Gott steigt herab, um mit uns Menschen zu reden

Gott steigt herab, um mit uns Menschen zu reden.  Diese „Akkommodation“ (dt. Anpassung) Gottes an die Erkenntnisfähigkeiten von uns Menschen wird von Johannes Calvin mit drei Bildern erklärt. Alister McGrath schreibt dazu (Johannes Calvin, Zürich: Benziner, 1991, S. 174–175): 

Anhand dreier zentraler Bilder entwickelt Calvin den Gedanken von der göttlichen Anpassung an menschliche Fähigkeiten bei der Offenbarung. Gott ist unser Vater, der bereit ist, die Sprache der Kinder zu benutzen, um zu uns zu sprechen. Er paßt sich der Schwäche und Unerfahrenheit der Kinder an. Er ist unser Lehrer, der weiß, daß er sich auf unsere Stufe herabbegeben muß, wenn er sich uns mitteilen will. Er paßt sich unserer Unwissenheit an, um uns zu unterweisen. Er ist unser Richter, der uns unsere Sundhaftigkeit, unsere Verstocktheit und unseren Ungehorsam vor Augen führt. Wie vor Gericht der überzeugende Gebrauch der menschlichen Rede dazu dient, ein wahres Urteil sicherzustellen, so ist Gott darum bemüht, uns von unserer Sünde zu überzeugen und zu überführen. Sein Urteil soll unser Urteil werden, indem wir erkennen, daß wir in der Tat Sünder sind, die weit von Gott entfernt sind. Calvin beharrt darauf, daß wahre Weisheit in der Gottes- und Selbsterkenntnis liegt. Durch die Erkenntnis, daß wir Sünder sind, erkennen wir, daß Gott unser Erlöser ist. 

Nach der Lehre von der Menschwerdung erniedrigt sich Gott auf unsere Stufe, um uns ebenbürtig zu sein. Er ist als unseresgleichen mitten unter uns. Calvin weitet dieses Prinzip auf die Sprache und Bilder der Offenbarung aus: Gott offenbart sich in Worten und Bildern, die wir verstehen können. Sein Ziel und Zweck ist die Verständigung, der Brückenschlag über die große Kluft zwischen ihm als dem Schöpfer und den Menschen als seiner Schöpfung. Für Calvin sind der Wille und die Fähigkeit Gottes, sich zu erniedrigen und sich unserer Beschränktheit anzupassen, ein Zeichen seiner Barmherzigkeit und Fürsorge.

Das „Gadamer-Forum“

Mit einer Festveranstaltung wurde am 24. Oktober 2024 das Hans-Georg Gadamer-Forum für Philosophische Hermeneutik an der Bergischen Universität Wuppertal eröffnet. Das Gadamer-Forum soll der internationalen Forschung zu Gadamers Werk und zur philosophischen Hermeneutik einen institutionellen Ort geben. 

Die FAZ schreibt (06.11.2024, Nr. 259, S. N5): 

Es verging ein Jahrzehnt, bis 1960 sein Hauptwerk „Wahrheit und Methode“ die Summe seiner philosophischen Hermeneutik vorstellte. Als vornehmliche Aufgabe verstand Gadamer nicht nur, Fragen der philosophischen Überlieferung aufzugreifen, sondern sich über menschliche Erfahrungen klar zu werden, die nicht im rationalistischen Sinne nachprüfbar sind. Maßgebliches Medium ist ihm die Sprache und hierbei der Dialog als grundsätzliches Element: ein sprachliches Miteinander, das gemeinsam zu entwickeln sei. Hierbei bietet im Horizont der unaufhaltsamen Wandelbarkeit der Welt das Gespräch mit der reichen Überlieferung stabile Bezugspunkte des philosophischen Verstehens.

Im Gegensatz zu Heidegger, der eine „Destruktion“ und einen „Abbau“ der Traditionen anstrebte, um eigentliche Grundstrukturen der Philosophie freizulegen, verfolgte Gadamer deren Rehabilitation: Ein gegenwärtiges Philosophieren könne sich nur in bisher eröffneten Möglichkeiten entfalten und habe insofern den Charakter einer stets neu zu leistenden Verschmelzung der Horizonte von Gegenwart und Vergangenheit des Denkens. Wer verstehen will, müsse „mit der Sache, die mit der Überlieferung zur Sprache kommt, verbunden“ sein. So sei das philosophische Gespräch stets von der Geschichte getragen.

