Der Diskurs der Philosophie

Guido Kalberer hat das frisch erschienene Der Diskurs der Philosophie (#ad) von Michel Foucault gelesen und zieht ein nüchternes Fazit:

Heute müsse der Philosoph, so Foucault, die Gegenwart im Sinne Nietzsches diagnostizieren. Er muss quasi ein Arzt der Kultur sein, allerdings befreit von der Pflicht, sie heilen zu müssen. «Er ist ein Vorübergehender, der dem Vorübergehen näher ist als jeder andere.» Der Philosoph sage, was ist und geschieht. Er mache sichtbar, was eigentlich wahrnehmbar sein müsste, aber so eng mit uns verbunden sei, dass wir es übersähen. Philosophie holt laut Foucault das Ungesagte in die Sprache und richtet ihr Augenmerk auf das Ereignis, nicht das Ewige.

Mit seiner Kritik an der normierenden Kraft der herrschenden Machtdiskurse, etwa in «Überwachen und Strafen», und seiner Neugier an dem, was an den Rändern der etablierten Disziplinen geschieht, findet Michel Foucault heute wieder Gehör. Vor allem in Kreisen, die sich als divers verstehen und Zuschreibungen von eindeutigen Identitäten ablehnen.

Davon abgesehen muss man allerdings feststellen, dass seine Diskursphilosophie an Bedeutung und Einfluss verloren hat. Auch an den Akademien ist es ruhig geworden um sie: In den Sozial- und Geisteswissenschaften, zumindest hierzulande, wird sein Werk weniger rezipiert und diskutiert als etwa jenes von Niklas Luhmann oder Jürgen Habermas, aber auch als jenes von Pierre Bourdieu, der Foucaults Auffassung von Geschichte und Kultur einmal als «abstrakt und idealistisch» kritisierte. Daran wird auch «Der Diskurs der Philosophie» nichts ändern.

Sehe ich auch so. Es ist wirklich an der Zeit, Foucaults Wahnsinn zu überwinden. 

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