Die Postmoderne verfängt sich in ihren eigenen Logiken

Anna Mayr beschreibt in dem Artikel „Warum sich die postmoderne Linke soschwertut, den Terror gegen Israel zuverurteilen“, wie sich die Postmodernen angesichts der Krise im Nahen Osten selbst zerlegen. Die Theoretiker der Postmoderne von gestern haben den Diktatoren von heute einen roten Teppich ausgelegt. Wenn sich Probleme nicht mit vernünftigen Argumenten lösen lassen, werden die Säbel gezogen. 

Mayr schreibt: 

Es gibt ein Video im Internet, das ganz gut erklärt, warum diese Positionierung vielen nicht gelang. Darin sitzt die Sängerin Achan Malonda neben dem Autor Fabian Wolff, der sich jahrelang als Jude ausgegeben hatte, auch als jüdischer Autor bei ZEIT ONLINE Texte veröffentlichte, ohne wirklich Jude zu sein. Die beiden sprechen über die Solidarität zwischen People of Color und Juden. Malonda fragt darin Wolff, den sie zu dem Zeitpunkt wohl für einen Juden hält: „Denkst du, dass sie euch im Prinzip whiteness ge-offered haben?“ Übersetzung: Denkst du, Juden können sich aktiv dafür entscheiden, Weiße zu sein? Er stimmt ihr zu. Juden hätten die Wahl, ob sie zu den Diskriminierten gehören wollten oder nicht.

Wenn man das weiterdenkt, können Juden alles nur falsch machen: Werden sie zu Weißen, sind sie Teil der Mehrheitsgesellschaft. Lassen sie sich unterdrücken, sind sie selber schuld, denn sie hätten sich anders entscheiden können.

Judith Butler, postmoderne Vordenkerin, hat vor einigen Tagen einen Essay veröffentlicht, in dem nichts drinsteht. Eigentlich hat Butler die Hamas einst unterstützt, als Freiheitskämpfer für die Palästinenser. Doch in ihrem neuen Essay steht zig Absätze lang immer wieder das Gleiche: Die Gewalt ist durch nichts zu rechtfertigen, und man muss dennoch die Gewalt der Besatzungsmacht Israel sehen. Es wird deutlich, dass sie(nachvollziehbarerweise) nicht weiß, wohin sie noch denken soll. Von radikalen angloamerikanischen Postmodernen wird sie bereits geächtet; sie sei wohlauch nur eine reaktionäre, weiße Progressive, schreibt einer auf Twitter. Butler ist jüdisch.

Mehr (hinter einer Bezahlschranke): www.zeit.de.

VD: JL

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6 Kommentare
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Matze
6 Monate zuvor

Ich weiss nicht, warum man überhaupt noch von der Postmoderne redet, weil diese schon lange tot ist. Das ständige Ausgrenzen von Minderheitsmeinungen egal welcher Art entspricht doch massiv der Theorie der Postmoderne. Es sollten da doch alle Anschauungen ohne Wertung gleichwertig gelten. Wo findet das denn statt?

Helge Beck
6 Monate zuvor

„Wo findet das denn statt?“
Statement of ICC (International Criminal Court) Prosecutor Karim A. A. Khan KC from Cairo on the situation in the State of Palestine and Israel
30 October 2023
„I also want to be clear that my Office is in the business of conducting credible, relevant, professional, and independent criminal investigations. And so I don’t, I haven’t, and I won’t be giving a running commentary on social media, or anywhere else for that matter, regarding the state of investigations in this or any other situation. But the absence of commentary does not mean the absence of investigations.“

https://www.un.org/unispal/document/statement-of-icc-prosecutor-on-the-situation-in-the-state-of-palestine-and-israel/

