Bücher

Jonathan Rauch: Die Kultur der Denunziation

Jonathan Rauch schreibt in Die Verteidigung der Wahrheit über die Verdampfung der Meinungsfreiheit und die gewollte Kultur der Denunziation (2022, S. 23–24): 

Als Angehöriger einer sexuellen Minderheit und langjähriger Verfechter von Schwulenrechten (und der Redefreiheit) hat es mich ganz besonders deprimiert zu sehen, dass sich eine zwar nicht repräsentative, aber lautstarke Minderheit von Transgenderaktivisten die Methoden der sozialen Einschüchterung zu eigen macht. Wie der britische Economist im August 2019 berichtete, „ist jede Diskussion von Transgenderfragen hochexplosiv“. Und wie Robby Soave in seinem Buch Panic Attack: Young Radicals in the Age of Trump aus demselben Jahr schrieb, „verurteilen viele der lautesten Trans-Stimmen, besonders in den Medien, jegliche Kritik an ihren Aktivitäten routinemäßig nicht nur als falsch, sondern als eine Art Übergriff“. Soave zitiert dort einen Professor mit den Worten: „Sie schaffen es, die Leute so zu verängstigen, dass sie lieber schweigen.“ Die Zielpersonen solcher Kampagnen können gesellschaftlich zu Aussätzigen werden – sie können ihren Ruf ebenso verlieren wie ihre Jobs oder ihre Unternehmen, ganz abgesehen von vielen ihrer Freundschaften und sozialen Kontakte. In zwischenmenschlicher und beruflicher Hinsicht laufen sie Gefahr, gecancelt zu werden, wie der neue Ausdruck dafür lautet.

Natürlich gehört es zum Zusammenleben dazu, sich selbst zu zensieren (wir nennen das „Höflichkeit“) – aber nicht, wenn dies den offenen Austausch und die offene Kritik im intellektuellen Leben der Universitäten beeinträchtigt. Denn gerade ein solcher Austausch und eine solche Art von Kritik sind ja die eigentlichen Gründe dafür, sich überhaupt dorthin zu begeben. In den 2010er-Jahren hatte sich ein unverkennbarer Wandel in diese Richtung vollzogen. Jonathan Haidt, ein prominenter Sozialpsychologe an der New York University (dessen Arbeit auch eine Inspirationsquelle für dieses Buch darstellt), sagte 2018 in einem Interview mit dem Radiomoderator Bob Zadek: „2015 breitete sich die Kultur der Denunziation im ganzen Land noch viel schneller aus. Ich würde sagen, dass sie in einem bestimmten Maße überall anzutreffen ist. Die Studierenden sind viel defensiver und fürchten sich viel stärker davor, mit der herrschenden Meinung nicht übereinzustimmen. Das Wesen des College als eines freien Ortes mit frei sich entfaltenden Diskussionen, wo man provokativ sein und die herrschenden Personen oder Ideen herausfordern kann, ist schwächer ausgeprägt, als es noch vor vier oder fünf Jahren der Fall war.“

Jüngerschaft und der geistliche Kampf

Mit freundlicher Genehmigung darf ich nachfolgend einen Beitrag von Thiago Silva wiedergeben, der unter dem Titel „Jüngerschaft und der geistliche Kampf“ zuerst im The Worldview Bulletin Newsletter erschienen ist:

„Es gibt keinen neutralen Boden im Universum: Jeder Quadratzentimeter, jeder Bruchteil einer Sekunde wird von Gott beansprucht und von Satan zurückgefordert.“ – C.S. Lewis, Christian Reflections

1942, inmitten des Donners fallender Bomben und der zerbrochenen Stille des moralischen Zusammenbruchs in ganz Europa, veröffentlichte C. S. Lewis ein seltsames kleines Buch: eine fiktive Sammlung von Briefen eines älteren Dämons an seinen jüngeren Lehrling. The Screwtape Letters (dt. Dienstanweisung für einen Unterteufel) schien zunächst kein natürlicher Erfolg zu sein. Es war nicht inspirierend. Es war nicht im traditionellen Sinne doktrinär. Es bot keinen offensichtlichen spirituellen Trost. Stattdessen bot es einen Blick hinter die feindlichen Linien – einen dunklen Spiegel, in dem der Christ sich selbst sehen konnte. Und in diesem Spiegel offenbarte Lewis, was viele vergessen hatten: dass das christliche Leben ein Krieg ist und das Schlachtfeld die Seele.

Die Brillanz von Lewis’ Vision liegt nicht in großartigen Offenbarungen, sondern in der alltäglichen spirituellen Bildung. Das Ziel des Feindes ist es nicht, den Patienten zu dramatischen Sünden zu verleiten, sondern ihn spirituell im Schlaf zu halten – gelangweilt von der Kirche, stolz auf seine eigene Demut, abgelenkt von der Politik, verliebt in oberflächliche Romanzen, skeptisch gegenüber Leiden und gleichgültig gegenüber dem Gebet. Screwtape will den Glauben nicht mit einem einzigen Schlag zerstören, sondern ihn durch Unordnung ersticken. Jeder Brief ist eine kleine Lektion darüber, wie spirituelle Entwicklung stattfindet – nicht in erster Linie durch spektakuläre Siege oder Niederlagen, sondern durch tausend tägliche Entscheidungen in Bezug auf Gedanken, Gewohnheiten und Herz.

