Solo-Mutterschaft

Ihren Kinderwunsch hat sich die Bloggerin Polly Freytag auch ohne Mann an ihrer Seite erfüllt. Sie bezeichnet sich selbst als „Solo-Mum by choice“. Kurz: Von der Vorstellung, dass ein Kind Vater und Mutter braucht, hat sie sich verabschiedet. Sie braucht keinen Partner, um ein Kind zu empfangen und sie möchte das Kind ohne Vater aufziehen. Wegen familiärer Vorbelastung wollte die 35-jährige dabei das Risiko einer Erbkrankheit für ihr Kind so gering wie möglich halten.

Kein Einzelfall. Die Ampelkoalitipon plant Reformen, um die sogenannte Kinderwunschmedizin in Zukunft „diskriminierungsfreier“ zu gestalten. In einem Entwurf der Koalition heißt es: 

Künstliche Befruchtung wird diskriminierungsfrei auch bei heterologer Insemination, unabhängig von medizinischer Indikation, Familienstand und sexueller Identität förderfähig sein. Die Beschränkungen für Alter und Behandlungszyklen werden wir überprüfen. Der Bund übernimmt 25 Prozent der Kosten unabhängig von einer Landesbeteiligung. Sodann planen wir, zu einer vollständigen Übernahme der Kosten zurückzukehren. Die Kosten der Präimplantationsdiagnostik werden übernommen. Wir stellen klar, dass Embryonenspenden im Vorkernstadium legal sind und lassen den „elektiven Single Embryo Transfer“ zu. 

Die FAZ schreibt:

„Der weitgehende Ausschluss sämtlicher Familienmodelle außerhalb der traditionellen heterosexuellen Ehe aus der Kinderwunschmedizin ist eine grobe Diskriminierung, die auch angesichts der Entwicklungen der letzten Jahre, etwa der Einführung der Ehe für alle, nicht mehr zu akzeptieren ist.“ Porta hat in den vergangenen Jahren ihre Beratung an die neuen Möglichkeiten angepasst. Frauen, die sich etwa an das Kinderwunschzentrum wenden, um ihre Eizellen einfrieren zu lassen, um länger die Chance auf eine Mutterschaft zu erhalten, klärt sie auch über die Möglichkeit einer Solo-Mutterschaft auf. Aber der Gynäkologin fällt immer wieder ein Aspekt auf: „Wir sehen hier nur die Frauen, die sich solche Schritte leisten können. Dadurch entsteht eine Exklusivität.“

Mehr (hinter einer Bezahlschranke): www.faz.net.

George Verwer (1938–2023)

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Am Freitag, den 14. April 2023, ging der Missionar George Verwer und langjährige Leiter von OM im Alter von 84 Jahren nach einem zweimonatigen Kampf gegen Krebs zu seinem Herrn und Erlöser. Er hinterlässt seine Frau Drena und seine drei Kinder Ben, Daniel und Christa. Ich habe ihn in 80er-Jahren getroffen und war vor allem von seiner Bekehrungsgeschichte beeindruckt. Es fing mit dem beharrlichen Gebet einer Nachbarin an. Kurz vor seinem Heimgang sagte Verwer noch etwas über seinen „geistlichen Nachlass“.

Justin Taylor schreibt in einem Nachruf:

George Verwer war ein Mann, dem die gute Nachricht nie aus dem Kopf ging. Seine Leidenschaft war es, alle Völker der Welt endlich und für immer in Christus glücklich zu sehen.

Nur wenige Menschen haben sich in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts mehr für die Unerreichten und Unbeteiligten eingesetzt, und nur wenige haben mehr Gläubige und Ungläubige mit Literatur zum Evangelium ausgestattet. Und alles begann mit einer treuen Mutter und Nachbarin, die sich verpflichtete, zu beten und einem Studenten das Johannesevangelium zu schicken, und setzte sich fort mit einem Geschäftsmann, der das Risiko einging, einen Studenten zu einer evangelistischen Veranstaltung einzuladen, und es setzte sich fort mit einem jungen Evangelisten, der die Botschaft vom Kreuz predigte. Gott hat immer Freude daran, die Torheit der Schwachen zu benutzen, um große Dinge zum Ruhm seines Namens zu vollbringen.