Udo
6 Monate zuvor

Eine Eigenschaft der Postmoderne scheint ihre Geschichtsvergessenheit zu sein. Hamas Sympathisanten, wie z.B. BLM, meinen, dass das jüdische Land ein „besetztes“ Gebiet sei und angeblich palästinensischen Arabern gehöre. Ein Blick zurück, Stichwort „Balfour-Deklaration“, „San Remo-Konferenz“, „Völkerbund Mandat 1922“, würde helfen, ideologisches Denken durch Fakten orientiertes Denken zu ersetzen. Palästinenser könnten wie viele andere Menschen in Frieden und Wohlstand in dem Land leben, das nicht nur biblisch gesehen, sondern auch völkerrechtlich gesehen den Juden gehört, wenn nicht viele der blinde Hass bestimmen würde. Er ist auch leider typisch für den politischen Islam. In den Palästinensergebieten richtet er sich nicht nur gegen Juden, sondern auch gegen Araber, die Frieden statt Terror wollen. Angefangen bei Haj Amin al-Husseini über seinen Neffen Jassir Arafat bis zur heutigen Hamas gibt es nur ein Ziel: Vernichtung Israels und des Zionismus. Wie sagte der Hamas-Leiter Yahya Sinwar: „Wir werden die Grenzen abbrechen und ihnen das Herz aus dem Leib reissen.“ Wenn Israel die Waffen niederlegt, wird es… Weiterlesen »

Helge Beck
6 Monate zuvor

Die Balfour-Deklaration, die San Remo-Konferenz und das Völkerbund-Mandat waren entscheidende Momente in der Geschichte des Nahen Ostens, und ihre Auswirkungen sind bis heute spürbar. Sie legten den Grundstein für die Errichtung einer „nationalen Heimstätte“ für das jüdische Volk in Palästina, und es gibt breite Zustimmung darüber, dass die Interessen der einheimischen palästinensischen Bevölkerung während dieser Prozesse nicht ausreichend berücksichtigt wurden.

Die Einrichtung einer „nationalen Heimstätte“ führte zu einem Zustrom von jüdischen Einwanderern und Siedlungsaktivitäten, die wiederum zu Spannungen und Konflikten mit der einheimischen arabischen Bevölkerung führten. Die Periode des britischen Mandats war geprägt von wachsenden interkommunalen Spannungen, die schließlich in der Gründung des Staates Israel im Jahr 1948 und der darauf folgenden Vertreibung und Flucht von Hunderttausenden Palästinensern kulminierten.

Dass diese Ereignisse die Rechte der Palästinenser ignorierten und als koloniale Projekte betrachtet werden können, wird von vielen Historikern und Kommentatoren geteilt.

Markus Jesgarz
6 Monate zuvor

Meine Meinung ist:
1.
Leider ist das Ziel der Hamas die Zerstörung des Staates Israel.
https://www.facebook.com/markus.jesgarz.3/posts/pfbid0kzHbR7x5JouXzdvwz4NG98aRBp3ycBFjCVYRZM1H4G7WrxAGGRyDKNYCdq5EhYgwl 
2. 
Leider ist die Hamas die Besatzungsmacht von dem Gazastreifen.

Stephan
6 Monate zuvor

Was Herr Beck ausklammert ist die Geschichte Israels in den Jahrzehnten vor 1948. Da war an einen Staat nicht zu denken, sondern jüdische Siedler haben Land gekauft (ja, von „Palästinensern“, die es freiwillig verkauft haben und tw. hinterher von ihren ethnischen Landsleuten dafür umgebracht worden sind). Und kaum siedelten die Juden auf dem gekauften Land begannen schon die gewaltsamen Angriffe derjenigen, die bereits schon damals das Land frei von Juden halten wollten. Was dann als „Flucht und Vertreibung“ benannt wird hatte immer eine kriegerische Vorgeschichte, nicht ausgelöst von den jüdischen Siedlern oder dem jungen jüdischen Staat. Wir kennen es aus der eigenen Geschichte: wer einen Krieg angezettelt und verloren hat, hat u.U. auch Staatsgebiete dauerhaft verloren, und sei es, dass der Kriegsgewinner die als „Pufferzone“ zwischen den eigenen Gebieten und einem potentiellen Gegner eingerichtet hat. Ebenso darf man nicht vergessen, dass das Ziel der Hamas nicht irgendeine „Befreiung“ der „Palästinenser“ ist, sondern nach eigenen Angaben sind die Juden vom Baby… Weiterlesen »

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