Der Staat

Wofür ist der Staat eigentlich da? Gehört es zur Aufgabe des Staates, Menschen zu erziehen oder Banken zu bewirtschaften? Ich habe in der Ethik von Emil Brunner einen interessanten Abschnitt gefunden, in dem dieser den Staat in seinem Verhältnis zu anderen Gemeinschaftsformen beschreibt (Das Gebot und und die Ordnungen: Entwurf einer protestantisch-theologischen Ethik, 4. Aufl., Zürich: Zwingli Verlag: 1939, S. 444–446). Die Ethik erschien erstmals 1932. Leider haben zu wenige Christen auf Brunner gehört.

Die Funktion des Staates ist die der Ordnungsschaffung, im Sinn der Befriedung und der Gerechtigkeit. Er schafft den notwendigen Rahmen des Lebens; aber er kann nicht selbst schöpferisch sein. Diese seine Begrenzung hat der moderne Staat mehr und mehr vergessen und versucht, alle Lebensbereiche unmittelbar an sich zu ziehen und zu beherrschen. Im selben Maß, wie er das tat, hat er seine eigentliche Autorität verloren; er hat seine Berufsgrenze überschritten und ist damit selbst autoritätslos geworden.

Es ist darum notwendig, auch hier — nicht bloß da, wo wir von den einzelnen andern Gemeinschaftskreisen je für sich handeln — darauf hinzuweisen, dass die relative Autonomie dieser Lebenskreise göttliche Ordnung ist. Der Schöpfer hat weder die Familie, noch die Wirtschaft, noch die Kultur als Glied des Staates geschaffen. Diese Schöpfungsordnungen gehen alle dem Staate voraus und haben eine (relative) Selbstzwecklichkeit, die zunächst an den Staat nicht gebunden ist. Es ist der Irrwahn des idealistischen Staatsgedankens, den Staat als Inbegriff alles menschlichen Lebens zu verstehen; und es ist der Machthunger des Staates, seine Gefräßigkeit, daß er alles an sich bringen möchte. Der Idealismus ist so geradezu zum Wortführer dieses machthungrigen Etatismus geworden. Es ist darum Aufgabe der christlichen Ethik, auf die Un¬rechtmäßigkeit und Gefährlichkeit dieser Tendenz, die sich bereits machtvoll genug ausgewirkt hat, hinzuweisen. Ehe, Wirtschaft und Kultur sind »ursprünglicher« als der Staat, und in dieser — nicht geschichtlich zu verstehenden — Ursprünglichkeit liegt die Begründung ihrer Unabhängigkeit. Keines dieser Gebiete ist von des Staates Gnaden; in allen kann der Staat nicht mehr als eine Hilfsfunktion ausüben. Es gibt legitime — obschon nicht vollständige — Ehe auch ohne den Staat, desgleichen Wirtschaft und erst recht geistige Kultur. Eine zu enge Bindung oder gar eine grundsätzliche Unterordnung dieser Lebensgebiete unter den Staat muß sie ihrem Sinn entfremden und ihre Lebendigkeit zerstören; und — das ist wohl zu beachten: wie muß auch den Sinn des Staates und seine Kraft zerstören. Der Staat sollte, an sich, weder wirtschaften, noch Ehe begründen, noch Wissenschaft treiben, noch schulmeistern. Er soll und darf nur das Eigenleben dieser Gebilde dem Volks¬ganzen einordnen, soll dank der äußeren Mittel, die er hat, das Leben dieser Gebilde fördern, stützen und koordinieren, uber er soll nicht »in sie hineinregieren«. Der heutige Staat hat fast alle autonomen Gemeinschaftsformen, die sowohl die Antike wie das Mittelalter kannten, zerstört. Er hat dadurch mit beigetragen zu der Schabionisierung und inneren Verödung des Lebens, die wir heute beklagen; und er ist — wie die Kirche, die Allerweltsinstitut für alle möglichen und unmöglichen Zwecke geworden ist — seinem eigenen Beruf entfremdet; das ist ein Hauptgrund des beklagenswerten staatlichen Autoritätsschwundes. Diese intensive Zentralisation hängt aber eng mit der exten¬siven zusammen. Der Nationalstaat hat als Machtgröße diese intensive Zentralisation gefordert; er hat jene anderen Gebiete seinem Machtzweck eingeordnet, zur Steigerung seiner Macht. Es ist höchste Zeit, daß die rückläufige Bewegung, die zur Wiedergewinnung der relativen Autonomie der einzelnen Gebiete führt, mit Macht einsetze. Das am meisten bedrohte und je länger desto mehr gefährdete und geschädigte Gebiet, ist das der geistigen Kultur. In diesem Sinne ergibt sich uns die Parole: Los vom Kulturstaat! Zurück zum Rechtsstaat! Zurück zur Selbständigkeit autonomer Gestaltbildungen! Wir sprechen diese Sätze nicht aus von einem kulturphilosophischen, sondern vom theologischen Standpunkt aus. Es ist die Besinnung auf den Sinn der gottgeschaffenen Ordnungen, auf die in ihrem Sinn selbst liegende gegenseitige Begrenzung, aus der sie sich uns ergeben. Es wird die Aufgabe des nächsten Abschnittes sein, an einem einzelnen Beispiel, an dem der Bildung, diesem Gedanken konkreten Inhalt zu geben.

