CDU und CSU haben bei der Bundestagswahl die Stimmen vieler Katholiken eingebüßt. Matthias Gierth sucht nach den Gründen:
Die protestantische Parteiführung mit Angela Merkel und Hermann Gröhe an der Spitze findet bislang keine rechte Antwort auf die Unruhe im katholischen Parteiflügel. Zwar hat Gröhe als bekennender evangelischer Christ weit mehr Verständnis für die Relevanz des »C« als sein Vorgänger Ronald Pofalla. Hätte Gröhe und nicht der heutige Kanzleramtsminister den CDU-Grundsatzprogrammprozess gesteuert, wären christliche Positionen viel stärker zum Tragen gekommen, heißt es auch aus dem Parteivorstand. Aber als sich vor Weihnachten ein Arbeitskreis Engagierter Katholiken (AEK) gründete, reagierte das Adenauerhaus äußerst reserviert.
In der Initiative haben sich Katholiken zusammengeschlossen, die auf der Grundlage ihres Glaubens einen Beitrag zur klareren Positionierung der CDU leisten wollen. Zu den Gründern gehören der bayerische Ex-Staatsminister Thomas Goppel genauso wie der CSU-Bundestagsabgeordnete Norbert Geis. Auch der Trierer Sozialethiker Wolfgang Ockenfels und Benediktiner-Abtprimas Notker Wolff sind dabei.
Der Sprecher des AEK, der Publizist Martin Lohmann, gibt sich kämpferisch: »Viele katholische Christen, die bisher überzeugte Stammwähler waren, fühlen sich politisch nicht mehr richtig beheimatet in der CDU. Das will der AEK wiederherstellen. Uns ist es nicht egal, dass die Union seit 2002 rund vier Millionen Wähler verloren hat – und darunter sehr viele katholische.« Zwar gebe es viele katholische Politiker. Dennoch sei das Katholische »zunehmend weniger sichtbar«. Daher wolle der AEK »Einfluss haben, mitreden, mitgestalten«. Von etwa 600 Mitgliedern bisher spricht die Gruppe.
Der Evangelische Arbeitskreis, ebenfalls im Adenauerhaus ansässig, zeigt sich wenig euphorisch über neue Mitstreiter. »Wir konzentrieren uns auf die Arbeit des Evangelischen Arbeitskreises«, ist Rachels knappe Reaktion. »Gründungen anderer Gesprächskreise möchte ich nicht kommentieren.«
Wolfgang Bosbach, der inzwischen beim AEK mitwirkt, kann das nicht verstehen: »Es gibt offensichtlich Leute in der CDU«, klagt er, »die ernsthaft der Ansicht sind: Achtung, hier gibt es eine Basisinitiative, die die Rolle rückwärts will. Davon kann jedoch keine Rede sein. Anstatt dass man sagt: Es ist schön, dass hier engagierte Katholiken mitarbeiten, zucken einige zusammen, als sollte Unheil organisiert werden.«
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