Mutlosigkeit im Dienst begegnen

Es gibt viele Gründe, warum geistliche Leiter in ihrem Dienst ausbrennen. Es gibt physische, mentale und geistliche Ursachen, die alle untersucht werden sollten. Wir sollten aber auch die Möglichkeit nicht außer Acht lassen, dass die Ursache unserer Mutlosigkeit unser Mangel an Vertrauen an bestimmte theologische Wahrheiten ist. Die Worte des Apostels Paulus in 2 Kor 4,1–16 können hier wie ein Gegenmittel wirken. Cody Wilbanks hat in dem Artikel „Mutlosigkeit im Dienst begegnen“ folgende sieben Punkte herausgearbeitet:

  1. Die Grundlage unseres Dienstes ist der Neue Bund, nicht unsere Leistung
  2. Das Evangelium verleiht unserem Dienst Echtheit und Gültigkeit, nicht andersherum
  3. Der Dienst ist nicht nur ein intellektueller, sondern auch ein geistlicher Kampf
  4. Wir dienen dem Schöpfer, der auch der Neuschöpfer ist
  5. Ein Gefühl von Unzulänglichkeit im Dienst ist nicht falsch, sondern angebracht
  6. Tod und Auferstehung bilden das Muster des geistlichen Dienstes
  7. Denk an das Ende, um bis zum Ende auszuharren

Hier: www.evangelium21.net.

Das Testimonium Flavianum

Christian Bensel von Begründet Glauben stellt das neue Buch Josephus And Jesus. New Evidence for the One Called Christ von T.C. Schmidt vor. Über das Buch schreibt der Verlag:

Dieses Buch bringt eine außergewöhnliche Verbindung zwischen Jesus von Nazareth und dem jüdischen Historiker Josephus ans Licht. Im Jahr 93/4 n. Chr. verfasste Josephus einen Bericht über Jesus, der als Testimonium Flavianum bekannt ist. Obwohl es sich dabei um die älteste Beschreibung Jesu durch einen Nichtchristen handelt, haben Wissenschaftler aufgrund der angeblich pro-christlichen Aussagen lange Zeit an ihrer Echtheit gezweifelt. Das vorliegende Buch bestätigt jedoch die Urheberschaft von Josephus und enthüllt dann eine überraschende Entdeckung. Zunächst zeigen die ersten Kapitel, dass die Christen der Antike das „Testimonium Flavianum“ ganz anders lasen als moderne Wissenschaftler. Sie betrachteten es als im Grunde genommen banal oder sogar vage negativ und damit weit entfernt von der pro-christlichen Interpretation, die die meisten Wissenschaftler ihm gegeben haben. Dies deutet darauf hin, dass das „Testimonium Flavianum“ tatsächlich von einem Nichtchristen verfasst wurde. Anhand einer stilmetrischen Analyse wird dann gezeigt, dass das „Testimonium Flavianum“ stark dem Stil von Josephus entspricht. Das Testimonium Flavianum scheint daher tatsächlich von Josephus verfasst worden zu sein. Die letzten Kapitel untersuchen Josephus‘ Informationsquellen über Jesus und kommen zu einer bemerkenswerten Entdeckung: Josephus kannte diejenigen, die den Prozessen gegen die Apostel Jesu beiwohnten, und sogar diejenigen, die dem Prozess gegen Jesus selbst beiwohnten, persönlich. Das Buch schließt mit einer Beschreibung dessen, was Josephus uns über den historischen Jesus erzählt, insbesondere darüber, wie sich die Geschichten über die Wunder Jesu und seine Auferstehung entwickelt haben.

Hier das Video von Dr. Christian Bendel dazu:

VD: MZ

Das Naturgesetz reicht nicht aus

Andrew T. Walker hat in seinem Artikel „Das Naturgesetz reicht nicht aus. Das Naturgesetz ist alles, was wir haben“ die reformierte Sichtweise ganz gut auf den Punkt gebracht: 

Die reformierte Tradition steht seit langem in einem kreativen Spannungsverhältnis zum Konzept des Naturrechts. Einerseits bekräftigte Johannes Calvin die doppelte Erkenntnis Gottes – sowohl die allgemeine Offenbarung durch die Natur als auch die besondere Offenbarung durch die Heilige Schrift –, blieb dabei jedoch zutiefst realistisch hinsichtlich der noetischen Auswirkungen der Sünde und der Sündhaftigkeit des Menschen. Auf diesem Realismus aufbauend kritisierten Denker wie Cornelius Van Til und Abraham Kuyper die Idee der moralischen Neutralität und stellten in Frage, ob sündige Menschen wirklich eine gemeinsame rationale Grundlage für Ethik haben können. Trotz dieser Skepsis gaben Calvin und die übrigen Vertreter der reformierten Tradition bis hin zu den reformierten Scholastikern das Naturrecht nicht auf. In seiner Institutio und seinen Bibelkommentaren bekräftigte er die Rolle der bürgerlichen Moral und das bleibende Zeugnis des Gewissens und zeigte, dass das Naturrecht, obwohl beeinträchtigt, in Gottes vorsehender Ordnung der Gesellschaft weiterhin funktioniert. Das Naturrecht ist eine bürgerliche Moral, die Gott in das Gewissen und Herz des Menschen eingepflanzt hat und die ein Mindestmaß an Stabilität ermöglicht.

