Jürgen Liminski stellt für den TAGESSPIEGEL eine Studie vor, die den Einfluss der Ehe auf die Stabilität der Kinder, der jüngeren Generation und damit auch auf die Gesellschaft untersucht. Die Ergebnisse widerlegen einige Mythen.
Der dritte Mythos – nichtverheiratete Väter erziehen genauso gut wie verheiratete – geht von einem individualistischen Menschenbild aus, das Beziehungen nicht um ihrer selbst willen und als personale Verbindung sieht, sondern als Instrument des Individuums. Es ist ein Unterschied, ob jemand in einem verlässlichen, auf unbegrenzte Dauer angelegten Bezugsrahmen lebt und handelt oder ob die Beziehung unter der unausgesprochenen Option der Trennung steht. Die Soziologen, die Daten zu der Studie beigetragen haben, gehen zunächst von dem Faktum aus, dass vierzig Prozent aller Kinder heute in Haushalten leben, in denen die Eltern nicht verheiratet sind. Sandra Hofferth von der Universität Maryland und Kermyt Anderson von der Universität Oklahoma konnten nun nachweisen, dass verheiratete Eltern in der Regel deutlich zärtlicher, emotionaler und teilnehmender mit den Kindern umgehen als nicht verheiratete. Die Weltfamilienkarte zeigt zudem, dass Kinder aus nichtehelichen Haushalten doppelt so wahrscheinlich die Trennung der Familie vor ihrem 12. Lebensjahr erleben als Kinder aus ehelichen Haushalten. Eine Studie der Universität Bowling Green State sowie der Universität von Michigan wies sogar nach, dass in den USA jedes zweite Kind von nicht verheirateten Eltern den Bruch der Familie vor seinem fünften Geburtstag erleidet. Dagegen erlebten nur 15 Prozent der Kinder von verheirateten Eltern diesen Schock. Die Soziologen Frank Frustenberg und Andrew Cherlin führen das darauf zurück, dass verheiratete Väter Ehe und Vaterschaft als „eine einzige Sache, als ein Paket“ betrachten. In diesem Sinn ist auch der Mythos von der „guten Scheidung“, die den Kindern nichts ausmache, zu sehen.
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