Deshalb sind The Screwtape Letters nach wie vor aktuell. Denn Jüngerschaft – der echte, lebenslange Prozess der Angleichung an Christus – wird im Alltäglichen geformt und geprüft. Und weil der geistliche Kampf nicht nur auf dem Schlachtfeld stattfindet, sondern sich in Küchen, Klassenzimmern, Büros und Kirchenbänken entfaltet. Lewis wusste das. Er schuf ein Buch, das nicht nur clever, sondern auch pastoral war. Hinter der Ironie und Satire verbirgt sich eine leidenschaftliche Liebe zur Seele und eine tiefe Sorge um die Kirche. Das christliche Leben ist, wie Lewis zeigt, keine abstrakte Idee oder ein Wochenendhobby. Es ist eine lange und gefährliche Reise zur Herrlichkeit, die in feindlichem Gebiet unternommen wird, wo wir jeden Tag entweder näher zu Gott kommen oder uns von ihm entfernen.

Verständnis von The Screwtape Letters: Kontext und Inhalt

AlsThe Screwtape Letters 1942 veröffentlicht wurde, befand sich Großbritannien mitten im Zweiten Weltkrieg. Die Nation hatte den Blitzkrieg überstanden, lebte unter der ständigen Bedrohung einer Invasion und hatte mit weit verbreitetem Leid, Angst und Verlust zu kämpfen. Diese Umstände warfen in den Herzen vieler Menschen tiefe moralische und spirituelle Fragen auf. Vor diesem Hintergrund bot C.S. Lewis eine satirische und phantasievolle Reflexion über das Wesen der Versuchung und die subtilen Wirkungsweisen des Bösen im Alltag. Die Briefe, die ursprünglich 1941 als wöchentliche Serie in The Guardian (einer anglikanischen Religionszeitung) veröffentlicht wurden, schilderten das christliche Leben nicht in dramatischen Heldentaten, sondern im Alltäglichen und Gewöhnlichen – genau dort, wo die meisten spirituellen Kämpfe gewonnen oder verloren werden.

Zu dieser Zeit erlangte Lewis durch seine BBC-Radio-Vorträge, die später in Mere Christianity zusammengefasst wurden, ein nationales Publikum. Seine Stimme fand Resonanz in einer Kultur, die zunehmend von Säkularismus, Skeptizismus und dem schwindenden Einfluss des traditionellen Christentums geprägt war. The Screwtape Letters konfrontierte diese Veränderungen mit Witz und theologischer Einsicht und nutzte die fiktive Korrespondenz eines hochrangigen Dämons, um aufzudecken, wie Ablenkung, Stolz und spirituelle Apathie unter dem Deckmantel des normalen Lebens gedeihen. Lewis’ Mischung aus Satire, Theologie und phantasievoller Apologetik bot sowohl Kulturkritik als auch spirituelle Beratung für eine ängstliche und kriegsmüde Generation.

Das Buch besteht aus 31 fiktiven Briefen von Screwtape, einem hochrangigen Dämon, an seinen unerfahrenen Neffen Wormwood, einen jungen Versucher, der einem neu bekehrten Christen zugewiesen wurde, der einfach als „der Patient“ bezeichnet wird. Durch Screwtapes zynische und herablassende Stimme erhalten wir eine zutiefst aufschlussreiche (und oft schmerzlich genaue) Darstellung der Taktiken, mit denen spirituelle Kräfte den christlichen Glauben und die christliche Bildung untergraben. Jeder Brief behandelt ein bestimmtes Thema oder eine bestimmte Versuchung: Stolz, Ablenkung, Beziehungen, spirituelle Trockenheit, Leiden und sogar den Missbrauch von Kirche und Politik. Es gibt keine Kapitel im herkömmlichen Sinne – nur Briefe, die jeweils auf dem vorherigen aufbauen, während Wormwoods Bemühungen, seinen Patienten zu korrumpieren, mit zunehmender Dringlichkeit fortgesetzt werden.

Was das Buch so kraftvoll macht, ist Lewis Verwendung der umgekehrten Theologie. Screwtape bezeichnet Gott als „den Feind“ und beschreibt christliche Tugenden wie Demut, Keuschheit und Liebe mit Abscheu. Diese umgekehrte Perspektive zwingt den Leser, theologisch von der Unterseite her zu denken. Wir werden eingeladen, das christliche Leben nicht durch Idealismus, sondern durch die Linse der spirituellen Opposition zu betrachten. Auf diese Weise beginnen wir, die Subtilität der Versuchung zu erkennen – nicht nur in bösen Taten, sondern auch in verzerrten Wünschen, Gewohnheiten und Lieben.