Diese philosophische Hermeneutik neu zur Sprache zu bringen hat sich das Hans-Georg Gadamer-Forum für philosophische Hermeneutik an der Bergischen Universität Wuppertal zum Ziel gesetzt. Mit dem Beginn einer digitalen Edition der Korrespondenzen des Philosophen, die in Kooperation mit dem Deutschen Literaturarchiv Marbach (DLA) und der Hans-Georg Gadamer-Gesellschaft in Heidelberg entsteht, wurden in diesem Jahr schon erste Schritte getan.

D. Bonhoeffer: Ich bin der Herr, dein Arzt

In einer Predigt von Pfarrer Dietrich Bonhoeffer aus dem Jahre 1941 heißt es: 

Nicht daraus macht die Bibel dem Menschen einen Vorwurf, dass er mit seiner Krankheit zum Arzt geht, sondern daraus, dass er mit ihr nicht auch zu Gott geht. Es ist kein Zufall, dass Christus in auffallender Nähe zu den Kranken gelebt hat, dass Blinde, Gelähmte, Taubstumme, Aussätzige, Geisteskranke sich unwiderstehlich zu ihm hingezogen fühlten und seine Gemeinschaft suchten. Warum hat Christus diese Leute nicht zum Arzt geschickt? Gewiss nicht, um dem Ansehen der Ärzte zu schaden oder um seine eigene besondere Kunst oder suggestive Kraft zur Schau zu stellen, sondern um es deutlich werden zu lassen, dass Gott und Krankheit, dass Christus und die Kranken ganz eng zusammen gehören. Christus will der wahre Arzt der Kranken sein. „Ich bin der Herr, dein Arzt“ (2. Mose 15,26). Das sagt Gott, das sagt Christus. Der Schöpfer und Erlöser der Welt bietet sich dem Kranken zum Arzt an. Wollen wir dieses Angebot unversucht lassen, nachdem wir auf so viele, geringere Angebote mit mehr oder weniger Erfolg eingegangen sind?

Mehr: 7-Wochen-mit-2021_Predigt.pdf.

VD: BK

Warum der Neue Bund die Vergebung der Sünden ermöglicht

Joel R. White schreibt in „Der eine Bund hinter den Bünden“ über die Wirkung des stellvertretenden Sühneopfers (Armin Baum u. P.H.R. van Houwelingen (Hrsg.), Kernthemen neutestamentlicher Theologie, Giessen: Brunnen, 2022, S. 41–57, hier S. 51–52):

Der entscheidende Impuls dafür, dass sich die neutestamentliche Gemeinde als Gottesvolk im neuen Bund verstand, kam nicht von Paulus, sondern von Jesus. Seine Worte beim Abschiedsmahl sind in den synoptischen Evangelien (Mt 26,2629; Mk 14,22–25; Lk 22,14–20) und bei Paulus (1 Kor 11,23–26) überliefert worden. 30 Sie liegen in zweifacher Gestalt vor, einer markinisch-matthäischen und einer paulinisch-lukanischen. Alle vier Berichte belegen, dass Jesus in seinen Einsetzungsworten von einem Bund sprach. Paulus und Lukas machen explizit, dass es sich dabei um den neuen Bund handelt: „Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut, das für euch vergossen wird“ (vgl. Lk 22,20; 1 Kor 11,25). Dass hier auf Jer 31,31–34 angespielt wird, liegt auf der Hand. Markus (Mk 14,24), gefolgt von Matthäus (Mt 26,28), fügt der Aussage Jesu hinzu, dass sein Blut „für viele” vergossen wird. Er greift damit Jesu Aussage in Mk 10,45 auf, dass er sein Leben als Lösegeld „für viele“ gibt. Dadurch wird eine konzeptuelle Verbindung zur jesajanischen Vorstellung von einem leidenden Gottesknecht hergestellt, der als Sühneopfer dargebracht wird und „viele” gerecht macht (Jes 53,10–11), 31 Jesus selbst deutete an, wie einer der rätselhaften Aspekte des neuen Bundes in Erfüllung gehen sollte. Wie wir oben bereits gesehen haben, lässt Gottes Verheißung an Jeremia an eine einmalige Vergebung der grundsätzlichen „Sünde“ des Bundesbruchs denken. Das ist im Kontext des alten Bundes mit seinen sich ständig wiederholenden Versöhnungsriten geradezu unvorstellbar. Aber indem Jesus die Verheißung Jeremias mit der Konzeption vom leidenden Gottesknecht in Verbindung bringt, macht er deutlich, wie diese Vergebung geschehen kann: Er selbst wird das Opfer, das den Bruch des Bundes bzw. die Unfähigkeit des Volkes Gottes, den Bund einzuhalten, sühnt. Er begründet den neuen Bund durch seinen Tod am Kreuz.

