Mit Hirnscans glaubte man, Menschen quasi beim Denken zusehen zu können. Dafür nutzt man funktionelle MRT-Bilduntersuchungen, die sichtbar machen, welche Regionen im Gehirn gerade aktiv sind. Mit solchen Verfahren wollte man sogar demonstrieren, dass politische Einstellungen auf neurologische und biologische Verwurzelungen zurückgeführt werden können (vgl. hier). Seit Jahren stehend diese Verfahren und die von ihnen abgeleiteten Thesen in der Kritik. Stephan Schleim hat sich die Mühe gemacht, mal den Stand der Dinge in Sachen Hirnscans zusammenzufassen. Er schreibt:
Fassen wir zusammen: Schon 1930 dachte man, mit der EEG Gedanken lesen oder psychische Störungen diagnostizieren zu können. Bis in die 1990er stellte man hohe Erwartungen an PET und SPECT. Dann kam die fMRT. Als man damit zunehmend auf der Stelle trat, kam das “Gedankenlesen” (multivariate Analyse). Dann hieß es, man brauche Netzwerkanalysen.
Jetzt stellte sich heraus, dass all die Studien – von denen man inzwischen abertausende in den Datenbanken hat – statistisch gesehen gar nicht replizierbar sein können. Dann also Tausende Versuchspersonen messen, pro Experiment. Um winzige Effekte zu finden. Vom Abklatsch eines Abklatschs. Dazu KI in den Kochtopf. Und plötzlich passiert – Magie? War das mit dem “Voodoo” in der Hirnforschung vor rund einer Dekade doch nicht so daneben?
Dabei muss man konstatieren, dass von den seit 90 bis fast 200 Jahren gemachten Versprechen nichts realisiert wurde: keine echten Gehirnschreibmaschinen, kein Gedankenlesen, keine Diagnose psychischer Störungen im Hirnscanner, ja noch nicht einmal zuverlässige Lügendetektoren!
Die Gesellschaft hat viel Geduld mit den Neurowissenschaftlern, wenn der Geldhahn so lange offenbleibt. Übrigens ist die Diagnose psychischer Störungen meiner Argumentation zufolge mit dem Hirnscanner schlicht unmöglich. Dafür sprechen nicht nur theoretische Argumente, sondern inzwischen fast 200 Jahre Wissenschaftsgeschichte.
Mehr: scilogs.spektrum.de.
Vor einem Jahr habe ich mich auf meinem Blog auch mit dem Thema befasst. Hier damit, dass Hirnforscher behaupten, der Geist des Menschen sein ein reines Produkt unseres Gehirns. Auch das ist, genau betrachtet, eine recht alberne Behauptung.
Stephan Schleim konnte ich vor einigen Jahren bei einem Symposium über neue Methoden in der Strafverfolgung erleben. Damals habe ich mir gedacht: Das sollten doch mal wirklich alle hören! Danke für die Erinnerung daran, dass auch die Hirnforschung nicht behaupten kann, der Mensch sei nur eine Maschine.