Fundament und Norm dogmatischer Arbeit

Dogmatik ist die möglichst vollständige und zusammenhängende Darstellung der in der Heiligen Schrift vorliegenden Lehre. Dasjenige, was die Bibel in ihrer Vielgestaltigkeit an verschiedenen Orten über einzelne Glaubensartikel aussagt, das stellt die Dogmatik möglichst schlüssig, zweckmäßig und übersichtlich zusammen. Die Bibel ist ihre einzige verbindliche Quelle (Quod non est biblicum, non est theologicum).

Geistgewirkte mündliche oder schriftliche Unterweisung kommt aus dem Wort Gottes und dient der Verherrlichung Gottes durch Jesus Christus. Deshalb schreibt Petrus (1Petr 4,11):

„Wenn einer spricht, dann Worte Gottes; wenn einer dient, dann aus der Kraft, die Gott ihm schenkt, damit in allen Dingen Gott verherrlicht werde durch Jesus Christus; ihm sei die Herrlichkeit und die Herrschaft in alle Ewigkeit, Amen.“

Martin Luther hat etwa in vielen seiner Schriften diesen Zusammenhang eindringlich herausgestellt. Für den Reformator sind Theologen nichts anderes als Schüler der Propheten. Sie erfinden nichts Neues, sondern predigen das, was sie von den Propheten und Aposteln gehört und gelernt haben. Die Autorität kommt oder schwindet mit dem Maß der Übereinstimmung zwischen ihrer Verkündigung und dem Wort Gottes. Kommt das, was die Lehrer ihren Gemeinden sagen, aus dem Wort Gottes, sind sie von Gott bevollmächtigt und machen die Herzen der Gläubigen fest. Lehren sie etwas anderes, treiben sie Götzendienst und stiften Verwirrung.

Luther schrieb 1541 in einem Brief an Hans Worst dazu (WA, Bd. 51, 518–519, hier sprachlich leicht modernisiert):

„Das ist nun alles mit Bezug darauf gesagt, daß die Kirche allein Gottes Wort lehren und des gewiß sein muß, dadurch sie der Grund und Pfeiler der Wahrheit und auf den Felsen gebauet, heilig und unsträflich heißt, das ist, wie man recht und gut sagt: Die Kirche kann nicht irren, denn Gottes Wort, welches sie lehret, kann nicht irren. Was aber anders gelehret oder zweifelhaft ist, obs Gottes Wort sei, das kann nicht der Kirche Lehre sein, sondern muß des Teufels Lehre, Lüge und Abgötterei sein. Denn der Teufel kann nicht sagen (weil er ein Lügner und Vater der Lügen ist): Dies sagt Gott, sondern, wie Christus [in] Joh. 8, 44 sagt: von und aus sich selbst muß er reden, das ist: lügen. Ebenso müssen auch alle seine Kinder ohne Gottes Wort aus sich selbst reden, das ist: lügen.“

Luther hält es für bedrohlich, wenn etwas Fremdes in die Lehre eindringt. Die Kraft und Gewissheit der Lehre geht nämlich dadurch verloren. So hat er bemerkt, dass die katholische Lehre schon in ihren Grundlagen sehr stark von Aristoteles beeinflusst war, also aus verschiedensten Brunnen geschöpft hat. Der katholische Trienter Konzilstheologe Melchior Canus publizierte 1563 sein berühmtes Werk Loci Theologici, in dem er die Quellen für die dogmatische Arbeit erörtert. Seiner Meinung nach gibt es zehn Erkenntnisorte: (1) die Schrift, (2) die Tradition, (3) den Papst bzw. „katholische Gesamtkirche“, (4) die Konzile, (5) die röm. Kirche, (6) die Kirchenväter, (7) die Scholastiker, (8) die Vernunft, (9) die Philosophie und (10) die menschliche Geschichte.  Obwohl diese Erkenntnisorte nicht gleichbehandelt werden, formen „Schrift und Tradition, Liturgie und Lehramt“ keine abgrenzbaren Bereiche (siehe dazu: P. Hofmann, Katholische Dogmatik, 2008, S. 151).