So versteht es jedenfalls der Autor des Hebräerbriefs, der sich in Hebr 8,1–10,18 intensiv mit der Thematik des neuen Bundes auseinandersetzt. Er argumentiert, dass der Sinaibund eine Art Abbild eines besseren Bundes war (Hebr 8,5). Die Tatsache, dass von Jeremia ein neuer Bund angekündigt wurde (Jer 31,31–34 LXX wird in Hebr 8,8–12 in seiner Gesamtheit zitiert), impliziert, dass dem Sinaibund ein Defekt anhaftete – sonst bräuchte man keinen neuen Bund (Hebr 8,7) – und dass der erste Bund nach dem Kommen Christi ausgedient hat (Hebr 8,13). Der Hebräerbrief fährt fort, indem er die Kultstätte und die dort zu verrichtenden Opfervorgänge (Hebr 9,1–10) und im Kontrast dazu das Opfer Christi (Hebr 9,11–14) beschreibt. Unter Verweis auf Ex 24,8 betont er, dass ein Bund nur durch Blutvergießen geschlossen wird, weil es nur so Vergebung der Sünden geben kann (Hebr 9,15–28). Der alte Bund konnte diese Vergebung nur provisorisch erreichen; Christus hat sie ein für alle Mal bewirkt (Hebr 10,1–14). Somit erfüllte sich in ihm der neue Bund (Hebr 10,15–16), insbesondere die Verheißung Gottes, der Sünde des Volkes nicht mehr zu gedenken (Hebr 10,17–18).

[#ad]

Selbstbestimmungsgesetz: „Durchgepeitschtes Ideologieprojekt“

Die stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Dorothee Bär, hat das am 1. November in Kraft tretende Selbstbestimmungsgesetz scharf kritisiert. Es ermöglicht künftig einmal im Jahr die Änderung des Geschlechtseintrages und des Vornamens durch Erklärung gegenüber dem Standesamt.

IDEA schreibt

Mit dem Gesetz habe die Bundesregierung „ein weiteres Ideologieprojekt rücksichtslos durchgepeitscht“, erklärte Bär gegenüber der „Rheinischen Post“. Insbesondere mit Blick auf den Kinder- und Jugendschutz sei das unverantwortlich. Hintergrund: Das Gesetz ermöglicht die Änderung des Geschlechtseintrages auch für Minderjährige. Für unter 14-Jährige kann nur der gesetzliche Vertreter die Erklärung abgeben, über 14-Jährige können dies mit Zustimmung des gesetzlichen Vertreters selbst tun. Sollte dieser nicht zustimmen, kann das Familiengericht die Zustimmung ersetzen, „wenn die Änderung des Geschlechtseintrags und der Vornamen dem Kindeswohl nicht widerspricht“, so das Gesetz.

Nach Ansicht von Kritikern können Kinder und Jugendliche die Tragweite der Entscheidung für einen Geschlechtswechsel nicht überblicken.

Bär sagte weiter, die Ampelkoalition habe „versäumt, einen verlässlichen Rechtsrahmen für die wenigen Tausend Menschen zu schaffen, die mit ihrer sexuellen Identität ringen und mit staatlichen Vorgaben in Konflikt stehen“. Stattdessen sei sie „mit diesem hanebüchenen Gesetz vollkommen über das Ziel hinausgeschossen“.

Spannend ist auch (gerade für Pastoren),  was Jugendliche über das Gesetz denken. Die AUGSBURGER ALLGEMEINE berichtet

Das Meinungsforschungsinstitut YouGov befragte vom 25. bis 27. Oktober mehr als 2.000 volljährige Menschen online. Dabei war der Zuspruch unter den Frauen mit 51 Prozent größer, wie das Institut mitteilte. Unter den Männern sprachen sich demnach 43 Prozent für das Gesetz aus.

Darüber hinaus ging aus der Umfrage hervor, dass jüngere Menschen das Selbstbestimmungsgesetz häufiger befürworten als ältere. So seien es bei den 18- bis 24-Jährigen 56 Prozent und bei den 25- bis 34-Jährigen 63 Prozent gewesen. Den geringsten Zuspruch gab es mit 39 Prozent aus der Gruppe der 45- bis 54-Jährigen.

