Die postmoderne Vereinnahmung von James K.A. Smith

Wer bisher daran gezweifelt hat, dass sich James K.A. Smith (Calvin University, USA) für die Anliegen der LGBTQ+-Lobby geöffnet hat, ist in den letzten Wochen eines Bessere belehrt worden. Smith hat einen knappen, aber klaren Brief veröffentlicht, in dem er fordert, dass seine Hochschule sich von der kirchlichen Denomination, der sie angehört, trennt. Der Grund: Die Denomination, die Christian Reformed Church of North America, sei in Fragen der Sexualethik enger geworden und lasse die wünschenswerte Vielfalt nicht mehr zu, die eine zukunftsfähige Hochschule benötige, um anschlussfähig zu sein.

Wer mehr darüber wissen möchte, sollte den Kommentar von Stephen McAlpine lesen: James K.A. Smith „sagte uns, dass man ist, was man liebt. Und er sagte, dass das, was man liebt, durch das geprägt wird, was man tut. … Unsere Sehnsüchte formen uns zu Handlungen, die wiederum unsere Sehnsüchte verankern, die unsere Handlungen verstärken. … An diesem Punkt wird Smith in seine eigene Schlinge hineingezogen.“

Im Unterschied zu Stephen McAlpine bin ich von der Entwicklung nicht überrascht. Da sich James K.A. Smith schon vor vielen Jahren dem Postmodernismus verschrieben hat (vgl. sein Who’s Afraid of Postmodernism: Taking Derrida, Lyotard, and Foucault to Church, 2006), war es nur eine Frage der Zeit, bis das, was er liebt, auch seine Ethik prägt.

Falls jemand mehr darüber wissen möchte, kann er sich durch die Abhandlung Warum das Christentum für François Lyotard eine Emanzipationserzählung informieren.

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Jan Malcolm
2 Stunden zuvor

Das hat gar nichts mit der Postmoderne zu tun. Man kann auch postmodern bei einer Sechs-Tage-Schöpfung ankommen. Das ganze belegt nur, dass der modern argumentierende Protestantismus in der Postmoderne nicht mehr überlebensfähig ist.

Hier ist der evangelikale Freikirchler mit ganz normalen weltlichen Machkämpfen überfordert, weil ihm die Erfahrung mit weltumspannenden Großkirchen fehlt: Eine weltliche Hochschule wendet sich weltliche Geldgebern zu („anschlussfähig sein“), weil diese mehr Geld bieten als Angehörige der schrumpfenden reformierten Denomination. Die neuen Geldgeber fordern ideologische Zugeständnisse, diese werden gemacht, die Finanzierung ist gesichert. Die Institution überlebt.

Das ist kein theologischer Streit, sondern ganz gewöhnliches heidnisches Geschäft. Es bricht nur mit der evangelikalen Illusion, die „konfessionelle“ Hochschule wäre jemals etwas anderes gewesen als ein „weltlich Ding“. Für Fundamentalisten ist das ein Problem, weil ihr Nachwuchs ja nur dort hin darf.

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