Anne Koch, Professorin für Religious Studies an der Universität Salzburg, bekennt sich in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift Christ in der Gegenwart (Ausgabe 18, 1. Mai 2016, S. 200) zu einer gegenwartsfähigen Theologie. Man findet Antworten, wie man sie von Kulturwissenschaftlern mit einem Hang zu Michel Foucault gewöhnt ist und deshalb auch erwartet.
Drei Beispiele:
Die Frage zur aufregendsten Bibelstelle beantwortet Professorin Koch mit einem Verweis auf den Gehorsam von Jesus Christus gegenüber dem Willen des Vaters am Kreuz und dem Ansatz eines Psychogramms:
In diesem Augenblick nach Gründonnerstag: die Szene im Garten Getsemani und der Gehorsam Jesu gegenüber dem „Willen“ des „Vaters“ bis hin zur Lebensaufgabe. Parallel dazu lese ich Ahmad Mansours Psychogramm der „Generation Allah“ mit ihren charakteristischen Elementen von autoritärer Erziehung, fehlendem Urvertrauen und der Sehnsucht nach Liebe, Verschmelzung und einem heilen Zustand. So keimt in mir die Frage auf, wie radikal dieser galiläische Wanderprediger war beziehungsweise wie psychisch bekannt und daher wichtig den Überliefernden diese Seite war.
Was ist für das drängendste theologische Problem der Gegenwart? Natürlich das fehlende theologische Modell für die Vielstimmigkeit. Denn:
Aus diesem Grund nimmt man dann meistens eher Rücksicht auf den Konservatismus anstatt auf den Liberalismus, auf das Christentum außerhalb Europas anstatt in Mitteleuropa. Das fehlende theologische Modell für Vielstimmigkeit wird so zu einem Grund des Unrechts gegenüber Gesellschaften, die – um beim obigen Beispiel zu bleiben – sexuelle Orientierungen gleichstellen, Männer und Frauen gleichstellen, psychologisch-therapeutisch arbeiten anstatt mit Droh- und Austreibungsszenarien.
Was hindert Frau Koch dann, schnell zum evangelischen Glauben zu konvertieren und einer modernen Ev. Landeskirche beizutreten? Dort ist die theologische Vielstimmigkeit doch längst Pflicht!
Aber kommen wir zum Höhepunkt. Was ist das schönste Gottesdiensterlebnis von Frau Prof. Koch? Die Frage – da sind wir ganz kantianisch – ist eigentlich zu privat. Jedoch:
Beruflich haben mich verschiedene Ritualerlebnisse bewegt, die ich feldforschend begleitet habe: eine schamanische Krafttierreise, Mantrensingen und mehrtägige Atemübungen beim Pranayama-Yoga.
Na, dann müssen wir uns um die Theologie der Gegenwart ja keine Sorgen machen.