 

 

 

Vom Nutzen der Disziplin

Die Pädagogin und Psychologin Isabella Gölles erklärt der FAS, warum für sie Disziplin die Schlüsselkompetenz der Zukunft ist – ganz gegen den Zeitgeist. In dem nachfolgenden Auszug sticht heraus, dass es ihrer Meinung nach wichtig ist, dass Kinder sich an Vorgaben halten, die von außen an sie herangetragen werden. Ihr Beispiel ist der Chorgesang, der ja nie nur Ausdruck innerer Gefühligkeit sein kann. 

Zitat: 

Sie kritisieren, dass Erziehung beliebig geworden ist, man den Kindern zu wenig zumutet und ihnen keine klaren Regeln vorgibt. Warum ist das schlecht?

Weil sie dann nicht auf das echte Leben vorbereitet werden. Einen starken Charakter entwickelt man nur, indem man Widerstände selbst überwindet, durch eigenen Antrieb oder durch kleine Hilfen. Und wenn man gar keine Latte gesetzt bekommt, dann nimmt man den Kindern die Möglichkeit, sich zu entwickeln. Oft herrscht bei Eltern eine Form von Gleichgültigkeit; dabei haben sie eine Verantwortung, die Kinder auf das Leben vorzubereiten.

Und wie geht das?

Es gibt eine Flut an Möglichkeiten, denen wir und unsere Kinder in diesen Zeiten ausgesetzt sind. Das, was uns helfen kann, ist eine gewisse Selbststruktur und Selbstkontrolle. Zum Zweiten geht es auch darum, dass wir, um in der Gruppe friedlich miteinander weiterleben zu können, klare Strukturen und klare Regeln brauchen, die auch teilweise antrainiert werden müssen. Wenn man dieses Sichzurücknehmen in der Gruppe nie erfahren hat, weil immer alles frei war, dann kann man es sich sehr schwer selbst erarbeiten.

Können Sie ein Beispiel nennen?

Wenn ein Kind zum Beispiel im Chor singen möchte, gibt es gewisse Vorgaben: Alle müssen gleich singen. Es gibt natürlich verschiedene Stimmlagen, aber eben auch gewisse Strukturen, an die man sich halten muss. Wenn man eine Leistung bringen will oder auch was Schönes entstehen lassen möchte, muss man aufeinander hören und aufeinander achtgeben. Aber auch sich einordnen – nicht unterordnen – in diese Gruppe. Und man muss Leistung bringen, stetig üben und jede Woche zur Probe gehen.

[#ad]

Einheit in der Verschiedenheit: Das Scheitern der GER

Stephan Schaede zeichnet zum fünfundzwanzigsten Jubiläum in der FAZ von heute (28.10.2024, Nr. 251, S. 6) das letztlich Scheitern der Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre (GER) nach: 

Niemals zuvor und seither niemals mehr hat es in der Geschichte der Ökumene Ähnliches gegeben. Lutheraner und Katholiken erklärten bestehende Lehrverurteilungen für nichtig – mehr noch: Sie stellten fest, dass die Rechtfertigungslehre keinen kirchentrennenden Charakter mehr habe. Damit schien eine Dynamik entfacht, die auf Kircheneinheit hindrängte. Kein Wunder also und einmalig auch dies, dass das Dokument auf andere Konfessionen ansteckend wirkte: 2006 unterzeichnete der Weltrat methodistischer Kirchen, im Reformationsjubiläumssommer 2017 war es die Weltgemeinschaft der reformierten Kirchen. Am Reformationstag jenes Jahres erklärten auch die Anglikaner ihre Zustimmung, nachdem ihr Konsultativrat schon im April 2016 den Inhalt der GER „begrüßt und bestätigt“ hatte.

Und: 

Der Vorhang fiel, viele Fragen sind seitdem offen. Man kann sich wundern darüber, dass in Deutschland ein Papier gefeiert wurde, in dem sich die Begeisterung vor allem auf die diplomatische Meisterleistung des Anhangs konzentrierte, nicht auf den Text der Erklärung selbst. Man wird auch eingestehen müssen, dass vor 25 Jahren trotz der internationalen Reichweite der Unterzeichnenden der deutschsprachige theologische Diskurs den internationalen auf eigentümliche Weise dominierte. 