Thomas Müntzer – Der Satan von Allstedt

Am Sonntag, den 31. Oktober läuft um 20:15 Uhr auf MDR ein Fernsehfilm über Thomas Müntzer. In der Programmvorschau heißt es:

Seine Idee vom »wahren Glauben« in einer »Gemeinschaft von Auserwählten« hielt Thomas Müntzer am Ende nur noch mit Gewalt für realisierbar. In seiner »Fürstenpredigt« vom 13. Juli 1524 beklagte er die »arme zerfallende Christenheit« und forderte die Rückkehr zu einem gottgläubigen Leben. Den Fürsten bot er großzügig an, sich anzuschließen, andernfalls werde sie das Volk entmachten. So machte er sich Feinde auf allen Seiten: bei den Fürsten, die um ihre Macht bangten, beim Klerus, dem er an die Pfründe ging. Sogar viele Reformatoren wandten sich von diesem radikalen und kompromisslosen Geist ab – allen voran Martin Luther, der in schließlich als »Satan von Allstedt« beschimpfte.

Der Film in der Reihe zur »Geschichte Mitteldeutschlands« zeigt, wie aus dem jungen Priester, der nach den Wurzeln der sozialen Not und Ungleichheit suchte, ein zorniger Mann wurde, der sich am Ende gar selbst zum Propheten erklärte. So erzählt die » »Geschichte Mitteldeutschlands«, wie aus dem hoffnungsvollen Aufbruch ein verhängnisvoller Untergang wurde – für tausende Bauern und Handwerker, aber auch für Müntzer selbst.

Hier mehr: www.mdr.de.

VD: Joel

Spirituelles Woodstock

Fernsehpfarrer Fliege kommt mit einer Veranstaltungsreihe nach Bad Wörishofen – und bringt TV-Koch Schuhbeck, Anselm Grün und eine Horde Geistheiler mit. Die Hoteliers rufen Hosianna. Die Stadt ist aber gar nicht begeistert.

Flieges viertägige Veranstaltung ist eine Art Esoteriker-Treff und Messe mit christlichen Elementen. Die Dauerkarte für alle Veranstaltungen kostet 201,30 Euro. Es gibt durchaus unverfängliche Programmpunkte: Beim Eröffnungsabend am Donnerstag sprach Pater Anselm Grün über »Spiritualität als Weg in die Heimat«, an diesem Freitag berichtet Starkoch Alfons Schuhbeck über »Kneipps Gesundheitslehre«. Andere Angebote klingen abstrus bis unseriös, allen voran die »Nacht der Heiler«. Wer bei diesen »Gruppensitzungen mit alternativen Heilmethoden« dabei sein will, muss 35 Euro extra bezahlen. Laut Fliege liegen etwa 700 Anmeldungen vor.