Screwtape warnt Wormwood davor, sich auf dramatische Sünden zu verlassen. Er ermutigt zu einer kleinen, langsamen Erosion: Er ermutigt den Patienten, Predigten eher zu kritisieren als sie anzuwenden; mit vagen Emotionen zu beten statt mit ehrlicher Beichte; sich auf die Fehler anderer Gemeindemitglieder zu fixieren; Komfort und Sicherheit zu vergöttern; politisches Engagement zu spiritualisieren und dabei das Evangelium zu vergessen. Als solches sind The Screwtape Letters kein Handbuch über dämonische Aktivitäten – es ist ein Spiegel, der die fragile Reise der Jüngerschaft in einer gefallenen Welt widerspiegelt.

Theologisch gesehen ist das Buch von Lewis’ Verständnis der Heiligung durchdrungen. Obwohl er keine systematische Theologie schrieb, ist Lewis’ Vision biblisch: Das christliche Leben ist ein Prozess der Angleichung an Christus durch das Gewöhnliche und das Schwierige, durch Leiden, Gemeinschaft, Buße und Gehorsam. Screwtapes Wut steigt, wenn der Patient spirituell wächst, ohne etwas zu fühlen, wenn er der Versuchung still widersteht oder wenn er selbst in Zweifeln aufrichtig betet. Für Lewis sind dies die Zeichen wahrer Jüngerschaft.

Darüber hinaus endet das Buch nicht mit einer spektakulären Darstellung des spirituellen Sieges, sondern mit dem Tod – dem Moment, den Screwtape als „das Territorium des Feindes” bezeichnet. Und doch findet der Patient gerade hier Frieden. Er wird in die Herrlichkeit aufgenommen, nicht wegen seiner Stärke, sondern weil er bewahrt wurde. Er hat durchgehalten, zögerlich, aber aufrichtig, und die Teufel haben ihren Einfluss verloren.

Das macht The Screwtape Letters zu einem so fesselnden Buch für die moderne Jüngerschaft. Es ist keine Phantasie. Es ist Realismus, verpackt in Fiktion. Es benennt, was wir oft ignorieren: dass jeder Christ in einem Kampf steht, nicht nur gegen äußere Zwänge, sondern auch gegen innere Abwege. Dass unser Verstand und unser Herz ständig geformt werden – und dass bewusste, von Gnade geprägte Jüngerschaft der einzige wahre Widerstand ist.

Ein Porträt des Jüngers im Werden

Der Patient, der anonyme Mann im Mittelpunkt von The Screwtape Letters, ist kein spiritueller Held. Er ist kein Märtyrer, Mystiker oder Visionär. Er ist kein Heiliger, dessen Leben eines Tages in Buntglasfenstern verewigt wird. Er ist, nach allem Anschein, unauffällig. Und genau das macht ihn so mächtig. Denn er ist wir.

Lewis entschied sich, dem Patienten keinen Namen zu geben, um ihn nicht außergewöhnlich erscheinen zu lassen, sondern ihn als einen ganz normalen Menschen darzustellen – als eine Mischung aus unzähligen Gläubigen, die sich im christlichen Leben vorwärts stolpern. Er bekehrt sich früh in der Geschichte, beginnt, die Kirche zu besuchen, betet (wenn auch unregelmäßig) und versucht, ein moralisches Leben zu führen. Aber er ist oft verwirrt. Er kämpft mit Lust, Stolz, Angst, Faulheit und geistiger Trockenheit. Seine Gefühle sind gemischt. Seine Motive sind unklar. Seine Überzeugungen stehen unter Druck. Er wird von Kultur, Freundschaften, intellektuellen Modetrends und persönlichen Schmerzen beeinflusst. Und doch nimmt trotz alledem etwas Reales in ihm Gestalt an. Er wird zum Jünger gemacht – nicht im programmatischen oder institutionellen Sinne, sondern im formativen spirituellen Sinne. Sein Leben wird geprägt – entweder durch die Angleichung an Christus oder durch die Verformung durch die Welt.

Screwtapes Anweisungen liefern einen finsteren Lehrplan der Anti-Jüngerschaft. Sein Ziel ist es nicht, den Patienten mit einem Schlag zu vernichten, sondern ihn daran zu hindern, jemals zu wachsen. Er trainiert Wormwood, Selbstzufriedenheit zu fördern, Emotionen auszunutzen und Passivität zu pflegen. Wie er sagen würde: „Der sicherste Weg zur Hölle ist in der Tat der allmähliche – der sanfte Abhang, weich unter den Füßen, ohne plötzliche Wendungen, ohne Meilensteine, ohne Wegweiser.“ (Screwtape, Brief 12). Deshalb will Screwtape die Sichtweise des Patienten auf das Gebet verzerren, indem er es selbstbezogen macht. Er korrumpiert die Demut, indem er den Patienten stolz darauf macht, demütig zu sein. Er macht sogar die Kirche zu einer Quelle der Irritation – indem er die Heuchelei anderer verstärkt, soziale Unterschiede überhöht und die spirituelle Vitalität durch Routine abstumpft.

