Postkolonialismus an Universitäten

Eine angesehene Londoner Hochschule will die Philosophie „dekolonisieren“. Die Deutsche Gesellschaft für Philosophie springt auf den Zug auf und möchte den Kanon von weißen, männlichen Denkern säubern.

Was sich als bloße Empfehlung tarnt, dürfte bald zur Waffe gegen Andersdenkende werden. Hier ein CICERO-Beitrag von Wissenschaftsphilosophen zu dieser Entwicklung:

So was kommt von so was: An der Londoner School of Oriental and African Studies (SOAS, London), das zum Hochschulverbund der University of London gehört, wurde vor einigen Tagen ein „Decolonising Philosophy Toolkit“ (DPT) veröffentlicht. Es ist eine Anleitung zu dem Projekt, philosophisches Forschen und Lehren und insbesondere auch philosophische Curricula zu „dekolonisieren“, also von den behaupteten Vorurteilen und kolonialistisch-rassistischen Strukturen westlich-weißer Philosophie zu befreien. 

In dieser Anleitung wird exemplarisch einem „Traditional-cum-Colonial“-Modul zur Erkenntnistheorie ein dekolonisiertes Modul gegenübergestellt. Während der klassische Semesterplan ganz herkömmlich etwa Platon, Russell, Hume, Descartes und neuere analytische Personen und Positionen enthält (z.B. Internalismus vs. Externalismus), sind im dekolonisierten Semesterplan diese, wie es heißt, „westlichen“, „weißen“, „bourgeoisen“, „heteronormativen“ und „eurozentrischen“ Personen und Positionen fast komplett getilgt; stattdessen geht es fast ausschließlich um Philosophie afrikanischer, asiatischer oder auch indigener Herkunft und spezifisch etwa um „Decolonising the Mind“, „Constructing the Epistemologies of the Global South“, um „Conceptualising Epistemic Oppression“, um „On Being White“ oder auch um „Children of the Palms: Growing Plants and Growing People in a Papuan Plantationocene“. Fast könnte man bei der Lektüre meinen, es wäre eine Satire.

Zwar heißt es in dem Toolkit, es gehe um ein dialogisches Model, in dem keine Kultur eine privilegierte Position habe; aber die reale Ausführung beweist die tatsächliche Absicht. Sie wollen nicht die Macht teilen, wie sie sagen, sie wollen sie haben. Umso grotesker ist, dass der Toolkit die Annahme, Postkolonialisten wollen doch nur Platon & Co. aus den Curricula verbannen, als Zerrbild darstellen; denn der vorgeschlagene dekolonisierte Semesterplan straft sie Lügen. Selbst wenn man nun einräumen würde, dass Philosophien dieser Herkunft und dieses Typs die Bezeichnung als „Philosophie“ wirklich verdienen und methodischen Ansprüchen wirklich genügen, kann die Vorgehensweise offenkundig nicht darin bestehen, die westliche Philosophie (von den Vorsokratikern bis zur Gegenwart) einfach komplett zu tilgen. 

Mehr: www.cicero.de.

Zu viel Bildschirmzeit bei Kindern schadet

Nachfolgend zwei Zitate von  Martin Korte aus dem Artikel „Viel Bildschirmzeit schadet gerade den Gehirnen von Kindern und Jugendlichen“ (FAZ vom 15.07.24, Nr. 162, S. 18):