Mehr: www.thegospelcoalition.org.

Slavoj Žižek: Posthumanismus lässt Kapitalismus und Gottesglauben verschwinden

Slavoj Žižek meint, die Bedrohung durch eine erweiterte Künstliche Intelligenz (KI) sei so ernst, dass der Kapitlaismus durch neue Formen des Kommunismus abgelöst werden wird. Sonst drohe ein unkontrollierbares Chaos. Und nebenbei verschwünden auch noch die „Götter“. 

Auch wenn das Ergebnis nicht eindeutig vorhergesagt werden kann, ist doch eines klar: Wenn so etwas wie „Posthumanität“ tatsächlich als massive Tatsache auftritt, dann werden alle drei (sich überschneidenden) Momente unserer spontanen Weltsicht (Mensch, Gott, Natur) verschwinden. Unser Menschsein kann nur vor dem Hintergrund der undurchdringlichen Natur existieren, und wenn – durch biogenetische Wissenschaft und Praktiken – das Leben zu etwas wird, das technologisch vollständig manipuliert werden kann, verlieren menschliches und natürliches Leben ihren „natürlichen“ Charakter.

Und dasselbe gilt für Gott: Was Menschen (immer in historisch spezifizierten Formen) als „Gott“ erleben, ist etwas, das nur vom Standpunkt menschlicher Endlichkeit und Sterblichkeit aus Bedeutung hat – „Gott“ ist das Gegenstück zur irdischen Endlichkeit, und sobald wir zum homo deus werden und Eigenschaften erlangen, die von unserem alten menschlichen Standpunkt aus „übernatürlich“ erscheinen (wie die direkte Kommunikation mit anderen bewussten Wesen oder mit der KI), verschwinden „Götter“, wie wir sie kannten. Die technognostischen Visionen einer posthumanen Welt sind ideologische Fantasien, die den Abgrund dessen, was uns erwartet, verschleiern.

So sehr auch ich Bedrohungen durch den Posthumanismus und Transhumanismus sehe: Gott wird nicht verschwinden. Gott verschwände nur, wenn die Denkvoraussetzungen Žižeks zuträfen, Gott also eine Projektion der Menschen wäre. Gott war aber schon da, bevor der Mensch ihn projizieren könnte. Dieser lebendige Gott möge uns vor neuen transhumanistischen oder kommunistischen Abenteuern bewahren. 

Mehr (hinter einer Bezahlschranke): www.welt.de.

Ein Augenöffner

Jan Klein schreibt in Fest und treu (04/2022, S. 22) über das Buch Der Siegenszug des modernen Selbst von Carl Trueman: 

Zugegeben, das Buch ist zudem ein ganz schöner Wälzer. Gerade der theoretische Teil zu Beginn des Buches verlangt einiges an sturer Lesedisziplin.

Truemans Buch ist in zweifacher Weise ein Augenöffner; Mit jeder gelesenen Seite fällt auf, wie sehr wir Christen vom Zeitgeist durchtränkt sind. Aber auch, wie selbst für unsere schräge Zeit nach wie vor Jesus Christus die einzig richtige und einzig rettende Antwort ist

Für Menschen, die über Jahrhunderte hinweg dahingehend geprägt wurden, in sich selbst reinzuhorchen, um nach Glück und Sinn zu suchen kann es keinen befreienderen Blick geben als auf den „Sohn, der wirklich frei macht“. Doch dazu müssen wir Christen verstehen, wie unsere Zeit tickt, und vor allem, warum sie so tickt Dazu ist Truemans Buch eine großartige Hilfe.

Der missbrauchte Doppelpunkt

Er sticht überall ins Auge. Zum Bespiel beim Benutzerordner einiger Betriebssysteme: der Doppelpunkt. Die Verwendung des Doppelpunkts beim Gendern hat in den vergangenen Jahren stark zugenommen. Dadurch wird er allerdings seiner eigentlichen grammatikalischen Funktion beraubt, wie der Sprachwissenschaftler Peter Eisenberg für die FAZ erläutert: 

Der Doppelpunkt ist ein grammatisches Interpunktionszeichen. Er steht zwischen zwei Ausdrücken, deren erster eine Ankündigung enthält, die vom zweiten erfüllt wird, zum Beispiel „Ein Vorteil ist: Sie bekommen Rabatt“. Der angekündigte Ausdruck kann grammatisch eng an den vorausgehenden gebunden sein, der ja im Beispiel ohne den zweiten gar nicht stehen kann. Im Allgemeinen sind die beiden Teile der Konstruktion aber grammatisch weitgehend voneinander unabhängig. Wichtig ist nur das semantische Verhältnis einer Ankündigung. Weil der Doppelpunkt Ankündigung kodiert, kann er die aktuelle Bedeutung aufeinanderfolgender Ausdrücke verändern. 