Und doch frustriert Screwtape am meisten, dass der Patient sich zu verändern beginnt – nicht dramatisch, aber aufrichtig. Er beginnt zu gehorchen, auch wenn es sich nicht gut anfühlt. Er bereut, ohne sich zu rechtfertigen. Er wendet sich Gott zu, auch wenn er keinen spirituellen Trost findet. Das sind die Momente, in denen Screwtapes Einfluss nachlässt. Denn durch diese stillen Akte des Gehorsams reift der Patient. Er wird geheiligt – nicht in Herrlichkeit, sondern in Standhaftigkeit.

Seine Beharrlichkeit ist nach weltlichen Maßstäben nicht beeindruckend. Sie ist nicht dramatisch. Sie ist nicht einmal besonders sichtbar. Sie ist zerbrechlich. Aber sie ist echt. Er betet weiter. Er geht weiter in die Kirche. Er beichtet weiter. Er geht weiter seinen Weg. Und am Ende der Briefe, als der Tod eintritt, ist es kein Schrecken, sondern ein Triumph. Er wird in die Gegenwart Christi aufgenommen – nicht weil er Großes geleistet hat, sondern weil die Gnade ihn festgehalten hat. Er tritt nicht als spirituelle Berühmtheit ein, sondern als Jünger. Und das ist genug.

Das macht The Screwtape Letters so kraftvoll, besonders heute. Es stellt das christliche Leben nicht in geschönten, heroischen Tönen dar. Es malt in Grau, in Kampf, in stiller Zuversicht. Es erkennt Zweifel, Versuchung, Erschöpfung und Sünde an – und beharrt dennoch darauf, dass Gott inmitten all dessen am Werk ist. Es erinnert uns daran, dass Jüngerschaft nicht den Starken vorbehalten ist. Sie ist für die Schwachen, die sich an die Gnade klammern. Sie ist für die Ängstlichen, die zu Christus zurückkehren. Sie ist für die Müden, die nicht aufgeben. Mit anderen Worten: Sie ist für uns.

Die Geschichte des Patienten ist keine Geschichte spiritueller Exzellenz. Es ist eine Geschichte der Treue. Und letztendlich sieht Heiligung genau so aus: langsam, kostspielig, gewöhnlich und schön. Die Geschichte des Patienten versichert uns, dass Jüngerschaft möglich ist – nicht nur für die Außergewöhnlichen, sondern für alle, die sagen: „Herr, ich glaube – hilf meinem Unglauben.“

Jüngerschaft und geistlicher Kampf

Wenn Sie sich näher mit diesen Themen befassen möchten, lesen Sie mein Buch Discipleship and Spiritual Warfare: From the Screwtape Letters to the Christian Life. Es handelt sich dabei nicht um einen Kommentar im herkömmlichen Sinne. Das Buch entschlüsselt nicht Lewis’ Briefe einzeln und versucht auch nicht, jede Metapher in eine theologische Form zu pressen. Stattdessen handelt es sich um eine theologische und pastorale Reflexion über die Welt, die Lewis heraufbeschwört – eine Welt des geistlichen Kampfes und der geistlichen Bildung, in der das christliche Leben unter feindlichem Beschuss gelebt wird. Es ist eine Meditation über Jüngerschaft, die im Kontext des Krieges geschmiedet wurde.

Warum diese Kombination – Jüngerschaft und geistlicher Kampf?

Weil das christliche Leben keine neutrale Reise der Selbstverbesserung ist. Es ist ein Krieg der Treue. Christus nachzufolgen bedeutet, sich in einen umkämpften Raum zu begeben. Es bedeutet, von der Gnade beansprucht und vom Feind gejagt zu werden. Es bedeutet, täglich mit Jesus durch Prüfungen, Versuchungen, Leiden und kleine Siege zu gehen – zu lernen, wie man betet, wie man liebt, wie man widersteht, wie man durchhält. Und Lewis lehrt uns durch die umgekehrte Logik seiner Dämonen, wie der Feind arbeitet, damit wir lernen können, wie die Gnade siegt.

Lewis wusste, dass Krieg nicht immer dramatisch ist. Oft ist er langweilig. Die Waffen der Hölle sind nicht immer Gewalt und Chaos, sondern Langeweile, Ablenkung, Groll, Stolz und geistige Apathie. The Screwtape Letters zeigen uns, wie die Hölle Krieg führt, nicht indem sie Gläubige überwältigt, sondern indem sie sie langsam betäubt – indem sie sie mit kleinen Kompromissen nach und nach von der Wahrheit entfernt. Der Patient fällt nicht mit einem Knall, sondern durch Abdrift. Diese Einsicht macht Lewis meiner Meinung nach zu einem großartigen Wegweiser für die Jüngerschaft in der Moderne.