Hier der Artikel von Stefan Mayr: www.sueddeutsche.de.

Die Bedeutung Johannes des Täufers für Jesu Dienst

Welche Rolle Johannes der Täufer für den Dienst von Jesus spielte, ist eine gar nicht so einfach zu beantwortende Frage. David Born hat eine packende Arbeit darüber geschrieben: »Die Bedeutung Johannes des Täufers für Jesu Einführung in die Öffentlichkeit und seinen Dienst«.

Der Aufsatz:

  • David Born: »Die Bedeutung Johannes des Täufers für Jesu Einführung in die Öffentlichkeit und seinen Dienst«, MBS Texte, Ausgabe 154, Bonn 2010

kann hier gratis heruntergeladen werden: mbstexte154_a.pdf.

pro: Märtyrer 2010

201010281639.jpgDas christliche Medienmagazin pro hat in einem Artikel das neue Jahrbuch zur Christenverfolgung vorgestellt, das einige Kollegen und mich in den letzten Wochen ziemlich in Anspruch genommen hat (danke Beate & Max!). Es heißt dort:

In 64 Staaten dieser Erde gibt es keine oder nur eine erheblich eingeschränkte Religionsfreiheit. Da sich unter diesen Staaten einige sehr bevölkerungsreiche Länder befinden, sind von den Repressalien ungefähr 70 Prozent der Weltbevölkerung betroffen. Bis zu 300 Millionen Christen werden weltweit als Minderheit diskriminiert. Diese Zahlen gehen aus dem Buch »Märtyrer 2010 – Das Jahrbuch zur Christenverfolgung heute» hervor …

Demnächst werde ich weitere Informationen zum Jahrbuch liefern. Hier der Beitrag von pro: www.pro-medienmagazin.de.

Malatya: Ein Anstifter verhaftet

Über die Ermordung von drei Christen in der südosttürkischen Stadt Malatya habe ich bereits mehrfach berichtet, auch, weil einer der drei Märtyrer an dem Seminar, an dem ich tätig bin, als Student eingeschrieben war. Im Prozess ist nun ein mutmaßlicher Anstifter des Attentates festgenommen worden. Die Nachrichtenagentur idea schreibt:

Der Haftbefehl wurde erlassen, nachdem Zeugen ausgesagt hatten, dass der Journalist Varol Bulent Aral an der Vorbereitung der Bluttat beteiligt gewesen sei. Aral soll ein Verbindungsmann zu den Drahtziehern aus der nationalistischen, islamisch orientierten Bewegung Ergenekon gewesen sein. Der dreifache Mord liegt dreieinhalb Jahre zurück. Am 18. April 2007 wurden der Deutsche Tilmann Geske sowie zwei Mitarbeiter des protestantischen Zirve-Verlags in Malatya, Necati Aydin und Ugur Yüksel, ermordet. Fünf junge Männer fesselten und folterten die Opfer, bevor sie ihnen die Kehlen durchschnitten. Aral war schon einmal verhaftet worden. Nach Angaben des Informationsdienstes Compass Direct sagte der Mithäftling Orhan Kartal vor Gericht aus, dass Aral erzählt habe, wie er die fünf Täter psychologisch auf die Morde vorbereitet habe. Hinter ihm stehe eine hochgestellte Persönlichkeit – der frühere General Veli Kucuk. Ein weiterer Zeuge, Erhan Ozen, arbeitete ehemals beim Gendarmerie-Geheimdienst JITEM. Dort habe man bereits 2004 die Ermordung der Christen in Malatya und des armenischen Schriftstellers Hrant Dink geplant. Er wurde am 19. Januar 2007 in Istanbul auf offener Strasse erschossen. Es wird vermutet, dass die Organisation Ergenekon in die Bluttaten verwickelt ist. Ihr gehören frühere Generäle, Politiker und andere Schlüsselpersonen an. Die türkische Generalstaatsanwaltschaft stuft sie als terroristische Vereinigung ein.