Man könnte also aus diesen Studien ableiten, dass die Bildschirmzeit (egal ob Smartphone, Tablet, PC oder Fernseher) für Kinder bis zum 14. Lebensjahr besonders stark reglementiert werden sollte – um jungen Gehirnen die Möglichkeit einzuräumen, in der direkten Interaktion mit Gleichaltrigen, mit Eltern und Freunden genügend Erfahrung sammeln zu können, um Gefühle und Gedanken anderer Menschen möglichst genau zu erkennen. Das Problem sind hier ausdrücklich nicht die sozialen Medien per se. Das Problem ist die fehlende Zeit der direkten Interaktion: Jugendliche können entweder auf Bildschirme schauen oder in die Gesichter anderer Mitmenschen, vor allem Peers, gleichaltrige Freunde, sind hier wichtig. Die Balance zählt und nicht ein Entweder-oder. Vielleicht gilt als Faustregel, dass die Welt umso realer sein sollte, je jünger Gehirne sind. Und vielleicht hilft es Schulen und Familien in der Durchsetzung dieser wichtigen Erziehungsaspekte, wenn es hier Warnhinweise und klar vereinbarte gesellschaftliche Regeln bis hin zu gesetzlichen Reglementierungen gibt.

Bemerkenswert sind auch die Befunde, dass die Spielzeit, die Eltern mit den Kindern verbringen, seit Jahren abnimmt, ganz im gegenläufigen Trend der Nutzung digitaler Medien, wie der „Freizeit Monitor“ der Stiftung für Zukunftsfragen schon vor einigen Jahren zeigte. Und „Spiele spielen“, gerade freies Spielen in der Interaktion mit anderen, schult Kinder und Jugendliche darin, selbst Entscheidungen zu treffen und Aspekte ihres Lebens mit zu gestalten.

Die neue Jakobusperspektive

Kenneth Wilson ist bekannt für seine Polemik gegen Augustinus und seine kritische Sicht auf die Reformation, insbesondere auf Luther und Calvin. Mit der Unterstützung von Roger Liebi hat er – was mich überrascht – auch in Deutschland eine gewisse Popularität erlangt. Mir scheint sogar, dass er hierzulande stärker wahrgenommen wird als in der viel größeren englischsprachigen Welt. Natürlich kann ich mich irren.

Vor vier Jahren hat Ken Wilson im Journal of Biblical Literature den Aufsatz „Reading James 2:18–20 with Anti-Donatist Eyes: Untangling Augustine’s Exegetical Legacy“ (Vol. 139, Nr. 2, 2020, S. 385–407) publiziert. Dort stellt er die These auf, dass auch die Lektüre des Jakobusbriefes durch den Einfluss Augustins verdorben sei. Er versucht, dies konkret an der Unterscheidung zwischen zwei Arten des Glaubens in Jak 2,19 zu demonstrieren. Es gibt demnach einen dämonischen Glauben ohne Werke, der geistlich gesehen in sich tot ist. Daneben gibt es einen rettenden Glauben, der gute Werke hervorbringt. Wilson behauptet nun, Augustinus habe den Begriff des „dämonischen Glaubens“ neu erfunden und damit einen dunklen Schatten über die Auslegung von Jak 2,18–20 gelegt. Kenneth Wilson liest V. 19 so, dass die Aussage über den Glauben der Dämonen nicht von Jakobus selbst stammt, sondern von seinen Gesprächspartnern. Augustinus habe seine irreführende Auslegung von Jak 2,19 politisch instrumentalisiert, um die Donatisten als außerhalb der christlichen Glaubensgemeinschaft stehend zu verteufeln.

Jeffrey Dale hat inzwischen Wilsons Behauptung – nach meinem Dafürhalten – exegetisch erfolgreich widerlegt. Seine Antwort erschien ebenfalls im Journal of Biblical Literature als „Demonic Faith and Demonic Wisdom in James: A Response to Kenneth M. Wilson“ (Vol. 141, Nr. 1, 2022, S. 177–95).

Sein Fazit:

Die Anmerkung, mit der Wilson seinen Artikel beendet, lässt vermuten, dass er mit einer gewissen Ablehnung gerechnet hat. Im letzten Absatz spricht er die Möglichkeit an, dass viele Gelehrte nicht bereit sein werden, seine Lesart von Jak 2 zu akzeptieren. Er führt diesen Unwillen darauf zurück, dass „die anachronistische Neuerung des Augustinus“ als „fast unantastbar heilig“ fortbesteht.