All das gilt für den Doppelpunkt als Genderzeichen nicht, obwohl er in beiden Verwendungen dieselbe Form hat. Als Genderzeichen ist der Doppelpunkt nicht ein Satz-, sondern ein Wortzeichen, denn er verbindet dann nicht beliebig lange und komplexe Syntagmen, sondern Wortbestandteile. Eine Ankündigungsfunktion ist gar nicht möglich. Häufig wird seine Verwendung damit gerechtfertigt, dass er, anders als Stern oder Unterstrich, ein sprachliches Zeichen sei. Das trifft lediglich formal, aber nicht funktional zu. Das Genderzeichen hat keine sprachliche Funktion und ist in dieser Hinsicht um nichts besser als Stern oder Unterstrich.

Mehr: www.faz.net.

Wie Bethel und Hillsong die Lobpreiskultur dominiert

Eine neue Studie hat nachgewiesen, dass Bethel und eine Handvoll anderer Megakirchen in den letzten Jahren den Markt für Anbetungsmusik beherrscht haben, indem sie einen Hit nach dem anderen produzierten und die Anbetungscharts dominierten.

CT schreibt: 

Die Studie untersuchte 38 Lieder, die es in die Top-25-Listen von CCLI und PraiseCharts schafften – die verfolgen, welche Lieder in Kirchen gespielt werden – und stellte fest, dass fast alle von einer der vier Megakirchen stammten. Alle in der Studie untersuchten Lieder – von „Our God“ über „God Is Able“ bis hin zu „The Blessing“ – tauchten zwischen 2010 und 2020 erstmals in diesen Charts auf. Von den untersuchten Liedern hatten 36 eine Verbindung zu einer Gruppe von vier Kirchen: Bethel, Hillsong, Passion City Church in Atlanta und Elevation in North Carolina. 

„Wenn Sie jemals das Gefühl hatten, dass die meiste Anbetungsmusik gleich klingt“, schrieben die Autoren der Studie, „dann könnte das daran liegen, dass die Anbetungsmusik, die Sie in vielen Kirchen hören, von einer Handvoll Songwritern aus einer Handvoll Kirchen geschrieben wurde.“

Mehr: www.christianitytoday.com.

Digitale Verwahrlosung der Kinder

Die Sache scheint klar: Zu hoher und zu früher Medienkonsum haben eine verheerende Wirkung auf unsere Kinder – körperlich und geistig. Doch Warnungen verhallen fast immer ungehört. Während der COVID19-Pandemie hat sich die Mediensucht sogar verdoppelt.

Die Berliner Journalistin Monika Wesseling plädiert für ein maximales Hinauszögern der digitalen Bilderflut: 

Jede neue Studie, die sich mit der Wirkung von Medienkonsum beschäftigt, bringt weitere gravierende Resultate ans Licht. Nur scheint es niemanden groß zu beeinflussen oder zu einer Verhaltensänderung zu bewegen. Schichtenunabhängig sehe ich das Hauptproblem in der Bequemlichkeit der Eltern, Kindern das Digitale vorzuenthalten. Parallel wird auf allen Kanälen suggeriert, dass es total in Ordnung ist. Es gibt Rubriken in Erziehungszeitschriften, die Apps für Kinder empfehlen. Es wird nicht problematisiert, dass Kinder so früh an die Nutzung von Geräten herangeführt werden.

Streamingdienst-Abonnenten sind mit einem unerschöpflichen Fundus an Kinderfilmen konfrontiert. Der Algorithmus empfiehlt ständig neuen Stoff. In Podcasts werden mit größter Selbstverständlichkeit Apps für Kleinkinder empfohlen. Natürlich entsteht so der Eindruck, dass das alles schon passt und es gut ist, wenn man mitmacht.

