Digitale Verwahrlosung der Kinder

Die Sache scheint klar: Zu hoher und zu früher Medienkonsum haben eine verheerende Wirkung auf unsere Kinder – körperlich und geistig. Doch Warnungen verhallen fast immer ungehört. Während der COVID19-Pandemie hat sich die Mediensucht sogar verdoppelt.

Die Berliner Journalistin Monika Wesseling plädiert für ein maximales Hinauszögern der digitalen Bilderflut: 

Jede neue Studie, die sich mit der Wirkung von Medienkonsum beschäftigt, bringt weitere gravierende Resultate ans Licht. Nur scheint es niemanden groß zu beeinflussen oder zu einer Verhaltensänderung zu bewegen. Schichtenunabhängig sehe ich das Hauptproblem in der Bequemlichkeit der Eltern, Kindern das Digitale vorzuenthalten. Parallel wird auf allen Kanälen suggeriert, dass es total in Ordnung ist. Es gibt Rubriken in Erziehungszeitschriften, die Apps für Kinder empfehlen. Es wird nicht problematisiert, dass Kinder so früh an die Nutzung von Geräten herangeführt werden.

Streamingdienst-Abonnenten sind mit einem unerschöpflichen Fundus an Kinderfilmen konfrontiert. Der Algorithmus empfiehlt ständig neuen Stoff. In Podcasts werden mit größter Selbstverständlichkeit Apps für Kleinkinder empfohlen. Natürlich entsteht so der Eindruck, dass das alles schon passt und es gut ist, wenn man mitmacht.

Ich plädiere für ein maximales Hinauszögern der digitalen Bilderflut, auch bei der Erziehung meines eigenen Kindes, und weiß gleichzeitig, dass ich es nicht ewig abschirmen kann. Ich lebe nicht bei den Amish, und ich kann uns nicht in eine prädigitale Ära katapultieren. Meine Tochter wird mit anderen Kindern aufwachsen. Eins davon darf täglich angeblich so viel schauen, wie es möchte, und spaziert mit immer neuen Merchandise-Klimbim zur Terrassentür herein.

Mehr (hinter eine Bezahlschranke): www.welt.de.

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