In einer Zeit, in der das Böse trivialisiert, das Übernatürliche abgelehnt und das Christentum auf Therapie reduziert wird, ist Lewis’ Vision eine erfrischende Korrektur. The Screwtape Letters erinnern uns daran, dass das christliche Leben ein umkämpftes Terrain ist. Der Feind zieht Ablenkung dem Unglauben vor, Selbstzufriedenheit der Konfrontation, Zynismus dem Mut. Aber das Evangelium erinnert uns an eine größere Wahrheit: Christus hat gesiegt. Sein Tod hat die Mächte entwaffnet, seine Auferstehung hat ihre Niederlage besiegelt, und sein Geist rüstet seine Kirche zum Durchhalten. Ein Jünger zu sein bedeutet, in dieser Realität wie ein Soldat zu leben: der Versuchung zu widerstehen, die Liebe neu zu ordnen und mit der Kirche bis zum Ende durchzuhalten.

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Thiago Silva erhielt seine theologische Ausbildung an der Mackenzie Presbyterian University (Brasilien), dem Calvin Theological Seminary und dem Puritan Reformed Theological Seminary. Dr. Silva ist Pastor der Bethel Presbyterian Church (PCA) in Lake Charles, Louisiana, und Stadtdirektor des C.S. Lewis Institute Lake Charles. Er ist Autor von Discipleship in a Post-Christian Age: With a Little Help from C. S. Lewis und Discipleship and Spiritual Warfare: From the Screwtape Letters to the Christian Life.

 

Tim Kellers pastorale Integrität

 

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Philipp Bartholomä schreibt in seinem Vorwort zum Buch Timothy Keller über das Leben als Christ über die pastorale Integrität von Keller (Matt Smethhurst, Timothy Keller über das Leben als Christ, 2025, S. 7–14, hier S. 12–13): 

„Die meisten Probleme sind die Folge einer mangelnden Ausrichtung am Evangelium. Fehlentwicklungen in der Gemeinde und sündige Strukturen in unserem Leben sind letztlich darauf zurückzuführen, dass wir die Auswirkungen des Evangeliums zu wenig durchdenken und das Evangelium nicht gründlich genug begreifen und annehmen. Oder positiv gesagt: Das Evangelium verändert unser Herz, unser Denken und unsere Haltung zu absolut allem. Wenn in einer Gemeinde das Evangelium in seiner Fülle ausgelegt und umgesetzt wird, dann wird hier eine einzigartige attraktive Verbindung von moralischer Haltung und Verständnis für andere entstehen.“ Kellers evangeliumszentrierte Theologie ist ein wichtiges Erbe, das wir dankbar und bleibend bewahren sollten. Denn nur durch eine konsequente Ausrichtung am Evangelium entstehen geistlich gesunde und missionarisch wirksame Gemeinden. Pastorale Integrität Schließlich kommt es nicht von ungefähr, dass Matt Smethurst seine Synthese der theologischen Grundüberzeugungen Tim Kellers mit einem Verweis auf dessen Integrität beendet. Keller „begehrte für sich keine großen Dinge“ (der 45,5), er machte nie viel Aufhebens um sich selbst. Seine beeindruckende Erfolgsgeschichte wurde nicht von diskreditierenden Skandalen geschmälert. Im Unterschied zu manch anderen Pastoren großer Megachurches baute Keller keine persönliche Plattform für sich. Er wollte auch nicht seine eigene Marke bewerben. Obwohl er die größeren kirchlichen Zusammenhänge strategisch im Blick hatte und sich in verschiedenen überregionalen Initiativen engagierte, verstand sich Keller immer zuerst als Pastor einer lokalen Kirche. Bis zu seinem 55. Lebensjahr machte er nur durch vereinzelte Publikationen auf sich aufmerksam. Den Großteil seiner Bücher veröffentlichte Keller erst nach Jahrzehnten treuer, pastoraler Arbeit, also auf dem glaubwürdigen Fundament eines sichtbaren track records. Alles, was Keller über das christliche Leben lehrte, wurde beständig und demütig im Alltag seines Gemeindedienstes auf Tauglichkeit geprüft. Seine gewachsene Social-Media-Reichweite nutzte er nicht für Selfie-durchtränkte Selbstdarstellung. Vielmehr wollte er seine Follower auf gute Inhalte hinweisen. Auch der vor Jahren vollzogene Nachfolgeprozess innerhalb der Redeemer Presbyterian Church und die damit verbundene Weitergabe von Verantwortung und Macht an die nächste Generation von Pastoren zeugt von Kellers uneigennützigem Charakter und davon, dass ihm das bleibende Wohl seiner Gemeinde wichtiger war als sein „eigenes Reich“. Aus der Ferne kann man das nur als vorbildlich betrachten. Sowohl Kellers enge Mitarbeiter, Freunde und Kollegen, die ihn gut kannten, als auch Mitglieder seiner Gemeinde bemerkten in den Tagen nach seinem Tod unisono, dass es keine Diskrepanz gab zwischen seiner Lehre, seinem öffentlichen Auftreten und dem Mann, den sie privat erlebten. Sie beschreiben Keller als demütig, aufrichtig und zugänglich. Freundlichkeit, Güte und Herzlichkeit zeichneten ihn aus. Er war weder distanziert noch unnahbar und trotz seiner internationalen Reputation – so bezeugten es viele – einfach „einer von uns“.