Ich plädiere für ein maximales Hinauszögern der digitalen Bilderflut, auch bei der Erziehung meines eigenen Kindes, und weiß gleichzeitig, dass ich es nicht ewig abschirmen kann. Ich lebe nicht bei den Amish, und ich kann uns nicht in eine prädigitale Ära katapultieren. Meine Tochter wird mit anderen Kindern aufwachsen. Eins davon darf täglich angeblich so viel schauen, wie es möchte, und spaziert mit immer neuen Merchandise-Klimbim zur Terrassentür herein.

Mehr (hinter eine Bezahlschranke): www.welt.de.

Klassische Bildung ist wichtig

Obbie Tyler Todd schreibt über die Bedeutung der klassischen Bildung in den Augen des Kirchengeschichtlers Samuel Miller („American Christianity and The Classics (1776–1861)“, JETS, Ausgabe 65, Nr. 4, S. 773–792, hier S. 773–774):

Als der Princetoner Theologe Samuel Miller in den frühen 1840er Jahren eine Reihe von Briefen an seine Söhne schrieb, die noch auf dem College waren, gab er ihnen eine Fülle von väterlichen Ratschlägen zu Themen wie Patriotismus, Kleiderordnung und Freundschaft. Miller brachte seinen Söhnen sogar bei, wie sie Geld ausgeben und ihre Zimmer sauber halten sollten. Wie viele seiner aufgeklärten Generation ermutigte auch er seine Kinder, oft und viel zu lesen.

Doch Miller empfahl ein Studienfach mehr als alle anderen. „Was auch immer du im Leben vorhast, du solltest dir so viel klassische Literatur wie möglich aneignen“, riet er. „Es wird eine Zierde und eine Befriedigung für euch sein, solange ihr lebt. Sie wird eure Ansichten erweitern, den Geist disziplinieren, die moralische und intellektuelle Kraft steigern und euch auf eine umfassendere und höhere Brauchbarkeit vorbereiten.“

Als Presbyterianer und Professor für Kirchengeschichte erkannte Miller die Bedeutung historischer Texte und der Beherrschung alter Sprachen. Schließlich wurde die Bibel selbst sowohl auf Hebräisch (Altes Testament) als auch auf Griechisch (Neues Testament) verfasst. Nach dem *Westminster-Bekenntnis* ist die Heilige Schrift „unmittelbar von Gott inspiriert und durch seine einzigartige Fürsorge und Vorsehung in allen Zeitaltern rein bewahrt worden; sie ist daher authentisch“. Als Protestant war sich Miller darüber im Klaren, dass viele theologische Disputationen seit der Reformation ausschließlich auf Latein und nicht auf Deutsch, Französisch oder Englisch geführt worden waren. Seiner Meinung nach war das Studium der griechischen und römischen Literatur jedoch nicht nur eine akademische oder intellektuelle Übung. Es trug dazu bei, einen ganzen Christen zu formen und die „moralische und intellektuelle Kraft“ des Studenten zu fördern.

Der spätmoderne Sündenbegriff

Der Soziologe Heinz Bude interessiert sich nicht für die Morallehre seiner Katholischen Kirche, versteht sich aber als Christ. In einem Interview mit der Zeitschift DIE WELT offenbart er ein Verständnis von Sünde, das heutzutage sehr verbreitet, zugleich aber unchristlich ist:

Wenn ich keine Idee meiner Sündenfähigkeit habe, habe ich auch keine Idee meines Scheiterns an mir selber. Dann weiß ich umgekehrt auch gar nicht, was ein gelungenes Leben sein könnte. Die Idee der Sünde ist ja immer ein Vergehen an sich selber und an seinen eigenen Vorstellungen von dem, wie richtiges und gutes Leben aussehen könnte. Deshalb ist „Sünde“ nach wie vor eine wahnsinnig wichtige Kategorie. Dass man sich an seinen eigenen Prinzipien versündigt, aber natürlich auch an allgemeinen Prinzipien, das begegnet jedem Menschen, andauernd.

Sünde als selbstschädigendes Verhalten. So defizitär kann über Sünde nur jemand denken, der von sich groß und von Gott klein denkt.