All diese Quellen darf die Dogmatik berücksichtigen, aber sie wird sie immer vor dem Forum der Bibel prüfen und verwerfen, was ihre nicht entspricht. Schon eine Portion falsche Philosophie kann, so wie ein wenig Sauerteig den ganzen Teig verdirbt, die Theologie madigmachen. Luther schreibt in seiner Auslegung von Gal 5,9: „Darum muß die Lehre sein wie ein beständiger und runder goldener Ring, in dem kein Riß ist; wenn ein solcher Ring den geringsten Riß bekommt, ist er weiter nicht mehr ganz unversehrt.“  Ähnlich äußert sich Melanchthon: „Denn rechte Lehre dichten nicht neue oder besondere Lehre von Gott, sondern bleiben stracks in dem einigen Verstand, wie sich Gott durch diese Reden offenbart hat, die in den Schriften der Propheten und Apostel und in den Symbolen gefasst sind.“

Die Schriftgemäßheit der Dogmatik zeigt sich nicht nur durch ihre Herkunft vom Wort Gottes, sondern auch dadurch, dass sie nichts verschweigt, was dort steht (und zugleich nicht über sie hinausgeht).

Als der Apostel Paulus sich von den Ältesten der Gemeinde zu Ephesus verabschiedete, sprach er zu ihnen: „… ich habe es nämlich nicht versäumt, euch den ganzen Ratschluss Gottes mitzuteilen“ (Apg 20,27). Nach seiner Auferstehung befahl Jesus seinen Jüngern (Mt 28,19–20): „Geht nun hin und macht alle Völker zu Jüngern: Tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes, und lehrt sie alles halten, was ich euch geboten habe. Und seid gewiss: Ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.“

Ein Text bringt besonders eindrücklich zum Ausdruck, dass die gesamte (hier alttestamentliche) Schrift bei der Unterweisung zu berücksichtigen ist (2Tim 3,16–17, Elberfelder ÜS):

„Alle Schrift ist von Gott eingegeben und nützlich zur Lehre, zur Überführung, zur Zurechtweisung, zur Unterweisung in der Gerechtigkeit, damit der Mensch Gottes vollkommen sei, zu jedem guten Werk völlig zugerüstet.“

„Die Lehre“, – ich zitiere nochmals Luther – „gleicht einem mathematischen Punkt und kann also nicht geteilt werden, d. h. sie verträgt keine Wegnahme und keine Hinzufügung.“

Freilich erntet so ein schriftbezogener dogmatischer Ansatz heute viel Häme. Franz Pieper beklagte bereits Anfang des letzten Jahrhunderts die Preisgabe des Schriftprinzips (F. Pieper, Christliche Dogmatik, 1946, S. 31):

„Niemand gründet seine Dogmatik in altprotestantischer Art auf die norma normans“, das ist, die Bibel (Nitzsch-Stephan, Dogmatik, S. 12 ff.), und sie bezeichnen das Festhalten am Schriftprinzip als Abnormität und als Repristination eines überwundenen theologischen Standpunktes. Wie ernstlich die Lossagung von der Schrift und damit von der doctrina publica seitens der modernen Theologen gemeint ist, geht daraus hervor, dass sie nicht bloß defensiv auftreten (z. B. durch die Behauptung, dass sie nur alte Wahrheit in neuer Weise lehren), sondern auch zu einer stark ausgeprägten Offensive übergehen und das Beziehen der christlichen Lehre aus der Schrift mit solchen Namen belegen wie:Intellektualismus, Biblizismus, Buchstabentheologie, mechanische Schriftauffassung, Auffassung der Schrift, als ob sie ein Lehrgesetzbuch, ein vom Himmel gefallener Gesetzeskodex, ein papierner Papst usw. wäre.“