Die ELB-Studienbibel

 

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Es gibt eine neue deutschsprachige Studienbibel. Die Herausgeber, der SCM R. Brockhaus und die Christliche Verlagsgesellschaft, haben das Werk ELBERFELDER BIBEL: Die große Studien- und Kommentarausgabe „getauft“.

Angeboten werden zwei wertige Ausgaben. Die Standardausgabe mit Kunst ledereinband kostet 130 Euro, die Echtlederausgabe mit Goldschnitt satte 180 Euro. Das ist jeweils eine Menge Geld. Lohnt sich die Investition? Die Antwort auf diese gute Frage gibt es hier in einer Buchbesprechung: www.evangelium21.net.

Bestellt werden kann die Studienbibel hier [#ad].

Narrenrede

 

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Os Guinness, der die Zuschauer durch die hier bereits empfohlene Dokumentation Truth Rising führt, hat im Jahr das Buch Fool’s Talk veröffentlicht. Das Buch ist nun endlich beim Verlag CV als Narrenrede: Die Wiederentdeckung christlicher Überzeugungskunst erschienen.

Carsten Polanz schreibt in seinem Geleitwort zur deutschsprachigen Ausgabe:

Das Buch eignet sich sehr gut als Impulsgeber für tiefgehende und wegweisende Gespräche in unseren Kirchen, Gemeinden und Netzwerken über die Zukunft von Evangelisation und Apologetik. Selbstverständlich müssen wir dem Autor dabei nicht in allem folgen, sollten uns aber auch nicht wertvoller Einsichten und weg- weisender Anregungen selbst berauben, indem wir uns an einzelnen Beispielen und Zuspitzungen stoßen. In Gesprächsrunden können wir dann auch manches weiterdenken – auch die zentrale Rolle, die eine gelebte christliche Gastfreundschaft bei einem tiefgreifenden Sinneswandel glaubensferner Menschen aller sozialen Milieus und Bildungsschichten spielen kann. Guinness’ eigener Mentor Francis Schaeffer hat hier gern von der „finalen Apologetik“ gesprochen (siehe Joh 13,35) – mit Blick auf die von Nichtchristen erfahrbare Liebe in keineswegs vollkommenen, aber durch das Evangelium versöhnt lebenden Gemeinschaften von Nachfolgern Jesu.

Die Lektüre dieses Buches wird sich auf jeden Fall lohnen – nicht nur für christliche Verantwortungsträger, Theologiestudenten und Bibelschüler, die sich in ihren Gesprächsversuchen schon öfter in entmutigenden Sackgassen oder bedrückender Sprachlosigkeit wiedergefunden haben. Es wird auch Sie auf vielfältige Weise dazu motivieren, Gott in Abhängigkeit von seiner Gnade und Weisheit mutiger und kreativer in einer zunehmend pluralistischen und zugleich in weiten Teilen religiös indifferenten Gesellschaft zu bezeugen.

Sehe ich auch so.

Hier eine Leseprobe: leseplatz-narrenrede-os-guinness-271967000-leseprobe.pdf. Bestellt werden kann das Buch hier [#ad].

Neue Ökonomie des Wortes

KI-Tools zerlegen Texte in Häppchen, Videoclips und Podcasts dominieren das Internet: Der Medienwissenschaftler Christoph Engemann befürchtet, dass in Zukunft nur noch eine kleine Elite in der Lage sein wird, Bücher ohne digitale Hilfsmittel zu lesen. Das mündliche Wort wird wichtiger, das Lesen von Bücher gehört für viele junge Leute zur alten Welt.

Die FAZ stellt sein Buch vor und schreibt: 

Auch wenn es viele noch nicht wahrhaben wollen: Bildung und Wissen, einschließlich der Verfahren ihrer Überprüfung, sind infolgedessen völlig neu zu verhandeln.

Auf diese Weise verändert sich auch das Verhältnis von Schriftlichkeit und Mündlichkeit grundlegend: „Die Ökonomie des Internets ist eine Ökonomie des Wortes“, so Engemann. Längst haben sich soziale Medien, Videoclips und Podcasts als legitime Formate der Wissensvermittlung jenseits des klassischen Lesetextes etabliert. Mit der maschinellen Sprachverarbeitung verschwimmen die Grenzen zwischen Schrift und Rede; auch Gesprochenes wird jetzt adressierbar, verlinkbar, durchsuchbar.

