Alle werden diskriminiert

Dank reichlicher Sensibilisierung darf sich heute jeder diskriminiert fühlen und Genugtuung einfordern. Doch ist in einer Gesellschaft, in der sich alle diskriminiert fühlen, überhaupt noch jemand diskriminiert? Claudia Wirz zeigt in der NZZ die Grenzen der Identitätspolitik auf: Angewandte Identitätspolitik ist wiederbelebte Vetternwirtschaft. 

Sie schreibt: 

Das ist nichts anderes als angewandte Identitätspolitik. Dass diese Politik vor allem im satt gewordenen Umverteilungsstaat ihre Blüten treibt, zeigt, um was es hier wirklich geht. Um Gerechtigkeit jedenfalls geht es nicht, umso mehr aber um Geld und Pfründen. Wir erleben gerade eine Art Renaissance der voraufklärerischen Privilegienwirtschaft. Wie einst in der Ständegesellschaft werden Menschen nicht mehr aufgrund ihrer individuellen Leistungen beurteilt, sondern in Kasten und Gruppen sortiert und entsprechend mit Vorrechten ausgestattet – oder eben nicht.

Im modernen Wohlfahrtsstaat hat sich das Motiv der Diskriminierung damit zu einem lukrativen Geschäftsmodell entwickelt. Inmitten von Wohlstand, Rechtsstaat und sozialer Überversorgung fühlen sich heute so viele Leute diskriminiert wie nie zuvor. Frauen, Männer, Buben, Mädchen, Queere, Junge, Alte, Dicke, Dünne, Grosse, Kleine, Arme, Reiche, die mit Migrationshintergrund und die ohne, Raucher, Nichtraucher, Städter, Dörfler, Autofahrer, Velofahrer – sie alle dürfen sich heute benachteiligt fühlen und von Staat und Gesellschaft aufgrund ihrer Gruppenzugehörigkeit Genugtuung einfordern.

Mehr: www.nzz.ch.

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1 Kommentar
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PeterG
3 Jahre zuvor

Also ehrlich, ich fühle mich schon diskriminiert, wenn ich als Nicht-Diskriminierter ausgeschlossen werde. Oder so ähnlich …

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