Die Vorstellung, biblischer Lehre ließe sich einfach in der Schrift vorfinden, gilt folglich vielen als naiver Biblizismus bzw. als Wunschvorstellung oder gar als Fundamentalismus. Hinter dieser Kritik steht die Annahme, dass wir in der Bibel gar keine einheitliche Theologie finden. Die Bibel sei nicht die uns von Gott anvertraute Offenbarung, sondern lediglich das Zeugnis der Offenbarung. Die Bibel enthalte viele unstimmige oder gar widersprüchliche Erzählungen und Glaubenserfahrungen frommer Menschen. Die Leistung der Dogmatik liege gerade darin, hinter dieses Zeugnis zurückzugehen und dort die eigentliche Offenbarungswahrheit zu suchen. Emil Brunner, unbestritten einer der besten deutschsprachigen Dogmatiker des 20. Jahrhunderts, schreibt beispielsweise (E. Brunner, Die christliche Lehre von Gott, Bd. 1, 1953, S. 14–15.):

„Die Kirche hat ja nicht zu lehren, was Matthäus, was Paulus oder was Johannes lehren, sondern sie hat das Wort Gottes zu verkünden und also zu lehren, was in diesen verschiedenen, voneinander abweichenden apostolischen Lehren die Verschiedene Lehrtypen der Bibel eine göttliche Wahrheit ist. Gäbe es eine unbedingt einhellige und in ihrer Einhelligkeit unmissverständliche ‚apostolische Lehre‘ oder ‚Lehre des Neuen Testamentes‘, so möchte sich vielleicht die Arbeit der Dogmatik erübrigen.“

Sogar die Worte Jesu oder die Briefe eines Paulus können keine verlässlichen Bezugspunkte in der dogmatischen Arbeit mehr sein. Sie sind letztlich nur eine Folie, hinter der wir die Wahrheit zu suchen haben oder vielmehr „herstellen“. Brunner schreibt: „Auch hinter den Lehren Jesu und der Apostel, steht die rechte Lehre als das immer erst zu Suchende.“

Ganz ähnlich argumentiert aktuell Siegfried Zimmer, wenn er fordert, dass die Bibel von Jesus Christus her zu kritisieren sei. Es sei immer zu fragen: „Entspricht die Aussage dieses Bibeltextes dem Evangelium von Jesus Christus?“  Er schreibt weiter (S. Zimmer, Schadet die Bibelwissenschaft dem Glauben?, 2012, 4. Aufl., S. 91):

„Biblische Texte, die etwas Anderes für richtig halten, als Jesus uns gelehrt hat, dürfen unser Gewissen nicht binden. Das Gottesverständnis Jesu, der Lebensstil Jesu und das Evangelium von Jesus Christus sind für uns der Maßstab, an dem wir alles Andere in der Bibel messen. Dann können wir nicht mehr alle Geschehnisse, die in biblischen Texten auf Gott zurückgeführt werden (…), auf Gott zurückführen. Was wir auf Gott zurückführen können und müssen, entscheidet sich an dem, wie Gott sich in Jesus offenbart hat.“

Zimmer blendet aus, dass Jesus die Schrift nicht nur nicht kritisiert, sondern sie in allem bestätigt und erfüllt hat (vgl. Mt 5,17). Er übersieht ausserdem, dass wir Jesus nur aus der Schrift kennen. Der Jesus, von dem her seiner Meinung nach die Schrift zu beurteilen ist, ist das Produkt der menschlichen Phantasie, denn er ist nicht der Christus der Schrift, sondern der, der hinter der Schrift vermeintlich gefunden wurde. Wir finden aber die Wahrheit nicht hinter der Schrift, sondern nur in der Schrift. Deshalb bleiben wir bei der Schrift. Die Bezeugung der Gesamtlehre der Bibel ist das Anliegen der Dogmatiker. Sie sind unermüdlich darum bemüht, ihrer Generation die Lehre der Schrift verständlich zu erklären und zu lehren. Selbstverständlich gehen sie dabei auf Fragen ihrer Zeit ein. Ihre Antworten auf diese Fragen kommen aber aus dem Wort Gottes. Der christliche Lehrer rückt nicht von der göttlichen Wahrheit ab und verlegt die Antworten in den Bereich der subjektiven und zeitabhängigen Meinung. Die christliche Lehre ist ja gerade Gottes Wort im Gegensatz zu von Menschen erdichteten Lehren. „Denn“ – so heißt es in 2Petr 1,20 „das sollt ihr vor allem andern wissen – keine Weissagung der Schrift verdankt sich menschlicher Anschauung. Denn was an Weissagung einst ergangen ist, geht nicht auf den Willen eines Menschen zurück, vielmehr haben, getrieben vom Heiligen Geist, Menschen im Auftrag Gottes gesprochen.“