Es ist zwar theoretisch möglich, dass ich aufgrund meiner unbewussten Abhängigkeit von Augustinus’ weitreichendem Einfluss nicht von Wilsons Vorschlag überzeugt bin. Allerdings glaube ich nicht, dass dies der Fall ist. Wie ich argumentiert habe, gibt es im Jakobustext eine starke Grundlage dafür, Jak 2,19 als Teil der Antwort auf den Gesprächspartner in Vers 18a zu lesen und als einen entscheidenden Teil der Argumentation von 2,14–26 zu betrachten. Der Begriff des dämonischen πίστις [dt. Glaubens] stammt von Jakobus, nicht vom Gesprächspartner, und er leistet einen wichtigen Beitrag zu Jakobus’ Kernaussage in diesem Abschnitt: Wahrer Glaube ist nicht nur etwas, das behauptet oder behauptet werden kann, sondern etwas, das durch Werke erwiesen werden muss. Auch die Dämonen halten an dem Glauben fest, dass „Gott einer ist“, aber das ist nicht die Art von πίστις, die zum Heil führt.

Diese Lesart von Jak 2 wird dadurch gestützt, dass der Abschnitt über zwei Arten von Weisheit (Jak 3,13–18) als interpretative Parallele verstanden wird, die Einblick in das jakobinische Denken bietet. Auf diese Weise bringt mein Vorschlag die Diskussion über die Einheit des Jakobusbriefs voran und hebt einige bedeutende thematische Resonanzen hervor, die ihn miteinander verbinden. Für Jakobus sind Glaube und Weisheit unterschiedliche Konzepte, aber sie funktionieren in einem ähnlichen Paradigma. Mangelhafte Formen der Weisheit und des Glaubens gehören zum dämonischen Bereich, aber wahre Weisheit und wahrer Glaube sind Gaben, die von oben kommen und zu guten Werken führen, d.h. zu Werken des Mitgefühls, der Barmherzigkeit, des Segens und der Harmonie, die das ausmachen, was Jakobus „reinen und unbefleckten Gottesdienst“ nennt (Jak 1,27).

Aktion „God meets Gays“

Wir leben in einer verrückten Zeit. Und doch geschehen Dinge, die uns immer wieder die Sprache verschlagen. Das Kölner Stadtdechant der Katholischen Kirche unterstützt unter der Leitung von Monsignore Kleine den „Christopher Street Day“. Selbst 16.500 Unterschriften von Leuten, die gegen diese Zusammenarbeit sind, können nichts ausrichten. Das Stadtdekanat beruft sich auf die aktuelle Linie und die Lehre von Papst Franziskus.

DIE TAGESPOST berichtet: 

Die Aktion „God meets Gays“ des Kölner Stadtdekanats ruft entschiedenen Widerspruch hervor. Bis zu diesem Freitag unterzeichneten mehr als 16 500 Personen eine Petition der Plattform „CitizenGo“ gegen die für kommende Woche angekündigte Beteiligung des Stadtdekanats am „ColognePride“.

Das Kölner Stadtdekanat hatte kürzlich angekündigt, am 17. Juli im Domforum den Film „Der verlorene Sohn“ mit anschließender Podiumsdiskussion zu präsentieren. An der von Dragqueen Cassy Carrington moderierten Diskussion will auch Kölns Stadtdechant Robert Kleine teilnehmen. Kleine verteidigte das Vorhaben am Freitag im Domradio gegen Kritik. Das Stadtdekanat handele im Einklang mit der aktuellen Linie und Lehre von Papst Franziskus. Daher fänden die Veranstaltungen wie geplant statt. 

