Ulrich Wilckens schreibt über die Autorität des Alten Testaments (Theologie des Neuen Testaments, 2014, Bd. 2, S. 61):
Was zunächst das Alte Testament betrifft, so ist zunächst noch einmal daran zu erinnern, daß dessen Zeugnis in der Urkirche nicht nur in fester Schriftform vorlag (»es steht geschrieben«; Mose oder einer der Propheten »haben geschrieben«), sondern daß es eigentlich der »heilige« Gott selbst ist, der in dem von Menschen »Geschriebenen« zu Wort kommt. Weil Gott heilig ist, gelten die Schriften als »heilig« (Röm 1,2). Was sie »lehren«, gilt uns, »damit wir durch die Geduld und durch die Tröstung (die Gott uns in ihnen zuspricht) an der Hoffnung festhalten« (Röm 15,4). Daß alle Schriften prophetisch auf Christus verweisen (Lk 24,27), dient »uns« Christen zur Bekräftigung unseres Glaubens an den Messias Jesus als Gottes Sohn, in dem Gott das seinem Volk zugedachte Heil vollendet hat. Jede zitierte Schriftstelle ist insofern als Christuszeugnis immer auch Zeugnis des heilsgeschichtlichen Handelns Gottes in der Geschichte Israels, seines wirkkräftigen »Redens« einst zu den Vätern und jetzt zu uns (Hebr 1,1f.). Darum ist die Schrift von göttlicher Autorität, so daß Paulus im Streit um die jeweils höchste Autorität von Menschen in der Gemeinde von Korinth die Grundregel aktuell zur Geltung bringt: »nicht über das hinaus, was geschrieben steht!« 1Kor 4,6).