In einem Interview mit der katholischen Nachrichtenagentur Zenit beantwortet der Pastor Wolfgang Häde die Frage: »Besteht ein Zusammenhang zwischen diesem [kritischen] Christenbild und gewaltsamen Übergriffen gegen Christen in der Türkei?« folgendermaßen:

Ja, ganz sicher. Im Fall der Ermordung meines Schwagers Necati Aydin und der beiden anderen protestantischen Pastoren in Malatya im April 2007 hatten vorher lokale Zeitungen reißerisch Stimmung gegen die dortigen Christen gemacht mit dem Tenor: »Jetzt sind die Missionare nach Malatya gekommen.« Es wurde mit total übertriebenen Zahlen operiert, zum Beispiel, dass 46 neue Kirchen in Malatya gegründet worden seien.

Zum interessanten Interview geht es hier: www.zenit.org.

Das undogmatische Christentum des Adolf von Harnack

Harnack.jpegDa Adolf von Harnack heute eher selten gelesen wird, übersehen wir schnell, dass Thesen Harnacks und des theologischen Liberalismus unter (irgendwie) Frommen derzeit eine Renaissance erfahren.

Harnack behauptete, dass die christlichen Dogmen Ausdruck des griechischen Geistes im Raum der Kirche seien (Nietzsche meinte ähnlich: »Christentum ist Platonismus für’s Volk«). Sein vielleicht berühmtester Satz besagt deshalb, dass das dogmatische Christentum (die Dogmen) »in seiner Konzeption und in seinem Ausbau ein Werk des griechischen Geistes auf dem Boden des Evangeliums ist« (z.B. Dogmengeschichte, 5. Aufl., S. 4).

Der Aussagegehalt christlicher Dogmen lässt sich nach Harnack nicht aus der Heiligen Schrift ableiten. Der Weg vom Wort zum Dogma wird als eine Geschichte des Abfalls von der ursprünglichen Höhe des Evangeliums beschrieben. Durch den Prozess der Dogmatisierung und die Inanspruchnahme metaphysischer Begriffe verschmolz das ursprüngliche Evangelium mit der hellenistischen Philosophie.

Die Glaubenssätze gehören für Harnack damit der Vergangenheit an und an die Stelle des Dogmas tritt das innere Erlebnis, das dem Wort Gottes entspricht (vgl. Das Wesen des Christentums, 1950, S. 160). Das Wesen des christlichen Glaubens liegt weder im kirchlichen Bekenntnis noch in der Botschaft von Jesu Kreuzigung und Auferstehung, sondern in der Verkündigung vom lebendigen Gott. Dem Gehalt des Evangeliums entsprechen der Glaube an Gott den Vater, der Wert jedes einzelnen Menschen und die Nächstenliebe.

Hauptstück der Verkündigung Jesu ist eine Sittlichkeit, die diese Welt als ihr eigentliches Arbeitsfeld in den Blick bekommt. Theologie muss sich daran messen lassen, ob sie der Gegenwartskultur verständlich ist und diese befördert. In einer seiner Vorlesungen, die der geniale Harnack übrigens meist frei hielt, sagte er (Siebente Vorlesung, zitiert nach Zahn, Die Sache mit Gott, S. 13):

Es ist ein hohes, herrliches Ideal, welches wir von der Grundlegung unserer Religion her erhalten haben, ein Ideal, welches unserer geschichtlichen Entwicklung als Ziel und Leitstern vorschweben soll. Ob die Menschheit es je erreichen wird, wer kann es sagen? Aber wir können und sollen uns ihm nähern, und heute fühlen wir bereits – anders als noch vor zwei- oder dreihundert Jahren – eine sittliche Verpflichtung in dieser Richtung, und die zarter und darum prophetisch unter uns Empfindenden blicken auf das Reich der Liebe und des Friedens nicht mehr wie auf eine bloße Utopie.

