Prof. Frank Hinkelmann, Rektor des Martin Bucer Seminars, sprach mit dem Medienmagazin PRO über evangelikale Baustellen und das Anliegen von Jesus25:
Im freikirchlichen und evangelikalen Bereich werden Glaubensgrundlagen zunehmend hinterfragt. Welche sind das?
In Teilen des freikirchlichen und pietistischen Bereichs werden theologische Grundüberzeugungen wie der Sühnetod Jesu, seine leibliche Auferstehung und anderes in Frage gestellt. Damit ist vor allem die sogenannte postevangelikale Bewegung gemeint. Um Menschen in unserer postmodernen Gesellschaft erreichen zu können, meinen sie, dass man den Glauben in manchen Bereichen erst mal dekonstruieren muss; dass man fragen muss, was Sünde eigentlich heute meint. Statt die Antworten dazu in der Heiligen Schrift selbst zu finden, ziehen sie das gesellschaftliche Verständnis dafür heran.
Wir von der Initiative „Jesus25“ sind der Überzeugung, dass es gute Gründe gibt, an den traditionellen christlichen Werten, die uns übrigens auch mit den anderen christlichen Konfessionen verbinden, festzuhalten. Diese Diskussionen im deutschsprachigen Kontext sind vor allem ein westeuropäisches Phänomen. In weiten Teilen Europas, geschweige denn in der Welt, steht das zumindest innerhalb der evangelikalen Bewegung nicht zur Debatte.
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Wie definieren Sie „evangelikal“ theologisch?
Es ist ein ganz klares Festhalten an der Autorität der Heiligen Schrift. Der Sühnetod Jesu, sein stellvertretender Opfertod am Kreuz, ist für die evangelikale Bewegung immer konstituierend gewesen.Es ist drittens eine Betonung von Wiedergeburt und Bekehrung. Viertens Jüngerschaft und Nachfolge, das schließt Mission und Evangelisation mit ein. Und ich würde auch sagen, dass dieses Wissen um eine konfessionsübergreifende Gemeinschaft von Gläubigen dazu gehört, die gleichzeitig aber auch Teil einer örtlichen Gemeinde sind.
Mehr: www.pro-medienmagazin.de. Zur Eröffnung eines MBS-Studienzentrums in Dresden siehe hier.
Warum wird das Apostolikum mit keinem Wort erwähnt? Das ist war doch der ökumenische Grundkonsens der Christenheit und genau davon ist der Westen dann abgerückt. Warum will dort jetzt jemand unbedingt sein „Evangelical“ retten? Was hat das für eine Relevanz in komplett unchristlichen Zeiten?
Das zugrundeliegende Problem ist dasselbe wie auf dem Kirchentag: ein Journalist bezeichnete ihn als „graues Meer“. Die Leute, die das Thema überhaupt noch interessiert, sind die Jahrgänge bis 1975. In 15 Jahren erreicht diese Kohorte die natürliche Lebenserwartung. Und dann bricht im Westen eine neue Zeit an.