Trotz seiner Grenzen müssen wir uns weiterhin auf das Naturrecht berufen, da es eine Form der allgemeinen Gnade bleibt. Obwohl es durch die Sünde getrübt ist, ist das Naturrecht in der Imago Dei verwurzelt und taucht weiterhin im Gewissen und in den kulturellen Normen der Menschen auf. Selbst in einer gefallenen Welt reagieren Menschen oft auf moralische Ansprüche, die in der Schöpfungsordnung begründet sind. Dies zeigt sich auf zehntausend subtile Arten – in der Fürsorge einer Mutter für ihr Kind, in der Verpflichtung der Kinder gegenüber ihren alternden Eltern, in dem schreienden Verlangen nach Gerechtigkeit. Der Apostel Paulus zeigt dies in der Heiligen Schrift, indem er sich in seinem Brief an die Römer und in seiner Rede auf dem Areopag auf das Naturrecht beruft. Darüber hinaus benötigt jede funktionierende Gesellschaft eine gemeinsame moralische Grammatik, um den sozialen Zusammenhalt aufrechtzuerhalten. Ohne eine Ethik des kleinsten gemeinsamen Nenners wie das Naturrecht bleiben der Gesellschaft nur Machtkämpfe oder Tribalismus, um moralische Meinungsverschiedenheiten zu entscheiden.

Das Wesen des Christentums unter der Lupe

Der Philosoph Ludwig Feuerbach (1804–1872) behauptete, dass der Mensch seine eigenen Eigenschaften – Liebe, Macht, Weisheit – auf ein göttliches Wesen überträgt und dieses dann verehrt. Gott sei also eine Projektion des menschlichen Selbstbewusstseins. In seinem Hauptwerk Das Wesen des Christentums (1841) sagt er beispielsweise: 

Die Religion, wenigstens die christliche, ist das Verhalten des Menschen zu sich selbst, oder richtiger: zu seinem Wesen, aber das Verhalten zu seinem Wesen als zu einem andern Wesen. Das göttliche Wesen ist nichts andres als das menschliche Wesen oder besser: das Wesen des Menschen, abgesondert von den Schranken des individuellen, d.h. wirklichen, leiblichen Menschen, vergegenständlicht, d.h. angeschaut und verehrt als ein andres, von ihm unterschiednes, eignes Wesen – alle Bestimmungen des göttlichen Wesens sind darum Bestimmungen des menschlichen Wesens.

Feuerbach hat mit dieser These maßgeblicher europäische Denker fasziniert, so etwa Karl Marx, Friedrich Engels oder Sigmund Freud. Leider gibt es nur wenige Theologen, die sich fundamentalkritisch mit Feuerbach auseinandergesetzt haben. Emil Brunner, Wolfhart Pannenberg und Horst-Georg Pöhlmann haben sich gründlich mit Feuerbachs Religionskritik befasst. Einer der begabtesten Theologen, der Feuerbach gründlich studiert und widerlegt hat, ist Klaus Bockmühl.

Hier gibt es Gelegenheit, in ein englischsprachiges Seminar über Feuerbachs Christentumskritik hineinzuhören (1981):

Die Reformatoren durch Manipulation ihrer Botschaft rekatholisieren?

Ich bin etwas überrascht, dass mein kurzer Beitrag zu Matthew Barrett so viel Aufmerksamkeit erhält. Zugleich bin ich erfreut, dass sich so viele Leute mit dem Thema „Kontinuität der Reformation“ beschäftigen. 

Ergänzend zu meinen vorsichtig kritischen Anmerkungen zu Barretts Sicht auf die Reformation möchte ich daher noch auf einen Vortrag von Peter Opitz hinweisen, in dem er Barretts The Reformation as Renewal: Retrieving the One, Holy, Catholic, and Apostolic Church beleuchtet.

Opitz, einer der besten Kenner der Schweizerischen Reformation, ist davon überzeugt, dass Barrett im Umgang mit den historischen Quellen sehr interessengeleitet gearbeitet hat.

Hier der Vortrag: “Reformation As Renewal:” Recatholicizing The Reformers By Manipulating Their Message? von Peter Opitz.