Es ist geradezu das Hervorstechende der kirchlichen Lehre, dass sie Gottes Sichtweise zur Sprache bringt. Schauen wir uns dazu einige Bibeltexte an:

Jer 14,14:

„Und der HERR sprach zu mir: Lüge prophezeien die Propheten in meinem Namen! Ich habe sie nicht gesandt und sie nicht beauftragt, und ich habe nicht zu ihnen gesprochen. Sie prophezeien euch Lügenschauung und leere Weissagung und selbst ersonnenen Betrug. Darum, so spricht der HERR über die Propheten, die in meinem Namen prophezeien, obwohl ich sie nicht gesandt habe, und die sagen: Schwert und Hunger wird es nicht geben in diesem Land! — Durch das Schwert und durch Hunger werden diese Propheten ihr Ende finden.“

Jer 23,16:

„So spricht der HERR der Heerscharen: Hört nicht auf die Worte der Propheten, die euch weissagen! Sie täuschen euch, sie verkünden die Schauung ihres eigenen Herzens, nicht das, was aus dem Mund des HERRN kommt.“

Jer 27,14–16:

„Und hört doch nicht auf die Worte der Propheten, die euch sagen: Ihr werdet dem König von Babel nicht dienen müssen! Denn Lüge ist, was sie euch weissagen. Denn ich habe sie nicht gesandt, Spruch des HERRN, und verlogen weissagen sie in meinem Namen, damit ich euch versprenge und ihr umkommt, ihr und die Propheten, die euch weissagen. Und zu den Priestern und zu diesem ganzen Volk habe ich gesprochen: So spricht der HERR: Hört doch nicht auf die Worte eurer Propheten, die euch weissagen: Seht, in Kürze werden die Geräte des Hauses des HERRN zurückgebracht aus Babel! Denn Lüge ist, was sie euch weissagen.“

Hes 13,2–3:

„Du Mensch, weissage für die Propheten Israels, die da weissagen! Und sprich zu denen, die aus sich heraus weissagen: Hört das Wort des HERRN! So spricht Gott der HERR: Wehe den törichten Propheten, die ihrem eigenen Geist folgen, ohne etwas gesehen zu haben!“

1Tim 6,3–5:

„Wer aber andere Lehren verbreitet und sich nicht an die gesunden Worte unseres Herrn Jesus Christus hält und an die Lehre, die der Frömmigkeit entspricht, ist ein Narr. Nichts hat er verstanden, sondern krank ist er vor lauter Streitereien und Wortgefechten, bei denen nichts anderes herauskommt als Neid, Streit, Lästerungen, üble Verdächtigungen – ein fortwährendes Gezänk verwirrter Menschen, die sich um die Wahrheit gebracht haben, weil sie meinen, die Frömmigkeit sei ein einträgliches Geschäft .“Hätte die Gemeinde Jesu diese Anweisungen befolgt, würde es möglicherweise deutlich besser um die Verkündigung bestellt sein. Die Bibel fordert nicht nur die Lehrer auf, Sprachrohre Gottes zu sein, sie warnt außerdem davor, Lehrern, die das nicht sind, Aufmerksamkeit und Gemeinschaft zu geben.

