Manchem gilt Inklusive als Zauberwort, das eine neue pädagogische Epoche einläuten soll. Erzwungene Gemeinsamkeit aller hilft aber weder den behinderten noch den nichtbehinderten Kindern. Heike Schmoll wirbt dafür, Freiräume für individuelle Entscheidungen zu erhalten – für die Eltern und vor allem ihre behinderten Kinder.
Nicht nur in Hamburg ist die gemeinsame Beschulung von behinderten und nichtbehinderten Kindern an die Stelle der Utopie von der Einheitsschule getreten. Inklusion scheint für viele das Zauberwort zu sein, das eine neue pädagogische Epoche einläuten soll. Völlig unklar ist indessen, wie der gemeinsame Unterricht in Schulen eigentlich verwirklicht werden soll. Weder sind die meisten Gebäude barrierefrei, noch verfügen die Schulen über Lehrer, die für die neue Aufgabe auch nur annähernd ausgebildet wären. Wer die Inklusion als quasi-totalitären Anspruch an Schulen zu kritisieren wagt, setzt sich dem Verdacht aus, der Selektion anzuhängen und sich den Forderungen der UN-Behindertenrechtskonvention zu widersetzen.
Doch davon kann keine Rede sein. In der UN-Konvention, der mehr als 150 Staaten einschließlich der Bundesrepublik zugestimmt haben, geht es ganz elementar darum, Menschen mit Behinderungen Zugang zum staatlichen Bildungssystem zu geben. Den haben sie in Deutschland längst, und zwar je nach Grad der Behinderung an allgemeinbildenden Schulen oder Förderschulen, die in der Konvention ausdrücklich nicht als Form von Diskriminierung gebrandmarkt werden, sondern als behindertengerechte Förderung. Würde dies erst einmal zur Kenntnis genommen, könnte die emotionalisierte Debatte über die Inklusion erheblich sachlicher geführt werden.
Hier der ausgezeichnete Kommentar: www.faz.net.
Inklusion ist möglich – sie erfordert aber den entsprechenden Mehraufwand an Personal, Räumen und Ausstattung. Meine Schule war acht Jahre lang eine Art Modellschule für Partnerklassen (wie es jetzt in Bayern heißt), d. h. eine Klasse mit Behinderten wurde aus dem Förderzentrum ausgelagert in unsere Schule und einer Regelklasse zugeordnet. Der Unterricht fand weitgehend gemeinsam statt. Es wurde quantitativ und qualitativ differenziert, zum Teil wurde einzelne Schüler oder kleine Schülergruppen herausgenommen. Ideenträger dafür war FISCo (www.fisco-coburg.de). Inzwischen – nach 11 Jahren – läuft es in mehreren Schulen in Bayern. Der Vorteil ist, dass die Behinderten ihren eigenen Personalschlüssel haben und dieses Personal dann beiden Schülergruppen zur Verfügung stehen: zwei Lehrkräfte, mehrere Schulassistenzen, mehrere Pflegekräfte, Praktikanten … sind dann für etwa insgesamt 25 behinderte und nicht-behinderte Kindern da. Im Schulalltag (Pausen usw.) sind nur die Kinder aufgefallen als „Behinderte“, die auf Hilfsmittel angewiesen waren (Rollstuhl) oder eine auffällige Fortbewegung hatten (Spastiker). Selbst die Down-Kinder wurden von anderen kaum als solche wahrgenommen.… Weiterlesen »