Matthew Barrett ist jetzt Anglikaner

Der Theologe Matthew Barrett, der acht Jahre lang am Midwestern Baptist Theological Seminary unterrichtet hat, ist in die Anglikanische Kirche eingetreten und hat in diesem Zuge auch seine Taufposition revidiert. Er schreibt

Was ist also passiert? Wir wurden von einem Sturm heimgesucht, eigentlich sogar von einem Tornado. Wir hatten keine Ahnung, dass der Tornado kommen würde, und lange Zeit haben wir uns eingeredet, dass das unmöglich sein könne. Aber unter großen Schmerzen haben wir erkannt, dass der Herr selbst diesen Tornado gesandt hat. Tatsächlich haben wir seitdem erfahren, dass der Herr selbst in diesem Tornado war und eine Säule nach der anderen unseres SBC-Hauses zum Einsturz gebracht hat.

Die erste Säule begann vor einem Jahr zu bröckeln, als eine Gruppe von Southern Baptists vor der SBC stand und die Aufnahme des Nicäno-Konstantinopolitanischen Glaubensbekenntnisses in die „Baptist Faith and Message” forderte. Ich unterstüze diese Männer mit Beifall. Aber die Antworten sprachen Bände. Von „Keine Glaubensbekenntnisse außer der Bibel“ über „Der Zeitpunkt ist ungünstig“ bis hin zu allen anderen Ausreden, die man sich vorstellen kann. Als der Beschluss Monate später dem Exekutivkomitee vorgelegt wurde, lehnte das Komitee die Aufnahme des Glaubensbekenntnisses offiziell ab. Unabhängig vom Grund kann ich nicht in einer Konfession bleiben, in der das Nicäno-Konstantinopolitanische Glaubensbekenntnis offiziell abgelehnt wurde und nach wie vor eklatant fehlt.

Ich werde natürlich dafür beten, dass die SBC ihre Meinung ändert. Aber ich habe erkannt, dass selbst wenn es aufgenommen würde, die Struktur der Konfession nicht so ist, dass sie das Glaubensbekenntnis mit der Autorität anderer Traditionen umsetzen könnte, die an Konzile und Synoden glauben und über die Strukturen verfügen, um diese glaubwürdig zu unterstützen. Aber noch wichtiger ist, dass die Kultur der SBC letztlich nicht diejenigen tragen kann, denen die Wiederbelebung und die Große Tradition am Herzen liegen. Wir schreiben das Jahr 2025, und an den Seminaren der Southern Baptist Convention wird immer noch die EFS (ewige funktionale Unterordnung des Sohnes unter den Vater) gelehrt. Irgendwann müssen wir für etwas einstehen. Sonst machen wir uns mitschuldig an unserer Selbstgefälligkeit.

Um ehrlich zu sein: Ich war von dieser Nachricht wenig überrascht. Seit Jahren verfolge ich die Entwicklung von Matthew Barrett und staune über seine Anläufe, Thomas von Aquin innerhalb reformatorischer Kreise zu rehabiliteren (manche Gründe für diese Rehablitierung halte ich für überzeugend, andere nicht). Ich bin in gewisser Weise froh, dass er nicht Francis J. Beckwith gefolgt ist, der 2007 zum Katholizismus konvertierte. 

Für die Bewertung seines Schrittes und der dafür angeführten Gründe empfehle ich, eine Stellungnahme von Denny Burk zu studieren. Ich denke, einige dort erläuterten Punkte sollte man gehört oder gelesen haben, um seine eigene Sicht entwickeln zu können. Da ist zum Beispiel die Sache mit dem „Nicäno-Konstantinopolitanum“. Burk schreibt:

Barrett behauptet, dass die Southern Baptist Convention das Nicäno-Konstantinopolitanische Glaubensbekenntnis „offiziell abgelehnt” habe. Dies ist eine falsche Darstellung dessen, was bei einem kürzlich gescheiterten Versuch, das Nicäno-Konstantinopolitanische Glaubensbekenntnis in die „Baptist Faith and Message” aufzunehmen, geschehen ist. Damals habe ich mich öffentlich gegen den Vorschlag ausgesprochen, aber nicht, weil ich das Nicäno-Konstantinopolitanische Glaubensbekenntnis ablehne. Vielmehr war der Verfahrensweg falsch, und ich bin der Meinung, dass wir, wenn wir diesen Schritt gehen, alle drei ökumenischen Glaubensbekenntnisse bekräftigen sollten. Ich habe mich also gegen die Maßnahme ausgesprochen, aber nicht gegen das Nicäno-Konstantinopolitanische Glaubensbekenntnis an sich. Tatsächlich bekennt sich meine eigene Southern Baptist Church jede Woche freudig zum Apostolischen Glaubensbekenntnis, zum Nicäno-Konstantinopolitanischen Glaubensbekenntnis und zum Athanasianischen Glaubensbekenntnis. Die Gegner dieses speziellen Vorschlags als „offizielle Ablehnung“ des Glaubensbekenntnisses zu bezeichnen, ist eine Verleumdung treuer Brüder und Schwestern in Christus. Außerdem wird dabei übersehen, dass die SBC erst letzten Monat eine Resolution verabschiedet hat, in der sie ihr langjähriges Bekenntnis zur nicänischen Orthodoxie bekräftigt hat.

