Patti Smith & Christoph Schlingensief debattierten über Kunst und Religion

Der Künstler und Regisseur Christoph Schlingensief muss dem Tod ganz direkt ins Gesicht sehen, seitdem er im Januar 2008 erfuhr, dass er an einer besonders heimtückischen Art von Lungenkrebs erkrankt ist. Ihm wurde bereits der linke Lungenflügel entfernt, eine Chemotherapie folgte. Doch neue Knoten sind aufgetaucht.

DER SPIEGEL berichtet über einen Abend, den Schlingensief mit Patti Smith in München auf der Bühne verbracht hat. Zitat:

Schmal und ernst sitzt er auf dem Podium. Sein christliches Bild habe sich im Laufe des Jahres gewandelt, sagt er, der frühere Messdiener und »Provokationsprofi«, bei dem nie klar war, ob er wirklich an Gott glaubte oder ob er ihn nur für seine Kunstproduktion benutzte. Dafür schlachtete er auf der Bühne viel zu gerne die heiligen Kühe der Gesellschaft. Er ließ sein Publikum die geografische Lage von KZs raten, forderte »Tötet Helmut Kohl« oder zeigte Pornos im Wiener Burgtheater.

Schon im November bekannte Schlingensief in einem Interview mit der TAZ, dass er mit der Gottesfrage kämpft:

Ein göttliches Prinzip könnte ja sein, permanente Versuchsanordnungen zu machen, so wie wir das auch gerne machen, die dann eben krachen, in denen Leute umkommen oder glückselig sind, sechs Kinder kriegen und nie krank werden. Und er guckt sichs an. Das einzige Problem ist, ihn geht das dann wirklich an, er sitzt dann nicht in der Kantine und zuckt die Achseln, wieder zwei Wohnblocks mit Kindern weggebombt. Ihm tut das dann wirklich weh, aber er muss es trotzdem noch mal ausprobieren, um Erfahrungen zu sammeln. In dieser Hinsicht ist Gott oder dieses Prinzip ein ziemlich schweinischer Künstlerarsch.

Ich erlebe jetzt vieles anders und brauche nicht mehr unbedingt das Tamtam und Brimborium von irgendwelchen religiösen Sachen, obwohl ich die Glocken und den Weihrauch immer noch liebe. Manchmal, wenn es mir nicht gut geht, dann sitze ich hier und höre die Glocken bimmeln von zwei Kirchen in der Nähe, das erinnert mich an schöne Zeiten, als ich noch im katholischen Traumlandpark lebte. Was Gott angeht, habe ich elende Kämpfe, und was den Widerstand gegen das Sterben angeht, bin ich manchmal super geladen. Ich will definitiv nicht sterben. Ich will lange, lange leben, und ich bin verdammt glücklich mit dem, was ich habe.

So schön wir hier kann es im Himmel gar nicht sein. Das ist der Kernsatz.

Hier geht es zum ganzen Beitrag: www.spiegel.de.

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