Der russische Schriftsteller Viktor Jerofejew erinnert daran, dass Russland viele große Schriftsteller hervorgebracht hat, dieses aber oft unter der Obrigkeit zu leiden hatten:
Der russische Staat war oft gnadenlos gegenüber Schriftstellern, angefangen bereits im 18. Jahrhundert, als die russische weltliche Literatur entstand und stärker wurde. Ihr erstes Opfer war Radischtschew, der Autor des Romans «Reise von Petersburg nach Moskau», in dem er die Leibeigenschaft scharf kritisierte und die französische Libertinage jener Zeit befürwortete. Er musste in die Verbannung.
Nach ihm waren noch viele andere Schriftsteller in der Verbannung, einschliesslich Puschkin, Lermontow und Turgenjew. Dostojewski sass gar vier Jahre lang in einem sibirischen Straflager. Einzig dafür, dass er bei einer Versammlung von liberalen Freunden einen Brief des Kritikers Belinski vorgelesen hatte, welcher darin Gogols Buch «Ausgewählte Stellen aus dem Briefwechsel mit Freunden» verriss. Doch damit nicht genug. Zunächst hatte Zar Nikolai I. Dostojewski zum Tode verurteilt.
Der Kampf mit Schriftstellern, Gegnern der Sowjetmacht, begann sofort nach der Revolution. Verhaftet wurde der grossartige Dichter Nikolai Gumiljow wegen Beteiligung an einer Verschwörung gegen das Regime. Er wurde trotz den Bemühungen Gorkis erschossen. Die Sowjetunion unter Stalin wurde zu einer wahren Hölle für Schriftsteller. Wir haben viele Prosaautoren, Dichter, Dramatiker verloren. Die einen wurden zum Schweigen gezwungen, die anderen umgebracht.
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