Was hält jemanden in Deutschland davon ab, Christ zu werden?

Vor einigen Wochen hat mich Christoph Koehler interviewt. Hier ein Auszug: 

Christoph: Menschlich gesehen, was hält jemanden in Deutschland davon ab, Christ zu werden? Welche Hürden stehen einem da entgegen?

Ron: Wie ich gerade sagte, erwarten viele Deutsche nichts von Gott. Sie wollen selbst darüber entscheiden, worum es im Leben geht. Luther sagte einmal: Die Menschen wollen nicht, dass Gott Gott ist. Ich denke, es beschreibt alle Menschen, aber unsere Generation vielleicht besonders treffend. Die Leute wollen nicht, dass da jemand ist, der ihnen etwas vorschreibt und sagt, wo es lang geht. Es geht ihnen so gut, dass sie auch ohne Gott zurechtkommen. Die Trauerarbeit ist abgeschlossen. Die Menschen vermissen Gott nicht.

Christoph: Was kümmert Christen in Deutschland? Worüber denken sie? Was ist ihnen wichtig?

Ron: Ich glaube, wir haben vergessen, dass Gott heilig ist. Das scheint mir ein großes Problem zu sein. So verbringen viele Christen ihre Zeit mit dem Entertainment oder mit der Selbstoptimierung. Gottesdienste sind dann schön, wenn sich Menschen wohlfühlen. Der Glaube wird als ein attraktives Angebot vermittelt. Er wird in einer Weise verkündigt, dass er keinen Anstoß mehr weckt. Ich glaube, Jesus war da ganz anders unterwegs. Denken wir nur an Luk 9,23–24: „Wenn jemand mir nachkommen will, so verleugne er sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich täglich und folge mir nach. Denn wer sein Leben retten will, der wird es verlieren; wer aber sein Leben verliert um meinetwillen, der wird es retten.“ Wenn wir das Gesetz, also den Anspruch Gottes nicht verkündigen, werden wir auch nicht verstehen, was das Gute an der Guten Nachricht ist.

Mehr: appliedtheology.net.

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13 Kommentare
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Stephen
3 Jahre zuvor

Bin gerade fertig mit der Vorbereitung auf den Buß- und Bettag-Gottesdienst hier im sächsischen Bibelgürtel. Ich würde sogar sagen, dass viele „Christen“ vom Glauben abgehalten werden dadurch, dass sie keinen Gott, der Gott ist, haben wollen. Egal, was sie mit dem Mund bekennen, im Herzen sprechen sie „Es ist kein Gott,“ damit sie weiter von Gott und seinen Geboten abweichen und ihre Verdorbenheit genießen können. Dazu muss es einen Bibeltext geben …

Johannes
3 Jahre zuvor

Ich staune etwas über diese Antworten, die mir ehrlich gesagt gar zu einfach erscheinen. Gibt es dazu irgendwelche Erhebungen, Umfragen oder ähnliches – oder geben diese Antworten – und besonders die erste – „bloß“ einen Eindruck wider?

Last edited 3 Jahre zuvor by Johannes
Johannes
3 Jahre zuvor

Hallo Ron, meine Frage zielt mehr auf die Grundlage der Antworten. Ich dachte, vielleicht gibt es da tatsächlich Umfragewerte, wo deutlich wird, warum Menschen den Glauben an Gott ablehnen. Dass „viele Deutsche“ nichts von Gott wissen wollen, ist vermutlich so, aber ich hätte Zweifel daran, dass „die Menschen“ (viele, die meisten, alle?) Gott nicht vermissen und denke auch, dass die Gründe für eine Ablehnung vielfältig sind. Naja, ist nur so mein Eindruck. Liebe Grüße und einen schönen Abend, Johannes

anonym
3 Jahre zuvor

Da ich sehr zurückgezogen lebe und mein Freundeskreis zu 99 Prozent aus gläubigen Christen besteht, kann ich nicht viel dazu sagen. Ich begegne keinen mir unbekannten Ungläubigen im Alltag. Ich kann aber etwas über meine eigene Familie, die leider ungläubig ist, schreiben: Meine Eltern sind Ungläubige. Wir haben zwar immer Weihnachten und Ostern gefeiert, aber mein Bruder und ich haben nie, absolut nie solche Worte oder Namen wie „Gott“, „Jesus Christus“, „Geburt Jesu“, „Kreuzigung“ oder „Auferstehung“ gehört. Es wurde nie über den christlichen Glauben gesprochen. Im nachhinein empfinde ich es aber durchaus auch als wohltuend, daß unsere Eltern meinen Bruder und mich auch nicht haben taufen lassen – das war nur konsequent, obwohl mein Vater offiziell Mitglied in der EKD und meine Mutter offiziell Mitglied in der RKK ist. Beide sind schlichtweg völlig ignorant und desinteressiert an Fragen nach Gott, Glaube, „Sinn des Lebens“, „Woher kommen wir, wohin gehen wir?“ und ähnliches. Mein Vater findet es schon extremistisch, wenn man… Weiterlesen »

