Nach dem Tod seiner Frau stürzte sich Johannes Calvin noch mehr in die Arbeit. Dazu zählte vor allem die Durchsetzung seiner Lehre in Genf. In der letzten Folge der DLF-Serie über Calvin rückt die Auseinandersetzung mit Michael Servet in den Vordergrund. Der Arzt Servet leugnete die Dreieinigkeit und wurde deshalb zum Tod auf dem Scheiterhaufen verurteilt. Dieses Vorgehen entsprach dem damaligen Reichsrecht (Codex Justianus), das die Todesstrafe sowohl für das Leugnen der Trinität als auch der Taufe vorsah. Außerhalb von Genf wäre Servet deshalb ebenso verurteilt worden.
Trotzdem bin ich dankbar, dass die reformierten Kirchen sich später für die Religionsfreiheit geöffnet und die Zuständigkeit von staatlicher Obrigkeit und Kirchen noch schärfer auseinandergehalten haben. So wurde beispielsweise unter dem Einfluss von Abraham Kuyper und anderen 1905 der Artikel 36 des Niederländischen Glaubensbekenntnisses (Confessio Belgica von 1561) geändert. Früher hieß es dort:
Deshalb hat er die Obrigkeiten selbst mit dem Schwerte bewaffnet, damit sie die Bösen strafen, die Guten aber schützen. Ihres Amtes ist es ferner, nicht nur für die bürgerliche Verfassung besorgt zu sein, sondern auch, sich zu bemühen, dass der Gottesdienst erhalten werde, aller Götzendienst und falscher Gottesdienst entfernt werde, das Reich des Antichrists zerstört, Christi Reich aber ausgebreitet werde. Endlich ist es ihres Amtes zu bewirken, dass das heilige Wort des Evangeliums überall gepredigt werde und dass jeder Gott auf reine Weise nach Vorschrift seines Wortes frei verehren und anbeten könne.
Hier der die Folge:
Mir gibt da z.B. Gal. 4,29 zu denken:
„Aber so wie damals der nach dem Fleisch Geborene den nach dem Geist Geborenen verfolgte, so auch jetzt.“
Sicherlich kann der nach dem Fleisch Geborene auch andere nach dem Fleisch Geborene verfolgen. Neutestamentlich sind die nach dem Geist Geborenen aber nie auf der Seite der Verfolger.
Es überzeugt mich dabei nicht, die tödlichen Verfolgungen von Andersdenkenden – seien sie nun Irrende gewesen oder nicht – auf den damaligen Zeitgeist zu schieben.
@Markus, nun ja, das Christsein wollen wir Calvin nun nicht gleich absprechen – wenn man seine Institutio liest, kommt da eine großartige Ehrfurcht vor Gott und eine große Liebe zur Heiligen Schrift klar zum Vorschein. (Gelinde gesagt). Calvin hat die Leute ja nicht selber „verfolgt“, sondern sah es als Aufgabe der Obrigkeit, die Ordnung im Staate aufrechtzuerhalten. Dazu zählt auch die Eindämmung von Gotteslästerung – wenn auch die Strafe aus heutiger Sicht zu schwer war. Aber im Alten Testament gab es auch die Todesstrafe, gemäß Gottes Gesetz, und wir wissen, dass das Gesetz auch geistlich ist, denn es kommt von Gott. Also kann man das nicht automatisch mit „ungeistlich“ gleichsetzen. Vielleicht kann man sagen: er folgte der damals anerkannten Staatstheorie, die man heute nicht teilen würde. Aber wir haben heute auch unsere massiven blinden Flecken. Wir machen heute überhaupt nix für Gott, sind passiv, und zählen bei anderen die kleineren Fehler auf (aus unserer Sicht), ohne das massive positive Werk… Weiterlesen »
Roderich, Du hast wohl übersehen, dass ich mich wesentlich auf die heilige Schrift bezogen habe.