Kein Mensch lernt digital

Wie problematisch die Digitalisierung des Schulunterrichts ist, wird inzwischen vielerorts erkannt. Nur in Deutschland noch nicht. Allen gut begründeten Warnungen zum Trotz, meint Professsor Werner Thiede: 

International haben Forschungen und Erhebungen die unerwartete Einsicht gefördert, wie problematisch es doch ist, Minderjährige an digitale Geräte heranzuführen – und wie positiv sich Smartphone-Verbote an Schulen aufs soziale Wohlbefinden und die schulischen Leistungen auswirken. So zeichnet sich in Großbritannien ein Ende der Digital-Euphorie ab: Der Bildungsausschuss des House of Commons fordert ein Smartphone-Verbot in Schulen und „klare gesetzliche Regelungen zum Schutz der unter 16-Jährigen“. Auch in Schweden und Dänemark sieht man im Hinblick auf digitale Klassenzimmer ein: „Wir haben zu viel digital gemacht!“ Smartphone-Verbote gibt es jetzt unter anderem in Italien, Holland und einigen US-Staaten; Lettland marschiert neuerdings in dieselbe Richtung. In Frankreich hat dieses Frühjahr eine Studie für die Regierung gefordert, Kinder sollten ihr erstes Smartphone keinesfalls vor dem Teenager-Alter bekommen. Und auch Australien gedenkt aktuell die Nutzung von Online-Netzwerken wie Facebook und TikTok für Kinder und Jugendliche zu untersagen. Aber Deutschland scheint auf dem besten Weg, den neuen Trend zu verpassen.

Mehr: www.die-tagespost.de.

Väter sind mehr als schlechte Mütter

Wie wichtig Väter für ihre Kinder sind, erforscht die Anthropologin Anna Machin (Universität Oxford, England). Die Einsichtigen sind faszinierend. Hier ein Auszug aus einem Interview mit der NZZ: 

Wie zeigt sich das [Anm. das die Väter den Kindern Sicherheit beim Entdecken von Neuem vermitteln]?

Zum Beispiel, wenn das Kind in den Kindergarten oder in die Schule geht. Der Bindungsforscher Daniel Paquette hat bei Kindern, die eine neue und ungewohnte Umgebung betreten, ihre Beziehung zum Vater untersucht. Es zeigte sich: Jene Kinder mit einer engen Bindung zum Vater hatten eher den Mut, diese neue Welt zu entdecken, initiativ und selbstsicher in der Nähe von fremden Personen zu sein. Wenn das Kind erstmals in den Kindergarten geht, ist es zum ersten Mal ein Individuum in einer neuen sozialen Umgebung, ausserhalb seiner Familie. Kinder, die eine sichere Bindung zu ihrem Vater haben, kommen also nachweislich besser in dieser Situation zurecht.

Und Mütter haben keinen Einfluss darauf?

Wir sehen den Zusammenhang bei Müttern in diesen Situationen weniger. Die bisherige Studienlage zeigt: Väter sind der entscheidende Elternteil, wenn es um emotionale Resilienz geht.

Wie kommt das?

Wenn Väter ihre Kinder für die Welt fernab der Familie rüsten wollen, müssen sie sie mit Herausforderungen konfrontieren und sie ermutigen, physische und emotionale Risiken einzugehen. Das ist es, was Resilienz ausmacht. Die chinesische Psychologin Baoshan Zhang und ihr Team haben Hunderte Oberstufenschüler zu ihren Vätern befragt, und das Resultat war faszinierend: Teenager, die ihren Vater als warmherzig beschrieben haben, wiesen eine deutlich höhere Resilienz auf als jene, die ihren Vater als bestrafend bezeichneten. Studien weltweit kamen zu einem ähnlichen Ergebnis. Das zeigt: Es ist wirklich global anwendbar.

Das Verhalten eines Vaters hat also Folgen für die psychische Gesundheit seiner Kinder?

Ja, wir können die psychische Gesundheit von Jugendlichen anhand ihrer Beziehung zu ihren Vätern ziemlich gut voraussagen: Kinder, die eine sichere Bindung zu ihrem Vater haben, haben ein geringeres Risiko, später Angstzustände oder Depressionen zu erleiden. Wenn Kinder einen sensiblen und involvierten Vater haben, entwickeln sie einen höheren Selbstwert und können besser mit Stress umgehen.