Last edited 3 Jahre zuvor by anonym
3 Jahre zuvor

Vielleicht hilft ein wenig Hintergrund: Ich wollte meiner Kirche (in den USA) dienen indem ich Christen aus anderen Ländern oder Kulturen mal frage, wie die Kirche (als Menschen) bei ihnen aussieht. Diese Interviews kannst du auf meinem Blog finden: https://appliedtheology.net/tags/interviews/. Auf der einen Seite ist die Meinung da natürlich sehr persönlich—ich frage ja nur eine Person—, aber auf der anderen Seite doch hilfreich für jemanden, der gar keinen Hintergrund hat zu der anderen Kultur. Und ich fand Ron’s Antworten hilfreich (und der Lage hier in den USA sehr ähnlich).

@anonym Danke für dein Kommentar! Meine Familie in Deutschland ist zum größten Teil nicht Christ, und deine Erfahrungen sind mir auch bekannt.

Matze
3 Jahre zuvor

„Wir sind die einzige Bibel die die Menschen noch lesen“ So ungefähr geht ein Sinnspruch, der gut beschreibt wie ich das sehe. Ich denke, dass die meisten Menschen Gott nicht grundsätzlich ablehnen, sondern dass es für sie keine Motivation gibt sich mit Gott zu beschäftigen. Das geschieht heute durch glaubwürdiges Christsein einzelner und von christlichen Gemeinschaften. Deshalb sollte Theologie so betrieben werden, dass die Christen zu einem an Gott hingegebenen Lebensstil ermutigt werden und das Handwerkzeug für ein glaubwürdiges Christsein vermittelt wird.

Helge Beck
3 Jahre zuvor

Ich finde diese schwarzweiß malerei wenig hilfreich „jemand“ „deutschland“ „Christ“ es gibt keine einfachen Antworten Menschen werden Christen all the time und werden es nicht es ist ein buntes chaos, ihr wollt irgendwas festhalten was schon wieder vorbei ist. Meine Meinung.

Konrad Kugler
3 Jahre zuvor

Bei dieser Fragestellung plagt mich schon lange ein Gedanke:Schon 1956, beim Bundesting von NeuDeutschland, wurde ein neues Denken aktiv. Mission im Schongang. Der Bund ist praktisch nur noch in Spuren, linlksorientiert, vorhanden.
Wer hat den Zeitgeist so befeuert, daß wissenschaftliche Erkenntnisse und logische Gedankengänge einfach überfahren werden konnten. Im Denken der „Kirche“, also dem Klerus und der Pastoren, spielte eher Pseudo eine Rolle.
Warum konnte die Urknalltheorie 1948 nie die Bedeutung gewinnen, die ihr zustand? Lemaitre hat nur, um den Widerstand zu mäßigen, auf den letzeten Satz verzichtet. Das Uratom konnte sich nicht selbst erschaffen und auch nicht durch Selbstzündung alle anderen Vorgänge haargenau so steuern, wie es Stephen Hawkins nachgewiesen hat.
Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde, aller sichtbaren und unsichtbaren Dinge.
Was glauben die Menschen wirklich, wenn Sie das am Sonntag sprechen?

Theophil Isegrim
3 Jahre zuvor

Sag mal, Ron, bei der letzten E21 Konferenz hast Du etwas über Packers Buch zum Thema Heiligung gesagt. Konntest es aber nicht empfehlen? Was ist an dem Buch nicht gut?

Theophil Isegrim
3 Jahre zuvor

Ok, ich ahne, weshalb das kein so gutes Kapitel ist.

Bettina Klix
3 Jahre zuvor

Lieber Ron,
Danke!
Du hast einen sehr wichtigen Aspekt genannt, der zufällig in dieser Woche bei der Telefonandacht des Missionswerkes Heukelbach von Rudi Joas auch vorkommt!
Es geht um die Projektionsidee, die uns Christen immer zugeschoben wird, – Joas sagt, dass doch derjenige, der keinen Gott will, weil er lieber so weiterleben will wie bisher, diesen Nicht-Gott in den Himmel projiziert.
Das Ganze ist noch bis Donnerstagnacht zu hören unter 0180/ 5 647746.
Herzliche Grüße
Bettina

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