Die Diskussion wird weitergehen. Ich habe solche „Konversionen“ oder „Wechsel“ schön häufiger „begleitet“ und mehrfach beobachtet: In der Onboarding-Phase setzen „Wechsler“ eine rosarote Brille auf. Sie spüren eine große seelische Entlastung und verbinden mit der neuen Heimat den „Himmel auf Erden“. Ich hoffe, dass er in der Anglikanische Kirche, die ja selbst in keiner einfache Lage steckt, zur Ruhe kommt und in Zukunft etwas weniger lärmend auftritt. 

Schnelles Lesen, langsames Lesen

Das Buch Schnelles Lesen, langsames Lesen von Maryanne Wolf ist etwas detailverliebt. Die Autoren untersucht und vergleicht zahlreiche Studien, um herauszufinden, wie die digitalen Techniken unsere Lesegewohnheiten und Informationsverarbeitung beeinflussen. Das Ergebnis allerdings überzeugt (und entspricht auch meinen eigenen Erfahrungen): Gedruckte Bücher zu lesen, lohnt sich nach wie vor. Das haptische Leseerlebnis fördert Empathie und die Fähigkeit, Komplexe Zusammenhänge zu erfassen und zu analysieren. 

Zitat: 

Es gibt in der psychologischen Forschung ein sehr altes Konzept namens „mentales Set“, mit dem sich erklären ließe, dass viele von uns, unabhängig davon, in oder auf welchem Medium sie gerade unterwegs sind, inzwischen ganz allgemein zu einer oberflächlicheren, potenziell weniger nuancenreichen Form des Lesens gewechselt haben könnten: Wenn wir stundenlang auf dem Bildschirm lesen, zu dessen typischen Eigenschaften eine hohe Geschwindigkeit bei der Informationsverarbeitung gehört, entwickeln wir unbewusst eine Art innerer Justierung, die uns alles so lesen lässt, wie wir die meiste Zeit des Tages lesen. Wenn der Großteil dieser Stunden darin besteht, dass wir im mit Ablenkungen gespickten Internet surfen, in dem sequenzielles Denken weniger wichtig ist und weniger gepflegt wird, lesen wir irgendwann immer so, auch dann, wenn wir den PC abgeschaltet haben und ein Buch oder eine Zeitung aufschlagen.

Es gibt einen Aspekt an diesem „Abfärben“, der zu Besorgnis Anlass gibt und uns möglicherweise dauerhaft erhalten bleibt, und dieser hat mit den Uberlegungen zur Neuroplastizität zu tun, über die wir in diesen Briefen bereits nachgedacht haben: Je mehr wir an digitalen Geräten lesen, desto stärker reflektiert der Grundschaltkreis unseres Gehirns die Eigenschaften dieses Mediums. In seinem Buch Surfen im Seichten (Originaltitel: The Shallows) erinnert uns Nicholas Carr an eine Mahnung, die Stanley Kubrick einmal geäußert hat: In einer digitalen Kultur sollten wir uns weniger darum sorgen, ob Computer so werden wie wir, sondern eher darum, dass wir werden wie sie. Die Leseforschung liefert Belege dafür, dass diese Sorge berechtigt ist.

Abtreibungslobby übt Druck auf Lebensschützer aus

In einem von der internationalen Abtreibungslobby finanzierten Bericht werden christliche Lebensschützer als religiöse Extremisten brandmarkt. Die Folgen einer solchen Taktik für die Meinungsfreiheit und das Demokratieverständnis in Europa wären fatal.

Franziska Harter berichtet über den sogennanten „Datta-Bericht“: 

Datta verzeichnet nach eigenen Angaben 270 „rechtsfeindliche und religiös extremistische Akteure in Europa“ und zeichnet „ihren zunehmenden Zugang zu politischer Macht, ihre Professionalisierung, ihre internationale Vernetzung und – in einigen Fällen – ihre Vereinnahmung ganzer Institutionen, politischer Parteien und Staaten“ nach. Deren Ziel? Ein „antifeministischer, gegen die Gleichstellung der Geschlechter gerichteter Pushback“, der Jahrzehnte sozialen Fortschritts zurückdrängen wolle, es vor allem auf die Rücknahme der „sexuellen und reproduktiven Gesundheit und Rechte“ abgesehen habe und dazu starke Summen aus dem außereuropäischen Raum und zunehmend auch aus Quellen öffentlicher europäischer Finanzierung empfange. 