2Joh 8–11:

„Gebt acht auf euch, dass ihr nicht verliert, was wir erarbeitet haben, sondern den vollen Lohn erhaltet. Jeder, der darüber hinausgeht und nicht in der Lehre Christi bleibt, hat Gott nicht; wer in der Lehre bleibt, der hat sowohl den Vater als auch den Sohn. Wer zu euch kommt und nicht diese Lehre bringt, den nehmt nicht ins Haus auf und den Gruß entbietet ihm nicht. Denn wer ihm den Gruß entbietet, hat schon teil an seinen bösen Werken.“

Röm 16,7:

„Ich ermahne euch aber, liebe Brüder und Schwestern: Habt ein Auge auf die, welche Anlass zu Spaltung und Ärgernis geben; sie widersprechen der Lehre, die ihr gelernt habt. Geht ihnen aus dem Weg!“

Eduard Böhl (1836–1903) beschrieb die Situation der modernen Dogmatik bereits 1887 mit strengen Worten zutreffend:

„Unsere älteren Theologen hatten noch den Mut, die Dogmen oder die Glaubenslehre selbständig aus der heiligen Schrift zu schöpfen, und sie getrösteten sich der Hilfe des heiligen Geistes, der sie nicht verlassen werde (Joh 16,13). Calvin nennt seine Dogmatik institutio, d.h. Unterricht. Diesen Mut haben die neueren Theologen schon seit einem Jahrhundert verloren. Es ist ihnen ergangen wie dem Elymas (Apg 13,11). Sie suchen andere Führer, nachdem sie durch göttliches Verhängnis blind geworden, oder mit anderen Worten, nachdem die Erleuchtung von oben ausblieb.“

Prüfstein der Dogmatik wie der Theologie überhaupt ist also die Heilige Schrift. Dogmatik will sich nicht von der Schrift emanzipieren, sondern sie verstehen und zusammenhängend lehren. Zugleich müssen wir allerdings die Lehre der Bibel von unserer Dogmatik unterscheiden. Dogmatik ist und bleibt eine menschliche Leistung.

Die lutherische Orthodoxie brachte m. E. diesen Kontrast gebührend zum Ausdruck, indem sie zwischen vorbildlicher und nachbildlicher Theologie unterschied. Die rechte Theologie ist ein Abdruck der urbildlichen Theologie (theologia archetypos). Dogmatik soll demnach ein Abdruck (theologia ektypos) von dem sein, was Gott denkt und uns in seiner Gnade offenbart hat.

Freilich können sie diesen „Dienst des Abdrucks“ nur mehr oder wenig gut verrichten. Auch wenn Dogmatiker sich gerade nicht vom Geist der Zeit treiben lassen sollten, sind sie Kinder ihrer Zeit; sie erreichen die Wahrheit der Schrift mal mehr oder mal weniger. Jesu Worte werden nicht vergehen (vgl. Mt 24,35), die Erkenntnisse der Dogmatik bleiben dagegen Stückwerk (vgl. 1Kor 13,9). Gelegentlich machen Dogmatiker Fortschritte, verstehen also Dinge der Schrift besser, als sie bisher verstanden wurden. Das sollte ihr Anliegen sein: mehr und klarer vom Wort Gottes zu reden. Leider fallen sie jedoch allzu oft hinter die Leistungen der Väter zurück. Das gilt vielleicht gerade für die Neuzeit, die sich durch Grundentscheidungen gegenüber der göttlichen Offenbarung verschlossen hat bzw. sich über die Offenbarung erhöht. Dogmatiker sind deshalb gut beraten, wenn sie die „Weisheit der Väter“ kennen und schätzen und in ihre Untersuchungen einfließen lassen. Auch wird die Dogmatik darüber hinaus den Dialog mit philosophischen und theologischen Strömungen suchen. Jedoch nicht, um Wahrheit auszuhandeln, sondern sie angesichts der aktuellen geistesgeschichtlichen Herausforderungen zu bezeugen. Grund und Norm der Dogmatik bleibt allein Schrift.