Hier mehr (hinter einer Bezahlschranke): www.welt.de.

Süchtig nach Sinn

Die transzendentale Obdachlosigkeit, mit welcher der postmoderne Mensch zu leben gelernt hat, bleibt nicht ohne Konsequenz. Der Verlust von objektivem Sinn und das religiöse Vakuum treiben ein neues Suchtverhalten hervor. Und das birgt – so meint Peter Strasser – politischen Sprengstoff:

Die zweite Konsequenz der rabiaten Abwehr des aufgeklärten westlichen Denkens: Allerorten regen sich mit grosser Vehemenz Kollektivismen, die hart religiös unterbaut sind. Das Individuum, das eben noch alle möglichen Spielarten der gewaltlosen Spiritualität und Esoterik durchspielte, ohne sich innerlich selbst befrieden zu können, sucht sein Heil in politreligiösen Strömungen, die manifest faschistoiden Mustern folgen … Worauf also in Zukunft – und es wird eine Zukunft mannigfacher, weltumspannender Krisen sein – besonders geachtet werden sollte, ist der Umstand, dass, neben den bekannten Süchten, der Verlust von objektivem Sinn und das damit einhergehende existenzielle Vakuum in unseren postmodernen Gesellschaften ein neues Suchtverhalten hervortreibt. Jenes Vakuum wird zusehends durch irrationale Lehren und Aktivitäten überdeckt, deren Entzug zu suizidalem, hyperaggressivem und amokläuferischem Verhalten führen kann.

Mehr (hinter einer Bezahlschranke): www.nzz.ch.

„Was passiert zum Schluss mit der Bibel?“

In manchen Verlagen, Redaktionen und Behörden wird daran gearbeitet, alte literarische Texte umzuarbeiten, um sie an die Woke-Kultur anzupassen. Die Texte werden also engagiert darauf gescannt, ob sie rassistische, sexistische oder soziale Diskriminierung stimulieren könnten (vgl. hier und hier). Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann von der Partei Bündnis90/Grüne stellt dazu die richtige Frage:  

Man müsse Texte wie den Roman „Tauben im Gras“ von Wolfgang Koeppen, der zur Abiturienten-Pflichtlektüre im Südwesten zählt, geschichtlich einordnen, sagte Kretschmann in Stuttgart. Wenn man sich nicht mehr mit Texten aus Zeiten befasse, in denen andere Maßstäbe gegolten haben, hätte das weitreichende Konsequenzen. „Was passiert zum Schluss mit der Bibel? Mit dem populärsten, meistgelesenen Buch?“, fragte der Grünen-Politiker.

Nachtrag: Sollte übrigens die Bibel eines Tages durch „tugendhafte“ Sensitivity-Redakteure umgeschrieben werden, jubeln die Postevangelikalen wahrscheinlich mit. Da ja die Heilige Schrift aus ihrer Sicht nur verschriftlichte Gefühle besonders religiöser Menschen enthält, sollten sie kein theologisches Problem damit haben, die biblischen Texte an die Empfindungen der „Generation Woke“ anzupassen. Ganz im Gegenteil: die sprachlichen Entschärfungen machen – so die Progressiven – den christlichen Glauben attraktiver. 

Mehr: www.deutschlandfunkkultur.de.

Bullinger: So groß ist die Liebe Gottes zum Menschen

Heinrich Bullinger über Christus, der sein eigenes Kreuz trägt (Schriften I, 2006, S. 159): 

Über all dies hinaus nimmt er auch noch sein eigenes Kreuz auf die Schultern und trägt es hinaus zur Richtstätte. Hier wird er unter größten Schmerzen ans Kreuz genagelt, aufgerichtet und, während seine Kräfte schwinden, den schwersten Todesqualen überlassen. Nackt und bloß hängt er etwa drei Stunden bei lebendigem Leib unter den heftigsten Schmerzen da [vgl. Joh 19,17–29]. Dies soll sich der Kranke in seinen Nöten und Schmerzen vor Augen halten. Und weil der Sohn Gottes diese Folter um des Menschen willen erlitten hat, soll der Kranke auch daran denken, dass die Liebe Gottes zum Menschen groß und dieses Opfer, die Wiedergutmachung unserer Sünden, vollkommen ist.

