Die Ehe ist ein Anker

Zwei Redakteurinnen der FAZ haben mit der Soziologin Doris Lucke über die Ehe gesprochen. Ich widerspreche Frau Lucke gern und auch an diesem Interview könnte ich herumnörgeln. Doch gibt es einen schönen Abschnitt, den ich mal gern wiedergeben möchte:

Die Zahl der Ehescheidungen gilt seit jeher als ein Indikator für eine zunehmende Instabilität von Gesellschaften. Allerdings muss man dazu sagen, dass hierbei statistische Irrtümer eine große Rolle spielen. Wenn es heißt, in Großstädten würde inzwischen schon jede dritte Ehe geschieden, dann ist das bis zu einem gewissen Grad irreführend, weil nur die Zahl der Eheschließungen mit der Zahl der Ehescheidungen im selben Jahr gegengerechnet werden – die Bestandsehen werden dabei nicht berücksichtigt. Nun ist außerdem noch eine andere These aufgekommen, die ich auch vertreten würde: Aus der steigenden Zahl von Eheschließungen kann man ableiten, dass Frauen sich das in aller Regel erstens heutzutage einfach finanziell leisten können. Und zweitens kann man Elisabeth Beck-Gernsheim folgen. Sie schrieb: Früher gab man die Hoffnung auf, jetzt gibt man die Ehe auf. Das zeigt im Umkehrschluss, dass der Ehe ein höherer Wert zugeschrieben wird, wenn man sagt: Das ist keine Ehe, wie ich sie führen will – also lasse ich mich scheiden. Auch ohne Ehesakrament und religiösen Hintergrund wird die Ehe heute abermals überhöht und bekommt fast schon wieder etwas Heiliges. Allein die Aussicht auf Kontinuität und Stabilität ist ein beruhigender Gedanke in einer Welt, in der sonst alles aus den Fugen geraten ist. Da kommen wir wieder auf die vorherige Frage zurück: In einer insgesamt instabilen Welt ist die Ehe für viele Leute ein Anker.

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