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19 Kommentare
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Uwe
8 Jahre zuvor

In der Schrift heisst es:
Alle Dinge sind mir übergeben von meinem Vater. Und niemand kennet den Sohn denn nur der Vater; und niemand kennet den Vater denn nur der Sohn, und wem es der Sohn will offenbaren. Mat.11.27
Frage: Welchen Beitrag kann Dogmatik zu dieser Erkenntnis leisten von der es auch heisst das sie (diese Erkenntnis) für uns Leben sei (Joh.17.3)?
Gruß Uwe mit Dank für diese Blog-Arbeit

PeterG
8 Jahre zuvor

@Uwe

Welchen Beitrag kann Dogmatik zu dieser Erkenntnis leisten …

Dogmatik ist der Versuch, diese Erkenntnis zu formulieren. Du wirst z. B. im Neuen Testament finden, dass der Kreuzestod Jesu als Sühneopfer oder als Loskaufopfer beschrieben wird. Du hast aber keinen Text im NT, der alle Aspekt des Kreuzestodes behandelt. Es sind verschiedene Stellen in verschiedenen Büchern. Die Dogmatik nimmt alle Stellen zusammen und formuliert das als eine Gesamtschau. Der Vorteil ist, dass das leichter zu vermitteln ist. Dogmatik ist also das Nachsprechen und Zusammenfassen der Offenbarung Gottes bzw. dessen, was wir als Erkenntnis gewonnen haben.
vg
Peter

Jörg
8 Jahre zuvor

Was ist dann der Unterschied zwischen Biblischer Theologie und Systematischer Theologie/Dogmatik?

PeterG
8 Jahre zuvor

Gute Frage! Ich würde antworten – mit aller Vorsicht! -, dass die Dogmatik auch Antworten aus biblischer Erkenntnis ableitet, während die biblische Theologie an der Bibel bleibt und nicht ein Mehr an Aussagen weitergibt. Dogmatik ist auch – im positiven Sinne – vom Zeitgeist beeinflusst. Fragen, die neu auftauchen, werden beantwortet bzw. versucht zu beantworten.
vg
Peter

rolf eicken
8 Jahre zuvor

Das Problem mit Dogmen ist, dass ihre Aussagen immer n u r aus die Perspektive dessen gesehen werden, der die Dogmen aufstellt. Mit der Dogmatik ist das nicht anders. Eine andere Meinung dazu zu haben, als die aufgestellten Dogmen vertreten, ist da nahezu aussichtslos, sonst wären es keine Dogmen.
Ist dass bei der Dogmatik genau so? Oder sind die Wahrheiten die hier vertreten werden, doch immmer wieder neu zu denken? – (Abälardus)
Ich lehne Dogmen deshalb ab, weil sie meistens dazu führen, dass ich etwas vorgeschrieben bekomme; mir also das Selbstdenken verstellt wird.

PeterG
8 Jahre zuvor

Hallo Herr Eicken!
Unterscheiden Sie bitte weiterhin Dogmen und Dogmatik. Dogmen (v. a. aus kath. Sicht) sind festgelegte Lehrmeinungen, die unumstößlich sind. Das sind für Protestanten nur die biblischen Aussagen. Die Dogmatik versucht diese in unsere Zeit zu übersetzen. Also: Es gibt in der Dogmatik unumstößliche Wahrheiten, aber diese stammen direkt aus der Bibel. Formulierungen und Aussagen der Dogmatik dürfen, sollen und müssen immer wieder überdacht werden.

vg
Peter

8 Jahre zuvor

@rolf eicken
Ich lehne Dogmen deshalb ab, weil sie meistens dazu führen, dass ich etwas vorgeschrieben bekomme; mir also das Selbstdenken verstellt wird.

Hurra, in dem man Dogmen ablehnt, erhebt man dieses zu seinem eigenen Dogma.
In der Bibel gibt es verschiedene Dogmatische Aussagen, lehnen sie dieses auch ab?

PeterG
8 Jahre zuvor

Hallo Joschie!

In der Bibel gibt es verschiedene Dogmatische Aussagen, lehnen sie dieses auch ab?

