Sind Sie neidisch auf »Infinite Jest«, Mr. Eugenides?

Wie froh wäre ich, könnte ich die FAZ abonnieren. Bei all dem dumpfen Wahlkampfgeplärr lässt die Zeitung nach wie vor hoffen, dass es um unsere Republik nicht ganz so schlimm bestellt ist, wie es gelegentlich scheint.

Felicitas von Lovenberg hat sich für die FAZ in Berlin-Kreuzberg mit dem erfolgreichen amerikanischen Schriftsteller Jeffrey Eugenides getroffen und über Infinite Jest (dt. Unendlicher Spaß) gesprochen. Sehr lesenswert: www.faz.net.

Empfohlen sei zudem die Rezension über Unendlicher Spaß von Richard Kämmerlings.

David Foster Wallace, der genialische Autor dieses Werks, der sich nach jahrelangen Depressionen im vergangenen September das Leben nahm, war ein ernsthafter Mensch, unendlich ernsthaft, möchte man heute, nach seinem traurigen Ende, sagen. »Infinite Jest« ist ein moralisches, ja moralistisches Buch über den gegenwärtigen American way of life und damit über den Entwicklungsstand unserer Kultur. Es ist ein Buch über die Leere im innersten Zentrum unserer Gesellschaft, die der Einzelne mit Süchten, Zerstreuungen, Obsessionen und Unterhaltungen aller Art ersatzweise füllt und so verdeckt und verdrängt. Unendlicher Spaß ist das Codewort einer düsteren Zukunftsvision, als Endpunkt menschlicher Evolution bedeutet er den Tod der Kultur und den Tod des Subjekts – und zwar in einem ganz konkreten, nicht übertragenen Sinne. Dieses anstrengende, schwierige, die Geduld des Lesers strapazierende Buch mit dem Titel »Unendlicher Spaß« ist ein Gegengift.

Hier die Buchbesprechung: www.faz.net.

Ähnliche Beiträge:

Abonnieren
Benachrichtige mich bei

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

4 Kommentare
Inline Feedbacks
View all comments
15 Jahre zuvor

Ja, die FAZ. Wir haben sie schon zu Studienzeiten abonniert und auch jetzt als Pastor nennen wir sie als Familie unser eigen, lieben sie und verzichten stattdessen auf manch anderes… tut einfach gut! Und es ist erschreckend zu sehen, wie gering die Anzahl der Leser der wirklich wenigen guten Zeitungen in Deutschland ist…

Markus
15 Jahre zuvor

Wallace‘ Buch ist zwar nicht einfach, aber lesenswert! Interessant finde ich auch seine sehr unkomplizierte und nahe Art, mit Menschen umzugehen. Wie man in der Fragerunde nach diesem Vortrag merkt. Er äußert sich da u.a. auch ein wenig zu seinen Vorstellungen von Religion und Gebet (nach ca. 60% des Audiotracks).
[http://hammer.ucla.edu/watchlisten/watchlisten/show_id/25789/show_type/audio?browse=none&category=0&search=]

Das thematisiert er auch hier: [http://goaheadsueme.blogspot.com/2005/05/david-foster-wallace-at-kenyon-college.html]

Was ich nicht wusste und mich überraschte: er schien regelmäßig in eine Gemeinde zu gehen. [http://www.rollingstone.com/news/story/23055650/the_view_from_mrs_thompsons/print]

Und sein offensichtliches Lieblingsbuch war wohl zeitweise C.S.Lewis „Briefe an einen Unterteufel“, dass er auch in seinen Vorlesungen zum Lesen empfahl. [http://www.toptenbooks.net/blog/2007/03/is-david-foster-wallace-serious.html]

DSGVO Cookie Consent mit Real Cookie Banner