Ob sich das Delegieren des Lesens langfristig als eine lohnende Abkürzung zur Texterschließung erweisen wird, mag man bezweifeln. Engemann befürchtet, dass es zwangsläufig zu einem Machtgefälle zwischen den Selbstlesern und den nur noch aus zweiter Hand Lesenden kommen wird. So gerate die Fähigkeit zum Selbstlesen früher oder später zum neuen Latein der wenigen, während die breite Masse häppchenweise und gefiltert ihre Kenntnisse von Chatbots und aus Podcasts bekäme.

Martyn Lloyd-Jones – ein reformierter Prediger

Philip Eveson beschreibt in seiner hochinteresssanten Studie „Der Heilige Geist in der Lehre und Erfahrung von D. Martyn Lloyd-Jones“ die reformierten Glaubensüberzeugungen von Martyn Lloyd-Jones (Baptised With Heavenly Power: The Holy Spirit in the Teaching and Experience of D. Martyn Lloyd-Jones, 2025, S. 23–24):

Obwohl Lloyd-Jones kein Freund von Etiketten war, gehörte seine theologische Position eindeutig zu jener Richtung des Protestantismus, die als calvinistisch oder „reformiert” bekannt ist. Er bezeichnete sich selbst selten als Calvinisten und vermied solche Begriffe bewusst auf der Kanzel. Selbst bei Konferenzvorträgen zögerte er oft, Menschen als Calvinisten zu bezeichnen, und erklärte einmal: „Ich mag diese Etiketten nicht, aber da sie verwendet werden, muss ich sie auch verwenden.”

Für ihn waren Calvinisten „Paulinisten”. Bedeutete das, dass es ihm peinlich war, solche Begriffe zu verwenden, oder dass er ein widerwilliger Calvinist war? Keineswegs! In seiner Rede vor der Jahresversammlung der Evangelical Library im Jahr 1963 bezog er sich mehrfach auf die reformierte Theologie. Angesichts des damals wachsenden Interesses an den Gaben des Heiligen Geistes war er besorgt, dass zwar einige Pfingstler „in ihrer Unzufriedenheit in Richtung reformierte Theologie blicken“, viele in den älteren Konfessionen jedoch „auf diese pfingstlerische Lehre“ und ihre unbiblischen ökumenischen Verbindungen schauen, anstatt auf die reformierte Lehre. Er war dankbar für diejenigen, die mit der Oberflächlichkeit des Lebens ihrer Kirchen unzufrieden waren und sich „direkt der reformierten Theologie und der Lehre, für die wir stehen, zuwandten”. Nur zehn Jahre vor seinem Tod erklärte Lloyd-Jones in einer Ansprache vor einer Konferenz der International Fellowship of Evangelical Students (IFES) unmissverständlich: „Ich bin Calvinist.”

Deutsche Bibeldrucke vor Luther

Bern Kollmann schreibt über deutsche Bibelausgaben vor Luthers Septembertestament 1522 (Martin Luthers Bibel, 2021, S. 47, siehe auch hier):

Der Buchdruck ermöglichte nicht nur eine Herstellung der Vulgata in höheren Stückzahlen, sondern trug auch zur raschen Verbreitung deutscher Bibeln bei. Vor allem das zahlungskräftige städtische Bürgertum hatte ein starkes Verlangen danach, zur persönlichen geistlichen Erbauung eine Bibel in der Umgangssprache zu besitzen. Die Aussage von Johannes Aurifaber aus dem Jahr 1566, die Bibel habe voller Staub unter der Bank gelegen, bis Luther sie hervorzog und mit seiner Übersetzung allen Menschen in verständlicher Sprache zugänglich machte, ist eine Übertreibung. Vor dem Erscheinen von Luthers Septembertestament 1522 sind 14 hochdeutsche und vier niederdeutsche Druckausgaben der Bibel belegt. Die Zentren des hochdeutschen Bibeldrucks waren Straßburg, Augsburg und Nürnberg. Im Jahr 1466 brachte Johannes Mentelin in Straßburg die erste gedruckte Bibel in deutscher Sprache auf den Markt. 

Revierkampf unter dem Regenbogen

Wie sehr die LGBTQ+Bewegung zerstritten ist, dokumentiert der Streit um korrekte Regenbogenflagge. Thomas Thiel schreibt in seiner Besprechung des Jahrbuch Sexualitäten 2025 (FAZ, 19.08.2025, Nr. 191, S. 10):

Auch bei der Wahl der Regenbogenflagge ist die Selbstverständlichkeit verloren gegangen. Denn welche soll man nehmen? Neben die sechsstreifige Fahne, die der amerikanische Designer Gilbert Braker 1978 als Banner der Schwulenbewegung entwarf, ist eine bunte Vielfalt von Alternativen getreten. Die Progress Pride Flag, 2018 von Daniel Quasar entworfen, fügt dem Regenbogen einen Keil mit den Farben der Transgender Pride Flag hinzu. Das Auswärtige Amt hisste die Flagge vergangenes Jahr, damals noch unter Annalena Baerbock. Daneben gibt es Flaggen für Bisexuelle, Aromantiker, Sexarbeiter, Genderfluide und andere Minderheiten, die das Original jeweils mit eigenen Motiven und Farbgebungen variieren.