Am 19. Juli soll der Jugendchor St. Stephan, der zur gleichnamigen Pfarrei im Kölner Stadtteil Lindenthal gehört, auf der Hauptbühne des „Christopher Street Day“ in der Altstadt mit der Travestiekünstlerin Julie Voyage auftreten. Der für den Seelsorgebezirk Mitte zuständige Kölner Weihbischof Rolf Steinhäuser war vorab nicht über die Beteiligung des Stadtdekanats an ColognePride informiert worden, teilte das Erzbistum dieser Zeitung auf Anfrage mit. 

Mehr: www.die-tagespost.de.

Verlässliche Familienstrukturen begünstigen Lebenszufriedenheit und Gesundheit

Die Soziologin Bettina Hünteler erforscht am Max-Planck-Institut für demografische Forschung und an der Universität zu Köln, welche Familienkonstellation ein glückliches Leben fördert. Wenig überraschend fand sie heraus, dass verlässliche Familienstrukturen über Generationen hinweg zur psychischen Stabilität beitragen.

Zitat:

Wenn man über einen langen Lebenszeitraum mehrere Rollen gleichzeitig innehat, man also einerseits Kind seiner Eltern ist, anderseits aber auch selbst schon Kinder oder Enkel hat, dann scheint das für Menschen dieser Geburtsjahrgänge eher positiv gewesen zu sein. Beispielsweise haben Menschen, die in einer Vier-Generationen-Familie leben und spät die eigenen Eltern verlieren, in der Tendenz eine leicht erhöhte Lebenszufriedenheit.

Im Gegensatz dazu haben wir herausgefunden, dass Menschen, die kinderlos bleiben und auch früh ihre Eltern verlieren, eine geringere Lebenszufriedenheit und mehr funktionale Einschränkungen, also etwa Einschränkungen des Bewegungsapparats haben. Die Frage, wie lange wir in großen Familienstrukturen leben, scheint hier einen Unterschied zu machen. Menschen, die in einer Drei-Generationen-Familie mit Kindern und Enkelkindern leben, waren auch weniger von Depressivität oder funktionalen Einschränkungen betroffen. Je kleiner das Generationengefüge, desto schlechter war es um Gesundheit und Lebenszufriedenheit bestellt. 

Mehr (hinter einer Bezahlschranke): www.welt.de.

Liebe deinen Körper

Christen grenzen sich zurecht gegenüber dem Platonismus mit seinen Betonungen des Geistlichen ab, kultivieren aber (oft unbewusst) doch eine gewisse Leibfindlichkeit. Thomas Powilleit und Jörg Lackmann besprechen in zwei Podcastfolgen das Buch Liebe deinen Körper von Nancy Pearcey und gehen dabei auf die Leibfeindlichkeit und viele andere Themen ein:

Teil 1:

Teil 2:

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Dey, Xier, Hen

Am 1. August tritt das so genannte Selbstbestimmungsgesetz in Kraft. Dann kann jeder sein Geschlecht und den Vornamen, der ihm von seinen Eltern gegeben wurde, auf Antrag ändern lassen. Nachvollziehen kann man solch eine Gesetzgebung eigentlich nur, wenn man die geistesgeschichtlichen Umbrüche kennt, die sie vorbereitet haben (vgl. Der Siegeszug des modernen Selbst #ad). Das Gesetz wird allerlei familiäre und gesellschaftliche Konflikte provozieren und wohl auch die Gerichte, die sowieso überlastet sind, schwer beschäftigen.

Matthias Heine gibt uns einen Vorgeschmack:

Nicht nur am Zutritt zu Umkleidekabinen, Toiletten und anderen bisher ausschließlich biologischen Frauen vorbehaltenen Räumen könnten sich demnächst juristische Konflikte entzünden. Ein viel allgemeinerer Kampfplatz droht das sogenannte „Misgendern“ zu werden.