Was der Datta-Bericht elegant auslässt: Das EPF ist selbst eine Lobby-Organisation, die sich seit Jahren dafür einsetzt, ein europaweites Recht auf Abtreibung zu schaffen und die unter anderem von der „International Planned Parenthood Federation“, der „Open Society Foundation“ und der Europäischen Kommission finanziert wird. Kurz gefasst heißt das: Ein gut vernetzter internationaler Lobbyist, Neil Datta, wirft seinem politischen Gegner vor, ein internationales Netzwerk von Lobbyisten zu bilden. Das könnte man mit einem Schmunzeln als ganz normales Business unter Lobbyisten einordnen. Aber die Sache ist ernster, denn der EPF-Bericht zeichnet das Bild einer dunklen Bedrohung der freien europäischen Gesellschaft durch extremistische Christen. Ein Bild, das sich bei näherem Hinsehen freilich in seine Einzelteile auflöst. Trotzdem oder gerade deswegen lohnt es sich, es unter die Lupe zu nehmen, denn Neil Datta arbeitet mit rhetorischen Kniffen, kontextlosen Infos, Fehlinformationen bis hin zu bewusster Suggestion – Tricks, mit denen konservative und christliche Akteure in Europa immer häufiger in Misskredit gebracht werden sollen.

Dazu gehört an erster Stelle, dass eine Auseinandersetzung auf argumentativer Ebene völlig unterbleibt. Das moniert auch die österreichische Nationalratsabgeordnete Gudrun Kugler, die zu den in Dattas Report namentlich genannten Personen gehört. „Dieser Text ist kein Bericht oder Sachtext, sondern ein politisch aufgeladenes Dossier, das kritische oder konservative Positionen systematisch delegitimieren will. Meinungen werden kaum bis gar nicht porträtiert, stattdessen Andersdenkende mit abwertenden Begriffen wie ,extremistisch‘, ,anti-rights‘, ,hate‘, ,wolves‘, ,infiltrating‘ oder ,sectarian‘ etikettiert. Das ist keine demokratische Auseinandersetzung, sondern Ausgrenzung“, erklärt Kugler im Interview mit dieser Zeitung. Genauso widersprüchlich sei, dass der Bericht ausgerechnet unter dem Banner „liberaler Demokratie“ versuche, bestimmten Weltanschauungen pauschal die Legitimität abzusprechen. „Demokratie lebt vom Wettbewerb der Ideen – auch unbequemer. Wer konservative, christlich motivierte Positionen als extremistisch abtut, verengt den öffentlichen Raum“, ist Kugler überzeugt.

Mehr: www.die-tagespost.de.

Warum die Menschenwürde bereits vor der Geburt gilt

Frauke Brosius-Gersdorf stellt den Schutz der Menschenwürde Ungeborener infrage. Damit liegt sie fundamental falsch. Einen abgestuften Lebensschutz darf es aufgrund der Garantie der Menschenwürde nicht geben. Warum das so ist, hat Christian Hillgruber in dem FAZ-EINSPRUCH-Artikel „Warum die Menschenwürde bereits vor der Geburt gilt“ exzellelent dargelegt. Er erklärt auch, dass die Würde des Menschen in Art. 1 Abs. 1 GG so explizit herausgestrichen wird, weil in der NS-Zeit furchtbare Erfahrungen mit einer abgestuften Menschenwürde gemacht worden sind. 

Zitat: 

Eine Sichtweise, der zufolge Würde nicht allen Menschen zugesprochen werden kann, sondern die Anwendbarkeit der Würdegarantie auf freiheits- und damit selbstverantwortungsfähige Personen beschränkt bleibt, widerspricht offensichtlich dem Schutzzweck der Vorschrift, die in Reaktion auf die Erfahrungen der nationalsozialistischen Gewalt- und Willkürherrschaft gerade einen rechtlichen Schutz davor bereitstellen wollte, dass einzelne Menschen oder eine Gruppe von Menschen mit Rücksicht auf wirkliche oder vermeintliche Defizite („Untermenschen“) noch einmal aus der Rechtsgemeinschaft herausdefiniert werden können.

Die Menschenwürdegarantie gebietet gerade, dass auch über das Schicksal derer, die aufgrund ihres Entwicklungsstandes, ihres Gesundheitszustandes oder sonstiger äußerer Umstände nicht, noch nicht oder nicht mehr in der Lage sind, die ihnen als Menschen zukommenden Grundrechte selbst geltend zu machen – die Ungeborenen, die Geisteskranken, die im Wachkoma liegenden, die Sterbenden –, weder vom Staat noch von anderen Menschen willkürlich, also ohne Rücksicht auf ihren rechtlichen Status als Person bestimmt werden darf.