Bei Teenagern ist der Effekt besonders ausgeprägt, weil sie sich an der Schwelle zur Selbständigkeit befinden. Studien aus aller Welt sprechen eine klare Sprache: Die Beziehung zum Vater während der Teenagerjahre beeinflusst unsere psychische Gesundheit bis ins Erwachsenenleben. Wenn Sie also Vater von Teenagern sind: Verbringen Sie Zeit allein mit Ihrem Kind.

Mehr: www.nzz.ch.

Gesetzesentwurf zur rechtlichen Neuregelung der Abtreibung

Vergangene Woche haben 26 Organisationen einen Gesetzentwurf zur Neuregelung des Schwangerschaftsabbruchs vorgelegt und das Gespräch mit Abgeordneten im Bundestag gesucht. Stefan Rehder berichtet über die Vorschläge: 

Eske Wollrad ist evangelische Theologin. Die 62-Jährige arbeitet als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Zentrum für interdisziplinäre Frauen- und Geschlechterforschung an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg und forscht zu Rassismus, den Critical Whiteness Studies, Weißsein und Postkolonialismus. Liane Wörner ist Inhaberin des Lehrstuhls für Strafrecht, Strafprozessrecht, Rechtsvergleichung, Medizinstrafrecht und Rechtstheorie an der Universität Konstanz. In der von der Ampelregierung eingesetzten „Kommission zur reproduktiven Selbstbestimmung und Fortpflanzungsmedizin leitete sie die Arbeitsgruppe 1. Wörner zählt auch zu den Autorinnen des sogenannten „zivilgesellschaftlichen Gesetzesentwurfs zur Neuregelung des Schwangerschaftsabbruchs“, der vergangene Woche von „Pro Familia“ und 25 weiteren Organisationen in Berlin vorgestellt wurde.

Der hat es in sich und will vorgeburtliche Kindstötungen „auf Verlangen schwangerer Personen“ bis zum Ende der 22. Schwangerschaftswoche nicht bloß unter bestimmten Bedingungen „straffrei“, sondern auch „rechtmäßig“ stellen. „Zu diesem Zeitpunkt ist das ungeborene Kind etwa 23 bis 28 Zentimeter groß und wiegt zwischen 370 und 450 Gramm. Finger und Zehen werden bereits von Nägeln bedeckt. Das Kind im Mutterleib kann bereits die Augenbrauen verziehen oder Purzelbäume schlagen“, weiß die Bundesvorsitzende der Aktion Lebensrecht für Alle (ALfA), Cornelia Kaminski. Würde der Gesetzesentwurf Gesetz, könne dies und anderes mehr „einer Schwangeren, die eine Abtreibung verlangt, aber niemand mehr mitteilen“. Denn der Gesetzesentwurf sehe zudem vor, „dass die Pflicht zur Beratung entfällt“, so Kaminski. Mehr noch: „Die Kosten für die dann ,rechtmäßige‘ vorgeburtliche Kindstötung“ sollten „von den gesetzlichen Krankenkassen getragen und damit der Solidargemeinschaft der Versicherten aufgebürdet werden“. Und als wäre das noch nicht genug: Kliniken sollen sich nicht mehr weigern dürfen, Abtreibungen durchzuführen.

Mehr: www.die-tagespost.de.

[#ad]

Die Jugend will nicht gendern

Gute Nachrichten: Die junge Leute in Deutschland wollen nicht gendern und schätzen stabile Beziehungen. Julia Schaaf gibt einige Ergebnisse die 19. Shell-Jugendstudie mit folgenden Worten wieder: 

Auch bei den Werteinstellungen finden sich deutliche Unterschiede zwischen den Geschlechtern: Junge Frauen sind „woker“ als junge Männer. Zeitgeistthemen wie „eine vielfältige bunte Gesellschaft“ und Feminismus sind ihnen deutlich wichtiger als den Männern, für die wiederum Themen wie Männlichkeit und „sportliche Autos/Motorräder“ eine größere Rolle spielen. Während sich ungefähr jede dritte Frau für das Gendern ausspricht, tut das nur etwa jeder zehnte Mann. Insgesamt lehnen 42 Prozent der Ju­gend­lichen das Gendern ab, nur 22 Prozent äußern sich dafür. 35 Prozent ist das Thema schlichtweg egal.

