Queere Theologie läuft Gefahr, sich von zentralen Glaubensgrundsätzen zu entfernen, meint Ulrich Körtner in einem Gespräch mit der WELT:
„Eine dramatische Veränderung“ ergebe sich durch die queere Theologie für die Kirche. „Denn wenn das biologische Geschlecht irrelevant sein soll, muss auch die kirchliche Sexualethik irrelevant werden, da sie von der Zweigeschlechtlichkeit ausgeht und die Prinzipien der zweigeschlechtlichen Ehe auf gleichgeschlechtliche Partnerschaften anzuwenden vermag. Das erodiert, wenn biologische Geschlechtlichkeit bestritten wird.“
Zudem ergäben sich „gewaltige Probleme“ beim christlichen Gottesbild. „Die feministische Theologie wollte zwar auch weibliche Seiten in Gott entdecken, ging aber im christlichen Kontext noch davon aus, dass Gott die Versöhnung zwischen den von ihm geschaffenen Geschlechtern will, die seinem Bilde entspricht“, sagt Körtner. „Demgegenüber wird in einer Theologie der Queerness versucht, die eigene sexuelle Identität, die man sich selbst in Zurückweisung biologischer Geschlechtlichkeit konstruiert, nun auch in einer sexuellen Queer-Identität Gottes zu verankern, die ebenfalls in Zurückweisung biologischer Geschlechtlichkeit konstruiert wird.“
Das aber widerspreche „diametral“ dem Gottesbild der Bibel. „Denn in ihr ist Gott sexuell weder aktiv noch konnotiert. Dass er als Vater bezeichnet wird, macht aus ihm keinen Mann im sexuellen Sinne. Deshalb kann man ihn für keine sexuelle Identität welcher Art auch immer in Anspruch nehmen, nicht das Eigene auf ihn projizieren oder ihn als Analogie des eigenen Lebens konstruieren.“ Insofern habe „eine reflektierte Lehre von Gott eine kritische Funktion“, sagt Körtner. „Sie ist ein Einspruch dagegen, die eigene Identität auf Gott zu übertragen und damit absolut zu setzen.“
Mehr (hinter einer Bezahlschranke): www.welt.de.
In der Erfindung von Gottesbildern war der Mensch schon immer kreativ. Da hat sich seit dem Goldenen Kalb (Ex 32) nicht viel geändert. Die Missachtung des ersten Gebotes ist das eigentliche Problem. Zu selbstkonstruierten Göttern, sogenannten Götzen, hat die Bibel viel zu sagen.