Das Geschäft mit der neuen Lust

Was Silke Weber in ihrem Artikel „Das Geschäft mit der neuen Lust“ über die neue Sex-Ordnung schreibt, macht deutlich, wie bedeutsam die Kulturanalyse von Carl Truemann zum „neuen Selbst“ ist. 

Zitat: 

„Sexualität und Gender sind keine politischen Nebenschauplätze“, hat die britische Feministin Laurie Penny postuliert: In den vergangenen Jahren sei eine sexuelle Revolution angestoßen worden, die unser Verständnis von Sex, Macht und Widerstand neu bestimme. Und gleichzeitig stellen Frauen, Männer und LGBTQ überall die gewohnte Geschlechterbinarität infrage.

Einvernehmlichkeit, Gemeinschaft und Offenheit bilden eine neue Ordnung. Clubnächte werden zu sexpositiven Partys, bei denen Gäste, wenn sie wollen, einfach nackt tanzen können. Wenn sie Begehren verspüren, dürfen sie dieses auch ausleben. Auf einer Schaukel, einer Liege, im Darkroom. Die Großstädte werden zu Spielwiesen, in denen Shibari-Workshops angeboten werden, um die erotische Kunst des Fesselns zu erlernen.

Die Sicht auf Sexualität und der Umgang mit ihr haben sich in weiten Teilen der Gesellschaft über die vergangenen Jahre radikal verändert.

Mehr (hinter einer Bezahlschranke): www.faz.net.

Die menschliche Vernunft bei Calvin

Günter Frank schreibt über die natürliche Gotteserkenntnis bei Johannes Calvin („Gläubige Vernunft – vernünftige Glaube“, in: Herman J. Selderhuis, Calvinus clarissimus theologus, RHT 18, Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2012, S. 141–157, hier S. 155):

Zu Anfang seines dritten Kapitels des 1. Buches der „Institutio“ untersucht Calvin genauer die Struktur der von Natur aus eingestifteten Gotteserkenntnis. Dass dem menschlichen Geist ein natürlicher Instinkt (instinctus naturalis) und ein Samen der Religion (semen religionis) innewohnt, steht danach – wie Calvin betont – außer jedem Zweifel. Dies beinhaltet das Wissen, dass Gott existiert und er der Schöpfer der Welt ist. Und dieses Wissen ist nach Calvin auch durch den Sündenfall nicht zerstört worden. Es ist, als von Gott dem Geist des Menschen eingestiftet, unzerstörbar. Gerade auch der Widerspruch der Gotdosen ist – wie Calvin fortführt – ein Beweis dafür, dass diese Überzeugung auf natürliche Weise allen eingestiftet ist. Das heißt aber auch: eine Vernunft, die sich nicht auch in Ihrer Offenheit gegenüber der Transzendenz begreift, verfehlt sich prinzipiell. Die menschliche Vernunft wird auch nach Calvin erst dann richtig begriffen, wenn sie zugleich jene Offenheit mit bedenkt, welche die Grenze der „ratio“ übersteigt.

Natürlich war Calvin insgesamt weniger an einer philosophischen Argumentation interessiert ist. Dennoch hatte Van Houten m.E. zu Recht seine Untersuchung insgesamt darin zusammengefasst, dass die intellektuelle oder konzeptuelle Erkenntnis der Existenz Gottes auch nach dem Sündenfall im menschlichen Geist bleibe, auch wenn es sich – wie Calvin hervorhebt – nur um ein verworrenes und kein vollständiges Wissen von Gott in Form der Idolatrie handelt. Diese Gotteserkenntnis ist Kern einer bleibenden und unverlierbaren strukturellen Gottebenbildlichkeit des menschlichen Geistes. Was ihm in dieser Erkenntnis mangele, ist die Erkenntnis von Gottes wahrer Natur und die dieser korrespondierenden Antwort des Glaubens und der Frömmigkeit.

Glaube und Wissenschaft – Widerspruch oder natürliche Ergänzung?

Der DLF hat mit Dr. Alexander Fink über das Verhältnis Glaube und Wissenschaft gesprochen und dabei werden auch der christliche Glaube und  insbesondere die Auferstehung thematisiert.

Hier:

VD: IF

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