Dann solltest du aus deiner Sicht den Unterschied zwischen biblischer Theologie und systematischer Theologie/Dogmatik erklären. Oder? 😉

vg
Peter

8 Jahre zuvor

Ich würde sagen, die Biblische Theologie liefert die Vorarbeit der Dogmatik. BibTheol betrachtet die einzelnen Stellen in ihrem Kontext und literarischen Gattung, und darauf kann die Dogmatik (Systematische Theologie) zurückgreifen und allgemeine Lehrsätze formulieren. Wenn es interessiert, hier habe ich eine kurze Einführung geschrieben: http://jonaserne.blogspot.de/2011/09/was-ist-biblische-theologie.html

rolf eicken
8 Jahre zuvor

@Joschie,
im Gegensatz zu den präskriptiven Dogmen, die mir vorschreiben was ich zu denken habe, gilt meine Einstellung nur für mich; ich schreibe niemand anderem etwas vor. Können Sie den Unterschied erkennen?

PeterG
8 Jahre zuvor

@Jonas
So hatte ich es weiter oben gemeint 🙂

@Rolf Eicken
Da wird es schwierig. Als Christ vertraue ich dem Wort Gottes. DAS schreibt mir schon einiges vor. Warum sollte ich es auch besser wissen als Gott?!

vg
Peter

8 Jahre zuvor

@PeterG
Jonas hat deine Frage sehr gut erklärt!
@Jonas
Vielen Dank 🙂

rolf eicken
8 Jahre zuvor

@PeterG
Stimmt !
@Jonas
herzlichen Dank für den Link. Das ist ja hoch interessant. Ich denke, dass nur ausgesprochene Kapazitäten diese Arbeit leisten können.
FG
Rolf

8 Jahre zuvor

Wenn jemand noch tiefer in die Materie einsteigen will, dafür habe ich die Geschichte der BibTheol mal ein wenig zusammengefasst: https://www.academia.edu/10350332/Geschichte_der_Biblischen_Theologie_History_of_Biblical_Theology_

: Sorry für die „Eigenwerbung“, aber ich habe dafür bisher keine besseren Online-Ressourcen gefunden.

PeterG
8 Jahre zuvor

Hallo Joschie!
Darf ich nachbohren?
Jonas hat ja treffend festgestellt, dass die BibTheo die Vorarbeit für die SysTheo leistet, damit die Dogmatik „allgemeine Lehrsätze“ formulieren kann. So wie Jonas es geschrieben hat, behauptet er nicht, dass die Bibel Dogmatik enthält, sondern diese aus der Bibel abgeleitet wird. Wie passt das mit deine Satz zusammen „In der Bibel gibt es verschiedene Dogmatische Aussagen“? Du verstehst, was ich meine?

vg
Peter

8 Jahre zuvor

Hallo Peter!
Ich befasse mich schon seit einiger Zeit mit der Dogmengeschichte. Die Dogmen sind ja nicht am grünen Tisch entstanden, sie sind ja das Ergebnis von oft sehr starken theologischen Auseinandersetzungen. Danach kam es zu Formulierung von Lehrsätzen über dies Themen, die in der Zeit davor nicht ausreichend beleuchtet wurden. Das nach dem Konzil von Nicäa(325), die Gottheit des Heiligen Geistes Konzil von Konstantinopel(381) und die Christologie=vierte ökumenische Konzil von Chalcedon(451)als wichtige Themen der Kirche diskutiert und Formuliert wurde ist kein Zufall gewesen. Entschuldige ich hatte im Beitrag davor falsch ausgedrückt, ich meine, das es in der Bibel zu verschiedenen Themen, Dogmatische Aussagen gibt!
Gruß Joschie

PeterG
8 Jahre zuvor

Nur als kleine Ergänzung:
http://www.evangelium21.net/ressourcen/serie/e21-konferenz-2013
Die Evangelium21-Konferenz hatte biblische Theologie 2013 al Thema. Die Vorträge sind wirklich sehr hörenswert!

vg
Peter

8 Jahre zuvor

[…] Was wird in unseren Gemeinden dazu gelehrt? „Kommt das, was die Lehrer ihren Gemeinden sagen, aus dem Wort Gottes, sind sie von Gott bevollmächtigt und machen die Herzen der Gläubigen fest. Lehren sie etwas anderes, treiben sie Götzendienst und stiften Verwirrung.“ (zit aus: Fundament und Norm dogmatischer Arbeit, TheoBlog, 28.08.2015) […]

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