Gegen alle Versuche, den personellen Schutzumfang der Menschenwürdegarantie neu zu bestimmen, regt sich ungeachtet „dogmatischer Unterkellerung, […] verfassungstheoretischer Konstruktion und […] philosophischer Überdachung“ der „Argwohn, dass die wissenschaftlichen Anstrengungen einem vorgefassten Ergebnis dienen und es letztlich nur darum geht, den Menschenwürde- und Lebensschutz des nascituris (vielleicht auch den des moriturus) aus dem Weg zu räumen, als atavistisches Hindernis für Fortschrittsehrgeiz, Wohlleben und Erwerbsdrang der Generation, die heute das Sagen hat“ (so der Staatsrechtler Josef Isensee).

Dieser Verdacht drängt sich umso mehr auf, als diese Reduktion des persönlichen Schutzbereichs der Fundamentalgarantie des Grundgesetzes so ganz und gar nicht zu dem ansonsten zu konstatierenden, allgemeinen Trend der Ausdehnung des Grundrechtsschutzes passen will. Der unbequem unmissverständliche erste Satz des Grundgesetzes, demzufolge der Staat, aber auch jeder Einzelne, jeden Menschen als Rechtssubjekt achten und behandeln muss, soll offenbar so gestutzt und zugeschnitten werden, dass er „gestuften Lösungen entsprechend den verschiedenen pränatalen Entwicklungsstadien“ (Abschlussbericht der Kommission zur reproduktiven Selbstbestimmung und Fortpflanzungsmedizin, S. 179) nicht mehr länger im Wege steht.

Mehr (hinter einer Bezahlschranke): www.faz.net.

Alles nur Simulation

Markus Gabriel, Initiator des Neuen Realismus (eine philosophische Strömung, die den Postmodernismus ablöst), sagt über die Abschaffung des Wirklichen im postmodernen Denken (Markus Gabriel u. Matthias Eckoldt, Die ewige Wahrheit und der Neue Realismus, 2019, S. 42–43): 

Für die postmodernen Theoretiker – hier allen voran: Richard Rorty – ist alle Referenz unscharf, und alle Identitäten, also die Idee, dass irgendetwas hinter den Unschärfen scharf gestellt ist, sollten immer nur Illusionen sein. Also immer nur Gerhard Richter. Der verwischte Elvis Presley, der telefoniert, hinter dem ist nicht der echte Elvis Presley, sondern ein Foto, das Gerhard Richter bearbeitet. Das heißt, da ist immer noch eine Repräsentationsebene dazwischen. Man sagt nicht einmal, die Wirklichkeit ist verwischt, sondern das Verwischte ist eine Verwischung einer Repräsentation. Man ist mindestens zwei Ebenen auf Abstand vom Wirklichen, und wenn man dann gefragt wird, wie es mit der Basiswirklichkeit steht, dann bestreitet man auch noch, dass da eine sei, und sagt, sie sei auch nur ein Signifikat in der Kette der Signifikanten. Das war die Idee der Postmoderne.

Ich fand das damals als heranwachsender Philosoph auch gut, ich konnte mich hineinversetzen. Ich bin gerade schon alt genug, um die Faszination zu verstehen, die Baudrillard ausübte, als er neue sozioökonomische Phänomene mit einer neuen Theoriesprache beschrieb und alles in ein Bild einrahmte: Börsencrash, Aids und Techno und alles, was damit verbunden wurde. New York als die postmoderne Stadt par excellence. Ich würde sagen, Paris war die Hauptstadt der Moderne, und New York war die Hauptstadt der Postmoderne. Es ist kein Zufall, dass der New Yorker Immobilienmarkt Donald Trump, die Farce der Postmoderne, hervorbringt. Donald Trump ist sozusagen die Widerlegung der emanzipatorischen Ansprüche der Postmoderne, wie eine Witzfigur (oder wohl eher ein Horrorclown), die aus der Box herausspringt. Baudrillard könnte hier mit Marx sagen „Das eine Mal als Tragödie, das andere Mal als Farce“. So ist die Postmoderne heute an ihr ironisches Ende gekommen. Die unendlich ironische Selbstzitation, die weiß, dass sie eigentlich ein Totentanz ist, manifestiert sich jetzt als welthistorische Gewalt eines postfaktischen Zeitalters.