Das sogenannte „Offenbarungsverbot“ besagt laut Paragraf 13 des Selbstbestimmungsgesetzes: „Sind Geschlechtsangabe und Vornamen einer Person nach § 2 geändert worden, so dürfen die bis zur Änderung eingetragene Geschlechtsangabe und die bis zur Änderung eingetragenen Vornamen ohne Zustimmung dieser Person nicht offenbart oder ausgeforscht werden.“ Damit hat es aber eine Bewandtnis, die verschiedene Deutungen und Auslegungen zulässt. 

Inwieweit es künftig strafbar ist, eine Person zu misgendern – also ihr unerwünschtes abgewähltes Geschlecht sprachlich zu enthüllen, ist umstritten. Im Gesetzesentwurf der Bundesregierung steht unter Paragraf 14: „(1) Ordnungswidrig handelt, wer entgegen §13 Absatz 1 Satz 1 die Geschlechtszugehörigkeit oder einen Vornamen offenbart und dadurch die betroffene Person absichtlich schädigt (2) Die Ordnungswidrigkeit kann mit einer Geldbuße bis zu zehntausend Euro geahndet werden“. 

Doch wo beginnt das misgendern? Schon wenn man unerwünschte Pronomen gebraucht – also eine Person, die jetzt Frau ist, mit er bezeichnet? Das Bundesfamilienministerium versucht, entsprechende Bedenken zu entkräften: „Ein generelles Verbot des sogenannten ,Misgenderns’ oder ,Deadnamings’ ist im Selbstbestimmungsgesetz nicht geregelt.“ Bußgeldbewehrt sei das Misgendern nur, wenn eine „Person durch die Offenbarung absichtlich geschädigt“ würde. In einem frühen Entwurf war 2022 noch die Rede davon gewesen, strafbar sei es, wenn eine Person absichtlich oder fahrlässig misgegendert würde – was die interessante philosophische Frage aufwirft, welche Möglichkeiten der Verhaltensinterpretation es denn zwischen „absichtlich“ und „fahrlässig“ überhaupt gäbe.

Doch in der aktivistischen queeren Szene zeichnet sich schon jetzt ab, dass man das neue Gesetz offensiv im eigenen Sinne zu interpretieren gedenkt.

Mehr: www.welt.de.

Die Halbwahrheiten der Abtreibungsaktivisten

Eine Abtreibungsärztin verbreitet die These, dass die gängigen Bilder von wenige Wochen alten Embryonen gefälscht seien. Lebensschützer würden nicht einmal davor zurückschrecken, den Menschen mit gefälschten Bildern ein schlechtes Gewissen zu machen. In Wirklichkeit sei auf den Bildern nur nacktes Gewebe zu sehen – keine Händchen und Füßchen. Große Magazine wie DIE ZEIT, NYT oder GUARDIAN griffen das gerne auf und gaben der Ärztin Joan Fleischman eine Plattform. Auch Maria Popov, die ehemalige Moderatorin des queer-feministischen Social-Media-Formats „Auf Klo“ von ARD und ZDF, hat die These vom einfachen „Schwangerschaftsgewebe“ wirkungsvoll verbreitet.

Gut, dass Emanuela Sutter von CORRIGENDA der Sache mal nachgegangen ist: 

Auch eine Gynäkologin aus Bayern, die ihren Namen nicht in den Medien lesen möchte, bringt Licht ins Dunkel: „Man muss die Größenverhältnisse im Blick haben. Ab der dritten Woche nach der Empfängnis sieht man auf dem Ultraschall erst mal einen ein bis zwei Millimeter großen schwarzen Punkt, der die Fruchthülle ist, in der das Kind heranwächst. Die wächst relativ schnell. In dieser Fruchthülle ist ab der siebten Woche der Embryo zu sehen.“ 

Die ersten beiden im Guardian-Artikel abgebildeten Bilder der fünften und sechsten Schwangerschaftswoche seien richtig. „Da kann man sagen: mehr und größer ist es nicht. Trotzdem ist da, für unser Auge nicht erkennbar, der Embryo drinnen“, sagt die Ärztin gegenüber Corrigenda.