Wohin der Kulturprotestantismus geführt hat, wissen wir. Als Harnack 1914 zusammen mit 93 anderen Intellektuellen (darunter auch Adolf Schlatter, Ernst Haeckel oder Adolf Deissmann) das so genannte »Manifest der Intellektuellen« unterzeichnete und damit die Kriegspolitik des Kaisers stützte, wurde Karl Barth aus seinem theologischen Schlummer geweckt (»… bemerkte ich, … daß die Theologie des 19. Jahrhunderts jedenfalls für mich keine Zukunft mehr hatte.«).

Die Kirchen- und Dogmengeschichtlerin Gury Schneider-Ludorff stellt uns in einem kurzen Gespräch mit dem Deutschlandradio wichtige Eckpunkte der Theologie Harnacks vor:

[podcast]http://podcast-mp3.dradio.de/podcast/2010/10/26/dlf_20101026_0949_38157056.mp3[/podcast]

Wenn Dummheit …

In der Schweiz will eine Gruppe Bibelkritiker die Heilige Schrift zensieren oder in der Schule erst 16-Jährigen zugänglich machen. Begründung: Wegen angeblich gewalttätiger, pornografischer und inzestuöser Geschichten sei die Bibel den Schülern nicht zuzumuten. Die Zeitschrift Blick schreibt:

Die Initianten wollen bis vor Bundesgericht, sogar bis zum Europäischen Gerichtshof gehen. «Wir fangen nur bei den Kantonen an», so der Bibel-Gegner Vinodh Kumar (50), «weil uns Anwälte dazu geraten haben.» Der gebürtige Inder, seit 28 Jahren in der Schweiz, ist Hindu, nicht Atheist. Darum sei er nicht bei den konfessionslosen Freidenkern.

Ihn stören Bibeltexte wie jener von Lot, der mit seinen Töchtern Kinder zeugt. Oder Psalme, in denen Kinder «am Felsen zerschmettert» werden. Oder Jesus’ Aussage, er werde «Zwietracht» unter die Menschen bringen. Oder Ezechiels detaillierte Schilderung der «Hurereien» von Israel und Juda.

Ja, die Bibel verschweigt die Schurkereien nicht. Aber sie heißt sie eben nicht gut sondern malt uns vor Augen, dass wir ohne Gnade hoffnungslos verloren sind.

Ich empfehle den besorgten Lehrern, sich einmal mit der Musik auseinanderzusetzen, die ihre Schüler so hören (siehe hier).

Freie Software

Warum benötigt Freie Software eigentlich Lizenzen, was ist Copyleft und wie funktioniert es? Worin unterscheidet sich freie Software von Freeware?

Die Bundeszentrale für politische Bildung hat dazu ein Buch von Volker Grassmuck herausgegeben, das hier gratis heruntergeladen werden kann. Dradio Wissen hat außerdem mit Matthias Kirschner über das komplizierte Thema gesprochen: wissen.dradio.de.

Scrivener 2.0

Für Drehbuchautoren, Schriftsteller, Erzähler oder Journalisten gibt es gute Nachrichten: In wenigen Tagen erscheint die Schreibwerkstatt Scrivener in der Version 2.0 für Apple Macintosh (eine Version für Windows kommt 2011).Bildschirmfoto 2010-10-26 um 10.45.47.png

Ich nutze Scrivener seit ungefähr zwei Jahren und bin stellenweise von den Leistungsmerkmalen so beeindruckt gewesen, dass ich meine ebenfalls hervorragende Textverarbeitung Mellel schon links liegen lassen wollte. Der Umgang mit Scrivener war allerdings komplex, so dass ich längere Texte doch lieber mit einer vertrauten Textmaschine erstellt habe. Viele Einschränkungen entfallen in der Version 2 von Scrivener. Das »Handling« wurde deutlich vereinfacht. So lassen sich nun beispielsweise Fußnoten auch seitlich im »Inspektor« darstellen und bearbeiten. Ebenso wurden die Druckfunktionen stark überarbeitet.

Ein englischsprachiges Einführungsvideo gibt es hier:

Eine Demoversion von Scrivener 2 kann hier heruntergeladen werden: www.literatureandlatte.com.

