Von mehreren Seiten wurde mir in den letzten Monaten das Buch Menschen mit Mission von Thorsten Dietz empfohlen. Nachdem in Glauben und Denken heute noch eine Besprechung zur Landkarte der evangelikalen Welt veröffentlicht wurde (hier: GuDh030_Mission.pdf), habe ich mir das Buch tatsächlich gekauft und bereits erste Kapitel gelesen.
Und? Ich bin überrascht über die Fehler und Ungenauigkeiten, die mir bisher bei der Lektüre begegnet sind. Wie viele davon stecken wohl allein in diesem Absatz (Menschen mit Mission, 2022, S. 200)?
Die digitale Revolution der letzten Jahrzehnte hat zu einer Homogenisierung evangelikaler Theologie beigetragen. Denn niemand nutzte die neuen Vernetzungsmöglichkeiten so intensiv wie die Neo-Calvinisten. Das bedeutendste Format war die Internet-Plattform The Gospel Coalition. Die drei Gründer John Carson, John Piper und Timothy Keller repräsentieren bis heute die maßgeblichen Stränge dieser Bewegung: konservative Bibeltheologie, kämpferisch-reformierte Theologie und apologetisch-gemeindeorientierte Verantwortung der christlichen Lehre mit rationalem wie biblischem Anspruch.
Ein kleiner Tipp: Es sind mindestens drei.
Dann starte ich mal einen Lösungsversuch:
Falls richtig – was habe ich gewonnen (das besprochene Buch müsste es nicht unbedingt sein)?
😉
Sehr gut! Ich denke aber, da fehlt noch was. 🤔
Liebe Grüße, Ron
Hmmm.
Keller unterstellt man aktuell eher das Gegenteil von „kämpferisch-reformierter“ Theologie, nämlich, dass er sich mit seiner „WInsomeness“-Strategie kulturell zu sehr anbiedert… (?)
Ja. Es fehlt aber noch etwas. Wenn Du drauf kommst, bekommst Du ein Buch, versprochen.
Liebe Grüße, Ron
Ist es die Behauptung: „Niemand nutzte die neuen Vernetzungsmöglichkeiten so intensiv wie die Neo-Calvinisten.“?
“John Carson“ gefällt mir auch! 😄
Passt. Aber da ist noch was.
Liebe Grüße, Ron
Letzter Versuch: Mit „evangelical“ und „reformed“ würde man nicht unbedingt dieselben Gruppen beschreiben…
Interessant. Ich dachte aber an: TGC = Internetplattform. Das ist ja doch sehr platt.
Buch bekommst Du (nein, nicht das) Schick mir eine Mail mit der Anschrift.
Liebe Grüße, Ron
Ich habe mal gerade meine Frau gefragt, ob sie sich schon mal als „evangelikalen Christen“ bezeichnet hat. War ihr viel zu kompliziert: „Ich bin Christ.“ Dem stimme ich zu!
Ich würde mich dem Statement von Gerhard Gronauer im hier zitierten „Glauben und Denken heute“ Artikel anschließen wollen und dabei das „vielleicht“ streichen: „Vielleicht ist es angesichts der zunehmenden Säkularisierung in Europa wirklich der Weg: sich ohne Labels einfach als Christ zu verstehen.“
Ob mit oder ohne Label wird es immer Aufgabe von bibeltreuen Kirchen, Netzwerken, Gemeinden und Christen sein, den Titel „Christ“ mit Leben zu füllen.
Dabei wird gerade auch heute das theologische Ringen um den richtigen Weg in sachlicher Auseinandersetzung, sowie die Benennung von Irrlehren, aber auch die Ablehnung von Einheit auf unterstem Niveau (die Joh 17 gerade nicht meint), unverzichtbar bleiben.
Eigentlich hätte sich Thorsten Dietz nur auf der Evangelium 21 Seite informieren müssen:
“The Gospel Coalition ist ein Netzwerk reformierter, evangelikaler Kirchen, das sich zutiefst dafür einsetzt, den Glauben an das Evangelium von Jesus Christus schriftgemäß zu erneuern. Das Werk wurde im Jahr 2005 durch die Theologen D.A. Carson und Timothy Keller gegründet.“
Dann hätte er auch etwas über den „maßgeblichen Strang“ dieser Bewegung gewußt …
Meine Einsicht in das Buch hat 2 Erkenntnisse: Dietz unterlaufen sachliche Fehler und logische.
Wie kann er von einer „Homogenisierung evangelikaler Theologie“ sprechen und gleichzeitig die „Grabenkämpfe“ kritisieren? Mir kommt es so vor, als ob Dietz seine vorgefasste Meinung beweisen wollte mit allen Mitteln.
Daraus ergibt sich für mich die Frage, was ich jetzt mit dem Buch machen soll. Für meine Studenten als schlechtes Beispiel der Recherchearbeit und des Denkens verwenden?