Der Neutestamentler Michael Kruger (RTS, USA) hat auf seinem Blog eine Serie zu den 10 Kernüberzeugungen des „progressiven Christentums“ begonnen. Die „10 Gebote“ überschneiden sich durchaus mit einigen Grundeinsichten des Neo-Evangelikalismus:
- Jesus ist mehr ein Vorbild für das Leben als Objekt der Anbetung.
- Das Potential der Menschen zu bejahen ist wichtiger als sie an ihre Zerbrochenheit zu erinnern.
- Die Versöhnungsarbeit sollte über die kritische Urteilsbildung gestellt werden.
- Freundliches Verhalten ist wichtiger als der rechte Glaube.
- Zu Fragen einzuladen ist wertvoller als Antworten zu geben.
- Die Förderung der persönlichen Suche ist wichtiger als die Einheitlichkeit der Gemeinschaft.
- Die Deckung des tatsächlichen Bedarfs ist wichtiger als die Aufrechterhaltung von Institutionen.
- Friedensarbeit ist wichtiger als Macht.
- Wir sollten uns mehr um Liebe und weniger um Sex kümmern.
- Das Leben in dieser Welt ist wichtiger als das zukünftige Leben (die Ewigkeit ist ohnehin Gottes Werk).
Die Ausführungen zu den einzelnen Kernüberzeugungen können auf dem Blog abgerufen werden: www.michaeljkruger.com.
Michael Kruger ist Herausgeber des von mir 2016 empfohlenen Buches A Biblical Theological Introduction to the New Testament: The Gospel Realized (siehe hier, S. 51).
VD: DV
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Soll das so eine Art buddhistisches Christentum sein? Der Mensch vervollkommnet, er wird selbst zu Gott. Und Gott ist gar nicht mehr nötig.
Es gibt nix Neues unter der Sonne. Mit anderen Worten immer das gleiche sagen.
„Buddhistisches Christentum“ – das ist ein guter Begriff 😉
Ich zitiere einfach mal aus dem Umschlagtext des Buches „Neues Leben – Neue Identität“ (Lichtzeichen Verlag, 12. Aufl. 2015)
Mal davon abgesehen, dass ich dem Verlag gerne ein paar Kommas schenken würde – hier steht nur das ICH im Mittelpunkt.
Eine Mischung aus allgemeinen ethischen Aussagen, welche man nicht zwingend in Verbindung mit dem „Christentum“ stellen muss. Jede halbwegs, irgendeinem esoterischen Jesus zugewandte Bewegung, könnte da zustimmen.
Spontane Bemerkung zu den 10 Punkten: 1) Jesus ist mehr ein Vorbild für das Leben als Objekt der Anbetung. Das ist neben Gotteslästerung auch noch Unsinn. Wer dem zustimmt, diminuiert den Fürsten des Lebens, dem wir unser und unser nächstes Leben verdanken. 2) Das Potential der Menschen zu bejahen ist wichtiger als sie an ihre Zerbrochenheit zu erinnern. Nein, zuerst die Erinnerung an die Gefallenheit, danach das so genannte „Potential“. 3) Die Versöhnungsarbeit sollte über die kritische Urteilsbildung gestellt werden. Das ist Quatsch, denn Versöhnungsarbeit bedarf der kritischen Urteilsbildung, um der Person gerecht zu werden. 4) Freundliches Verhalten ist wichtiger als der rechte Glaube. Dann geh ich nach Thailand. Obwohl: dort haben sie diesen „rechten Glauben“ trotzdem. 5) Zu Fragen einzuladen ist wertvoller als Antworten zu geben. Das stimmt. Die Antworten, die einem heute die Christen um die Ohren schmieren, sind oft weniger wert als die Fragen. 6) Die Förderung der persönlichen Suche ist wichtiger als die Einheitlichkeit der Gemeinschaft.… Weiterlesen »
Ein kleines Problem (z.B. wenn darüber diskutiert wird) ist, daß es sich um eine Außenansicht handelt. Allerdings sind Innenansichten nicht so fundamental unterschiedlich, es wird nur etwas anders formuliert, wie etwa hier: http://www.futurefaith.de/2008/05/das-war-der-kirche21-thinktank.html
@Gandalf: Nein, in dem Fall handelt es sich um eine Innenansicht. Ron hat diesesn Aspekt nicht ausgeführt: Kruger hat die 10 „Kernüberzeugungen des progressiven Christentums“ aufgrund einer Anregung von Richard Rohr dem Buch von Philip Gulley entnommen: https://www.amazon.de/If-Church-Were-Christian-Rediscovering/dp/0061698776/ – ich kenne weder den Autor noch das Buch, allerdings werden von Gulley wie auch von Rohr diese 10 Sachen nicht als Kernüberzeugungen einer Dogmatik, sondern als anzustrebende Ideale behandelt, die das Christentum „Jesusmäßiger“ machen würden. Die Position ist durchaus eine Innensicht der US-amerikanischen Kirche. Ich teile Krugers Kritik, dass dies (bei Ansicht der zehn Punkte an sich, nicht der Erläuterung die Gulley dazu gibt) in eine Richtung liberales Christentum geht, die letztlich den Kern des Glaubens aufgibt. Allerdings ist laut Kruger das Gefährliche daran, dass diese Aussagen eben zum Teil wahr sind.