Die Feminisierung der Theologie

Während einige Evangelikale über die Benachteiligung von Frauen im Raum der Kirche sinnieren (vgl. z.B. hier), spricht der evangelische Theologe Friedrich Wilhelm Graf (München) offen über die Konsequenzen einer einseitig verweiblichten Theologie.

Folgendes Zitat habe ich beim Deutschlandradio aufgeschnappt:

Sie sind zumeist weiblich und eher »Muttityp als wirklich intellektuell«. So hat der evangelische Theologe Friedrich Wilhelm Graf evangelische Theologiestundenten kritisiert. Auf einer Tagung in Dresden erklärte der Professor für Systematische Theologie, das evangelische Pfarramt werde zunehmend zu einem Frauenberuf. Besonders häufig entschieden sich Studentinnen aus nichtakademischen Haushalten für diesen Beruf. Sie verbänden zumeist eher schlichte Gedanken mit der Vorstellung von einem »Kuschelgott«. Das sei auf Dauer eine bedrohliche Entwicklung für die evangelische Theologie, sagte Graf.

Neue Internetseite des Instituts für Neutestamentliche Textforschung (INTF)

ECM.jpgDas Institut für Neutestamentliche Textforschung (INTF) in Münster präsentiert sich im Internet mit einer neuen Plattform. Im Zentrum der Arbeit des Instituts steht die Erforschung der Textgeschichte des Neuen Testaments und die Rekonstruktion seines griechischen Ausgangstextes auf der Basis der gesamten handschriftlichen Überlieferung, der frühen Übersetzungen und patristischen Zitate.

Hier geht es zur neuen Internetseite: egora.uni-muenster.de.

Live Aid und die Folgen für Afrika

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Hauptsache, es fließt Geld! Doch was geschah in Afrika wirklich nach Live Aid und Live 8? Der britische Autor Peter Gill gibt in seinem Buch Famine and Foreigners: Ethiopia Since Live Aid erschreckende Antworten.

20 Jahre später, 2005 auf dem Live-8-Event, wurden zwar keine Spenden eingesammelt. Der Super-Simultan-Gig mit Konzerten in weltweit neun Städten sollte Druck ausüben auf die G8, den dreißig ärmsten Ländern die Schulden zu erlassen. Was lief das gut rein, als Madonna von der Bühne rief: »Seid ihr bereit für eine Revolution? Seid ihr bereit, Geschichte zu schreiben?« Aber hallo, alle waren bereit, zumal es nur eine Konzertkarte dafür brauchte.

Das Bittere an dieser zweiten Hilfsaktion aber war, dass der äthiopische Präsident Meles Zenawi von Geldof, Bono und Tony Blair auf dem Edinburgher Gipfel hofiert wurde. Gill kann sich nur wundern, wie der Mann, der kurz zuvor die Wahlen in Äthiopien in einem Blutbad hatte enden lassen, als neues Role Model des afrikanischen Staatsführers auratisiert wurde. Bono schwärmte von seinen ökonomischen Kenntnissen, Blair feierte ihn als Vorzeigepolitiker. Seither durfte Meles, wie David Rieff in einer exzellenten Besprechung des Buches von Gill anmerkt, »Afrika auf einem nach dem anderen Panel vertreten, von G8 über G 20 bis Kopenhagen 2009.« Was bedeutet, das Live8 vor allem einem geholfen hat: Dem Despoten Meles Zenawi.

Und:

Es ist eine verdammt bittere Medizin, die Gill seinen Lesern verabreicht, am Ende gibt es keine Patentrezepte, im Gegenteil. Projekte wie das von Bono und Jeffrey Sachs vollmundig mitpropagierte »Millenium Development Project«, das verspricht, bis 2025 die Armut weltweit auszurotten, wenn nur die Geberländer weiter kräftig ihre Gießkanne über Afrika halten, erscheinen einem nach der Lektüre beeindruckend weltfremd. Oder verantwortungslos.

Hier der Artikel von Alex Rühle in der SZ: www.sueddeutsche.de.

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