Das fortgeschrittenere „Schwangerschaftsgewebe“, welches auf den weiteren Bildern zu sehen ist, sei bereits durch die Saugkürettage gegangen. Mit dieser Absaugmethode wird der Embryo bei einer Abtreibung oder im Falle einer Fehlgeburt aus der Gebärmutter entfernt. Das abgesaugte Gewebe sehe nicht mehr so aus wie vorher im Körper.

„Das ist diese Halbwahrheit, die mit diesen Bildern ausgedrückt wird.

Mehr: www.corrigenda.online.

Die Leugnung der menschlichen Natur

Der Schweizer Wissenschaftsjournalist Reto U. Schneider geht in der NZZ der Frage nach, warum natürliche Vorgaben für die menschliche Natur heute unter Generalverdach stehen. Die Kernfrage lautet: 

Welchen Zusammenhang gibt es zwischen der unterschiedlichen Anatomie der Geschlechter und ihren Neigungen, ihrem Verhalten, ihrem Wesen? Wie die Antwort darauf ausfällt, war selten wichtiger als heute. Falls es diesen Zusammenhang nicht gibt, falls sich das Denken, Fühlen und Handeln von Männern und Frauen also in ihrem Kern durch nichts systematisch unterscheidet, würden die Bezeichnungen Mann und Frau in einer gleichberechtigten Gesellschaft an Bedeutung verlieren. Es blieben bloss noch einige anatomische Differenzen im Körperbau und der Reproduktion.

Falls aber die meisten Menschen mit einer typisch männlichen oder weiblichen Innenwelt geboren werden, müssen Wissenschaft, Gesellschaft und Politik dem Rechnung tragen. Genauso wie die Medizin heute bei Prävention, Diagnose und Behandlung berücksichtigt, dass ein Frauenkörper sich von einem Männerkörper durch vieles mehr unterscheidet als bloss durch die äusseren Geschlechtsorgane.

Diejenigen, die wie Judith Butler ganz auf die soziale Konstruktion setzen, haben meines Erachtens eine enorme Bringschuld, da bisher vorgetragene Argumente nicht überzeugen. Vertreter der Position, nach der es essenzielle Unterschiede (nicht Unterschiede im Wert) zwischen Mann und Frau gibt, haben hingegen gute Gründe, aus der Defensive herauszutreten. 

Mehr: www.nzz.ch.

„Wir brauchen kein Glaubensbekenntnis, die Bibel genügt“

Viele Christen kennen den Satz: „Wir brauchen kein Glaubensbekenntnis, die Bibel genügt“. Vielleicht ist dieser Satz in einer Predigt oder in einer Bibelstunde gefallen. Vielleicht hat jemand diese oder eine ähnliche Aussage in einem Gespräch gemacht, in dem es darum ging, was den christlichen Glauben eigentlich ausmacht. Die Aussage ist kurz und klar. Aber ist sie auch ein verlässlicher und hilfreicher Grundsatz, der uns als Christen in unserem Denken über christliche Wahrheit und Autorität leiten sollte?

Carl Trueman sagt dazu:

Bevor man solche Überzeugungen kritisiert, muss man zunächst verstehen, welche Wahrheit damit eigentlich transportiert und geschützt werden soll: die Autorität und Hinlänglichkeit der Bibel als zuverlässige Quelle und höchster Maßstab des christlichen Glaubens. Dieses biblische Prinzip hat seine Wurzeln in der Reformation, als die protestantischen Reformatoren feststellten, dass viele Lehren der mittelalterlichen Kirche, etwa das Fegefeuer, der Ablass und die ausgefeilte Theorie der Transsubstantiation, nicht nur jeder biblischen Grundlage entbehrten, sondern mit der Bibel unvereinbar waren. Sie waren Erfindungen und Spekulationen einer Kirche, die für sich in Anspruch nahm, Zugang zu einer Tradition christlicher Wahrheit zu haben, die von der biblischen Offenbarung unabhängig war.