Obwohl bei der Jugendstudie 2019 weder das Thema Corona noch der Ukraine­krieg oder Tiktok eine Rolle im Leben der Jugendlichen gespielt hätten, betonte Studienleiter Albert die große Kontinuität. Familie, Freunde und stabile Beziehungen sind nach wie vor der Dreh- und Angelpunkt für das Wohl­befinden von Jugendlichen.

Mehr: zeitung.faz.net.

Postmoderne Machtambitionen

Leander Scholz geht davon aus, dass die Postmoderne, die einst auf Pluralität setzte, an ihr Ende gekommen ist. Aus ihr sei eine ambitionierte Identitätspolitik hervorgegangen, die aus jedem Sprechakt ein Bekenntnis zur Gruppenidentität mache. Die Differenz sei zur Identität umgeschlagen.

Zitat: 

Mit dem enormen Erfolg des postmodernen Programms änderte sich jedoch auch sein politischer Einsatz. Wurde bis dahin von den postmodernen Denkern jede Verfestigung und Verstetigung von Macht als ein grundsätzliches Problem angesehen, das durch den Plural der Postmoderne gelöst werden sollte, fand die Ausübung politischer Macht nun ausgerechnet im Namen dieses Plurals statt. Die Losung der Vielfalt hatte die Seiten gewechselt. Von den Gegenkulturen ausgehend, war sie inzwischen zum Mainstream geworden. Zahlreiche Institutionen und Unternehmen bekannten sich zur gesellschaftlichen Vielfalt und ergriffen entsprechende Maßnahmen. Die Vielfalt der Geschlechter, der Familien und der Kulturen wurde begrüßt und gefördert. Schließlich wurde der Plural der Postmoderne zur regierungsamtlichen Position. Ein größerer Triumph lässt sich kaum vorstellen. Aber das bedeutete auch, dass das postmoderne Programm bürokratisiert werden musste. Es musste definiert werden, was Vielfalt ist und welche Vielfalt gewünscht wird und welche nicht.

Seitdem wird klassifiziert und identifiziert wie nie zuvor. Es wird über Hautfarben gestritten, über sexuelle, kulturelle und ethnische Zugehörigkeiten, wer zur Mehrheit und wer zur Minderheit zählt, wer reden darf oder lieber schweigen sollte. Längst steht das postmoderne Programm nicht mehr auf der Seite der Nonkonformisten und Individualisten, sondern produziert immer neue Gruppenidentitäten. Aus der postmodernen Annahme, dass nur die Opfer zur Wahrheit fähig sind, da alle anderen durch die Macht korrumpiert werden, ist ein Konkurrenzkampf um die Benachteiligung und ihre Wahrnehmung geworden.

Entscheidend ist weniger, was gesagt wird, sondern vielmehr, von wem es gesagt wird. War die postmoderne Linke einst angetreten, um dem Konformismus der Kadersozialisten zu entkommen, hat sie sich inzwischen selbst im Mikromanagement der Differenzen verfangen. Das Gegenteil ihres Ziels ist eingetreten. Der gesellschaftliche Zwang zur Ausbildung von Gruppenidentitäten ist nicht schwächer, sondern stärker geworden.

Mehr (hinter einer Bezahlschranke): www.welt.de.

Psalmen: Kommentar und Arbeitsheft

Psalmen Kommentar Arbeitsheft.

Jakob Haddick stellt das Buch Psalmen von Christopher Ash und das dazughörige Arbeitsheft vor. Fazit:

Wie geschrieben ist der Kommentar kein umfassendes exegetisches Werk, das will er gar nicht sein. Zum einen wird nur eine Auswahl der Psalmen betrachtet. Zum anderen ist es eben kein technischer Kommentar, der sich mit der Grundsprache beschäftigt und verschiedene Auslegungsmöglichkeiten darstellt und abwägt. Die Stärke des Kommentars ist vielmehr seine Christuszentriertheit und sein Bezug zur Praxis. Weiterhin ist er in einfacher Sprache geschrieben und so für jeden leicht zugänglich.

Die Verknüpfung zwischen Kommentar und Arbeitsheft ist meines Wissens nach einzigartig und absolut wertvoll. Die Fragen im Arbeitsheft sind so gestellt, dass sie zum eigenen Nachdenken anregen. Auch wenn Kommentar und Arbeitsheft miteinander verknüpft sind, ist es keinesfalls so, dass man die Antworten zu den Fragen aus dem Arbeitsheft aus dem Kommentar abschreiben kann. Vielmehr wird die persönliche Begegnung mit dem Bibeltext gefördert. Das Arbeitsheft kann auf diese Weise nicht nur in einem Bibelkreis Anwendung finden, sondern auch ein guter Begleiter für die persönliche stille Zeit sein.