Als Zeichen für ein endgültiges Ende der Postmoderne deutet Gabrial übrigens ein neuen Interesse an der Wahrheit: „Das Progressive ist jetzt auf der Seite der Tatsachen. Heute gilt es, für wissenschaftliche Objektivität einzutreten, da das Interesse an echter wissenschaftlicher und philosophischer Forschung zugunsten einer rein technokratischen Funktion der Universität (alles soll TU werden) schwindet. Das ist das Ende der Postmoderne. In der Postmoderne war die Idee: Progressiv ist man, wenn man die Idee der Tatsache und der objektiven Wahrheit herunterfährt. Plötzlich ist es andersherum“ (ebd., S. 44). 

Ungeborenes Leben bestmöglich schützen

Wie lautet die Überschrift zu folgendem Absatz im Koalitionsvertrag von CDU/CSU und SPD?

Wir wollen Frauen, die ungewollt schwanger werden, in dieser sensiblen Lage umfassend unterstützen, um das ungeborene Leben bestmöglich zu schützen. Für Frauen in Konfliktsituationen wollen wir den Zugang zu medizinisch sicherer und wohnortnaher Versorgung ermöglichen. Wir erweitern dabei die Kostenübernahme durch die gesetzliche Krankenversicherung über die heutigen Regelungen hinaus. Zudem werden wir die medizinische Weiterbildung stärken.

Antwort: Versorgungslage bei Schwangerschaftsabbrüchen

Jesus – unsere Hoffnung

Parzany Hoffnung.

Wer kennt es nicht? Das Buch Jesus – unser Schicksal. Der Autor Wilhelm Busch (1897–1966) war evangelischer Pfarrer und Jugendpastor der Bekennenden Kirche in Essen. Er wurde besonders durch seine Jugendarbeit und die klare evangelistische Verkündigung bekannt. Das 1949 erstmals veröffentlichte Busch enthält viele seiner Ansprachen und Erfahrungen aus der Arbeit mit Jugendlichen. Es gehört zur Kategorie der evangelistischen Literatur und eignete sich gut dafür, es an Leute zu verschenken, die Fragen zum christlichen Glauben haben oder denen man wünscht, dass sie über Glaubensfragen nachdenken. 

Allerdings ist Jesus – unser Schicksal etwas in die Jahre gekommen. Themen wie Tod, Angst, Schuld oder Hoffnung werden oft anhand von Kriegserlebnissen oder Begegnungen mit Soldaten erläutert. Einerseits unterstreichen solche Erfahrungen aus einer sehr dunklen Zeit die Dringlichkeit des Glaubens, andererseits ist es für heutige Leser nicht so einfach, Zugang zu finden.

Das ist ein Grund dafür, weshalb wir als Verlag Verbum Medien Pfarrer Parzany darum gebeten haben, das Buch Jesus unsere Hoffnung zu schreiben. Ulrich Parzany kannte Wilhelm Busch sehr gut. Er ist 1955 durch die Jugendarbeit im Weigle-Haus unter der Leitung von Busch zum Glauben gekommen und hat später mit ihm zusammengearbeitet und wurde schließlich sogar sein Nachfolger. Von Wilhelm Busch hat er gelernt, kühn „das Wort zu reden ohne Scheu“ (Phil 1,14).

So locker und authentisch, wie Pfarrer Buch das Evangelium in Jesus – unser Schicksal ausgebotschaftet hat, so spricht Ulrich Parzany in Jesus unsere Hoffnung über den Glauben. Er legt leicht zugänglich kurze Bibeltexte aus, die Antworten auf die großen Menschheitsfragen geben.

Das gesellschaftliche Klima ist heute allerdings ein anderes als nach dem Krieg. Wir leben in einer Zeit, die trotz Wohlstand von großer Verunsicherung geprägt ist. Deshalb schreibt Ulrich Parzany auf eine Weise, die skeptischen Lesern hilft, Vertrauen zu fassen, vom Zweifeln zum Staunen zu kommen und zu erkennen: Jesus Christus ist die Hoffnung der Welt.

So haben wir mit Jesus unsere Hoffnung wieder ein Buch, das wir mit Freude und begleitet durch unsere Fürbitte an Menschen weitergeben können, von denen wir uns wünschen, dass sie erkennen, wer Jesus ist, und dass sie ihm vertrauen.

Das Buch kostet 6,90 Euro. Wenn man es im Verteilpaket mit 20 Exemplaren kauft, kostet es nur 3,90 Euro.

Hier kann Jesus unsere Hoffnung bestellt werden: verbum-medien.de.

Familie ist wichtiger als Bildung und Wohlstand

Der Psychologe Rob Henderson studierte in Yale Psychologie und promovierte 2022 in Cambridge zum Thema des Zusammenhangs zwischen psychischen und sozialen Bedrohungen und moralischen Urteilen. Besonders interessant ist seine Perspektive auf die Bedeutung der Familie für die soziale Mobilität, die er trotz seiner eigenen Erfahrung ohne eine liebevolle Familie vertritt.