Till Randolf Amelung interpretiert die wundersame Flaggenvermehrung im neuen „Jahrbuch Sexualitäten“ als Symptom der Spaltung innerhalb der LGBTQ-Bewegung, die sich von den ursprünglichen Anliegen der Lesben- und Schwulenbewegung immer weiter entferne. Der Herausgeber des Jahrbuchs, Jan Feddersen, hat schon vor Jahren auf Schwulenfeindlichkeit in der LGBTQ-Szene aufmerksam gemacht. Von Trans- und Queer-Seite wird Homosexuellen verübelt, das binäre Geschlechtsschema zu bestätigen, das man dringend loswerden will, und die körperlichen Aspekte von Geschlecht in Erinnerung zu rufen, die im neuen Konzept der Geschlechtsidentität nicht mehr interessieren. Amelung weist demgegenüber darauf hin, dass man den Geschlechtspartner nicht abstrakt nach der Identität wählt, sondern durchaus auch nach der körperlichen Anziehung. Queeraktivistische Forderungen, das biologische Geschlecht zu verabschieden, nennt er homosexuellenfeindlich.

A Textual Commentary on the Greek New Testament (2025)

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Ein neuer Textual Commentary on the Greek New Testament ist bei der Deutschen Bibelgesellschaft erschienen. Das gleichnamige Werk von Bruce M. Metzger, das sich in seiner letzten Auflage auf das GNT4 aus dem Jahr 1993 bezog, ist damit abgelöst (er ist aber immer noch sehr wertvoll und kann derzeit für nur 9,95 Euro bei der Bibelgesellschaft bezogen werden). 

Der neue Textual Commentary präsentiert nicht mehr das Ergebnis einer Arbeitskommision, sondern wird von H.A.G. Houghton verantwortet. Houghton ist Mitglied des Herausgebergremiums für NA29 und GNT6.

Aber was ist das Anliegen des Buches? Der Textual Commentary on the Greek New Testament ist kein Bibelkommentar. Er kommentiert Entscheidungen zur sogenannten Textkritik des Neuen Testaments. Neutestamentliche Textkritik ist ein Teilgebiet der Bibelwissenschaft, das sich mit der Rekonstruktion des ursprünglichen Wortlauts des griechischen Neuen Testaments befasst. Da die die Originalhandschriften (auch Autographen genannt) nicht mehr existieren, stützt sich die Textkritik auf die Auswertung und den Vergleich von Handschriften und anderen Textzeugen, um die wahrscheinlich ursprüngliche Lesart zu ermitteln.

Tanja Bittner hat die Neuausgabe rezensiert und schreibt u.a.:

Um fundiert Textkritik zu betreiben, ist ein beträchtliches Maß an Fachwissen nötig, zum Beispiel in Bezug auf die Charakteristika einzelner Handschriften. Vom durchschnittlichen Theologiestudenten, Pastor oder Bibelübersetzer ist das kaum zu leisten, obwohl textkritische Fragen durchaus für ihn relevant sein können.

Auf eben diese „non-specialists“ (S. VII) ist der Textual Commentary ausgerichtet. Er soll dem Leser helfen, die Arbeit der Textkritiker nachzuvollziehen und sich ein Stück weit eine eigene Meinung zu bilden.

In einer ausführlichen Einleitung (36 Seiten) wird zunächst das nötige Grundwissen vermittelt. Der Leser erhält einen Überblick über die verschiedenen Arten von Zeugen (Papyri, Majuskeln, Minuskeln usw.) und die Prinzipien der Textkritik (äußere und innere Kriterien, die neuen Möglichkeiten der CBGM). Im Abschnitt „Who Changed the Text and How?“ (dt. „Wer veränderte den Text und auf welche Weise?“ Vgl. S. 23–27) geht es um die immer wieder geäußerte Vermutung, die antiken Schreiber hätten sich gewisse Freiheiten beim Abschreiben der Texte genommen und zum Beispiel theologisch nicht genehme Stellen verändert. Damit verkennt man aber die Situation in antiken Schreibstuben und die üblichen Abläufe der damaligen Buchproduktion. Man sollte bei der überwiegenden Zahl der Varianten davon ausgehen, dass es sich um Versehen oder unbewusste Änderungen handelt.

Houghton geht in der Einleitung außerdem kurz auf das Konzept der Texttypen anhand der vermeintlichen geographischen Verortung ein (alexandrinischer, westlicher, Caesarea-Text): Der Textbefund erlaubt es heute nicht mehr, diese Kategorien aufrechtzuerhalten, man sollte sie deshalb nicht mehr als Kriterium verwenden. Einzige Ausnahme ist die Kategorie des Byzantinischen Texts, dessen Vertreter tatsächlich ein hohes Maß an Übereinstimmung aufweisen.

Mehr: www.evangelium21.net.

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