Vor diesem Hintergrund unterstreicht die grundsätzliche Ablehnung von Glaubensbekenntnissen eine wichtige Wahrheit: Die Bibel liefert den Inhalt der christlichen Lehre und die Grundsätze für die Beurteilung, ob eine Lehraussage wahr ist oder nicht. Werden wir aus Glauben allein gerechtfertigt? Ja, denn Paulus lehrt es im Römerbrief. Kann jemand Gottes Gunst durch den Erwerb eines Ablassbriefes erkaufen? Nein, denn die Bibel lehrt dies nicht nur an keiner Stelle – sie lehrt sogar das Gegenteil, wie es der Fall von Simon verdeutlicht, dem Magier in Apostelgeschichte 8. Der Wunsch, die Vorrangstellung der Bibel zu schützen, ist daher begrüßenswert.

Hier geht es weiter: www.evangelium21.net.

Die Entkirchlichung Deutschlands

Die Entkirchlichung Deutschlands hat im vergangenen Jahrzehnt rasant an Geschwindigkeit zugelegt. Die NZZ berichtet darüber, dass sich diese Entwicklung besonders im Westen des Landes in immer mehr Städten und Gemeinden ausweitet. In der Bundesrepublik gibt es keine einzige Grossstadt mehr mit evangelischer Mehrheit.

Hier: 

Besonders stark traf es traditionell evangelisch geprägte Grossstädte. Viele hatten bereits im Jahr 2011 keine evangelische Mehrheit mehr, etwa Bremen oder Kiel. Elf Jahre später existierte dann keine einzige westdeutsche Stadt mehr mit über 100 000 Einwohnern, wo Protestanten auch nur in der relativen Mehrheit sind. Stattdessen liegt die Gruppe der Konfessionslosen oder Angehörigen anderer Religionsgemeinschaften mittlerweile überall vorn.

In der norddeutschen Stadt Lübeck etwa hatten im Jahr 2011 die mehr als 100 000 Mitglieder der evangelischen Kirche mit 48 Prozent noch die grösste religiöse Gruppe gebildet, 2022 waren es nur noch 80 000. Ihr Anteil schrumpfte auf 37 Prozent; mehr als die Hälfte der Bewohner war nun konfessionslos oder gehörte keiner der grossen deutschen Kirchen mehr an.

Gemessen an der Bevölkerung war der Rückgang unter deutschen Grossstädten nur in Kassel und Bremerhaven ähnlich stark. Absolut betrachtet war der Einbruch in Berlin am grössten: Dort gab es im Jahr 2022 145 000 Protestanten weniger in der Stadt. Die grösste noch mehrheitlich evangelische deutsche Stadt ist Bayreuth in Bayern.

Mehr: www.nzz.ch.

VD: BS

Wenn elterliche Ängste die Kinder prägen

Der Psychologe Rüdiger Maas erklärt in einem FAZ-Interview, was passiert, wenn Ältere den Kindern ihre Ängste vorleben: 

Wir leben die Ängste ganz stark vor. Als ich ein Kind war, hatten wir Tschernobyl, den Jugoslawienkrieg, sauren Regen, HIV. Jedes Jahr war eine Krise. Aber wir hatten keine panischen Eltern, die jeden Tag den Kindern eingeredet haben, wie schlimm alles ist. Die Uni Zürich hat analysiert, dass etwa 90 Prozent der heutigen Eltern alle Unwägbarkeiten ihrer Kinder ergoogeln. Von denen gehen allerdings 90 Prozent davon aus, dass die Google-Treffer gar nicht stimmen. Es herrscht komplette Verunsicherung. Wir haben seit 2010 mehr Erwachsene, die keine Kinder haben, als Erwachsene mit Kindern. Dadurch habe ich in meiner Peergroup weniger Leute, auf die ich zurückgreifen kann, wenn ich mich frage, warum mein Kind schreit. Wir verunsichern uns selbst und nehmen den Jüngeren dadurch die Hoffnung.

