Gott steigt herab, um mit uns Menschen zu reden. Diese „Akkommodation“ (dt. Anpassung) Gottes an die Erkenntnisfähigkeiten von uns Menschen wird von Johannes Calvin mit drei Bildern erklärt. Alister McGrath schreibt dazu (Johannes Calvin, Zürich: Benziner, 1991, S. 174–175):
Anhand dreier zentraler Bilder entwickelt Calvin den Gedanken von der göttlichen Anpassung an menschliche Fähigkeiten bei der Offenbarung. Gott ist unser Vater, der bereit ist, die Sprache der Kinder zu benutzen, um zu uns zu sprechen. Er paßt sich der Schwäche und Unerfahrenheit der Kinder an. Er ist unser Lehrer, der weiß, daß er sich auf unsere Stufe herabbegeben muß, wenn er sich uns mitteilen will. Er paßt sich unserer Unwissenheit an, um uns zu unterweisen. Er ist unser Richter, der uns unsere Sundhaftigkeit, unsere Verstocktheit und unseren Ungehorsam vor Augen führt. Wie vor Gericht der überzeugende Gebrauch der menschlichen Rede dazu dient, ein wahres Urteil sicherzustellen, so ist Gott darum bemüht, uns von unserer Sünde zu überzeugen und zu überführen. Sein Urteil soll unser Urteil werden, indem wir erkennen, daß wir in der Tat Sünder sind, die weit von Gott entfernt sind. Calvin beharrt darauf, daß wahre Weisheit in der Gottes- und Selbsterkenntnis liegt. Durch die Erkenntnis, daß wir Sünder sind, erkennen wir, daß Gott unser Erlöser ist.
Nach der Lehre von der Menschwerdung erniedrigt sich Gott auf unsere Stufe, um uns ebenbürtig zu sein. Er ist als unseresgleichen mitten unter uns. Calvin weitet dieses Prinzip auf die Sprache und Bilder der Offenbarung aus: Gott offenbart sich in Worten und Bildern, die wir verstehen können. Sein Ziel und Zweck ist die Verständigung, der Brückenschlag über die große Kluft zwischen ihm als dem Schöpfer und den Menschen als seiner Schöpfung. Für Calvin sind der Wille und die Fähigkeit Gottes, sich zu erniedrigen und sich unserer Beschränktheit anzupassen, ein Zeichen seiner Barmherzigkeit und Fürsorge.