Hier ein weiterer Mitschnitt aus dem Gespräch zwischen Andrian Warnock und Wayne Grudem. Diesmal unterhalten sie sich über das Sühneopfer, »Einheit und Lehre« sowie die Frage, was davon zu halten ist, dass John Piper den Pastor Rick Warren zu einer Konferenz eingeladen hat.

Wayne Grudem on Atonement, Unity, Rick Warren and John Piper from Adrian Warnock on Vimeo.

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