Mehr (hinter einer Bezahlschranke): www.faz.net.

H. Ridderbos: Das Kommen des Himmelreichs

Herman Ridderbos schreibt über das Kommen des Himmelreichs (Reich Gottes) in The Coming of the Kingdom (Philadelphia, PA : The Presbyterian and Reformed Publishing Company, 1962, S. 23–24):

[Der] absolut theozentrische Charakter des Reiches Gottes in der Verkündigung Jesu bedeutet auch, dass sein Kommen ganz und gar in Gottes eigenem Handeln besteht und vollkommen von seinem Wirken abhängig ist. Das Reich Gottes ist kein Zustand und keine Bedingung, keine von Menschen geschaffene und geförderte Gesellschaft (die Lehre des „sozialen Evangeliums“). Es wird nicht durch eine immanente irdische Entwicklung kommen, auch nicht durch menschliches moralisches Handeln; es sind nicht die Menschen, die es für Gott vorbereiten. Alle diese Gedanken bedeuten eine hoffnungslos oberflächliche Interpretation des gewaltigen Gedankens der Fülle und Endgültigkeit des Kommens Gottes als König, um zu erlösen und zu richten. Vom menschlichen Standpunkt aus betrachtet, ist das Himmelreich also in erster Linie etwas, worauf man mit Beharrlichkeit beten und warten muss. Sein Kommen ist nichts weniger als der große göttliche Durchbruch, das „Zerreißen der Himmel“ (Jesaja 64,1), der Beginn des Wirkens des göttlichen dynamis (Markus 9,1). Das Himmelreich ist also in seinem Ursprung absolut transzendent, es ist die Offenbarung der Herrlichkeit Gottes (Mt 16,27; 24,30; Mk 8,38; 13,26 usw.). Deshalb ist die Doxologie am Ende des Vaterunsers in vielen Handschriften („denn dein ist das Reich …“), auch wenn sie ursprünglich nicht dort steht, die denkbar passendste Formel, um das „Gebet des Reiches“ zu beschließen. Das Reich hat nicht nur mit Gott zu tun, es hat auch seinen Ursprung bei ihm. Sein Kommen ist nur auf der Grundlage seines wundersamen und allmächtigen Handelns zu verstehen.

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Kultur des Todes (22): Apotheker muss Pille danach vertreiben

Der Inhaber einer Apotheke hatte aus Gewissensgründen die Pille danach nicht vorrätig. Das Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburgurteilte urteilte nun, dass er die Ausgabe des Arzneimittels nicht verweigern dürfe. 

Pharmazeuten dürfen aus Gewissensgründen die Herausgabe zugelassener Arzneimittel nicht verweigern. Das entschied das Berufsobergericht für Heilberufe am Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg. Die Apothekerkammer hatte ein Verfahren gegen den Apotheker eingeleitet, weil dieser die sogenannte Pille danach nicht herausgeben wollte.

Der Apotheker hatte das Arzneimittel nicht vorrätig, weil er sich eigenen Angaben zufolge nicht an einer Tötung bereits entstandenen Lebens beteiligen wollte, wie das Gericht mitteilte. Der Mann habe die Abgabe des Medikaments deswegen wiederholt verweigert. Als selbstständiger Apotheker müsse er aber dem gesetzlichen Versorgungsauftrag mit Arzneimitteln genügen, entschied das Berufsobergericht.

Die Pille danach sei ein apothekenpflichtiges Medikament, dessen Abgabe nicht aus Gewissensgründen verweigert werden dürfe, urteilte das Gericht. Inhaber einer öffentlichen Apotheke müssen demzufolge die umfassende Versorgung gewährleisten. Das Urteil hat nach Angaben einer Gerichtssprecherin keine Konsequenzen für den Mann.

Mehr: www.zeit.de.

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