„Was passiert zum Schluss mit der Bibel?“

In manchen Verlagen, Redaktionen und Behörden wird daran gearbeitet, alte literarische Texte umzuarbeiten, um sie an die Woke-Kultur anzupassen. Die Texte werden also engagiert darauf gescannt, ob sie rassistische, sexistische oder soziale Diskriminierung stimulieren könnten (vgl. hier und hier). Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann von der Partei Bündnis90/Grüne stellt dazu die richtige Frage:  

Man müsse Texte wie den Roman „Tauben im Gras“ von Wolfgang Koeppen, der zur Abiturienten-Pflichtlektüre im Südwesten zählt, geschichtlich einordnen, sagte Kretschmann in Stuttgart. Wenn man sich nicht mehr mit Texten aus Zeiten befasse, in denen andere Maßstäbe gegolten haben, hätte das weitreichende Konsequenzen. „Was passiert zum Schluss mit der Bibel? Mit dem populärsten, meistgelesenen Buch?“, fragte der Grünen-Politiker.

Nachtrag: Sollte übrigens die Bibel eines Tages durch „tugendhafte“ Sensitivity-Redakteure umgeschrieben werden, jubeln die Postevangelikalen wahrscheinlich mit. Da ja die Heilige Schrift aus ihrer Sicht nur verschriftlichte Gefühle besonders religiöser Menschen enthält, sollten sie kein theologisches Problem damit haben, die biblischen Texte an die Empfindungen der „Generation Woke“ anzupassen. Ganz im Gegenteil: die sprachlichen Entschärfungen machen – so die Progressiven – den christlichen Glauben attraktiver. 

Mehr: www.deutschlandfunkkultur.de.

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6 Kommentare
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Udo
1 Jahr zuvor

Es gibt ja bereits die Bibel in „gerechter“ Sprache, wobei die „Queere Community“ sie vielleicht gar nicht als so gerecht empfindet. Da wird dann beispielsweise aus „Geist“ „Geistkraft“, aus „Sohn des Menschen“ der „erwählte Mensch“, aus Joh 3,16 wird „Denn so hat Gott die Welt geliebt, dass sie ihren Erwählten, ihr einziges Kind, gegeben hat …“, Jesus war natürlich mit den „Jüngerinnen und Jüngern unterwegs“ usw. Dazu passt dann die Sichtweise, dass um das, was „schriftgemäß“ ist, immer wieder neu gerungen werden muss. Leser_innen der Bibel sind herausgefordert, zu für ihre Zeit angemessenen Verstehensversuchen zu kommen. Da darf man auch ruhig einmal ganz kreativ übersetzen, ergänzen, weglassen und neu interpretieren. Dass hier der Heilige Geist als Verständnis vermittelnde Autorität, mal eben durch den „Zeitgeist“ ersetzt wird, vertreten durch den „progressiven“ Theologen, der endlich Licht in den Nebel der Auslegungsbedürftigkeit der Heiligen Schrift bringt, fällt dann nicht wirklich ins Gewicht. Dabei bestände durchaus die Möglichkeit, sich auch einfach seines von Gott… Weiterlesen »

Johannes
1 Jahr zuvor

„Jüngerinnen“ ist nun ein sehr schlechtes Beispiel. Dass auch Frauen Jesus nachfolgen geht aus Lukas 8, 1-3 deutlich hervor, unabhängig von der Übersetzung. Das Einzige, was sich an manchen neueren Übersetzungen (etwa auch DGN 2018) ändert, ist, dass regelmäßig „Jüngerinnen und Jünger“ genannt werden, also das generische Maskulinum nicht mehr akzeptiert wird. Da gibt es aber definitiv schlimmere Verzerrungen des Urtextes. Schließlich werden definitiv nicht nur Männer gerettet.Problematisch wird es da eher bei „Apostelinnen“. Junia (aus der man aus falscher Angst mehrere Jahrhunderte lang einen Junias gemacht hat) ist mir da zu uneindeutig – und warum sollte sie, die in den Evangelien nicht vorkommt, mehr bedeuten als etwa Salome, Martha oder die verschiedenen Marias, die nirgends so genannt werden, sondern eben nur die Zwölf plus Paulus. Da wird es dann wirklich kritikwürdig. Oder wenn „Mutter“ als Anrede Gottes zur Metapher wird, anstatt bei einem Vergleich zu bleiben („wie eine Mutter ihre Kinder tröstet“). Geisterunterscheidung ist da schon eine anspruchsvolle Aufgabe.… Weiterlesen »

FrankS
1 Jahr zuvor

Ich rechne seit einigen Jahren damit, dass die Stimmung in der Gesellschaft kippen wird. Es gibt genug Passagen in der Bibel, die (aus Woker Sicht) problematisch sind. Es bedarf nur noch des passenden und drängenden Anlasses. Das gilt nicht nur für die Bibel, sondern für das evangelikale Christsein generell.

Udo
1 Jahr zuvor

Jünger und Jüngerinnen steht auch dort, wo offensichtlich die 12 gemeint sind. Insofern kein „sehr schlechtes Beispiel“.

Udo
1 Jahr zuvor

… um hier aber keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: schon zur Zeit Jesu gab es natürlich viele Frauen, die Jesus nachfolgten. Und schauen wir heute in die Gemeinde, gerade auch in die verfolgte Gemeinde. Was wäre sie ohne die Frauen. Sie sind alle mit dem generischen Maskulinum mit gemeint.

Simon
1 Jahr zuvor

Ich denke, eine Art „Schutzschirm“ für die Bibel ist der oft merkwürdige Respekt der sog. woken Generation für andere, nicht-christliche Religionsgemeinschaften. In dem Moment, in dem man inhaltlich an die Bibel Hand anlegen möchte, müssten zweifellos auch andere Schriften unters Messer kommen – zuvorderst der Koran. Vor diesem Schritt wird man noch lange (oder auch zunehmend?) zurückschrecken.

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