Zitat:

Was uns Henderson vorlegt, ist jedoch keine Neuauflage des amerikanischen Traums. Eher handelt es sich um eine der Erfahrung entsprungene Kritik am linksliberalen Amerika und an seiner Moral. Der erste Abschnitt seines Buches setzt den Leser ins Bild: „Als jemand, der nie wirklich eine hatte, bin ich vielleicht die am wenigsten qualifizierte Person, um die Bedeutung der Familie zu verteidigen. Aber als jemand, der mehr Bildung genossen hat, als ich je erwartet hätte, bin ich vielleicht besser qualifiziert zu sagen, dass wir der Bildung zu viel Bedeutung beimessen.“ Und er fügt an: „Ich bin dankbar für die wundersame Entwicklung meines Lebens, aber ich musste den Aufstieg am eigenen Leib erfahren und den Gipfel der Bildung erreichen, um ihre Grenzen zu verstehen. Ich habe verstanden, dass eine warmherzige und liebevolle Familie unendlich viel mehr wert ist als das Geld oder die Leistungen, von denen ich hoffte, dass sie mich dafür entschädigen würden.“

Henderson kennt die Forschung zur sozialen Mobilität. Er weiss, dass die Familie diesbezüglich prägender wirkt als soziale Klassenzugehörigkeit: Wo die Familie intakt ist, stehen die Aufstiegschancen auch bei Angehörigen bildungsferner Schichten gut.Der Absprung aus seiner zerrütteten Existenz gelingt ihm, als er mit achtzehn in die amerikanische Luftwaffe eintritt. Im Militär findet er Mentoren, die seine Leistungsbereitschaft mit Vertrauen belohnen. Vor allem lehrt ihn der Dienst bei der Luftwaffe jene Disziplin, die es ihm erst ermöglicht, sein Potenzial zu entfalten: „Das Militär lehrte mich, dass Menschen keine Motivation brauchen: Sie brauchen Selbstdisziplin. Motivation ist lediglich ein Gefühl. Selbst-Disziplin dagegen bedeutet: ‚Ich werde das jetzt tun, unabhängig davon, wie ich mich fühle.‘“

Mehr: www.nzz.ch.

Der Rechtfertigungsversuch von Frauke Brosius-Gersdorf

Frauke Brosius-Gersdorf attackiert in einer Erklärung die Medien und sieht sich einer Kampagne ausgesetzt. Jan Philipp Burgard erkennt – meines Erachtens zutreffend – bei ihr ein fragwürdiges Demokratieverständnis und auch eine Unaufrichtigkeit.

Zitat: 

Aus den Zeilen von Brosius-Gersdorf spricht ein fragwürdiges Verständnis von Pressefreiheit. Das wird umso deutlicher, wenn man sich im Detail mit ihrer „Anklageschrift“ gegen die Medien auseinandersetzt. So heißt es in der Erklärung, die Berichterstattung über ihre Position zur Reform des Schwangerschaftsabbruchs entbehre der Tatsachengrundlage. Der Hauptvorwurf in den Medien sei, dass sie dem ungeborenen Leben die Menschenwürdegarantie abspräche.

Fakt ist: Noch im Februar 2025 äußerte Brosius-Gersdorf als Sachverständige im Rechtsausschuss des Bundestags: „Meines Erachtens gibt es gute Gründe dafür, dass die Menschenwürdegarantie erst ab Geburt gilt.“ Ein Beleg für die umstrittene Position von Brosius-Gersdorf, den auch die WELT mehrfach zitierte – und kritisierte. Doch wo entbehrt hier die Berichterstattung der „Tatsachengrundlage“, wie Brosius-Gersdorf behauptet?

Die Juristin unternimmt nicht nur einen durchsichtigen Versuch, von der Kontroverse um ihre Person abzulenken, indem sie den Medien Diffamierung vorwirft. Brosius-Gersdorf zeigt unter Druck auch ein fatal fehlgeleitetes Demokratieverständnis. Ihr Vorwurf, die Berichterstattung sei „von dem Ziel geleitet, die Wahl zu verhindern“, impliziert die Annahme, die Bundestagsabgeordneten seien intellektuell nicht in der Lage, sich ein eigenes, umfassendes Bild von Brosius-Gersdorf als Person und Juristin zu machen. Folgt man ihrer Logik, ist ihre Wahl ausschließlich an den böswilligen Medien gescheitert. Doch in Wirklichkeit ist sie an ihrer eigenen, für eine Juristin extremen Politisierung gescheitert.

Mehr (hinter einer Bezahlschranke): www.welt.de.

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