Das Bundle kann unter der Bibel-Software Logos oder im Buchhandeln erworben werden. 

[#ad]

Der Segen im Neuen Testament

Was ist das besondere am neutestamentlichen Segen? Ulrich Heckel schreibt in seiner exegetischen Gesamtdarstellung des biblischen Segensbegriffs (Der Segen im Neuen Testament, 2022, 237–238): 

Die wichtigste Neuerung ist im eschatologischen Gesamtzusammenhang die christologische Zentrierung, die in den neutestamentlichen Schriften bei allen Unterschieden eine grundlegende Gemeinsamkeit ausmacht.

Schon der herkömmliche Segensgruß εὐλογημένος  (s.u. 3.1) wird stets auf Jesus bezogen. Durch diese Konzentration wird er nicht nur zum Gesegneten schlechthin, sondern zugleich als der einzigartige Segensbringer hingestellt. In den Evangelien ist die Kindersegnung in Mk 10,16 die einzige Stelle, in der der irdische Jesus segnet. Bei Lukas bleibt das Segnen für die Zeit nach der Auferstehung vorbehalten (Lk 24,50f) und bildet in der Petrusrede (Apg 3,26) den heilvollen Zweck seiner göttlichen Sendung (vgl. 28,28).

Beim Argumentieren tritt die christologische Konzentration am stärksten bei Paulus hervor. Er redet nicht nur vom „Segen Christi“ (Röm 15,29), sondern verbindet den Erntesegen in 2. Kor 9,5–15 mit dem von der Christologie geprägten Begriff der Gnade (V 8). In Gal 3,6–4,7 sieht er die SegensverheiBung an Abraham (3,6–9) in Christus als dem einen Nachkommen erfüllt (3,16), durch dessen stellvertretenden Fluchtod der Segen auf die Heiden übergegangen ist (3,13f). So versteht Paulus den Segen durch seine christologische Interpretation der Abrahamsverheißung inhaltlich ganz von der Heilsbedeutung des Todes Jesu her.

Ohne einen expliziten christologischen Bezug begegnet der Segensbegriff nur im Hebräerbrief. Doch geht es schon im Ackergleichnis (Hebr 6,7) eigentlich um das Heil, das von Christus hervorgebracht wurde. Vor allem beruht dieser Segen durch die Melchisedek-Typologie auf der unvergleichlichen Überlegenheit des einmaligen Selbstopfers des Hohepriesters Jesus (7,1.6f). Daher kann er als für das Eschaton verheißenes Heilsgut in 11,20f; 12,17 (vgl. 6,12ff) keinen anderen Grund haben als den Tod und die Auferstehung Jesu, wie der „Segens“-Wunsch am Briefende bestätigt (13,20f).

Studie: Immer mehr Jugendliche bereuen Transition

Laut einer Studie klinischer Gesundheitspsychologen ist nicht nur die Zahl der Kinder und Jugendlichen, die ihr biologisches Geschlecht hormonell und operativ verändern wollen, in den westlichen Industrienationen rapide angestiegen, sondern auch die Zahl der Jugendlichen, die zu ihrem biologischen Geschlecht zurückkehren wollen. Sie halten eine Transition nicht für das Mittel der Wahl und wünschen sich alternative Angebote. Das berichtete das Institut für Medizinische Anthropologie und Bioethik (IMABE) Anfang Oktober.

DIE TAGESPOST schreibt: 

Fazit der Untersuchung, für die ein Team um den klinischen Gesundheitspsychologen Pablo Exposito-Campos von der Universität des Baskenlandes in Nordspanien Daten von 2.689 Personen sichtete: Die Rückkehr ins eigene Geschlecht sei „oft mit einem Mangel an sozialer und professioneller Unterstützung“, fehlenden Informationen und Ressourcen sowie „mit zwischenmenschlichen Schwierigkeiten, Identitätsproblemen und Stigmatisierung durch Detransphobie“ verbunden. Betroffene hätten oft „mit komplexen Gefühlen wie Trauer und Schuld“ sowie „mit Diskriminierung und Ablehnung“ zu kämpfen. Das Gros der Betroffenen seien Mädchen.

Mehr: www.die-tagespost.de.

[#ad]
DSGVO Cookie Consent mit Real Cookie Banner