Was Hermann Diem im Jahre 1960 über die Auflösung der Dogmatik geschrieben hat, trifft es sehr gut. Heute ist freilich – von Ausnahmen abgesehen – die Dogmatik noch mehr zu „Religionsgeschichte, -psychologie, -soziologie und -philosophie“ verkommen als vor 60 Jahren. Diem schreibt (Dogmatik, Bd. 2, 1960, S. 7 u. 9):
Das Symbolum Athanasii, das als drittes und „ökumenisches“ Symbol auch von den Reformationskirchen rezipiert wurde und das nicht nur in den Bekenntnisschriften der lutherischen Kirche steht, sondern zu dem sich auch die Evangelische Kirche in Deutschland im Vorspruch ihrer Grundordnung vom 13. Juli 1948 bekennt, beginnt mit den Worten: „Quicunque vult salvus esse, ante omnia opus est, ut teneat catholicam fidem, quam nisi quisque integram inviolatamque servaverit, absque dubio in aeternum peribit.“ „Wer da will selig werden, der muß für allen Dingen den rechten christlichen Glauben haben. Wer denselben nicht ganz und rein hält, der wird ohne Zweifel ewiglich verloren sein“ (zit. nach Bekenntnisschriften der Evang.-lutherischen Kirche, 1930, S. 28). Darauf folgen die einzelnen Glaubenssätze, und zum Schluß heißt es noch einmal: „Haec est fides catholica, quam nisi quisque fideliter firmiterque crediderit, salvus esse non poterit.“ „Das ist der rechte christliche Glaube; wer denselben nicht fest und treulich gleubt, der kann nicht selig werden“ (S. 30).
Hier wird mit aller Eindeutigkeit der Glaube als ein Fürwahrhalten von Sätzen einer bestimmten Lehre verstanden. Auch wenn sich der Glaube in diesem Fürwahrhalten nicht erschöpft, so wird dieses jedenfalls als ein integrierender Bestandteil des Glaubens angesehen. Diesem Glaubensverständnis wird nicht erst seit heute, aber heute wieder einmal besonders heftig widersprochen. Dieser Widerspruch richtet sich nicht nur gegen die Zumutung, bestimmte Sätze für wahr zu halten und dieses Verhalten dann als Glaube zu bezeichnen. Man zieht vielmehr in Zweifel, daß diese Glaubenssätze heute noch Gültigkeit haben und weiterhin, daß es überhaupt Wahrheitskriterien gibt, vor denen sie als gültig ausgewiesen werden können. Damit ist aber die Dogmatik, welche sich um die Gewinnung und Anwendung dieser Wahrheitskriterien zu bemühen hat, heute wohl die fragwürdigste aller theologischen Disziplinen geworden. Daß die Dogmatiker selbst diese radikale Infragestellung ihrer Arbeit im allgemeinen nicht zur Kenntnis nehmen oder, wenn sie das tun, allzu leicht mit ihr fertig werden, macht die Sache nicht besser.
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Als auch die Theologie, nachdem sich die historische Betrachtung ihres Gegenstandes bemächtigt hatte, nicht mehr umhin konnte, die ihr gestellte Wahrheitsfrage als eine historische Tatsachenfrage und eine Sinnfrage zugleich zu behandeln, führte das keineswegs zu einer neuen Verständigung über die spezielle Aufgabe der Dogmatik in der Theologie und über das Wesen dogmatischer Aussagen und Urteile. Es ging vielmehr gerade umgekehrt: Als diese Entwicklung bei Ernst Troeltsch ein vorläufiges Ende erreicht hatte, war die Dogmatik restlos in die Religionsgeschichte, -psychologie, -soziologie und -philosophie hinein aufgelöst. In konsequenter Anwendung des historischen Denkens auf das Christentum versuchte Troeltsch zu zeigen, daß auch die christliche Offenbarung, mit welcher es die Theologie zu tun hat, dem Prinzip der durchgängigen Kontinuität alles historischen Geschehens unterworfen ist. Der Begriff des Dogmatischen konnte von daher nur noch in einem abwertenden Sinn gebraucht werden: dogmatisch denkt, wer die historische Bedingtheit aller Wahrheit verkennt. Damit war nicht bloß die alte orthodoxe Dogmatik verurteilt, sondern Troeltsch kämpfte gegen die letzten Reste dogmatischen Denkens auch bei denen, welche zwar die historische Fragestellung aufgenommen, aber sie, wie er meinte, nicht konsequent durchgehalten hätten.
Meine Meinung ist:
Leider vertrat Herr Ernst Troeltsch die Weltanschauung des Naturalismus.
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Meine Meinung ist:
Leider vertreten einige Alttestamentler im 21. Jahrhundert in Deutschland vehement die Weltanschauung des historischen Naturalismus.
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Meine Meinung ist:
Leider ist Herr Ernst Troeltsch widersprüchlich in seiner Kritik an eine grundlegende, normative Lehraussage, deren Wahrheitsanspruch als unumstößlich festgestellt wird.
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