Das wieder aufgebaut Berliner Stadtschloss, das als Humboldt-Forum nun die ethnologischen Sammlungen aus Dahlem ins Zentrum geholt hat, sorgt für einige Kontroversen. Eine davon betrifft das Kreuz auf der Schlosskuppel und die Umschrift der Kuppel mit Bibelzitaten, die da lautet: „„Es ist in keinem andern Heil, ist auch kein anderer Name den Menschen gegeben, denn in dem Namen Jesu, zur Ehre Gottes des Vaters. Dass in dem Namen Jesu sich beugen sollen aller derer Knie, die im Himmel und auf Erden und unter der Erde sind“ (nach Apg 4,12 u. Phil 2,10). Diese Inschrift will das Humboldt-Forum nun auf einer Tafel vor der Kuppel kommentieren. Es soll darin heißen:
Alle Institutionen im Humboldt-Forum distanzieren sich ausdrücklich von dem Alleingültigkeits- und Herrschaftsanspruch des Christentums, den die Inschrift zum Ausdruck bringt. Sie verstehen die Kuppel als bauhistorisches Zitat im Rahmen der Schlossrekonstruktion.
Der Theologe und Philosoph Richard Schröder hat die Kontroverse für die NZZ kommentiert: www.nzz.ch.
Super Inschrift und ziemlich blamabel, was das Humboldt-Forum dazu getextet hat. Richard Schröder stellt in seinem Kommentar treffend fest: „Um die Toleranz ist es schlecht bestellt, wenn nicht einmal der Anblick eines hundertfünfzig Jahre alten Textes ertragen wird, dem doch niemand zustimmen muss.“
Was ich mich frage: Warum wird hier der Säkularismus (oder wie auch immer man das nennen möchte) unhinterfragt als Schiedsrichter respektive Bewertungsgrundlage mit einem neuen Alleingültigkeitsanspruch hingestellt? Durch die Verknüpfung mit den momentan en vogue seienden Meinungen geht er zwar der Kontorverse aus dem Weg, schließt aber die ernsthaft praktizierenden Christen aus. Es wäre redlicher, den Bibelvers als historisches Zeugnis stehenzulassen, ohne sich zu positionieren.
Einen ehrlichen Unglauben finde ich besser als Heuchelei. Und interessanterweise bestätigen sie den „Alleingültigkeits- und Herrschaftsanspruch des Christentums“ und widersprechen damit den liberalen Theologen.
Was sagte damals Pilatus: „Was ist geschrieben habe, dass habe ich geschrieben.“
Dazu noch der „Alleingültigkeits- und Herrschaftsanspruch“ der Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) im FAZ Interview vom 7. Februar 2022: „Im Koalitionsvertrag steht: Wir wollen das Humboldt-Forum zu einem weltoffenen Ort machen. Das heißt: So wie bisher geht es nicht. Die Kuppelinschrift habe ich schon in Oppositionszeiten kritisiert. Das hat doch überhaupt nichts mit Weltoffenheit zu tun. Im Gegenteil: Da wird ein Dominanzanspruch formuliert, der einfach nur abschreckend wirkt. Zum Kreuz: Vor zwanzig Jahren haben wir im Bundestag darüber debattiert, ob auf dem Altar im Andachtsraum des Parlaments von Günther Uecker ein Kreuz fest installiert werden soll. Man hat dann aber gemerkt, dass das Kreuz für viele wichtig ist, aber für andere nicht dieselbe Bedeutung hat. Also gibt es da ein mobiles Holzkreuz. Im Humboldt-Forum soll jetzt die Inschrift auf der Kuppel kontextualisiert werden. Das ist das Allermindeste, finde ich. Das Humboldt- Forum ist ja nicht der Vatikan.“ Wie gesagt, um die Toleranz in unserem Land ist es schlecht bestellt. Ernsthaftes Christsein… Weiterlesen »
Aus meiner Sicht geht es nicht in erster Linie um den christlichen Glauben sondern um eine massive Verengung des Diskurses in der deutschen Öffentlichkeit. Das sieht man z.B. an der Diskussion zu Boris Palmer bei den Grünen, die unterschiedliche Bewertung von Demos ( Spaziergänger vs. Strassenbesetzer in Berlin) und dem unterschiedlichen Umgang mit Gewalt und Hetze von rechts vs. links und muslimisch. Gerade wir Christen sollten uns für einen freien Diskurs in der Gesellschaft auch gerade für die, die nicht unserer Meinung sind.
Mehr Eurozentrismus als Universalismus