Gute Bindungserfahrungen sind eine wichtige Grundlage, um für das Leben gewappnet zu sein. Die Hirnforschung und Bindungsforschung hat dafür eindeutige Belege gefunden. In einem Interview sagt die Neurobiologin Nicole Strüber:
Die Mutter ist überwältigend wichtig. Ich sage jetzt Mutter, denn die Mutter ist als erste Bezugsperson wissenschaftlich einfach am besten erforscht. Und sie kann stillen – eine schier unerschöpfliche Oxytocinquelle! Im Grunde kann man aber auch eine andere enge Bezugsperson nehmen. Hauptsache, sie ist wirklich für das Kind da. Bei kleinen Kindern ist die Hirnrinde noch nicht fertig ausgebildet. Sie reagieren vor allem aus den tiefen und eher unreflektiert funktionierenden Hirnstrukturen heraus, zum Beispiel der Amygdala. Hat ein Kleinkind Hunger, dann kann es sich selbst nicht erklären, dass es in einer Stunde etwas zu essen gibt. Kommt ein Gewitter auf, hat es riesige Angst. Dass es sich nur um ein Gewitter handelt, kann es nicht einordnen. Es braucht die Mutter, die die Gefühle wahrnimmt, spiegelt, einordnet, tröstet, erklärt, relativiert. Erst mit der Zeit reift die Hirnrinde, die Wahrnehmungen ausdifferenzieren kann. Durch die geduldige Unterstützung der Bezugsperson festigt sich auch die Verbindung zwischen Amygdala und Hirnrinde. Wenn das gut gelungen ist, fällt es dem Kind leichter, dem ersten Impuls von Angst – vor einem Gewitter oder vor einem fremden Menschen, der plötzlich in der Tür steht– nicht mit Panik zu folgen.
Hier das vollständige Interview, das, obwohl hier und da etwas eindimensional, empfehlenswert ist: mobil.stern.de.